Hans Schabus „The Long Road from Tall Trees to Tall Houses“

Hans Schabus mit seinem zerlegten Fahrrad mit dem er von der Westküste zur Ostküste fuhr Foto: Christa Linossi

Hans Schabus mit seinem zerlegten Fahrrad mit dem er von der Westküste zur Ostküste fuhr
Foto: Christa Linossi

Ausstellung im Salzburger Kunstverein / Künstlerhaus   20. Februar – 24. April 2016

Wer ist der Künstler Hans Schabus? Er wurde 1970 in Watschig, Gemeinde Hermagor-Pressegger See in Kärnten geboren. Er ist ein österreichischer zeitgenössischer Künstler der an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Bruno Gironcoli studierte. Hans Schabus lebt in Wien.

Bekannt wurde er bei der 40. Biennale di Venezia im Jahr 2005 durch die Gestaltung des Österreichischen Pavillons. er transformierte den Hofmann Pavillon mit der Arbeit „Das letzte Land“. Die Großinstallation fand international größtes Echo in allen Fachmedien und war eine der eindrucksvollsten Arbeiten der Biennale. 2006 hat Hans Schabus bei Kontracom 06 mit seiner Installation am Eingang zum Mirabellgarten, in Salzburg mit seinem Bauzaun für Aufsehen erregt. Schabus Bretter dienten als temporärer künstlerischer „Sichtschutz“ am Eingang zum Mirabellgarten. Der „Bauzaun“ symbolisierte das Überschreiten einer Türschwelle zwischen draußen und barocker Vergangenheit drinnen und setzte damit ein Zeichen der Modernisierung.

Nun 2016 kommt ein ganz anderer Schabus nach Salzburg, mit einer Präsentation, Installation oder vielleicht mit einem Reisebericht nach Salzburg. Ich überlasse dies dem Betrachter selbst, was er beim Betrachten der Arbeiten empfindet. Ich persönlich reihe seine neuesten Arbeiten in eine Art „Selbstfindung“ ein. Warum? Hans Schabus wollte 2015 seinen Kopf wieder frei bekommen und Abstand vom Alltag schaffen. Er nahm sein Fahrrad und brach in die Vereinigten Staaten auf. Es wurde eine Reise mit dem Fahrrad von der Westküste, wo er in Kalifornien gestartet und in New York (Ostküste) angekommen ist. Eine Reise die exakt 42 Tage dauerte.

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (July 1st, 2015), 2015, © bildrecht gmbh

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (July 1st, 2015), 2015, © bildrecht gmbh

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (July 17th, 2015), 2015, © bildrecht gmbh

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (July 17th, 2015), 2015, © bildrecht gmbh

 

Künstlerisch arbeiten wollte er auf dieser Reise nicht, aber er wollte auch nicht untätig sein und so beschloss er auf eine einfache Art und Weise seine Reise zu dokumentieren. Schlussendlich entstand für ihn doch wieder ein künstlerisches Projekt in Form einer „Selbstfindung“. Er fuhr die geplante Route von einem Ort zum nächsten und ließ die Sehenswürdigkeiten die auf der Strecke lagen, links liegen. Er wollte sich nur mit sich selbst, dem Fahrrad, die Suche nach Quartier und Essen damit auseinandersetzen. 5350 km eine gewaltige Strecke, was spielt sich hier im Kopf ab? Jeden Tag im Schnitt an die 120 km fahren und sich vor Augen zu halten, der Trip ist noch nicht zu Ende. Jedoch Hans Schabus hielt durch, fotografierte täglich um Punkt 12 Uhr Mittag (manchmal +/- 30 Minuten Abweichungen) den Ort bzw. den Verlauf der Straße wo er sich gerade befand. Sein Fahrrad ist ebenfalls auf dem Foto zu sehen (immer mit der Blickrichtung Ziel).

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (June 22nd, 2015), 2015, © bildrecht gmbh

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (June 22nd, 2015), 2015, © bildrecht gmbh

Täglich schrieb er eine Postkarte von dem Ort wo er sich gerade befand und schickte diese an seine Atelieradresse nach Wien. Die Postkarten kreierte er entweder selber, oder er klebte jeweils eine Etikette von Getränken etc. oder eine Visitenkarte von den Motels drauf.

Weiteres befanden sich auf dieser Karte Informationen wie z.B. wie viele Kilometer und Höhenmeter er an diesem Tag schaffte, sowie auch das Tages-Datum. Seine Unterkünfte (Schlafstätte) wurden ebenso dokumentiert.

Derselbe Ablauf wird jeden Tag konsistent in einer immer neuen Gegend umgesetzt. Durch diese Systematik entsteht einmal der Eindruck von Eintönigkeit, dann wieder die Andeutung einer tieferen Bedeutung, das nächste Mal auch kurz kulturell Verdrängtes auf – oder es passiert, so gut wie gar nichts.

Meines Erachtens ist es eher ein psychischer Ablauf als ein künstlerischer gewesen. Ob er seinen Kopf frei von Gedanken machen konnte, habe ich verabsäumt ihn bei der Pressekonferenz zu fragen.

Für Schabus ist es eine Vermessung eines Raums mithilfe der Zeit, und zwar im Rahmen eines kontrollierten Systems, das sich auf das große umgebende Außen bezieht. Für ihn ist es im Vergleich zum Universum eine schier unendlich kleine mikroskopische Distanz, doch immerhin umreißt das Projekt eine Ecke der Galaxis vollständig. Ich würde ergänzen, es ist ein nicht zu sehender Punkt in der Galaxis. Raum und Zeit, die erst kürzlich von Physikern nachgewiesene Messung der Gravitationswelle – jene Krümmungen in der Raumzeit, die Albert Einstein stets vorhergesagt hatte – wird uns auch in Zukunft noch mehr beschäftigen.

 

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (July 30th, 2015), 2015, Pigmentdruck auf Papier, Postkarten, Graupappe, Museumskarton, Glas, Aluminium, Holz, Farbe, diverses Befestigungsmaterial, 86,2 × 65,8 × 2,6 cm

Hans Schabus, The Long Road from Tall Trees to Tall Houses (July 30th, 2015), 2015, Pigmentdruck auf Papier, Postkarten, Graupappe, Museumskarton, Glas, Aluminium, Holz, Farbe,

Jede Wandarbeit entspricht einem Reisetag und enthält jeweils der vier identisch positionierten Bilder. Rechts oben befindet sich ein Foto, das Schabus zu Mittag mit seinem iPhone aufnahm. Links davon befinden sich etwas tiefer Vorder- und Rückseite der täglichen Postkarte, die er besorgte oder selbst fabrizierte, um sie an seine Atelieradresse in Wien zu schicken. Rechts unten schließlich ist ein Foto der Unterkunft, in die der Künstler abends einkehrte.

Ausstellungsansicht „Hans Schabus“, Salzburger Kunstverein 2016, Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein

Ausstellungsansicht „Hans Schabus“, Salzburger Kunstverein 2016, Foto: Andrew Phelps,
© Salzburger Kunstverein

 

Ella Littwitz , israelische Künstlerin

Ausstellungsansicht „Ella Littwitz. Tomograma“, Salzburger Kunstverein 2016, Foto: Andrew Phelps, © Salzburger Kunstverein

Ausstellungsansicht „Ella Littwitz. Tomograma“, Salzburger Kunstverein 2016, Foto: Andrew Phelps,
© Salzburger Kunstverein

Parallel zur Ausstellung von Hans Schabus hat im Kabinett die israelische Künstlerin Ella Littwitz eine Installation, die u.a. von Fußbällen inspiriert wurde, die sich im Laufe von neunzehn Jahren in das verminte Niemandsland Jerusalems verirrt haben, aufgebaut. Es geht hier um die Territorialisierung und Konstruktion von historischen und psychologischen Grenzen, sowie mit den oft instabilen Regeln, die diese Grenzbeziehungen verursachen.

Ella Littwitz, wurde 1982 in Israel geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin, Gent und Israel.

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