FAUST, die unendliche Dramaturgie!

© SF/Neumayr/Leopold
Anlässlich des 150. Geburtstages des Regisseurs und Festspielmitbegründers Max Reinhardt realisieren die Salzburger Festspiele im Frühjahr und Sommer 2023 Veranstaltungen, die Reinhardts letzte Salzburger Inszenierung, Goethes FAUST (1933-1937) – und damit auch die historischen Zäsuren 1933 und 1937/38 – in den Mittelpunkt stellen.
Im Herbst 2023 gedenkt die Theaterwelt des 150. Geburtstages und 80. Todestages. Max Reinhard wird als der erste moderne Regisseur bezeichnet, als Theatermagier verehrt und als Inbegriff eines Impresarios von internationaler Zugkraft beschrieben, dessen Wirken von Berlin und Wien über Salzburg bis in die Vereinigten Staaten ausstrahlte.

© ASF/Photo Ellinger
Bereits am 24.5. und 25.5.2023 beschäftigte sich ein zweitägiges Symposium auf Schloss Leopoldskron mit Reinhardts Regiebuch zu Goethes FAUST, dessen Rezeption und den Charakteristika seiner FAUST-Inszenierungen. Im Mittelpunkt des diesjährigen Symposiums steht das Regiebuch zu Max Reinhardts FAUST. Es geht um die wissenschaftliche Erschließung klassischer Texte und um Fragen der Kanon Bildung. Eine dreiteilige Ausstellung zu Beginn der Festspiele stellt Reinhardts FAUST in den politischen, gesellschaftlichen und theatergeschichtlichen Kontext.

© ASF/Photo Ellinger
In Zusammenarbeit mit zwei der wichtigsten Reinhardt-Archive – dem Theatermuseum Wien und der Wienbibliothek – wird sein Regiewerk anhand von Probennotizen, Modellen, Skizzen, Plänen, Briefen, Zeitungsartikeln, Karikaturen und Erinnerungsstücken nachgezeichnet.

Anlässlich des Jubiläums wird im Rahmen der Salzburger Festspiele und in Kooperation mit dem ARS ELECTRONICA FUTURELAB, das letzte Salzburger Werk des Regisseurs neu interpretiert. Ab August 2023 gehen bei FAUST 2023 Theater und neueste Technologie eine innovative Symbiose ein. Virtual Reality ist der Schlüssel. Es wird ein besonderes Projekt, das analoge, szenische und virtuelle Realitäten in einer performativen Führung zusammenführt.
Auf Basis von Plänen, Fotos und anderen Dokumenten aus dem Archiv der Salzburger Festspiele wurde die Fauststadt rekonstruiert. Eine Vielzahl von Fotos wurde perspektivisch entzerrt und teilweise mit KI-Unterstützung qualitativ verbessert. Die Grundlage für die VR-Rekonstruktion bildete ein 3D-Laserscan der Felsenreitschule.
Das VR-Erlebnis ist eingebettet in eine Führung aus mehreren Perspektiven, die von Schauspielstudierenden der Universität Mozarteum Salzburg gestaltet wird. Dabei werden unterschiedliche Medien eingesetzt. Die Besucher*innen bewegen sich also auf den unterschiedlichsten Wahrnehmungsebenen und tauchen am originalen Schauplatz in die VR-Welt ein. Auf wundersame Weise verschränken sich analoge, szenische und virtuelle Realitäten.

Statement von Gerfried Stocker (Künstlerischer Geschäftsführer ARS ELECTRONICA): „Für uns eröffnet die Zusammenarbeit mit dem Team der Salzburger Festspiele eine außergewöhnlich gute Gelegenheit, die Möglichkeiten neuer Technologien auszuloten und weiterzuentwickeln. Es geht darum, ‚Virtuelle Realität‘ als Gestaltungsmittel zu begreifen und einzusetzen, um einem heutigen Publikum historisch relevante Szenarien näherzubringen. Ich bin sicher, dass die Aura des realen Raumes verbunden mit den Darstellungsmöglichkeiten im virtuellen Raum ein sehr eindrucks- und wirkungsvolles Erlebnis für die Besucher*innen sein wird“.
Mit einer Virtual-Reality-Anwendung erweckt das Ars Electronica Futurelab Reinhardts FAUST-Inszenierung zu neuem Leben: Über eine VR-Brille betreten die Besucher*innen die zauberhafte Wirklichkeit des Theaters – eine Rekonstruktion der Faust-Stadt in der Felsenreitschule, direkt vor Ort auf der Bühne.
Max Reinhardt hätte diese moderne Technik sicher auch zu nutzen gewusst.