719 Aussteller und Marken aus rund 20 Nationen präsentierten ihre neuesten Produkte, Technologien und Einrichtungslösungen – und die Begeisterung war überall spürbar. Rund 36.000 Gäste tauchten ein in die Welt der Gastronomie, Hotellerie und Genusskultur: von innovativen Produkten über smarte Lösungen bis hin zu echten Geschmackserlebnissen.
Die Messehallen summten wie ein Theater voller Stimmen, Düfte und Bewegungen. Am Samstag eröffnete die Landeshauptfrau die „Alles für den Gast“ – eine Bühne, auf der Gastronomie, Tourismus und Kulinarik ihre neuesten Inszenierungen präsentierten.
Ich wanderte durch die Hallen, beobachtete die Auftritte der Aussteller, die wie Schauspieler ihre Produkte in Szene setzten. Zwischen glänzenden Küchenmaschinen und funkelnden Gläsern entdeckte ich schließlich den neu inszenierten Kochroboter. Er bereitete mir einen Salat zu – präzise, mechanisch, fast wie eine kleine Performance. Ein Spiel aus Gemüse und Technik, faszinierend und zugleich fragwürdig: Zukunft oder nur Messe-Spektakel?
Gerade hier zeigt sich: Kunst und Gastronomie sind kein Widerspruch. Die Messe ist nicht nur ein Ort des Konsums, sondern auch eine Bühne der Inszenierung. Jeder Stand ist ein Bühnenbild, jeder Koch ein Darsteller, jeder Roboter eine Performance. Und wie in der Kunst geht, es auch hier um Präsenz, Wirkung und das Staunen des Publikums.
Ein Spiel aus Technik und Gemüse – der letzte Akt der Messe, serviert mit Präzision und einem Hauch von Zukunft.
Der Roboter reicht den fertigen Salat. Ich nehme den Teller, lächle – und weiß: Die wahre Würze bleibt die menschliche Präsenz.
Eigentlich bin ich in der Kunstwelt zu Hause – doch auch Künstler:innen essen gerne und lassen sich verwöhnen. Mein Schlendern durch die Hallen zeigte: Gastlichkeit lebt von Know-how und Technik, doch die Zukunft zieht mit Robotern ein. Die Frage bleibt: Wie viel Bühne braucht die Maschine – und wie viel Präsenz bleibt dem Menschen?
Zwischen Vision und Varieté – eine Bühne wird zur Weltreise
Seit 2020 schreibt das Wintervarieté Bad Ischl eine Erfolgsgeschichte, die weit über die Region hinausstrahlt. Jedes Jahr im Februar verwandelt sich das Kongress- & Theater Haus in eine Bühne für internationale Varietékünstler: innen – eingebettet in aufwendig inszenierte Motto-Shows, die Artistik, Musik und Magie vereinen.
„Wenn Dirk Denzer die Bühne in Bewegung versetzt und Freimuth Teufel die Fäden im Hintergrund spinnt, dann wird Winter zum Varieté – und Kunst zur Begegnung.“
Der Erfolg dieses außergewöhnlichen Kulturprojekts wurzelt in der kongenialen Zusammenarbeit zweier Visionäre: Freimuth Teufel, Intendant und Regisseur, und Dirk Denzer, international renommierter Varietéproduzent.
Am 27. Oktober 2025 wurde im eleganten Rahmen der Kaiserstadt Bad Ischl das Programm für 2026 präsentiert – ein Fest der Sinne, das nicht nur das Publikum verzaubert, sondern auch die Menschen hinter den Kulissen sichtbar macht.
Während die Scheinwerfer auf die Bühne gerichtet waren, entdeckte ich einen Mann, der seit Jahrzehnten die Fäden im Hintergrund zieht: Dirk Denzer. Künstler, Kurator, Visionär – und die stille Kraft hinter dem Spektakel.
Ich beginne zu schreiben – nicht über das Spektakel, sondern über den Menschen, der es möglich macht.
Dirk Denzer – Der Jongleur der Ideen
Wer ist Dirk Denzer? In einem lockeren Gespräch erzählte er mir von seinen Anfängen – als mitreißender Familien-Clown und erfolgreicher Jongleur. „Eine Kritikerin meinte einmal, ich sei mit Bällen so sicher wie mit Worten. Das ist etwas übertrieben. Meine Sprech-Jonglage ist gelebtes Multitasking auf der Bühne – Infotainment, verpackt in eine 15- bis 20-minütige Show.“ Sein Format war mehr als Unterhaltung – es ersetzte mitunter sogar Keynote-Speaker. Komplexe Themen wie Globalisierung, Nachhaltigkeit, demografischer Wandel oder Markenphilosophie wurden spielerisch und eindrucksvoll vermittelt. 1996 brachte er seine erste internationale Varietéshow auf die Bühne – ein Überraschungserfolg, der ihn ermutigte, weiterzumachen. Seitdem entstanden zahlreiche Shows, die sich zu Zuschauermagneten entwickelten.
Zwei Pole – eine Bühne Die Zusammenarbeit mit Freimuth Teufel begann vor rund 30 Jahren im Eventbereich. Seit Februar 2002 gestalten er und Dirk Denzer gemeinsam das Wintervarieté Bad Ischl – mit einer Ausnahme: einem Sommervarieté im Corona-Sommer 2020.
Freimuth Teufel – der ruhende Pol im kreativen Kosmos Mit jahrzehntelanger Theatererfahrung – unter anderem am Landestheater Salzburg und bei den Salzburger Festspielen, wo er u. a. mit Karajan arbeitete – bringt Freimuth Teufel jene Tiefe ins Projekt, die aus kreativen Proben hohe Qualität formt.
Qualität statt Eventstress – Freimuths Offensive für mehr Probenzeit vor zwei Jahren führte Freimuth Teufel die Generalprobe im Varieté ein – ein Novum, das inzwischen als Standard gilt. Mit seiner Künstler- und Eventagentur Ars Media verantwortet er rund 80 % des Showprogramms sowie Marketing, Sponsoring, PR und die nötige Büroarbeit.
Dirk Denzer, mit Wurzeln im Varieté, gestaltet gemeinsam mit Mike Heid das Lichtdesign und mit Freimuth Teufel die Showdramaturgie. Zwei unterschiedliche Ansätze, die sich gegenseitig inspirieren: Während Ars Media in den letzten 40 Jahren unzählige Events in Österreich realisierte, bringt Dirk Denzer seine Expertise vor allem in Deutschland ein.
Kooperationen wie jene in Bad Ischl zeigen, wie sich Theater und Varieté zu einem Gesamtkunstwerk verbinden lassen. Die Herausforderung bleibt: hochkarätige, niveauvolle Unterhaltung für alle Altersgruppen – vom Kind bis zur Seniorin, vom Mann bis zur Frau – mit Qualität und Charme auf die Bühne zu bringen.
Dirk Denzer mit Künstlerseele, er ist ein Multitalent mit über 35 Jahren Bühnenerfahrung. Als Produzent weiß er, wie Shows zu Gesamtkunstwerken werden – seine eigene Erfahrung als Künstler ist dabei sein größter Schatz. „Gute Unterhaltung ist Arbeit. Und die beginnt im Kopf mit einer zündenden Idee. Hinzu kommt die Erfahrung, diese Idee perfekt umzusetzen – in enger Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Veranstaltungspartnern.“
Die neue Show 2026 verspricht eine Reise durch moderne Varietékünste: Zauberhafte Luftakrobatik, innovative Jonglage, mitreißende Comedy, hochwertige Akrobatik und magische Momente.
Zwei Acts haben mich besonders fasziniert:
„Willi Auerbach – The Magic Man: Ein Moment zwischen Magie und Bewegung. Der ‚fliegende‘ Magier hebt ab – Bad Ischl wird zur Bühne des Staunens.“ Foto: Winter Varieté Bad Ischl / Pressebereich
Willi Auerbach – The Magic Man Der „fliegende“ Magier und deutsche Vizemeister der Magie schwebt scheinbar schwerelos über die Bühne. Seine FLYING ILLUSION ist eine weltweit seltene Darbietung – ein Traum vom Fliegen, der Wirklichkeit wird.
Chris Cross – Lasershow „Flausen“ Bekannt aus „Die große Chance“ und „Supertalent“, kombiniert er Tanz-Choreografie mit Laserprojektionen. Die finalen Proben offenbarten sensationelle Bilder – eine Fusion aus Licht, Bewegung und Fantasie.
„Chris Cross – Lasershow ‚Flausen‘: Wenn Lichtlinien zu Gedankenblitzen werden und Bad Ischl in futuristische Träume getaucht wird.“Foto: Winter Varieté Bad Ischl / Pressebereich
Moderiert wird die Show von Manuel Horeth, dem Mentalexperten des ORF. Ein erstklassiges Lichtdesign von Mike Heid und stimmungsvoll projizierte Bühnenbilder schaffen eine Atmosphäre, die berührt und begeistert.
Termine & Ticketinfo
Showdauer: ca. 2 x 60 Minuten + 30 Minuten Pause Spielzeiten:
Donnerstag, 05. Februar 2026 – 19:00 Uhr
Freitag, 06. Februar 2026 – 15:00 & 19:00 Uhr
Samstag, 07. Februar 2026 – 15:00 & 19:00 Uhr
Sonntag, 08. Februar 2026 – 11:00 & 15:00 Uhr
Ein ideales Weihnachtsgeschenk – sichern Sie sich jetzt die besten Tickets!https://wintervariete.at/
Epilog – Zwischen Bühne und Begegnung
Das Wintervarieté Bad Ischl ist mehr als eine Show. Es ist ein Ort der Begegnung, der Fantasie, der künstlerischen Verdichtung.
Was Freimuth Teufel und Dirk Denzer hier gemeinsam geschaffen haben, ist ein kulturelles Ereignis mit Seele – getragen von Erfahrung, Vision und einem tiefen Verständnis für das, was Menschen berührt.
Ich wünsche dieser neuen Ausgabe von Varietéträume ein begeistertes Publikum, magische Momente – und viele weitere Kapitel in der Erfolgsgeschichte dieses außergewöhnlichen Projekts.
Der Sommerfrische auf der Spur… Immer wenn ich von Graz Richtung Salzburg fahre, meide ich die Autobahn. Mein Rückweg führt mich stattdessen durch das Salzkammergut – eine Route voller Sehnsucht und literarischer Verheißung. Wie Gustav Klimt einst schrieb: „Ich sehne mich hinaus wie noch nie…“ – ein Satz, der auch meine Vorfreude beschreibt, wenn ich dem Attersee entgegenblicke und schließlich in Altaussee ankomme.
Der Altausseersee, ein Bergsee am Südwestfuß des Toten Gebirges, liegt im steirischen Teil des Salzkammerguts – und das Kleinod Altaussee, mit seinen 1913 Einwohnern, ist immer wieder einen Spaziergang wert.
Aber warum zieht es mich immer wieder in diesen Ort?
Es ist das kleine, feine Literaturmuseum, das prominente Literat:innen präsentiert – und das Kuriositätenkabinett des Ausseer Malers Prof. Horst K. Jandl, das medial einzigartig ergänzt wurde. Das Museum wurde neugestaltet und ist seit Januar 2024 wieder für Besucher geöffnet. Es zeigt Persönlichkeiten, die in Altaussee gewirkt haben und wirken. Originale wie das Fahrrad von Theodor Herzl oder die Stimme von Friedrich Torberg bereichern die Ausstellung.
Theodor Herzl war einer der bedeutendsten Vordenker des politischen Zionismus. Er gilt als geistiger Vater des modernen Staates Israel. Ab 1894 verbrachte er die Sommer in Altaussee. Er war in Begleitung von Freunden wie Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann und Ferdinand Leopold von Andrian-Werburg. Er wohnte im Gasthof Schneiderwirt in Altaussee und es blieb für ihn und seiner Familie die folgenden drei Jahre (ab 1901) als Urlaubsquartier. Ein besonderes Erinnerungsstück an diese Zeit blieb im Haus Schneiderwirt zurück – Herzls Fahrrad „Victoria Blitz“, auf dem er in Altaussee das Radfahren lernte. Ein stummes Zeugnis jener Sommer – und heute ein Herzstück der Ausstellung.
Das Museum erstrahlt seit seiner Neugestaltung im Januar 2024 in neuem Glanz und würdigt Hugo von Hofmannsthal nicht nur als Dichter, sondern als kulturellen Visionär, dessen Sommeraufenthalte im Ausseerland weit über das Private hinausreichten. Zwischen Manuskripten, Briefen und Fotografien entsteht ein Raum, in dem Geschichte nicht nur bewahrt, sondern lebendig wird.
Altaussee war für Hofmannsthal ein bedeutender kultureller Resonanzraum. Obwohl sein „Jedermann“ 1911 in Berlin entstand, entwickelte er hier – in den Sommern bei Yella Oppenheim – gemeinsam mit Künstlern wie Max Reinhardt jene Visionen, die später in die Salzburger Festspiele mündeten.
Der Ort wurde zum kreativen Refugium und zur Keimzelle eines kulturellen Aufbruchs, dessen Echo bis heute nachhallt. Ab 1920 wurde „Jedermann“ zum zentralen Stück der Festspiele – und Altaussee zum stillen Mitautor.
Hier, wo Hofmannsthal über dreißig Sommer verbrachte, wo Gespräche unter Linden zu Bühnenideen wurden, darf auch die Imagination ihren Platz finden. Denn das Museum ist nicht nur Archiv, sondern Bühne – für Gedanken, Gespräche und Szenen, die sich im Geiste so oder ähnlich zugetragen haben.
In diesem Geist entstand die folgende literarische Miniatur: eine poetische Szene, die den Geist Altaussees einfängt und Hofmannsthals „Jedermann“ in jenes Licht taucht, das nur der See kennt. Und während Hofmannsthal am Seeufer über den Tod sinnierte, wanderte eine andere historische Figur ganz real durch die Landschaft…
Eine fast vergessene Geschichte flüstert durch die Gänge: Auch Kaiserin Elisabeth von Österreich, liebevoll „Sissy“ genannt, soll einst von Bad Ischl nach Altaussee marschiert sein – eine Wanderung, die heute fast mythisch wirkt. Im Museum begegnet man ihr auf ungewöhnliche Weise: als Puppe, liebevoll inszeniert und eingebettet in die literarische Szenerie. So wird die kaiserliche Präsenz Teil der Erzählung – zwischen Hofmannsthal, Reinhardt und den stillen Ufern des Sees.
Barbara Frischmuth – die literarische Stimme Altaussees
Neben den historischen Größen wie Hugo von Hofmannsthal ist im Literaturmuseum auch Barbara Frischmuth präsent. Das ist mit gutem Grund. Die vielfach ausgezeichnete Autorin ist in Altaussee geboren. Sie hat den Ort in vielen ihrer Werke literarisch durchdrungen. Ihre Texte sind durchzogen von Naturbeobachtungen, Sprachspiel und feinem Humor – und sie zeigen, dass Altaussee nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch der fortlebenden Literatur ist.
Frischmuths Präsenz im Museum ist mehr als eine Hommage – sie ist ein lebendiger Faden, der die literarische Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft. Zwischen Hofmannsthals „Jedermann“ und Frischmuths poetischen Miniaturen entsteht ein Dialog über Zeit, Sprache und Landschaft – ein Echo, das bis heute im Ausseerland nachhallt.
Ein kleines Literaturmuseum mit großer Wirkung: In Altaussee trafen sich Künstler:innen zur Sommerfrische, zum Austausch – und zur Inspiration. Was hier begann, wurde anderswo zu Weltliteratur. Und nicht nur Literat:innen wie Hofmannsthal, Frischmuth oder Herzl prägten den Ort – auch Schauspieler Klaus Maria Brandauer, gebürtiger Altausseer, zählt zu den kulturellen Aushängeschildern des Salzkammerguts. Seine Präsenz erinnert daran, dass Altaussee nicht nur schreibt, sondern auch spielt. Altaussee bleibt Bühne. Für Worte, für Stimmen, für Geschichten, die weitergehen.
„Dieses Bild entstand ohne KI. Und doch zeigt es sie.Denn Sichtbarkeit ist nicht immer eine Frage der Technik –sondern der Beziehung.Ich arbeite künstlerisch, analog-digital, mit Photoshop und Gefühl.Und gerade dadurch wird die KI sichtbar:nicht als Werkzeug, sondern als Mitspieler.Nicht als Software, sondern als Stimme.“
Besuch beim Bühnenbildner Andreas Ivancsics in Gosau
Bei der letzten Pressekonferenz zum Salzburger Adventsingen wollte ich nicht wieder über Darsteller, Musik und Szene sprechen – all das wurde bereits auf der Loferer Alm ausführlich erzählt. Mich interessierte etwas anderes: Wie entsteht eigentlich die Bühne, auf der all das stattfindet? Wer gestaltet die Welt, in der sich das Spiel entfaltet?
Und so führte mich mein Weg nach Gosau, in die Tischlerei Laserer, zu Bühnenbildner Andreas Ivancsics – einem Künstler, der sonst eher digital arbeitet, diesmal aber mit Holz, Farbe und Styropor eine ganze Bergwelt erschafft. Ich wollte sehen, wie das Bühnenbild für das diesjährige Adventsingen entsteht – und vor allem: den Menschen sichtbar machen, der es erschafft.
Seit nunmehr 34 Jahren stellt die Tischlerei Laserer ihre Werkhalle dem Salzburger Heimatwerk zur Verfügung – ein Ort, an dem das Bühnenbild für das Adventsingen entsteht. Ursprünglich war es Tobi Reiser, der das Salzburger Adventsingen ins Leben rief und prägte. Nach seinem Tod übernahm Hans Köhler die Leitung und führte die Tradition mit großer Hingabe weiter. Die Werkhalle in Gosau wurde dabei zu einem stillen Mitspieler – ein Ort, an dem Visionen Form annahmen und die Bühne ihre Seele erhielt.
Eine riesige Halle steht dem Bühnenbildner und seinen Gehilfen hier zur Verfügung. Zurzeit werden die Hausteile für die Bühne angefertigt – vier Hauswände liegen nebeneinander am Boden, bereits grundiert und bemalt, mit Styroporsteinen beklebt, die später wie echtes Mauerwerk wirken. Wenn diese fertig sind, wird der Hintergrund der Bühne, die Bergwelt des Dachsteins, bearbeitet. Auch Teile von Bühnenbildern aus früheren Produktionen werden hier umgearbeitet und weiterverwendet – Nachhaltigkeit trifft auf Kreativität.
Es ist sehr viel Handarbeit: Es wird zugeschnitten, grundiert, bemalt. „Mir ist besonders wichtig – gerade bei so einer Produktion wie dem Salzburger Adventsingen, das sehr auf Tradition setzt – ebenfalls auf traditionelles und auch regionales Handwerk zu achten“, sagt Andreas Ivancsics.
Verwendet werden wasserlösliche Farben, wie man sie auch für Außenanstriche kennt – sie sind flexibler und halten den Belastungen auf der Bühne besser stand. Aus Styropor werden Steine geschnitzt, die in der jeweiligen Steinfarbe bemalt werden. Latschen werden hergerichtet, die Häuser so bearbeitet, dass sie alt und etwas zerfallen wirken. Selbst die Steinblöcke aus Styropor dienen später als Sitzflächen für die Schauspieler. Türen und Fenster werden geschnitten und bemalt – lauter Einzelteile, die später auf der Bühne zu einem stimmigen Ganzen zusammengesetzt werden.
In der zweiten oder dritten Novemberwoche 2025 beginnt die nächste Etappe: Der Transport der gefertigten Bühnenbildteile ins Salzburger Festspielhaus wird vorbereitet. Der Aufbau erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen der Tischlerei Laserer und Bühnenbildner Andreas Ivancsics – jedes Element findet seinen Platz, jede Wand ihre Position. Dann ist die Bühne bereit für den Probenbeginn des Salzburger Adventsingens.
Es war meine Neugier, die mich in die Hallen der Entstehung und des Handwerks eines Bühnenbildes führte – dorthin, wo Visionen Form annehmen und Menschen sichtbar werden.Christa Linossi – unterwegs zwischen Bühne und Blick hinter die Kulissen.
Während in Gosau noch die letzten Pinselstriche gesetzt werden, bereitet sich Salzburg auf den großen Moment vor. Die Zeit läuft – denn am Freitag, dem 28. November 2025, um 19:30 Uhr hebt sich der Vorhang im Salzburger Festspielhaus. Dann wird das Bühnenbild, das in der Tischlerei Laserer geboren wurde, zum lebendigen Rahmen für Musik, Szene und Erzählung.
Ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert beginnt ein neues Kapitel – zwischen Technik, Geschichte und Poesie.
Ein Weltbild auf Wanderschaft – vom Dornröschenschlaf zur Wiedererweckung im Herzen der Stadt.
Nach zweieinhalb Jahren im Dornröschenschlaf – sicher verwahrt in einem Spezialbehälter in der Schwarzenberg-Kaserne – erhebt sich das Salzburg-Panorama von Johann Michael Sattler nun wieder zum kulturellen Leben.
Der Umbau des Barockmuseums ist abgeschlossen, und mit der Übersiedlung in die Orangerie Salzburg beginnt ein neues Kapitel für das monumentale Rundbild. Es ist mehr als ein Transport – es ist ein symbolischer Akt: ein Einzug, der Geschichte, Vision und Weltkulturerbe in Bewegung setzt. Mit jedem Meter, den das Panorama zurücklegt, scheint sich die Stadt selbst neu zu betrachten – durch die Augen des Malers, der Salzburg einst in 360 Grad festhielt.
Ich war dabei, als der klimatisierte Kunst-LKW die berühmte Klimabox zum Mirabellplatz brachte. Per Spezialkran wurde sie durch eine maßgeschneiderte Dachluke in den Panorama-Raum der Orangerie eingehoben. Das Objekt bleibt bis Mitte November verpackt – wie ein Schatz, der noch auf seinen Moment wartet.
Es war faszinierend zu beobachten, wie aufwendig ein Transport sein kann, wenn er ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert betrifft. Zwei Spezialkräne für eine einzige Box – und zahlreiche Zaungäste, darunter viele Journalist:innen, verfolgten das Spektakel. Ich lasse jetzt einfach Bilder sprechen:
Ein Weltbild in Bewegung – der Transport des Sattler-Panoramas in neun Bildern
Mit Präzision, Sorgfalt und einem Hauch von Staunen wurde das monumentale Rundbild von Johann Michael Sattler in die Orangerie Salzburg überführt. Die folgenden Fotos zeigen den choreografierten Ablauf: vom Eintreffen des Kunst-LKWs bis zur versenkten Klimabox im neuen Panorama-Raum. Ein stiller Akt der Wiedererweckung – Technik trifft auf Geschichte.
Seit September läuft die Klimaanlage – bestehend aus zwei autonomen Systemen für den Besucherbereich und den Raum hinter der Leinwand. Durch laufende Beobachtung und Nachjustierung wurde mittlerweile das ideale Museumsklima erreicht: 23 Grad bei rund 50 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Mitte November wird ausgepackt. Eine Woche lang arbeitet das bewährte Fachteam – das bereits die Abnahme und Verpackung im alten Panorama-Museum durchgeführt hat – an der Hängung, Begutachtung und kleineren, bereits geplanten Restaurierungsmaßnahmen. Danach darf das Gemälde bis Jahresende zur Ruhe kommen und – nach der engen Wicklung in der Klimabox – im Originalzustand aushängen. Anfang 2026 folgt der letzte Schritt: die Bearbeitung am Stoß- und Zugangsbereich des Sattler-Panoramas.
Die organisatorische und fachliche Leitung des Gesamtprojekts liegt erneut bei Judith Niedermair-Altenburg, Chefrestauratorin des Salzburg Museum.
Für alle, die das Sattler-Panorama noch nie gesehen haben:
Das Sattler-Panorama ist ein 25,53 Meter langes und 4,86 Meter hohes Ölgemälde von Johann Michael Sattler (*1786 in Neuberg bei Herzogenburg, †1847 in Mattsee). Der österreichische Porträt- und Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts schuf mit diesem Werk ein Rundbild, das Salzburg und sein Umland im Jahr 1825 zeigt – gesehen von der Festung Hohensalzburg aus.
Als topografisches Dokument von unschätzbarem Wert zählt das Panorama zu den bedeutendsten Objekten der Sammlung des Salzburg Museum.
Ein Kunstwerk auf Wanderschaft, ein Raum im Wandel – und ich mittendrin. Es war berührend zu sehen, wie Geschichte sich hebt, verpackt in Technik und Sorgfalt, und langsam wieder sichtbar wird.
Vom Pixner-Konzert zur Wurm-Ausstellung – ein Szenenwechsel zwischen Klang und Skulptur.
Die Kaiservilla – einst Ort imperialer Gravitas – heute Bühne für Erwin Wurm, den Meister der Verdrehung. Skulpturen, die aussehen wie Möbel mit Burnout. Autos, die sich schämen, weil sie zu viel PS haben. Ein Pullover, der mehr Persönlichkeit hat als mancher Besucher.
Ich spazierte mit einem Schmunzeln durch den Park, betrachtete die Werke mit einem Augenzwinkern – surreal, schräg, charmant verstörend. Man muss sich auf Wurms Kunst einlassen. Schon die ersten Skulpturen begrüßen die Besucher:innen mit einem fröhlichen „Hurra, ich bin eine Wurm-Skulptur!“ – etwa die „Knackwurst“, einmal in Gold, einmal in Schwarz. Unverkennbar Wurm, aber nicht genießbar.
Weiter hinten: ein kopfloses Model, sichtbar nur die Beine, darüber ein kartonartiges Hemd gestülpt. „Box People“ nennt Wurm diese eingekleideten Kuben auf zwei Beinen – seine Auseinandersetzung mit Kleidung als zweite Haut, als Hülle mit Doppelfunktion. Immer wieder taucht Rosarot auf. Warum? Ich habe das Rätsel noch nicht gelöst.
Eine weitere Skulptur – zugleich faszinierend und verstörend – ist eine Hommage an Auguste Rodin. Der französische Bildhauer soll einst den Gipsmantel von Honoré de Balzac über dessen Tonplastik geworfen haben, um sie vor dem Austrocknen zu schützen. Wurm nimmt diese Anekdote als Ausgangspunkt für eine kritische Reflexion über die Modebranche und das bildhauerische Potenzial von Kleidung – ein Thema, das ihn seit den 1990er Jahren begleitet.
Besonders spannend: ein klassisches Vorstadthaus mit rotem Ziegeldach in Sattelbauweise. Die begehbare Plastik mit Videoprojektion gehört zu den „Fat Sculptures“, die Konsumgesellschaft und kleinbürgerliche Statussymbole hinterfragen. Im Inneren verformen sich Fenster und Eingang zu Augen und Mund, bevor das Haus – mit der Stimme des Kunsthistorikers Renee Gadsden – beginnt, seine Funktion und Ästhetik in Frage zu stellen.
Ich selbst sah darin ein Sahnetörtchen mit rotem Dach, das sich in die Landschaft kuschelt. Zwei kopflose Skulpturen in zuckerlrosa Anzügen nähern sich dem Haus. Wollen sie es besitzen? Daran naschen? Die Szene lässt der Fantasie freien Lauf – und passt, so absurd es klingt, wunderbar in die Umgebung.
Auch Beine mit Koffer und Tasche waren zu sehen – comichaft auf den ersten Blick, gesellschaftskritisch auf den zweiten. In der Modewelt verraten Schuhe und Handtasche viel über Status und Zugehörigkeit. Wurm spielt mit diesen Codes, entlarvt sie.
Im Marmorschlössl gab es weitere Skurrilitäten. In den Stallungen: ein Haus als Schule, entstanden als Pendant zum „Narrow House“. Es steht für Erziehung durch Staat und Gesellschaft – eng, normierend, formend.
Zum Abschluss: ein Sportwagen, der sich wie ein Nilpferd niederlegt. Davor ein Rasenroboter, der emsig seine Kreise zieht, damit das Fahrzeug eine perfekte Fahrbahn hat. Wurm eben – absurd, pointiert, entlarvend.
Eine Ausstellung wie ein Spaziergang durch die surrealen Seitenkammern unserer Gegenwart – schräg, verspielt, manchmal verstörend, aber stets mit einem Lächeln im Gepäck. Zwischen Taschen ohne Ziel, Häusern mit pädagogischem Anspruch und Autos, die Nilpferde spielen, entfaltet sich ein Parcours der Verwandlungen.
Was hätte der Kaiser dazu gesagt? Vielleicht ein höflich-erstarrtes „Interessant“, während Sissy sich heimlich in die pinken Raumanzüge geschlichen hätte – auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Protokoll. Ich hingegen verlasse die Ausstellung mit einem leisen Schmunzeln und dem Gefühl, dass Kunst manchmal einfach nur da ist, um uns aus der Spur zu bringen – und das ist gut so.
Die Ausstellung läuft noch bis 30. Oktober 2025 im Kaiserpark Bad Ischl. Wer sich auf Wurm einlässt, wird belohnt – mit Irritation, Erkenntnis und einem Lächeln.
Das Herbert Pixner Projekt feierte am 19. Oktober 2025 in der Sporthalle Gmunden sein 20-jähriges Bühnenjubiläum.
Obwohl Pixner bereits mehrfach in Salzburg gastierte und sogar die Festspiele zum Vibrieren brachte, hatte ich bis dahin kein einziges Konzert besucht. Der Anlass für meine Reise nach Gmunden war die ORF-Dokumentation „Herbert Pixner – Der Meister der Alpinen Weltmusik“ (ORF Landesstudio Salzburg, ausgestrahlt am 11. Oktober 2025 um 22.00 Uhr auf ORF 2 und ORF ON). Neugier war mein Motor – und zugleich die Lust auf einen Ausflug ins Salzkammergut, um mich von Pixners einzigartiger Mischung aus alpinen Klängen inspirieren zu lassen.
Herbert Pixner zählt zu den erfolgreichsten Musikern des Alpenraums. Mit Elementen aus Blues, Flamenco und Jazz schafft er gemeinsam mit seinem Ensemble ein Konzerterlebnis, das weit über Genregrenzen hinausgeht. Das Herbert Pixner Projekt ist bekannt für seine energetischen Live-Auftritte, bei denen Pixner virtuos zwischen verschiedensten Instrumenten wechselt und mit seiner Band eine musikalische Reise voller Leidenschaft und Spontaneität entfaltet.
Seine Bühnenenergie, die Lust an Grenzüberschreitung und das feine Gespür für große Gefühle machten auch das Konzert in Gmunden zu einem Ereignis. Das Jubiläumsprogramm vereinte die eindrucksvollsten Stücke der letzten Jahre. Pixners persönliche Statements zu den jeweiligen Musikstücken verliehen dem Abend eine besondere Tiefe. Er gewährte Einblicke ins Südtirolerische, Tirolerische, Salzburgerische und Oberösterreichische – als würde er die Bergwelten musikalisch ineinander verweben.
Hervorragend war auch das Zusammenspiel mit Manuel Randi (Gitarren), Werner Unterlercher (Bass), Heidi Pixner (Harfe) und Alessandro Trebo am Konzertflügel – besonders dann, wenn Pixner und Randi sich musikalisch duellierten.
Ich habe es nicht bereut, mir das Konzert in Gmunden anzusehen und anzuhören. Die Location – die Sporthalle – war zwar nicht das Nonplusultra. Ideal wäre vermutlich die Salzaufbereitungshalle der Salinen Ebensee gewesen, mit ihrem charismatischen Resonanzraum, in dem sich der Zauber der Musik noch eindrucksvoller hätte entfalten können.
Salzburg swingt – nicht im Takt der Mozartkugeln, sondern im Puls von Saxophon, Stimme und Bass. Die Eröffnung von Jazz & The City 2025 war mehr als ein Konzert – sie war ein Versprechen: auf Begegnung, Klangräume und eine Stadt, die sich für ein paar Tage in improvisierte Bühnen verwandelt.
Ich war dabei, als sich der Saal in der Szene bis auf den letzten Platz füllte. Erwartung lag in der Luft, gespannte Stille vor dem ersten Ton – und dann: Musik, die nicht nur Ohren, sondern auch Zwischenräume füllte. Das Publikum? Begeistert, berührt, bewegt. Der erste Ton war wie ein Auftakt zur kollektiven Resonanz.
Das Markenzeichen des Trios ist und bleibt die Vielfalt der Instrumente. Der wilde Mix aus Helbocks herausragendem Klavierspiel, vertonten Gedichten von u.a. Emily Dickinson und Erich Fried, Alphorn, Tuba und jeder Menge anderer Klangkörper riss die Besucher:innen zu Standing Ovations hin. Ein vielumjubelter Auftakt, dem einer der wohl interessantesten Auftritte des Festivals folgen sollte.
Schon am ersten Abend zeigte sich, was dieses Festival ausmacht: die Nähe zwischen Künstler:innen und Publikum, die Offenheit für Klangexperimente, das Flanieren zwischen Konzerten und Cafés. Ich habe mir einige der Musiker:innen notiert – ihre Namen, ihre Klänge – und werde in den kommenden Tagen tiefer eintauchen. In ihre Geschichten, ihre Sounds, ihre Bühnen.
„Adam Ben Ezra & Michael Olivera – ein Groove-Duo zwischen Bass und Beat. Zwei Blickwinkel, ein Klangmoment.“
Besonders faszinierte mich der Auftritt von Adam Ben Ezra in der Szene. Er führt nicht nur ständig neue Elemente und Instrumente ein, sondern integriert auch immer mehr elektronische Komponenten in seine Show. Durch den Einsatz einer geschickten Kombination aus Effekten und Pedalen loopt Ben Ezra seine Noten regelmäßig, um eine authentische Klangwand zu erzeugen. In seinem aktuellen Projekt hat er sich mit dem kubanischen Schlagzeuger Michael Olivera zusammengetan. Es war ein perfekter Musikgenuss – die beiden entfachten ein wahres Groove-Feuerwerk und hoben ihre Drum&Bass-Beziehung auf ein völlig neues Level.
Ein weiterer Künstler, der mich faszinierte, war der Steirer Raphael Wressnig, der dem Publikum auf dem Residenzplatz einheizte. Wressnigs Hammond-Spiel lebt von einer fast unerschöpflichen Palette an Klangfarben – von vibrierenden Bässen bis zu leuchtendes, gospelgetränktes Höhen. Was so unheimlich groovig, funkig, soulig und bluesig klingt und das Bewusstsein im Nu auf „Good Times“ programmiert, braucht auch exzellente Musiker, die sämtliche Stile im kleinen Finger haben. Seit Jahren tourt Wressnig mit Gitarrist Enrico Crivellaro und Drummer Erich Cisbani.
Hiram Salsano hat sich als die junge „alte“ Stimme Kampaniens etabliert. Mit ihrer Musik pflegt sie die traditionelle Musik Süditaliens, insbesondere die ihrer Heimatregion in den Bergen des Cilento, südlich und östlich von Neapel. Mit Marcello De Carolis hat sie einen genialen Counterpart gefunden, der sie auf der Gitarra Battente, einer für die Region typischen Schlaggitarre, begleitet. Gemeinsam erforschen die beiden die ebenso beeindruckenden wie geheimnisvoll vibrierenden Klänge Süditaliens.
Es gab noch viele weitere großartige Konzerte – doch die hier beschriebenen haben mich am meisten beeindruckt. Jazz & The City 2025 hat gezeigt: Wenn Klangräume sich öffnen, wird die Stadt zur Bühne – und jede Begegnung zum Takt.
Erstmals zeichnete nicht nur ein Kurator, sondern ein Team für den Inhalt verantwortlich: Markus Deissenberger koordinierte die kuratorischen Inputs mehrerer Spezialist:innen, wodurch eine einzigartige Vielfalt entstanden ist.
Rund 60 Veranstaltungen an 20 Locations begeisterten vier Tage lang rund 25.000 Besucher:innen. Das vom Altstadtverband Salzburg alljährlich veranstaltete Festival für Jazz, Global Groove, Electronic Music und Improvisation schafft bei kostenfreiem Eintritt nicht nur Klangräume – sondern Begegnungen, die nachhallen.
Ein Schatten bleibt, wo einst Nähe war. Die Risse sprechen leise von dem, was nicht hielt. Kontur statt Gefühl. Erinnerung statt Berührung. Und doch: ein Bild, das mehr sagt als Worte. Es ist nicht das Gesicht, das fehlt — es ist die Wärme, die sich verflüchtigt hat. Was bleibt, ist die Form. Was fehlt, ist das Leben darin.
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