PIKTORIALISMUS!

DIE KUNSTFOTOGRAFIE UM 1900

In der Albertina Modern in Wien läuft zurzeit eine sehr interessante Ausstellung.

Franz Kaiser
Zwei Mädchen in einer Blumenwiese, um 1910
Autochrom
ALBERTINA, Wien. Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt

Piktorialismus, was genau ist das? Der Piktorialismus ist eine kunstfotografische Stilrichtung, die um 1900 sich auftat. Ziel des Stiles war es, nicht lediglich ein bloßes, einen Augenblick in der Realität festhaltendes Abbild des Motivs herzustellen, sondern eine symbolische Darstellung von Gemütszuständen zu erzielen. Des Weiteren war es Ziel des Piktorialismus, die Fotografie als vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren. Anfangs orientierte man sich am Natualismus in der Malerei, danach auch am Impressionismus.

Mit dieser Ausstellung beleuchtet die ALBERTINA erstmals ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der österreichischen Fotografie. Es entwickelte sich kurz vor 1900 eine Bewegung, deren Hauptanliegen die Gleichstellung der Fotografie mit der bildenden Kunst gleichgestellt werden sollte.

Anton Josef Trčka
Baumgesäumter Bachlauf, ca. 1913
Öldruck
ALBERTINA, Wien, Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt

Rund um die Jahrhundertwende bildet sich im Habsburgerreich eine Schule der Fotografie von weltweiter Strahlkraft. Es entstand ein lebendiges, vor allem von wohlhabenden Amateuren wie Heinrich Kühn (er war ein deutsch-österreichischer Fotograf und Fotopionier. Er gehörte der Künstlergruppe Wiener Kleeblatt an), getragenes, international tätiges Netzwerk und im Rahmen des exklusiven „Camera-Club“, in dem die fünf reichsten Männer der Monarchie ihrem Hobby, der Fotografie nachgingen.

Rudolf Koppitz
Bewegungsstudie, 1926
Gummidruck
ALBERTINA, Wien, Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt

Es waren enge Beziehungen zur progressiven Kunstszene der Wiener Secession und brachten mit Hilfe aufwändiger Drucktechniken bildgewaltige, an der Malerei geschulte Kompositionen hervor. Maßgeblich durch den Piktorialismus wurde auch die gewerbliche Porträtfotografie beeinflusst.

Die Kunstfotografie erlangte ihren späten Höhepunkt in den 1920er Jahren durch Rudolf Koppitz (er war ein österreichischer Fotograf, der vor allem mit Aktbildern, die in ihrer Formgebung und Ausgestaltung teils dem Jugendstil, teils dem Konstruktivismus nahestanden) und andere berühmte Studentinnen und Studenten der ehemaligen k.u.k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt Wien.

Die Ausstellung ist deshalb sehenswert, weil es ein Rückblick in die Fotografie vor 123 Jahren ist. Diese Art von Fotografie war damals zeitgenössisch und heute befinden wir uns im digitalen Zeitalter, dass ein ganz anderes Bild erzeugt, inzwischen werden Bilder auch mit Künstlicher Intelligenz erzeugt.

https://www.albertina.at/albertina-modern/ausstellungen/piktorialismus/

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KNALLEFEKT!

Séamus Kealy verlässt mit Ende März 2023 den Salzburger Kunstverein!

Séamus Kealy (Direktor Salzburger Kunstverein-Künstlerhaus) Foto: Künstlerhaus © Michael Groessinger

Seit 2014 war er Direktor des Salzburger Kunstvereins und nun kehrt er Salzburg den Rücken zu und geht in seine Heimat nach Kanada zurück. Genauer gesagt er wandert nach Oakville aus (dies ist eine kanadische Stadt mit ca. 200.000 Einwohner, und liegt 30 km westlich von Toronto). Dort wird er die Position als Executive Direktor bei den Oakville Galleries ab 1. April 2023 übernehmen.

Für Séamus Kealy ist der Job in den Oakville Galleries eine neue Herausforderung. Denn die Oakville Galleries sind ein gemeinnütziges Museum für zeitgenössische Kunst, das in ganz Oakville ein breiteres Publikum auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene anspricht. Wird Kealy genauso zielstrebig wie im Salzburger Kunstverein vorgehen? Die Oakville Galleries in die Zukunft steuern?  In Vergangenheit sahen sich die Galleries als Institution an und es war wichtig für sie, sinnvolle und respektvolle Beziehungen zu den ursprünglichen Bewohnern und Hütern des Landes aufzubauen und auch aufrechtzuerhalten!

Denn Salzburger Kunstverein hat Kealy ins 21. Jahrhundert geführt und ihn auch gleichzeitig zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt für zeitgenössische Kunst internationaler und nationaler Künstler: innen gemacht. Er schaffte es, den Salzburger Kunstverein zu einem besonderen Nährboden für Kunstproduktionen, für neue Ideen zu machen, die am Puls der Zeit sind. Sein kuratorischer Ansatz beziehet sich auf alle Formen zeitgenössischer Kunst, mit Schwerpunkt auf neue Medien, Film- und Video-Installationen, Konzeptkunst und Fotografie. Auch traditionelle Praktiken wie z.B. Skulptur und Malerei fanden hier ihre innovativsten Formen. Seine Meinung war, die beste zeitgenössische Kunst in allen Genres der Kunstproduktion zu finden war, das Programm in seiner Vielfältigkeit wieder zu spiegeln.

Neben vielen Einzelausstellungen zeitgenössischer Künstler: innen fanden immer wieder themenspezifische und multidisziplinäre Ausstellungen statt. Auch die Zusammenarbeit mit lokalem und nationalem Partner: innen wie z.B. Universitäten und Kulturinstitutionen wurden sehr forciert.

Das Programm für 2023 hat Séamus Kealy ebenfalls noch programmiert. Die erste Ausstellung läuft bereits „Wet Closet“ von Hedda Roman, eine Ausstellung die sich mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Über diese Ausstellung werde ich noch genauer berichten. Auch sein noch gestaltetes Programm für 2023 bietet einen interessanten Ausblick auf zeitgenössische Kunst.

Séamus Kealy hatte einen exzellenten Job gemacht und seine Nachfolger oder Nachfolgerin wurde bis dato noch nicht bekanntgegeben. Eines ist sicher, es wird nicht so einfach sein, in seine Fußstapfen zu treten.

Ich jedenfalls wünsche Séamus Kealy alles Gute und weiterhin viel Erfolg in der neuen Heimat Kanada.

Damit Sie als Leser:in sich über die Ausstellungen ebenfalls rückwirkend ein Bild machen können, die Séamus Kealy während seiner Position als Direktor im Salzburger Kunstverein auf die Beine stellte, klicken Sie einfach in die angeführten Links. Da es sich hier immer um sehr interessante Ausstellungen handelte, hatte ich sie auch auf meinem Blog veröffentlicht

https://www.kultura-extra.de/kunst/spezial/ausstellung_invisibleviolence_salzburgerkunstverein.php

AUFTRITT DER FRAUEN als Künstlerinnen in Linz zwischen 1851 – 1950

Im Jahr 2022 wurde die Ausstellung AUFTRITT DER FRAUEN als Künstlerinnen in Linz im Nordico Stadtmuseum Linz gezeigt und zu dieser Ausstellung ist im Verlag Anton Pustet das Buch AUFTRITT DER FRAUEN als Ergänzung zur Ausstellung erschienen.

Foto: © Christa Linossi

Worum geht es in diesem Buch?

Es ist kaum bekannt, dass Frau­en bereits seit 1851 in der Lin­zer Kunst­sze­ne prä­sent waren. Sie waren nicht nur von Anbe­ginn in den Aus­stel­lun­gen des Ober­ös­ter­rei­chi­schen Kunst­ver­eins sowie von Ring und März invol­viert, son­dern betei­lig­ten sich an der Aus­stat­tung von Pres­ti­ge­pro­jek­ten wie dem Palais Sto­clet in Brüs­sel und grün­de­ten erfolg­reich eige­ne Werk­stät­ten. Die Künst­le­rin­nen pfleg­ten Aus­tausch mit der weib­li­chen Kunst­sze­ne in Wien, Salz­burg, Mün­chen, Dach­au und Ber­lin und prä­sen­tier­ten ihre Wer­ke 1950 auf der XXV. Bien­na­le von Venedig.

Unbekannt_Agathe-Schwabenau-malend-im-Freien-in-Maloja_undatiert

Für Frauen, die Mitte des 19. Jahrhunderts Künstlerinnen werden wollten, war es nicht einfach, sie waren aufgrund der Gesellschaftskonvention und der Benachteiligung in der Ausbildung auch in Oberösterreich sehr schlecht. Die erste Frau die wesentlichen Anteil daran hatte, dass Künstlerinnen jenseits des Dilettantismus eine erfolgreiche Karriere aufbauen konnten, hatte die Malerin Agathe Schwabenau (1857-1950), die sich im Oberösterreichischen Kunstverein maßgeblich engagierte und 1896 die erste Malschule in Linz gründete.

Die erstmals präsentierten biografischen Notizen und Erinnerungen in der Ausstellung gaben einen lebhaften Einblick in die Herausforderungen, die ein Frauen- und Künstlerinnenleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bereithielt.

Dieses Buch ist es wert zu lesen?

Ein längst über­fäl­li­ger Blick auf 100 Jah­re Kunst­schaf­fen eman­zi­pier­ter, zu Unrecht in Ver­ges­sen­heit gera­te­ner Frau­en, der die loka­le Kunst­ge­schichts­schrei­bung korrigiert. Es ist aber im 21. Jahrhundert trotz vieler Errungenschaften, nach wie vor schwierig, sich als Künstlerin zu behaupten. Man muss auch heute dreifach so gut sein wie der männliche Künstler. Aber vieles ist leichter geworden und die Frauen selbstbewusster.

Die Autorinnen dieses Kunstbandes:

Andrea Bina, Sabine Fellner, Gabriella Hauch, Michaela Nagl

Erschienen ist das Buch

Im Verlag Anton Pustet ISBN 978-3-7025-1042-8

Yoshitomo Nara in der Art Gallery of Western Australia

26. Februar – 25. Juni 2023
Die Kunstgalerie von Westaustralien Perth

Es ist ein digitaler Blick mit einer Entfernung von 13.355 km in die Art Gallery of Western Australia in Perth.

Die Art Gallery of Western Australia (AGWA) widmet die erste große australische Einzelausstellung des gefeierten japanischen Künstlers Yoshitomo Nara. Auch in Europa ist Yoshitomo Nara sehr bekannt.

Yoshitomo Nara, Mädchen mit Augenklappe, 2018, Acryl auf Leinwand, 120 x 110 cm © Yoshitomo Nara

Yoshitomo Nara wurde 1959 in der Präfektur Aomori (Präfekturen sind Gebietskörperschaften in Japan. Präfektur Aomori befindet sich im Norder der Region Töhoku auf der Insel Honshü und Aomori ist die Stadt) geboren. Nach Abschluss des Masterstudiums 1987 an der Aichi University oft he Arts, übersiedelte er 1988 nach Deutschland und Immatrikulierte an der Kunstakademie Düsseldorf. Nach den Aufenthalten in Köln im Jahr 2000 übersiedelte er wieder nach Japan.

Seit den späten 1990er Jahren stellte er an verschiedenen Orten in Europa, den Vereinigten Staaten, Japan und Asien aus. Yoshitomo Nara erlangte internationale Bekanntheit für seine exquisit wiedergegebenen, sofort erkennbaren Porträts von abwechselnd süßen und bösartigen großköpfigen Figuren und melancholischen figurativen Skulpturen.

Yoshitomo Nara, Liebe aus dem Meer, 2020, Stift auf Papier, 29,7 x 21,1 cm © Yoshitomo Nara, 2020

Seine Inspirationen sind auch aus Erinnerungen an das Aufwachsen im ländlichen Norden Japans inmitten der anhaltenden Präsenz des Zweiten Weltkriegs, politischen Ereignissen der 1960er und 1970er Jahre, der Klang und die Grafik von Pop-, Rock- und Volksmusik, Literatur, Kunst aus dem japanischen Edo und der Moderne sowie der neue Expressionismus, dem er während seines Studiums und Lebens in Deutschland in den späten 1980er und 1990er Jahren begegnete. Seine Werke neigen zu Intimität als auch wieder weltlich und sind voller rebellischem Protest und doch wieder Ausdruck einer kraftvollen Gelassenheit.

Von 2011 bis 2022 wird Yoshitomo Nara: Reach Out to The Moon, Even If We Can’t dem australischen Publikum Zugang zu Schlüsselwerken aus Naras jüngster Produktion ermöglichen. Dies ist eine Zeit, in der Nara die verheerenden Auswirkungen der Katastrophe von Fukushima vom 11. März 2011 verarbeitet, bei der seine Heimatstadt von den kombinierten Auswirkungen eines Erdbebens, eines Tsunamis und eines Kernreaktorausfalls betroffen war.

oshitomo Nara, Mitternachtspilger, 2012, faserverstärkter Kunststoff, 156,8 x 54,6 x 74,9 cm © Yoshitomo Nara, 2012

AGWA-Direktor Colin Walker sagte: „Yoshitomo Nara ist einer der wichtigsten und beliebtesten Künstler der Welt, und ich persönlich bin ein langjähriger Fan. Im Laufe seiner Karriere hat Nara die Fantasie von Millionen von Menschen beflügelt, und ich bin begeistert, dass AGWA jetzt das Privileg hat, seine Praxis direkt mit den Menschen hier zu verbinden. Ich bin auch unglaublich aufgeregt, dies mit einer so kraftvollen Auswahl seiner emotional aufgeladenen figurativen Werke zu tun“.

Die am 26. Februar 2023 eröffnete Ausstellung Yoshitomo Nara: REACH OUT TO The Moon, Even If We Can’t vereint große skulpturale Werke neben Gemälden, Zeichnungen, Keramiken und Fotografien.

https://artgallery.wa.gov.au/

COLLOREDO  Reformer in neuem Licht

Ortswechsel, diesmal besuche im Dom Quartier Salzburg die aktuelle Ausstellung ALLES DREHT SICH UM MICH!

Wer ist hier eigentlich gemeint? Es handelt sich um Hieronymus Graf Colloredo der am 14. März 1772 zum Erzbischof von Salzburg gewählt wurde und die Nachfolge nach dem Tod des Fürsterzbischof Schrattenbach, der am 16. Dezember 1771 verstorben ist, antrat.

Stainhauser von Treuberg, Hieronymus Graf Colloredo, Dommuseum (c) Dommuseum_Auer

Vor gut 250 Jahren wurde Hieronymus Graf Colloredo zum Erzbischof gewählt und damit das letzte Kapitel des geistlichen Fürstentums Salzburg aufgeschlagen. Aus diesem Anlass präsentiert das Dom Quartier Salzburg die bislang umfangreichste Ausstellung über Colloredo und seine Zeit.

Franz Xaver Koenig, Hieronymus Graf Colloredo, Stadt Laufen (c) © Laufen_Anrather

Graf Colloredo war einer der reformfreudigsten Fürsten europaweit und rückte mit seiner katholischen Aufklärung ins Rampenlicht und machte es zu einem Zentrum fortschrittlichen Denkens.

Doch nicht alle seiner Erneuerungen wurden mit Beifall begrüßt. Bis heute fällt die Beurteilung von Colloredos Persönlichkeit und Wirken zwiespältig aus. Hieronymus Graf Colloredo forderte radikale, mitunter höchst umstrittene Reformen zur Umgestaltung des Landes in einen modernen aufgeklärten Musterstaat. In ganz Europa diskutierten Anhänger und Gegner der katholischen Aufklärung über seinen berühmten Reformhirtenbrief von 1782.

Hirtenbrief 1782, Hieronymus Graf Colloredo, Dioezesanbibliothek Salzburg (c) DBS_Kral

So entwickelte sich Salzburg unter Hieronymus Graf Colloredo zu einem bedeutenden „Hotspot“ der katholischen (Spät-) Aufklärung. Er führte die Grundsteuer ein und so entstand ein effizienteres und gerechteres Steuersystem, das zur dringend erforderlichen Sanierung des Staatshaushalts betrug. Bildung wurde großgeschrieben, das Schulwesen auf neue Beine gestellt und neben der Lehrerausbildung auch die der Priester reformiert. Die liberale Pressezensur begünstigte in der Residenzstadt die Gründung von Zeitungen und Fachjournalen. Die Hofbibliothek stand ebenso wie das neue Hoftheater allen Untertanen offen. Der Ausbau der Armenfürsorge war Colloredo ebenso ein Anliegen wie eine verbesserte medizinische Versorgung, gegen Ende seiner Regierungszeit auch die Verbreitung der Pockenschutzimpfung.

Colloredos Kunstverständnis, Sammeltätigkeit und Malerakademie? In der erzbischöflichen Residenz ließ Colloredo Anfang der 1790er Jahre das dritte Obergeschoß des Osttraktes zu einer Gemäldegalerie adaptieren und vereinte in seiner neuen Galerie des Osttrakts seiner Residenz die Gemälde der Sammlungen seiner Vorgänger ab dem 16. Jahrhundert und ergänzte diese mit zeitgenössischen Bildern.

Nesselthaler, Prokris und Cephalus, Residenzgalerie Salzburg (c) RGS_Ghezzi

Andreas Nesselthaler, den er 1794 zum Galeriedirektor ernannte, sollte die Galerie gestalten. (Wer ist Andreas Nesselthaler? Andreas Nesselthaler war der letzte Salzburger Hofmaler. Geboren wurde er 1748 in Langenisarhofen Niederbayern und verstarb 1821 in Salzburg).

Colloredo gelang es auch eine Malerakademie zu gründen und durch die Gründung dieser Malerakademie nahm diese auch eine besondere Rolle in der erzbischöflichen Kunstpolitik ein.

Zu dieser Ausstellung wurde auch ein umfangreicher Katalog aufgelegt der in Kooperation mit dem Archiv der Erzdiözese Salzburg entstanden ist. Er enthält neben Beschreibungen der Ausstellungsobjekte 38 Aufsätze zu Menschen und Familie, Staat und Verwaltung, Wissenschaft und Kunst, Glaube und Kirche, Alltag und Lebensbedingungen.

Aus-Colloredo-Gespraechsreihe

Die Ausstellung läuft bis 29. 5. 2023 | Nordoratorium, Residenzgalerie

JEAN EGGER

Revolutionär der modernen Malerei 1920-1930

Jean Egger, Porträt eines Jünglings (Selbstporträt), 1927 Sammlung Museum der Moderne Salzburg

Das Lentos Museum ließ mich nicht los, ich musste auch die aktuelle Ausstellung zu Hans (Jean) Egger begutachten. Er war ein Revolutionär der modernen Malerei.

Seine Porträts hatten mich in seinen Bann gezogen. Ich betrachtete sie mit einer Faszination, weil wir uns heute unter Porträt etwas anderes vorstellen. Aber für die damalige Zeit war dies sicher eine Revolution, dass sich ein Maler in eine Richtung wendet, die absolut gewagt war.

Jean Egger Porträt Signe (Lebensgefährting) um 1930/1931 / Ausstellung Lentos Kunstmuseum Linz Foto:© Christa Linossi

Egger hatte einen kühnen Pinselstrich, welches man auch immer wieder bei den Porträts oder Landschaftsbildern, im speziellen wenn er seine Lebensgefährtin Signe Wallin porträtierte, erkennen kann.

Jean Egger „Meerjungfrau 1916 /Ausstellung Lentos Kunstmuseum Linz Foto:© Christa Linossi

Die Befreiung der Farbe in seiner Malerei und die Radikalität der Formauflösung machen Jean Egger (1897-1934) zu einem der bedeutendsten Künstler der Zwischenkriegszeit. Egger löst den Pinselstrich in beinahe gestischer Weise von der gegenständlichen Darstellung und somit entstand hier sein wesentlicher künstlerischer Entwicklungssprung.

Porträt Ausstellungsansicht Jean Egger 2023 Foto Reinhard Haider

Er war ein Ausnahmekünstler und das Lentos Kunstmuseum widmet ihm eine Ausstellung, die zu seinen wichtigsten Lebensstationen führt.

Jean oder auch Hans EGGER (1897 – 1934) geborene Kärntner Maler studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Nach dem Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste unternimmt er mehrere Reisen. 1924 ließ er sich für mehrere Jahre in Paris (1925-1932) nieder. Knüpfte Kontakte in den hohen Gesellschaftskreisen und stellte 1926 regelmäßig in renommierten Pariser Kunstsalons aus. In der Portraitserie seiner Lebensgefährtin Signe Wallin tritt seine sensible Suche nach dem stärksten Ausdruck in der Malerei besonders klar hervor. Als er in der Pariser Galerie Sloden im Jahr 1930 eine Einzelausstellung hatte, war er bereits am Höhepunkt seiner Karriere. Eine verschleppte Lungentuberkulose in seiner Kindheit, führte zum frühen Tod im Alter von 37 Jahren.

Statement von Brigitte Reutner-Doneus, Kuratorin: „Egger suchte stets nach dem stärkst möglichen Ausdruck, den er in einer Weiterentwicklung seines mit Chiffren verdichteten Malstils fand. Damit antizipierte er die Kunst der Nachkriegsjahre. Eine ähnliche extreme Enervierung der Kunst taucht erst in den späten 1940er Jahren bei dem Vertreter*innen der Art Brut und der COBRA-Gruppe auf: Karel Appel, Asger Jorn 2 und Corneille hätten Jean Egger mit offenen Armen in ihre Künstlergemeinschaft aufgenommen“.

Ausstellungsansicht, Jean Egger, 2023 Foto; Reinhard Haider

Die Ausstellung, ist es wert sie zu sehen und sich mit dem Ausnahmekünstler auseinanderzusetzen. Ich, die sich eher mit zeitgenössischer Kunst auseinandersetzt, bin zur Erkenntnis gekommen, dass man auch hin und wieder einen Blick in die Vergangenheit machen muss. Denn auch die Künstler*innen aus der Vergangenheit, waren zur damaligen Zeit  auch zeitgenössische Künstler*innen.

Die Ausstellung läuft im Lentos Kunstmuseum Linz bis 07. Mai 2023

UNVORHERSEHBARE Ereignisse

von Anita WITEK   im Lentos Kunstmuseum Linz

ANITA-WITEK Foto privat

Es zahlt sich immer wieder aus, einen Blick in das Lentos Museum in Linz zu werfen. Diesmal präsentiert das Lentos Anita Witeks jüngste Arbeiten, die unter dem Einfluss der Pandemie und der damit ausgelösten gesellschaftlichen Umbruchstimmung entstanden sind.

Ausstellungsansicht Anita Wite 2023 Lentos Kunstmuseum Linz Foto Reinhard Haider

Was macht die Arbeiten von Anita Witek so interessant? Ist es die Collage und die damit verbundenen Prozesse des Sammelns, Auswählens und Neu-Arrangierens visueller Dokumente? Es gibt dem Betrachter*innen einen unterschwelligen Einfluss massenmedialer Bilder auf die Wahrnehmung und unsere Sehgewohnheiten.

ReflexOfFreedom04_gross Anita Witek Reflex of Freedom aus der Serie Unvorhersehbare Ereigniss , 2022 Bildrecht Wien 2022

Witek geht vom Medium der Fotografie aus, sie hinterfragt nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch den Wahrheitsgehalt von Bildern und Texten in Massenmedien. Sie durchleuchtet die Bilderflut aus unterschiedlichen Perspektiven.

Anita Witek Eskalierendes Commitment aus der Serie Unvorhersehbare Ereignisse 2022 (c) Bildrecht, Wien 2023 und die Künstlerin

Als Betrachter muss man sich jedoch Schritt für Schritt an die Arbeiten herantasten. Auf den ersten Blick sieht unser Auge ein Wirrwarr an Elementen unterschiedlicher Dinge, die man nicht erfassen kann. Jedoch je länger man vor einem Werk steht und es aus allen Blickwinkeln ansieht, entdeckt man das eine oder andere Objekt oder ist es nur eine Täuschung? Es sind teilweise fotografische Abbildungen aus Printmedien, woraus sie wieder Collagen entwickelt, und sie fotografiert, dadurch entsteht wieder ein komplett anderes Bild.

Es sind wirkungsvoll gruppierte Bilder sowie räumliche Installationen, die die versteckten, ästhetischen und ideologischen Gehalte der verwendeten Vorlagen offenlegen und gleichzeitig zum Gegenstand eigenständiger assoziativer Bildgeschichten machen.

Witek übersetzt die Fotografie somit ins Dreidimensionale und schafft aus vorgefundenem Bildmaterial durch collagenartiges Zusammenfügen eine kraftvolle Fotoplastik und durch die intensive Reduktion ihrer Sujets in Zeiten der Bilderflut fordert sie die Betrachter*innen auf die Leerstellen hin diese zu füllen und sich gedanklich auf ein spannendes Experiment sich einzulassen.

Mit Anita Witek setzt das Lentos konsequent die Reihe fort, spannende zeitgenössische, weibliche Positionen ins Rampenlicht zu rücken.

Anita Witek lebt und arbeitet in Wien. Die Künstlerin war bereits mit Einzelausstellungen in London und New York vertreten und wurde u.a. mit dem Österreichischen Kunstpreis für Fotografie ausgezeichnet.

Prädikat:  sehenswert, die Ausstellung läuft noch bis 16.04.202

https://www.lentos.at/

SOKO LINZ Zweite Staffel 2023

Daniel Gawlowski, Katharina Stemberger Foto: © Christa Linossi

Entstanden ist dieses Sendeformat „SOKO“ 1978 und es wurde zu einem Erfolgsformat, dass sich bis heute gehalten hat. Die erste Serie des Formats entstand 1978 unter dem Titel SOKO 5113.

Wer kennt sie also nicht diese Krimiserie SOKO die quer durch Österreich und Deutschland über die Bildschirme flimmert.

 Pressekonferenz Anfang Februar 2023 wurde die zweite Staffel (gedreht von Mai bis September 2022) SOKO LINZ vorgestellt. Mit 13 neuen Folgen und spannenden, vielseitigen, grenzüberschreitenden Fällen können sich die Zuseherinnen und Zusehern dieser Serie erfreuen.

v.l.n.r.: Produzent Florian Gebhardt, Generaldirektor des ORF Mag. Roland Weißmann, Schauspieler Daniel Gawlowski, Schauspielerin Katharina Stemberger, ORF TV Mag. Katharina Schenk und Landesdirektor des ORF Oberösterreich Klaus Obereder Foto: © Christa Linossi

Neben neuen Drehorten, die das facettenreiche Linz und seine Umgebung abbilden, geht es diesmal nicht nur zu den verschiedensten Ecken der Landeshauptstadt Linz, sondern auch an den Attersee, ins Eferdinger Becken, an den neuen Medizin-Campus der Kepler Universität und sogar über die Grenzen hinaus bis nach Tschechien.

Diese Staffel sorgt für noch mehr Action, Spannung, Konflikte, persönliche Geschichten der verschiedenen Figuren und Auseinandersetzung mit sehr aktuellen Themen.

Die Hauptdarsteller: v.l.n.r.: Alexander Pschill, Anna Hausburg, Paula Hainberger, Miriam Hie, Katharina Stemberger, Daniel Gwalowski, Damian Andreev Foto: © Christa Linossi

In den Hauptrollen sind Katharina Stemberger die die Chefinspektorin Joe Haizinger darstellen wird. Daniel Gawlowski ist Ben Halberg als Kriminalhauptkommissar, der es mit seinem psychologischen Geschick stets, die Ermittlungen voranzutreiben weiß. Anna Hausburg spielt Nele Oldendorf, die in ihrem Job gut angekommen ist und unterstützt ihr Team professionell und sympathisch. Alexander Pschill ist Dr. Richard „Richie“ Vitek hält sich als Gerichtsmediziner immer mit seiner Meinung zurück und sagt, was er sagen muss, wenn er es sagen kann – keine Vermutungen, das ist die Devise. Damyan Andreev ist Aleks Malenov der sich mehr und mehr in sein Team einbringt, seine Recherchearbeit und rasche Auffassungsgabe sind eine große Stütze bei den Ermittlungen. Paula Hainberger ist Emilia Ertl, die sich vom Teenager zur einer jungen Frau entwickelt und sich mit ihrem Vater Ben (Kriminalhauptkommissar) nicht arrangieren kann und Miriam Hie ist Yara Nejem, die immer wieder versucht Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

Blicken wir auch einmal hinter die Kulissen des Entstehens der Serie: Was bedeutet es ein Jahr lang auf der Suche, um eine Staffel zu drehen. Es sind 97 Arbeits- oder Drehtage die Kamera zu positionieren, dann 7 Hauptdarstellerin und Hauptdarsteller, die vor der Kamera stehen. 64 Episoden Darstellerin oder Darsteller müssen gefunden werden, dann kommen an die 1000 Komparsen und Komparsinnen hinzu. 732 Szenen wurden gedreht, wo man auch 732 Drehorte finden musste. Dann kommt es auf die Perspektiven darauf an, wo stehen die Kameras wo die Schauspieler, wo ist der Lichteinfall usw.

Regie führten: Kim Strobl, Martin Kinkel und Claudia Jüptner-Jonstorff.

Es ist eine Koproduktion von ORF und ZDF, hergestellt von Gebhardt Productions mit Unterstützung vom Land Oberösterreich. Die Drehorte waren Linz und Umgebung sowie Tschechien.

Zweite Staffel ab 7. Februar 2023 / Dienstag 20:15 Uhr ORF 1

Ich bin für meine Leser und Leserinnen immer am Puls der Zeit und informiere Sie über aktuelles Kultur- und Kunstgeschehen