„AUS DEM RAHMEN“

die

52. Rauriser Literaturtage           29. März – 2. April 2023

Rauriser Literaturtage 2023 Foto: © David Sailer IMAGES

Sie finden wieder ohne Beschränkungen statt die Rauriser Literaturtage und „Aus dem Rahmen“, trifft den Nerv der Zeit. 2020/21 war es die Pandemie, dann 2022 der Angriffskrieg in unmittelbarer Nähe und danach die damit verbundene Energiekrise die alles aus „dem Rahmen“ fallen ließ, und an uns nicht spurlos vorbeigegangen ist.

Das war auch die Kernaussage für „Aus dem Rahmen“ und das Thema für die 52. Rauriser Literaturtage. In vielen Lebensbereichen wurden uns die Grenzen deutlich aufgezeigt.  Die Kultur kann jedoch in diesen fordernden Zeiten eine Stütze sein, mitunter auch die Rauriser Literaturtage. Sie sind eine der wichtigsten Literaturveranstaltungen im deutschsprachigen Raum und lassen uns einige Tage lang in die Tiefe, die Kraft, die Zartheit und auch Widerspenstigkeit unterschiedlicher Texte eintauchen und den Alltag etwas vergessen.

Vieles befindet sich in Auflösung und Mentale und technologische Veränderungen unseres Zusammenleben welche bereits seit längerem im Gange sind, haben die Rahmenbedingungen für unsere Existenz erkennbar verschoben.

Das Phänomen der Globalisierung existiert schon seit längerer Zeit, hinzu ist verstärkt die Digitalisierung gekommen, wo sich hier auch die Frage stellt, nach Abgrenzbarkeit individueller Identität. Die Pandemie hat alles über den Haufen geworfen und der Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine hat sämtliche Konzepte von Solidarität, Toleranz und der Sicherung des friedlichen Zusammenlebens auf die Probe gestellt oder uns die Augen geöffnet, es findet ein Aufbruch in ein neues Zeitalter statt.

Es stellt sich die Frage: „Was tun wenn einzelne Personen und Lebensmuster „aus dem Rahmen“ fallen? Wie gehen wir damit um? Ist es nicht Motivation genug, darüber nachzudenken, nicht nur auf weltpolitischer Ebene, sondern auch im Bereich des persönlichen Alltags? Viele Fragen werden aufgeworfen; wie lässt sich das Verhältnis zwischen gesellschaftlichen Normen und individueller Abweichung aushandeln? Wie können im Kontext der aktuellen Migrationsbewegungen die friedliche Verschmelzung unterschiedlicher kultureller Wertvorstellungen organisiert werden? Fragen über Fragen und der Fragenkatalog nimmt kein Ende. Jedoch bei den Rauriser Literaturtagen 2023 präsentieren Texte, verhandeln Fragen von Zugehörigkeit und Ausgrenzung, von Anpassung und Abweichung. Mit unterschiedlichsten literarischen Mitteln machte man sich auf die Suche nach neuen „Rahmen“-Modellen, in denen auch Platz hat, was nach dem überkommenen Verständnis als „anders“ empfunden wird.

Der Rauriser Literaturpreis 2023 (vergeben vom Land Salzburg), welcher im Rahmen der Eröffnungsfeier am 29. März 2023 in Rauris, übergeben wird, geht an:

Marcus_Fischer_FOTO: ®_Minitta_Kandlbauer

MARCUS FISCHER, 1965 in Wien geboren, lebt als selbstständiger Texter und Autor in Wien. Er studierte Germanistik in Berlin und arbeitete einige Jahre als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, außerdem als Texter in Berlin und Wien.

Mit seinem ersten Roman DIE ROTTE (Leykam Verlag 2022) erhielt er seinen ersten Literaturpreis.

Kurze Inhaltsangabe zum Roman:

„Elfi Reisinger, eine junge Bäuerin, lebt Anfang der 1970er Jahre mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof in der Rotte Ferchkogel, einer abgelegenen Siedlung im Voralpenland. Ihr Vater verschwindet eines Nachts, die Gendarmerie geht von Selbstmord aus. Durch den Tod des Bauern verschiebt sich das Gefüge in der Rotte. Als mit Elfis Hochzeit endlich wieder ein Mann an den Hof kommt, spitzt sich die Lage weiter zu und Elfi muss einen Weg finden, um sich aus diesem Machtgefüge zu befreien.“

Was ist nun dieser Roman „Die Rotte“ ein Landkrimi oder ein Thriller? Schwer zu zuordnen, Fischer konzentriert sich bei seinem Roman mehr auf sprachliche Mittel, die den Symbolgehalt von alltäglichen Verhaltensweisen deutlich machen und unsere Gesellschaft im ländlichen Raum widerspiegeln?

Felicia_Schätzer_Foto: ®_Monika_Ertl

Der Rauriser Förderungspreis 2023 (vergeben von Land Salzburg und Marktgemeinde Rauris) geht an die junge Autorin Felicia Schätzer für ihren Text „Sonnenuntergang der Girls“. „Handlungsort ist ein Gewerbepark im trostlosen Niemandsland der Provinz: Zwischen Shoppingcenter, Social Media und Drogenküche versucht eine Gruppe von Jugendlichen, über die Runden zu kommen und sich selbst und einander ihre Individualität zu beweisen.“ In der Sprache seiner Figuren zeige der Text, „wie stark deren Leben und Erleben von der Konsum- und Markenwelt des Spätkapitalismus durchdrungen ist“. Laudatio: Johann Georg Lughofer.

Felicia Schätzer: 1995 in Hallein geboren, Studium der Biologie und Germanistik an der Universität Wien sowie der Sprachkunst und seit 2021 der Kunst und kommunikativen Praxis an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Veröffentlichung literarischer Texte in Anthologien und Zeitschriften, 2022 nominiert für die Shortlist des FM4-Wettbewerbs „Wortlaut“.

Bei den Rauriser Literaturtagen können die unterschiedlichsten Veranstaltungsformate wie Lesungen und Gespräche öffentlich besucht werden. Es gibt Exklusivveranstaltungen auch für Schulen, wo man den Nachwuchs für Literatur begeistern will. Auch Studierende haben die Möglichkeit, mit den Literaten in Kontakt und in (öffentliche) Diskussion zu treten. Mit den Störlesungen  kommen die Literaten, die Hauptakteure der Rauriser Literaturtage, ihrem Publikum besonders nah. Denn es wird in Privathäusern gelesen.

https://www.rauriser-literaturtage.at/

content/uploads/2023/02/KFR_Programmfolder_digital_0223_NP.pdf

Werbung