Über Christa Linossi

Ich bin für meine Leser und Leserinnen immer am Puls der Zeit und informiere Sie über aktuelles Kultur- und Kunstgeschehen und andere Geschichten aus zeitgenössischer Kunst und Kultur. Ich selbst betrachte die Kunst als "Kulturelle Transformation". Als freischaffende Künstlerin beschäftige ich mich schon sehr lange mit den verschiedensten Kunstrichtungen. Das Potential der Kunst liegt für mich in der Chance des permanenten kritischen Weiterdenkens.

Holy. Energy. Masters 

im HAUS DER KUNST MÜNCHEN

Preisträger*innen des renommierten ars viva Nachwuchspreises 2023 Paul Kolling, Shaun Motsi und Leyla YenircePaul Kolling, Shaun Motsi, Leyla Yenirce
Portraits, 2022 Photo: Cordula Treml

„Die Ausstellung „Holy. Energy. Masters“ präsentiert einen Dreiklang von Stimmen der jüngsten Künstlergeneration, der die Konflikte eurozentrischen Wissens, Werte und Systeme hinterfragt und intelligente, poetische und geografische Perspektivwechsel ermöglicht“. Jana Baumann, Kuratorin

2023 wurde der ars viva-Preis – dieser wird jährlich vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. an junge, in Deutschland lebende Künstler*innen vergeben – diesmal ging der Preis an Paul Kolling, Shaun Motsi und Leyla Yenirce für ihre raumgreifende Ausstellung „Holy. Energy. Masters“.

„Holy. Energy. Masters. ars viva 2023“
Installationsansicht / Installation view
Haus der Kunst, 2023
Foto: Cordula Treml

Für die Ausstellung „Holy. Energy. Masters. Ars viva 2023“ entwickeln die aktuellen Preisträger*innen des renommierten ars viva Nachwuchspreises Paul Kolling, Shaun Motsi und Leyla Yenirce raumgreifende Neuproduktionen im Haus der Kunst…

Holy In der Klanginstallation Holy Water (2023) von Leyla Yenirce entfaltet sich eine sphärische, sich dynamisierende Komposition, die über den Körper ins Bewusstsein dringt. Ihr Werk thematisiert das Ritual der Wiedertaufe jesidischer Mädchen und Frauen, die den seit 2004 andauernden Völkermord durch den sogenannten Islamischen Staat überlebt haben. Mit der Inszenierung dieser transzendentalen Erfahrung thematisiert die Künstlerin die Überwindung von Traumata und deren Grenzen.

„Holy. Energy. Masters. ars viva 2023“
Installationsansicht / Installation view
Haus der Kunst, 2023
Foto: Cordula Treml

Energy Die mehrteilige Arbeit „Energy“ (2023) von Paul Kolling widmet sich der undurchsichtigen Preisbildung auf dem Energiemarkt. Der Künstler deckt Absurditäten und Widersprüchlichkeiten unterschiedlicher Akteur*innen auf und stellt wirtschaftsethische Fragen zum gegenwärtigen Kampf um Ressourcen. Dabei geht es Kolling nicht um eine rein wissenschaftliche Untersuchung, sondern vielmehr um den gesellschaftlichen, hoch emotional geführten Diskurs, dem die einer nüchternen Verwertungslogik folgende Ökonomie gegenübergestellt wird.

„Holy. Energy. Masters. ars viva 2023“
Installationsansicht / Installation view
Haus der Kunst, 2023
Foto: Cordula Treml

Masters Mit Masters (2023) thematisiert Shaun Motsi die Produktion und Verarbeitung von Bewegtbildern in einer zunehmend digitalisierten, postpandemischen Welt. Seine Videoarbeit macht sich das Format der Talking Heads“ – populäre Lehrfilme, die auf Online-Videoplattformen allgegenwärtig sind – zu eigen und hinterfragt Prozesse der Wissensbildung. Wer hat welchen Zugang zu Bildung bzw. wie wird Bildung vermittelt?

„Holy. Energy. Masters. ars viva 2023“
Installationsansicht / Installation view
Haus der Kunst, 2023
Foto: Cordula Treml

2023 startet das Haus der Kunst ein neues Programm mit dem Schwerpunkt gesellschaftliche Teilhabe. Ergänzend zu den bestehenden Kunstvermittlungsformaten werden gemeinsam mit Künstler*innen, Pädagog*innen und Kurator*innen neue Projekte für das Publikum entwickelt. Das Haus positioniert sich damit als Ort der Begegnung, der zum Nachdenken, Austauschen, Experimentieren und Genießen einlädt.

Die Ausstellung läuft noch bis 09. Juli 2023

https://www.hausderkunst.de/ausstellungen/ars-viva-2023

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LEBENSWICHTIG WASSER!

Ausstellung VOLKSKUNDE MUSEUM, MONATSSCHLÖSSL HELLBRUNN/Salzburg bis 1. November 2023

„Ziel der Ausstellung ist es, auf den sorgsamen Umgang mit Wasser aufmerksam zu machen. Sie bietet eine Auseinandersetzung mit unserer menschlichen Wahrnehmung von Wasser – als Lebensmittel, Bedrohung und Genuss. In Videointerviews klingen die unterschiedlichen Perspektiven an.“ So Kuratorin Anna Engl

Wasser ist nicht nur die Grundlage allen Lebens, sondern auch ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit, Wirtschaft und Kultur. Bäche, Flüsse, Seen, Feuchtgebiete und Meere sind Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren und ein wichtiger Bestandteil des Naturhaushaltes.

Menschen brauchen, genießen und fürchten es, dass Element WASSER.  Extreme Wetterereignisse werden als Gefahr wahrgenommen und nehmen mit dem Klimawandel zu.

Auch die Gefahren des Wassers werden in der Ausstellung thematisiert © Salzburg Museum Melanie Wressnigg

Die Ausstellung ist in 5 Themen aufgegliedert und thematisiert gegenwärtiges und historisches über das Thema Wasser. In zwei Themen ein kleiner Einblick:

Mensch und Wasser: Hier wird darauf hingewiesen über den Widerspruch zwischen Lebensnotwendigkeit und Lebensbedrohung. Eingriff durch den Menschen, um das Wasser zu kontrollieren, es zu lenken, einzugrenzen und aufzuhalten. Aber es wird auch als Antrieb für Mühlen und zur Erzeugung von Strom durch Turbinen und Kraftwerke eingesetzt. Zusätzlich gibt es dann auch noch die Faszination für kunstvolle Brunnen oder Wasserspiele.

Wasser nutzen: Weltweit gesehen ist die Qualität des Trinkwassers, das wie in Salzburg aus der Leitung kommt, keine Selbstverständlichkeit. Die ständige Verfügbarkeit von fließendem Wasser im Haushalt als Teil des Lebensstandards führt zu einem höheren Verbrauch: 130 Liter Wasser verbraucht jede Person in Österreich pro Tag zum Trinken, Kochen oder Waschen. Wasser wird nicht nur direkt, sondern auch indirekt – für Lebensmittel, Kleidung, Handy usw. – verbraucht. Der sogenannte Wasserfußabdruck einer Person in Österreich beträgt 4.700 Liter pro Tag. So hoch war dieser Wasserverbrauch nicht immer, hier gibt es einen historischen Rückblick wo Wasserkrug und Wasserschüssel einen Einblick bis weit ins 20. Jahrhundert geben.

Visualisierung des täglichen Wasserverbrauchs in Österreich © Salzburg Museum Melanie Wressnigg
Wettersegen, 2. Hälfte 18. Jh. verglast und gerahmt © Salzburg Museum

Die Ausstellung ist eine spannende Gelegenheit, nicht nur für die ganze Familie, sondern auch für Jedermann/Jederfrau, mehr über Wasser zu erfahren und sich mit den aktuellen Fragen und Debatten rund um dieses Element auseinanderzusetzen. https://www.salzburgmuseum.at/volkskundemuseum/

„Les Passions de l’âme“

Salzburger Festspiele Pfingsten           26.-29.Mai 2023

„Orpheus verkörpert die Musik in ihrer bewegenden, erschütternden, die wilden Tiere zähmenden und die Mächte der Unterwelt rührenden Macht, und die Oper […] ist die künstlerische Form, die sich wie keine andere die Darstellung und Erzeugung starker Emotionen, der „passions de l’âme“ [Descartes] zum ästhetischen Ziel gesetzt hat. Orpheus ist der Mythos der Oper, alle Oper ist Orpheus, wie Adorno sagt.“

Jan Assmann

Nur noch zwei Wochen bis zur Premiere der Pfingstfestspiel-Oper

Christof Loy, Cecilia Bartoli, Gianluca Capuano, ORFEO ED EURIDICE / Pressegespräch 09. Mai 2023
© SF/Jan Friese
Grußwort von Cecilia Bartoli, Künstlerische Leiterin der Salzburger Festspiele Pfingsten:

„Willkommen zu den Salzburger Festspielen Pfingsten 2023! Dieses Jahr befassen wir uns mit einem Mythos, der mir als Musikerin besonders nah ist. Denn Orpheus überwand mit seinem Gesang den Tod. Interessant ist aber auch, wie seine Geschichte Menschliches, Allzu menschliches aufweist: kurz darauf, noch auf dem Rückweg aus der Unterwelt verliert Orpheus durch seine eigene Unvorsichtigkeit, vielleicht sogar aufgrund einer gewissen Hybris, seine geliebte Eurydike gleich ein zweites Mal. Man kann also das Schicksal doch nicht austricksen.
Ich finde es fantastisch, dass ich als Intendantin solche Ur-Themen bei den Salzburger Festspielen Pfingsten in den verschiedensten künstlerischen Formen ausleuchten darf – und dieses Jahr gesellen sich zu den Opernproduktionen ungewöhnliche Interpretationen durch eine renommierte Ballettkompanie und ein historisches italienisches Marionetten-Ensemble. Als Bühnenkünstlerin liebe ich es, während einer sehr konzentrierten Zeit selbst vom einen in das andere dieser unterschiedlich gestalteten Werke schlüpfen zu dürfen, denn jedes lernt man dadurch intensiver kennen und differenzierter interpretieren.
Und ich wünsche mir immer, dass auch Sie ein ähnlich großes Staunen ob dieser Meisterwerke erleben wie wir, und dass Sie am Ende unsere Freude am Erlebten begeistert, teilen werden.“
Cecilia Bartoli, Künstlerische Leiterin der Salzburger Festspiele Pfingsten:
Gianluca Capuano und Christof Loy, ORFEO ED EURIDICE / Pressegespräch 09. Mai 2023
© SF/Jan Friese

Beim Presse-Terrasse Lunch-Talkam 9. Mai 2023 sprachen Christof Loy (Regie und Choreografie) und Gianluca Capuano (Musikalische Leitung) über das Regiekonzept und die laufenden Proben zur Neuproduktion von Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice.

Die Oper Orfeo ed Euridice von Christioph Willibald Gluck (1714-1787) wird im Mittelpunkt der Salzburger Festspiele Pfingsten 2023 stehen. Glucks Oper Orfeo ed Euridice konzentriert sich auf eine einzelne Figur: Orfeo. Das Werk zeigt einen Künstler in seiner Einsamkeit, für den der Tod einer geliebten Person zum zentralen Thema wird. Die Oper zeigt die Leidenschaften der Seele (Les Passions de l’âme), die durch die Musik zum Ausdruck gebracht werden. Bartoli wird selbst die Rolle des Orfeo übernehmen und das Publikum mit ihrer Stimme verzaubern.

Seit Wochen laufen die Proben, sowohl Regisseur Christof Loy als auch Gianluca Capuano als musikalischer Leiter befassen sich nicht zum ersten Mal mit dem Stoff. Loy hatte schon in der französischen Fassung von Berlioz damit zu tun, Capuano hat mehrfach Werke von Gluck dirigiert, darunter auch dessen Orfeo.
Christof Loy – deutscher Regisseur, der auch für seine Operninszenierungen bekannt ist – übernimmt neben der Regie auch die Choreografie, die für ihn als Ausdrucksform hohen Stellenwert einnimmt: „Was mich neben der Arbeit mit den Sängern und Sängerinnen immer wieder fasziniert hat, ist das physische Theater. Das Musiktheater steht im Mittelpunkt meiner Arbeit, aber auch für die Interaktion und den Austausch zwischen verschiedenen künstlerischen Disziplinen, deshalb ist der Tanz ein wesentlicher Bestandteil meiner zweiten Zusammenarbeit mit Cecilia Bartoli in Salzburg“.

 „Die Konzentration auf die Orfeo-Figur ist der zentrale Punkt der Aufführung – alles geschieht aus seiner Perspektive. Durch diese Transposition werde die Figur Orfeo perfekt auf Cecilia Bartoli zugeschnitten und Orfeos ganze Reise in die Unterwelt und seine Begegnung mit Euridice seien von Gluck so konzipiert, dass sein eigenes künstlerisches Empfinden im Vordergrund stehe.“

Über die musikalischen Herausforderungen sagt Gianluca Capuano: „Les Musiciens du Prince – Monaco spielen auf Originalinstrumenten. Auf eine tradierte Aufführungspraxis wie bei Haydn oder Mozart können wir hier allerdings nicht zurückgreifen. Gluck ist für mich pro-romantisch und auf der Bühne sehr psychologisch“, fügt er hinzu. „Bewusst wollten wir uns daher auch von der überkommenen Gluck-Auffassung monumentaler, statischer Bilder und betont langsamer Musik entfernen“.

Cecilia Bartoli, Mélissa Petit, Christof Loy, Gianluca Capuano und die Tänzer:innen in einer kurzen Probenpause zur Oper Orfeo ed Euridice von Chr. W. Gluck.
© SF/Jan Friese

Dies war ein kurzer Querschnitt zu der Oper von Christoph Willibald Gluck „Orfeo ed Euridice“. Die Salzburger Festspiele Pfingsten bieten noch andere Opern, Konzerte und andere künstlerische Veranstaltungen an:

siehe Programm:  

https://www.salzburgerfestspiele.at/pfingstfestspiele#programm2023

ALBERTINA MODERN Yoshitomo Nara

All My Little Words

Yoshitomo Nara
Fuck U, 2015
Colored pencil on paper
Collection of the artist | Courtesy Pace Gallery © Yoshitomo Nara | Foto: Yoshitomo Nara

Yoshitomo Nara in der Albertina Modern in Wien. Yoshitomo Nara einer der berühmtesten zeitgenössischen Künstler Japans. Er ist bekannt für seine stilisierten Darstellungen von rebellischen Mädchen mit großen Augen und scharfen Zähnen. Am 10. Mai 2023 wird eine große Ausstellung seiner Zeichnungen in der Albertina Modern in Wien eröffnet.

Im Februar 2023 wurde eine Ausstellung in der Kunstgalerie von Westaustralien Perth präsentiert und ich war beeindruckt von seiner emotionalen Ausdruckskraft. Auf meinem Blog habe ich über diese Ausstellung bereits berichtet.  

Yoshitomo Nara gehört der „Superflat“ Bewegung an. (Die japanische Kunstbewegung Superflat“ betrachtet und interpretiert die japanischen Gegenwartskultur, vor allem die Formen des Otaku) So erlangte Yoshitomo Nara in den 1990er-Jahren mit seinen „Angry Girls“ internationales Aufsehen. Seine Mädchendarstellungen sind stark stilisiert und zeigen oft grimmige Blicke, Vampirzähne oder Messer in der Hand. Sie spiegeln Naras Einsamkeit und Rebellion. Des Weiteren sind es Einflüsse von Musik, Literatur und Popkultur.

In den 1990er-Jahren erlangte er mit seinen „Angry Girls“, stark stilisierten Mädchendarstellungen mit grimmigem Blick, Vampirzähnen oder Messer in der Hand, internationale Aufmerksamkeit. Seine Figuren mit Kindhaftem, die an die Ästhetik von Comics und Cartoons erinnern, reichen von der rotzig-frechen Göre bis zu naiv und lieblich wirkenden Charakteren.

Die Figuren, die er in seinen Werken darstellt, sind nicht immer so harmlos, wie sie scheinen. Hinter den auf den ersten Blick naiv oder vielleicht sogar niedlich erscheinenden Wesen versteckt sich eine Punk-Attitüde. Die sich nicht den Normen und Erwartungen unterwerfen wollen, die ihnen auferlegt werden. Sie sind einzigartig und unabhängig, eine mutige junge Persönlichkeit, die sich nicht von den Erwartungen der Erwachsenen oder ihrer eigenen Zukunft einschränken lässt, die mit einer Aufrichtigkeit und Reinheit, wie sie nur Kinder besitzen, ihre Ansichten und Emotionen ausdrücken und denen erlaubt wird, eben diese zu haben.

Yoshitomo Nara
Ships in Girl, 1992
Acrylic and colored pencil on paper
Collection of the artist | Courtesy Pace Gallery © Yoshitomo Nara | Foto: Yoshitomo Nara

Der Schwerpunkt der Ausstellung, die seit über zehn Jahren die erste große Museumspräsentation des Künstlers in Europa darstellt, liegt auf Naras facettenreichem zeichnerischen Oeuvre, das sich über einen Zeitraum von rund 40 Jahren erstreckt. Des Weiteren zeigt die Ausstellung die vielfältigen Facetten des japanischen Künstlers Yoshitomo Nara, der vor allem für seine Bilder von rebellischen Werken bekannt ist. Seine Werke spiegeln seine persönlichen Erfahrungen, seine Leidenschaft für Musik und Literatur sowie seine kritische Haltung gegenüber gesellschaftlichen Konventionen wider. Die Ausstellung reicht von frühen experimentellen Arbeiten auf Papier über einige Gemälde und Skulpturen bis hin zu einer raumgreifenden Installation. In der Zeichnung manifestiert sich Naras Meisterschaft, der Reichtum eines emotionalen Spektrums, das von Verletzlichkeit über existenziellen Tiefgang bis hin zu Rebellion und Widerspenstigkeit reicht. Nara lässt sich auch von verschiedenen Papierarten inspirieren und zeichnet auf liniertem Notizpapier, Papierfetzen, Umschlägen und vielem mehr. Er schätzt jedes Material und nutzt, was er zur Hand hat. Seine Zeichnungen haben jedoch keinen inhaltlichen Bezug zum Papier, sondern sind Ausdruck seiner kreativen Vision.

Es gibt bestimmte Motive, die über die Jahre immer wieder in Naras Zeichnungen auftauchen und die bereits in seinen frühesten Werken anzutreffen sind. Neben dem zweiblättrigen Keim, der Wasserpfütze, dem Messer oder der Flamme ist es das Haus, das Haus seiner Kindheit, auf das Nara wiederholt Bezug nimmt: als Ort, an dem er selbst Kind war, und als Ort, an dem er erstmals Einsamkeit verspürte, als Ort der Erinnerung und als Zuflucht.

Diese Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen!

https://www.albertina.at/albertina-modern/

“COME AS YOU AS YOU ARE”

Sommerszene 2023 International Performing Arts Festival Salzburg vom 12.-24. Juni 2023

Die Sommerszene ist ein internationales Festival für darstellende Künste und gleichzeitig Impulsgeber eines gesellschaftlichen Diskurses. Es findet jährlich in Salzburg statt und präsentiert zeitgenössische, profilierte, avantgardistische und politische Projekte von Künstler*innen aus aller Welt sowie aus Österreich und der Region.

14 ausgewählte Produktionen laden heuer ins Theater, in zwei verschiedene Museen, in den Schlosspark Hellbrunn, in ein leerstehendes Geschäftslokal und in die historische Altstadt ein.

In diesem Jahr wird das Festival Sommerszene eine Auswahl an Tanzstücken präsentieren, die sich durch ihre einzigartigen und ausdrucksstarken choreographischen Handschriften auszeichnen.

Olivier Dubois_BODHI Project_© Bernhard Müller

Eröffnen wird die Sommerszene am 12. Juni 2023 der renommierte Franzose Olivier Dubois mit dem choreographischen Meisterwerk COME OUT. Es ist ein physisches Get-together und hypnotisches Ballett für einundzwanzig Tänzer*innen von BODHI PROJECT & SEAD zu der einprägsamen Komposition von Steve Reich. Ursprünglich kreierte der Franzose Olivier Dubois COME OUT 2019 für das renommierte Ensemble des Ballettes de Lorraine, jedoch für Salzburg erarbeitete er eine neue Version. Zentrales Element des Stückes ist die 1966 komponierte Musik: Reich collagierte Stimmaufnahmen junger Afroamerikaner, die in einen Mord in Harlem involviert waren, lösten damals einen gesellschaftlichen Aufschrei aus.

Die belgische Ausnahmekünstlerin Miet Warlob die zum ersten Mal in der Sommerszene gastiert, wird ihr international gefeiertes Stück GHOST WRITER AND THE BROKEN HAND BREAK aufführen. Es führt in eine hypnotisierende Welt: eine westliche Version von Sufi-Derwischen. Drei Darsteller*innen drehen sich 45 Minuten lang unablässig im Kreis – eine Bewegung, die bei Sufi-Zeremonien einen Zustand religiöser Ekstase auslöst. Konsequent treibt das Bühnengeschehen auf seinen Höhepunkt zu: Nach und nach mischen sich Rockmusik und Gesang zum Dreh Tanz und so entsteht sukzessive eine performative Verdichtung.

Miet Warlop_© Reinout Hiel

Interessant könnte auch die Parade von Marinella Senatore THE SCHOOL OF NARRATIVE DANCE werden. Eine Stadt in Bewegung, in dem Community-Projekt The School of Narrative Dance – es ist eine Koproduktion mit dem Museum der Moderne Salzburg – lädt die viel beachtete italienische Künstlerin Marinella Senatore die Bewohner*innen von Salzburg ein, an einer Stadtchoreografie mitzuwirken. Senatore geht es dabei nicht nur um das Anstiften sozialer Prozesse, sondern darum, Begriffe wie Öffentlichkeit und soziale Verantwortung zu hinterfragen, alternative Formen des Erzählens zu finden und letztlich durch das gemeinschaftliche Handeln ein kollektives Gedächtnis zu generieren. Die individuellen Ideen werden von Senatore in enger Zusammenarbeit mit lokalem Choreographen*innen in Form einer großen Parade durch die Stadt inszeniert.

Marinella Senatore_© Andrea Samonà

Ich habe hier nur drei für mich sehr interessante und spannende Produktionen herausgefiltert, die restlichen 11 Produktionen finden sie unter: https://www.szene-salzburg.net/programm/sommerszene-23/230612-0000

Die Sommerszene ist mehr als ein Festival für zeitgenössische Kunst. Es ist auch ein Raum für Austausch und Interaktion zwischen den Künstler*innen und dem Publikum. Jedes Jahr gibt es verschiedene zeitgenössische Formate, die diesen Dialog fördern und bereichern. Die Sommerszene lädt alle ein, sich aktiv zu beteiligen und neue Perspektiven in Diskussionen oder Gesprächen zu entdecken.

Antony Gormley

in der Galerie Ropac in Salzburg

Antony Gormley – Umwelt Run, 2016 Cast iron , Galerie Ropac, Kunstobjekt Gormley mit Blick in den Mirabellgarten Foto: © Christa Linossi

Antony Gormley (englischer Bildhauer) wurde 1950 in London geboren. Er ist Deutscher und irischer Abstammung wuchs er in Dewsbury Moor in West. Seine bekannteste Plastik Angel of the North befindet sich bei Gateshead.

Für mich ist Antony Gormley einer der wichtigsten Künstler weltweit und bedeutendster zeitgenössischen Bildhauer Großbritanniens. Seit Jahren fasziniert er mich. Erstmals aufmerksam auf diesen Künstler wurde ich 2003, als Graz die Kulturhauptstadt war. Zum Thema „Himmelschwer“ – hier handelte es sich um eine Transformation der Schwerkraft – konzipierte der Künstler die Installation so, dass es unvergesslich im Kopf des Betrachters hängen bleiben musste. Die Skulpturen aus lebensgroßen Abgüssen (massives Gusseisen) eines menschlichen Körpers hangen als menschliche Skulpturen bzw. zusammengerollt am Boden liegend im hermetischen Hof des Kulturzentrum Minoriten in Graz.

(https://www.kultum.at/einrichtung/137/galerie/literatur/raum06neusichmitdemrealen/antonygormley_neu)

8/9 Jahre später 2011/12 inszenierte er ein Kunstprojekt in den Bergen Vorarlbergs mit dem Titel „Horizon Field“ und dies war die bisher größte Landschaftsintervention in Österreich. Dieses Kunstprojekt bestand aus 100 lebensgroßen, massiven gusseisernen Körperformen, die sich auf einer Fläche von 150 Quadratkilometern in Vorarlberg in den Gemeinden Mellau, Schoppernau, Schröcken, Warth, Mittelberg, Lech, Klösterle und Dalaas verteilten. Es war eine horizontale Linie auf 2.039 Metern über dem Meeresspiegel. Diese Höhe hatte keine spezifische metaphorische oder thematische Relevanz in der Platzierung der Figuren. Es ist eine Höhe, die leicht zugänglich ist, aber gleichzeitig jenseits des Alltags liegt. Die Werke waren weder Darstellungen (Statuen) noch Symbole, sondern repräsentierten den Ort, an dem ein Mensch einmal war und wo jeder Mensch sein könnte. Die Installation war 2 Jahre lang zu sehen.

Eine Landschaftsinstallation im alpinen Hochgebirge Vorarlbergs Österreich Presented by Kunsthaus Bregenz Foto Markus Tretter Kunsthaus Bregenz Antony Gormley

Dies war ein kurzer Rückblick zu Antony Gormley, für mich interessantesten Installationen. Nun stellt er in der Galerie Ropac in Salzburg neue Skulpturen aus, in einer ganz anderen Formation. „Es sind seine jüngsten Versuche, zwei Körper in Übereinstimmung zu bringen; wenn der erste Körper, unser physischer, biologischer Körper, unsere erste Wohnstätte ist, dann ist der zweite unsere selbst geschaffene Umgebung, von der wir Teil geworden und weitgehend abhängig sind. Diese Arbeiten versuchen, die Wechselwirkung zwischen diesen zwei Körpern zu vermessen und darzustellen. – Antony Gormley

Die Ausstellung UMWELT in der Galerie Ropac wurde extra für die Villa Kast (Galerie Ropac) konzipiert und bezieht sich auf deren ehemalige Nutzung als Wohnhaus. Die Räumlichkeiten der Villa Kast kamen Gormelys Konzept für diese Ausstellung entgegen: ein Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert, das 1989 in einen Galerieraum umgewandelt wurde, aber dessen Architektur noch Spuren seiner Vergangenheit als Familiensitz aufweist. Sie zeigt Skulpturen aus Antony Gormleys Untersuchungen zum Thema Lebensraum, in denen der Körper eher als Ort, denn als Objekt gesehen wird.

Die Gruppe „Extended Strapworks“ wir in der Villa Kast zum ersten Mal präsentiert, die Gormley in den letzten zweieinhalb Jahren entwickelte. Die linearen, offenen Skulpturen bestehen aus verrostetem Bandstahl in der Form von Möbius Schleifen, die den Raum eines einzelnen Körpers umfassen.

Antony Gormely, Ravel, 2022 Cast iron, Foto: © Christa Linossi

Auf einer Ebene kann der Körper als geschlossenes System aufgefasst werden, aber auf einer anderen Ebene ist er für alle Variablen seines Kontextes offen. Die Frage, wo unser Körper endet und wo unsere Umwelt beginnt, bleibt offen“. „Mir dient die Arbeit an meinen Skulpturen dazu, mir selbst darüber klar zu werden, was es bedeutet, dieses Stück Materie, das der Körper ist, zu bewohnen, und ich hoffe, damit auch anderen von Nutzen zu sein. Ich möchte das instrumentelle Potenzial von Skulptur nutzen, durch das ein erweitertes Wahrnehmungsfeld fassbar wird“.  So die Aussage des Künstlers.

Die Skulpturen, in vertikaler und horizontaler Linienführung ergeben wieder einen anderen Gormely.  Gormely ist ein vielseitiger Bildhauer der immer wieder interessante Skulpturen hervorbringt und den Menschen immer wieder in seine Skulpturen, egal in welcher Form, einbaut.  

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Mai 2023 zu sehen.

https://ropac.net/content/feature/20/detail/image3006/

Die LITERATUR hat wieder das SAGEN!

Das Literaturfest Salzburg ist eine Konstante in der Salzburger Literatur- und Kulturlandschaft. Auch heuer finden wieder Lesungen, Performances, literarische Spaziergänge und Konzerte mit internationalem Autor*innen, Musiker*innen und Künstler*innen an vielen unterschiedlichen Veranstaltungsorten in Salzburg statt. In diesem Jahr sind mehr als 25 Veranstaltungen mit knapp 50 beteiligten Künstler*innen aus 8 Ländern geplant.

Das Kuratoren-Team, die österreichische Romanautorin Anna Weidenholzer und der Programmleiter Josef Kirchner, gaben Einblicke in das Programm 2023 und sprachen über die Highlights. Es wird ein Netz gespannt, dass Geschichten mit einem besonderen Blick auf die Welt, freigeben wird.

Kuratoren-Team: Anna-Weidenholzer_Josef-Kirchner_Literaturfest-Salzburg Foto: © Erika-Mayer

So wird auch an den 100. Todestag von Ferdinand Hanusch gedacht, den die meisten Salzburger*innen vom nach ihm benannten Platz kennen, nicht jedoch als sozialpolitischen Schriftsteller. Somit werden hier seine fast verschollenen Arbeiter-Texte vor den Vorhang geholt, um sich zu fragen, wie es um die Arbeiter*innen Literatur in der Gegenwart bestellt ist.

Beim Literaturfest werden heuer Autor*innen aus dem deutschsprachigen Raum sowie der Ukraine, Spanien und Schottland begrüßt. Wir hören Geschichten aus Japan, dem Sudan, Alaska, Hawaii, Salzburg und der Schweiz. All diese Texte können uns neue Perspektiven auf die Welt ermöglichen, in einer einzigartigerweise den Blick auf die Gegenwart und Vergangenheit schärfen. Bodo Hell und Isabel Fargo Cole führen uns vor Augen, was es bedeutet, über Natur zu schreiben – und im Festzentrum, im Heckentheater und bei Spaziergängen können wir Literatur in der Natur erfahren. Auch in diesem Jahr wird das Literaturfest wieder als gemeinschaftliches Erleben künstlerischer Ausdrucksformen und sprachliche Auseinandersetzung mit der Welt, die uns umgibt, gefeiert.

Die Eröffnung des Literaturfestes findet am 10.05.2023 im Marionettentheater Salzburg, Schwarzstraße 24 um 19:30 Uhr statt. Eintritt ist frei.

Die weiteren Aktivitäten wie zum Beispiel: Festzentrum im Kurgarten, Literarischer Spaziergang mit Bodo Hell, Lesung für Kinder ab 4 Jahren Gute Reise, Eierspeise, Lange Lesenacht und das Lyrikmatinee, entnehmen sie bitte aus dem Programm  https://www.literaturfest-salzburg.at/programm-2023/

Bücher zu lesen ist spannend und auch die Welt von morgen wird in Büchern zu finden sein, es ist interessant Autor*innen und Künstler*innen zu begegnen, miteinander ins Gespräch zu kommen und uns am Erlebnis des Literaturfestes gemeinsam zu freuen. Bleiben wir neugierig.

DER LUNGAU ALS SUPERGAU?

zeitgenössische Künste

vom 26. Mai–4. Juni 2023 | Tausend Quadratkilometer | ein Festival

Karawane Freiraum © Karawane Freiraum

Heuer wird der LungauSalzburg hat fünf Gaue = Flachgau, Tennengau, Pongau, Pinzgau und den Lungauzum SUPERGAU!

Dieses Wort Supergau ist mir 2021 schon ein Dorn im Auge gewesen. Denn dieses Wort ist im Grunde negativ behaftet. Ein Supergau ist für mich eine Naturkatastrophe wie zum Beispiel es TSCHERNOBYL oder FUKUSHIMA es waren.

Abgesehen davon, war das Wort „Gau“ auch im Nationalsozialismus sehr stark vertreten und diese Namensgebung „Supergau“ kritisierte 2021 die Geschäftsführung des Literaturhauses Salzburg schon sehr stark.

Aber Tina Heine, die die künstlerische Leitung dieses zeitgenössischen Events über hat, scheint dies ziemlich egal zu sein. Sie macht mit Supergau weiter.

LH-Stv.-Martina-Berthold_Tin-a-Heine-©-Julius-Weiskopf

Also beachten Sie, wenn sie PLAKATE mit SUPERGAU im Lungau oder rund um Salzburg sehen, erschrecken sie nicht, es handelt sich hier nur um zeitgenössische Kunst und diesmal ist der LUNGAU an der Reihe.

Ich kann nur hoffen, dass dieser „Supergau“ 2023 im Lungau besser wird als 2021 der Flachgau es war!  2021 war eher : „Viel Lärm um Nichts!“

Suppengau (c) LKV

Bei der letzten Pressekonferenz wurden uns die Themen und wie man Landschaft und neue Räume in Kunst umwandeln wird, vorgestellt. Diesmal wird der Lungau/Supergau mit seiner Wald- und Wiesenlandschaft, Berg- und Seelandschaft, Häuserlandschaft, Asphalt- und Betonlandschaft zur Bühne. 10 Tage lang werden diese Räume durch KünstlerInnnen neu eingerichtet und bespielt.

Stiflerhupfn_©-ExperimentalSetup

Die Landschaft wird zum Kunstraum und dazu wurden KünstlerInnen unterschiedlicher Sparten dazu eingeladen, mit ihren Arbeiten zu zeigen, dass auch der ländliche Raum und außergewöhnliche Orte zu zeitgenössischer Kunst werden können. Es geht dabei gerade nicht um Konkurrenz zur Stadt, sondern um die Erweiterung des künstlerischen Handlungsfeldes. Durch die Zusammenarbeit von Gemeinden, BewohnerInnen und KünstlerInnen entsteht für die Dauer von 10 Tagen der „Supergau“, ein neuer künstlerischer Bezirk im Land Salzburg. Und dieses Wort „Supergau“ kommt immer wieder X-Mal vor und stoßt mir jedes Mal auf.

Mehr als 18 künstlerische Projekte vom Lungau zum Supergau laden zu Ackerei, Autobahnmassagen, Sirenengesänge, Techno-Traktor-Strick Performances, Orgelklänge aus einem Holzpolter, Heilanwendungen an einem Entlüftungsschacht und eine Sternenfabrik zum Mitmachen ein. Es sind nur ein paar Beispiele für das, was alle Neugierigen im Lungau erwarten wird und dieses Festival für zeitgenössische Künste lädt zu einer eigenwilligen Entdeckungsreise durch den Lungau ein. Welche Zukünfte liegen im Lungau, wieviel Potential für ein nachhaltiges und lebenswertes Miteinander und wieviel Raum gibt es hier für die Kunst?

Die KünstlerInnen die für dieses Festival von einer Jury ausgewählt wurden, werden sich mit den Themen Umwelt und Landwirtschaft, mit Abwanderung, Räumen für die Jugend und der Frage „was gute Orte des Lernens sind“ auseinandersetzen. Dabei laden sie zu Konzerten und Performances, in temporäre Wirtshäuser oder auf den Camping Campus ein. Dieses zeitgenössische Festival steht allen offen und lädt ein, sich mit Zeit und Neugierde auf den Weg zu machen.

Man kann nur hoffen, dass es vieles und Interessantes zu entdecken gibt und es ein Festival der Superlative wird und nicht ein „Supergau“ wie der Flachgau.

„Who Owns the Truth? Wem gehört die Wahrheit?“

ARS ELECTRONICA 2023 LINZ

Sujet © Ars Electronica

2023 ist ARS Electronica auf einer herausfordernden Suche nach Antworten auf die Widersprüchlichkeiten unserer Zeit im 21. Jahrhundert und stellt sich die Frage „Who Owns the Truth? Wem gehört die Wahrheit?“

Weder der naive Eskapismus (Flucht vor der Wirklichkeit) in virtuelle Welten, noch die technologische Ultra-Utopie werden uns davor bewahren, uns den großen unangenehmen Fragen zu stellen und dazu wurde heuer ein Festival entwickelt, welches zwischen den Bereichen Kunst, Technologie und Gesellschaft alles wieder neu zusammenzusetzen versucht. Es wird nicht nur damit gearbeitet, sondern es geht auch darum, zu beobachten, wie neue Technologien die Welt unserer Gesellschaft und eine Veränderung herbeiführen wird. Dementsprechend auch das heurige Festival wird eine Expedition sein, die sich gleichermaßen mit philosophischen, technologischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Fragen auseinandersetzen wird.

Die technologischen autonomen KI-Systeme der großen Sprachmodelle, die uns im Moment so beherrschen werden ein Riesenthema sein. Open Ai der Erfinder dieser Systeme, wurde erst vor 7 Jahren gegründet und hat mittlerweile sehr viel verändert. Wie zum Beispiel als vor viereinhalb Monaten das ChatGPT veröffentlich wurde, ist innerhalb von 5 Tagen die Zuwachsrate an 10.000.000 Usern dieses ChatGPT überschritten worden. Das ist absoluter Rekord in der ohnedies Rekord orientierten Erfolgsgeschichte der ganzen IT-Branche.

Es stellt sich auch die Frage, wie können wir diese neue Technologie nutzen und nützlich für alle Menschen machen? Dies wird auch eine zentraler Schwerpunkt der Diskussion im Rahmen des Festivals sein. Wir müssen darüber diskutieren, wie wir verhindern können, dass diese neue Technologie und diese KI-Systeme den Menschen nicht schaden, sondern wie können wir sie richtig einsetzen und positiv nutzen.

Foto: Ars Electronica Martin Hieslmair

Eine große Anzahl von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen, Designer*innen, Unternehmer*innen und Aktivist*innen aus aller Welt werden wieder nach Linz, Österreich kommen. Die Frage, die Europas größtes Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft dabei in den Fokus nimmt, lautet: Who Owns the Truth? – Wem gehört die Wahrheit? Zentraler Schauplatz wird – noch einmal – die legendäre POSTCITY, in der das Festival schon von 2015 bis 2019 gastieren durfte. Nachdem man sich 2019 „endgültig“ von ihr verabschiedet hatte, wird die legendäre POSTCITY 2023 doch noch einmal zur Bühne für Europas größtes Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft. „Die Post AG ist seit vielen Jahren ein Partner der Ars Electronica“, sagt Christl Baur, Head of Ars Electronica Festival. „Als wir unsere diesjährigen Kooperationsgespräche aufnahmen, stand plötzlich die Möglichkeit einer nochmaligen Bespielung der POSTCITY im Raum – ein Angebot, das wir nicht ablehnen konnten!“ Warum, ist leicht erklärt: Die POSTCITY ist groß, sie ist spektakulär und sie liegt mitten in der Stadt. Mit 80.000 Quadratmetern Nutzfläche auf mehreren Ebenen, einer 4.000 Meter langen Paketverteilanlage, dem Speicher für 10.000 Pakete, einer ganzen Batterie von 12 Meter hohen Wendelrutschen und einer rund 240 Meter lange Gleishalle für ein- und ausfahrende Eisenbahnen bietet das 2014 aufgelassene Postverteilerzentrum schier unbegrenzte Möglichkeiten für künstlerische Inszenierungen Marke Ars Electronica.

„Nirgends sonst konnte sich das Festival so entfalten und weiterentwickeln wie in der POSTCITY“, sagt Martin Honzik, Chefkurator des Ars Electronica Ausstellungs- und Festivalteams. „Die riesigen Hallen und weitläufigen Katakomben fordern Kurator*innen und Künstler*innen geradezu heraus, sich besondere Dinge einfallen zu lassen. Es gilt, einen stillgelegten, unproduktiven und kalten Industriebau in ein lebendiges und inspirierendes Labor der Zukunft zu verwandeln, in dem sich ein breites Publikum und Expert*innen aus allen möglichen Disziplinen, Branchen, Kulturen und Ländern treffen und ins Gespräch kommen können.“ Festivalmeile in der Linzer Innenstadt Die POSTCITY wird die zentrale und zugleich südlichste Location einer Festivalmeile bilden, die entlang der Landstraße quer durch die Linzer Innenstadt führen wird. Bespielt werden der Mariendom im Domviertel, die Tabakfabrik, die Kunstuniversität am Hauptplatz, das LENTOS Kunstmuseum an der Donaulände, das Atelierhaus Salzamt, die Anton Bruckner Privatuniversität am Fuß des Pöstlingbergs sowie die Stadtwerkstatt und das Ars Electronica Center am nördlichen Ufer der Donau. Festival-Partner*innen aus aller Welt An all diesen Locations werden Ausstellungen, Konzerte, Performances, Screenings, Vorträge und Konferenzen zu erleben sein, die wiederum von Künstler*innen und Institutionen aus aller Welt gestaltet und nach Linz gebracht werden.

Das Ars Electronica Festival wird uns die Zukunft zeigen, mit neuen Ideen, Technologien und viel spannenden Entwicklungen. Bleiben wir neugierig und freuen uns auf dieses Festival. Stattfinden wird es vom 6. bis 10. September 2023, Karl Farkas (österreichischer Kabarettist 1965-1971) hätte gesagt: „Schauen sie sich das an!“

MARINELLA SENATORE

We Rise by Lifting Others

Künstlerin Marinella Senatore Foto: © Christa Linossi

Marinella Senatore ist eine zentrale Figur der Gegenwartskunst und ihr wird eine der bisher größten Einzelausstellung in Zusammenarbeit mit dem Museum der Moderne Salzburg, der Generali Foundation (Salzburg) und dem Museum VILLA STUCK (München) gewidmet. Es ist ein Projekt welches in zwei Kapiteln geteilt und in beiden Städten zur gleichen Zeit zu sehen sein wird. Beide Präsentationen ergänzen sich und bieten einen Überblick über Senatores Gesamtwerk.

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Die Ausstellung wirft Fragen auf und je nach der Spannung zwischen Individuum und Kollektiv, nach Sehnsüchten und Zugehörigkeit, nach gesellschaftspolitischer Inklusion und alternativen Organisationsformen werden sie erörtert wie das transformative Potenzial der Kunst.

Senatores Schaffen umfasst Neuproduktionen ebenso wie Arbeiten aus den letzten fünfzehn Jahren: Lichtinstallationen, Neonskulpturen, Fotografien, Zeichnungen, Collagen, Malereien, textile Arbeiten, partizipatorische Installationen, Filme und Hörspiele.

Senatore wendet sich in all ihren Werken und Projekten an das Publikum und sie spricht es als emotionales, soziales und politisches Wesen an. So schafft sie ein Rahmenwerk, das Offenheit und Diversität garantiert und des Weiteren führt sie verschiedenste künstlerische Sprachen, Medien und Disziplinen zusammen.

Betritt man den Ausstellungsraum wird man von einer überwältigten Lichtinstallation in den Bann gezogen. Die Installation ruft die Atmosphäre eines Jahrmarktes wach und mit großen Lettern steht auf der Installation „Dance First Think Later“ – „Tanze zuerst, denke später“. Dies ist ein Appell, Hemmschwellen zu überwinden und sich auf die sinnliche Wahrnehmung einzulassen. Die Verbindung des Sinnlich-Ästhetischen mit dem Sozialen ist in Senatores Werken von zentraler Bedeutung.

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Senatore unterscheidet zwar klar zwischen Kunst und Aktivismus, dennoch fließen Motive und Strategien aus Protestbewegungen in ihre künstlerische Arbeit ein. Da gibt es zum Beispiel in der Ausstellung ein Protest Bike, welches 2016 sowohl als Skulptur als auch als öffentliche Intervention konzipiert wurde. Das mit Megafonen ausgestattete Fahrrad verleiht Protestierenden eine laute Stimme und steht für die Möglichkeit, an fast jedem Ort eine „Beschwerde“ vorzubringen.

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So lautet auch ihr Motto: „We Rise by Lifting Others” – “Wir erheben uns, indem wir andere heben“.

In der Ausstellung befinden sich auch eine große Anzahl von Zeichnungen, aus Protestbewegungen und Paraden. Sie ist auch eine exzellente Zeichnerin und fertigt auch ihre Skulpturen selbst an. Was heute nicht immer der Fall bei Künstlern ist! In ihren Zeichnungen untersucht Sanatore die choreografierten Aufmärsche aus der Vergangenheit und Gegenwart autoritärer Herrschaftssysteme. In den dargestellten Massenkonfigurationen erscheinen die Menschen als gleichgeschaltete Körper, die totaler Kontrolle und Disziplinierung unterworfen sind.

Ein weiterer Schwerpunkt in ihrer Kunst ist die Parade, die sie selbst inszeniert.

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Seit über zehn Jahren wird „The School of Narrative Dance“ weltweit aufgeführt. Das ist in Salzburg und München ebenfalls ein zentraler Bestandteil des Ausstellungsprojekts von Marinella Senatore. Am Anfang steht immer ein öffentlicher Aufruf. Die Künstlerin sucht Menschen jeden Alters und Hintergrunds und sie lädt gezielt Gruppen ein, die selten auf dem Radar der Kulturinstitutionen sind oder um soziale Anerkennung kämpfen müssen. Dadurch lenkt sie die Bahnen der öffentlichen Aufmerksamkeit auf Menschen, die jenseits der Spielregeln heteronormativer Gesellschaften stehen. Diese offene, allen zugängliche „Schule“ besteht aus verschiedenen Workshops, die sich um Musik, Tanz Parkour, Storytelling, und vieles mehr drehen. Es handelt sich hier dann um Menschen, mit unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten, die Lust haben zu performen, zu tanzen, zu singen und zu inszenieren und die sich auf einen Prozess des choreographischen Erzählens einlassen wollen.

Die Ausstellung ist sehenswert und die Parade könnte ein Highlight werden!

Die Parade in Salzburg findet am 24.06.2023, in München am 23.07.2023 statt. Alle sind herzlich willkommen, sich daran zu beteiligen. Infos zu den vorbereitenden Workshops

Die Parade in München findet am 23.7.23, in Salzburg am 24.6.23 statt. Alle sind herzlich willkommen, sich daran zu beteiligen. Infos zu den vorbereitenden Workshops zu aktuellen Informationen: www.sond@szene-salzburg.net (In Salzburg findet die Parade in Zusammenarbeit mit der Szene Salzburg statt.

In München unter: https://www.villastuck.de/kalender/detail/einblicke-marinella-senatore-563

Porträt Marinella Senatore:

Marinella Senatore (*1977 in Cava de’Tirreni, IT-Rom) ist eine zentrale Figur der italienischen Gegenwartskunst. Bereits in jungen Jahren besucht sie das Conservatorio Domenico Cimarosa in Avellino und spezialisiert sich auf Violine. Von 1994 bis 1998 studierte sie bildende Kunst an der Accademia delle Belle Arti in Neapel. Von 1999 bis 2002 studierte sie Kinematografie am Centro Sperimentale die Cinematografia in Rom. Seit 2006 unterrichtet sie u.a. an der Universität von Kastilien-La Manca, der Universität Complutense in Madrid, der NABA Nuova Accademia di Belle Arti in Mailand und online bei The Alternative Art School (TAAS).

https://www.museumdermoderne.at/ausstellungen/detail/marinella-senatore-we-rise-by-lifting-others/ Die Ausstellung läuft bis 8. Oktober 2023