Avatar von Unbekannt

Über Christa Linossi

Ich bin freischaffende Künstlerin, Autorin und Kulturjournalistin. Meine Texte sind keine bloßen Berichte, sondern kleine Szenen, die das aktuelle Kunstgeschehen und die kulturelle Transformation literarisch inszenieren. Für meine Leserinnen und Leser bleibe ich stets am Puls der Zeit – nicht massenhaft, sondern intensiv. Mein Blog ist ein Kammerspiel der Kultur: ein Ort für Kunstaffine, die Tiefe suchen statt Oberfläche. Ich verstehe Kunst als „kulturelle Transformation“ – ein fortwährender Prozess des kritischen Weiterdenkens. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit unterschiedlichsten Kunstrichtungen und sehe im Potenzial der Kunst die Chance, Horizonte zu öffnen und Perspektiven zu verschieben.

Bertram Hasenauer: Ausstellung ‚Silver Sand‘ in der Galerie Sophia Vonier Salzburg

Künstler Bertram Hasenauer in der Galerie Sophia Vonier in Salzburg Foto: © Christa Linossi 2024

Die Galerie Sophia Vonier in Salzburg präsentiert derzeit die beeindruckende Ausstellung „Silver Sand“ des renommierten Künstlers Bertram Hasenauer. Kunstliebhaber haben die Gelegenheit, die neuesten Werke des Künstlers zu bewundern, die durch ihre feine Ästhetik und tiefgründige Ausdruckskraft bestechen.

Arbeit von Bertram Hasenauer in der Galerie Sophia Vonier in Salzburg Foto: © Christa Linossi 2024

Ich kenne den Künstler Bertram Hasenauer schon sehr lange. Erstmals wurde ich 2010 auf ihn aufmerksam, als er seine fantastischen Werke im MdM Rupertinum in Salzburg ausstellte. Die Bilder von Bertram Hasenauer sind Meditationen über die Malerei. Sein Blick und seine Sichtweise sind stets auf den Menschen und dessen Umgebung gerichtet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Abbilder realer Menschen, sondern um Darstellungen, die sich zwischen Ikonenhaftem und einer traumhaften Aura bewegen. Der Betrachter taucht beim Anblick der Werke in ein surreales Terrain der Fantasie ein.

Arbeit von Bertram Hasenauer in der Galerie Sophia Vonier in Salzburg Foto: © Christa Linossi 2024

Die Arbeiten sind präzise gezeichnet, fein und manchmal mit kräftigen Farben unterlegt, sie sind einfach expressiv. Er arbeitet seine Bildgegenstände durch die Schichten aus dem Weiß der Grundierung heraus oder lässt sie in den schwarzen Bildern durch die Brechung des Lichts in den mit dem Glasradierer geglätteten Pinselstrichen sichtbar werden.

Seine aktuelle Ausstellung heißt „Silver Sand“, die Ausstellung ist wieder sehr interessant, es geht um Sichtbarkeit. Es geht auch um Identität und die Bilder sind absolute Grenzgänger? Ja, warum? Sie bewegen sich an der Grenze des Sichtbaren, Köpfe, Gesichter von androgynen Menschen erscheinen in Schwarz auf Schwarz. In Frontal- oder Seitenansicht, manchmal auch zu zweit, sind sie durch keinerlei Merkmale wie Schmuck oder besondere Frisuren in der Zeit verankert und könnten in der Gegenwart, der Zukunft oder der Vergangenheit existieren.

Hasenauers Technik: Er arbeitet mit Lackauftrag und Glasradierer oder zeichnet mit Silberstift auf Gesso. Was ist eigentlich Gesso? (Gesso ist eine weiße, dickflüssige Masse aus Kreide, Gips oder Marmorpulver, die mit einem Bindemittel wie Acrylpolymer oder Hasenleim vermischt wird. Es wird hauptsächlich zur Vorbereitung und Grundierung von Oberflächen für die Malerei verwendet). Die Farbe wird in unzähligen Schichten aufgetragen, wodurch eine Oberfläche entsteht, die die physische Beschaffenheit und die taktilen Eigenschaften eines Materials besitzt (auch haptische Materialität genannt) und das Licht auf komplexe Weise reflektiert. Haptische Materialität spielt oft eine wichtige Rolle in vielen Bereichen, auch in der Kunst, da sie die Art und Weise beeinflusst, wie wir Objekte und Räume wahrnehmen und mit ihnen interagieren.

So erscheinen manche von Hasenauers Arbeiten je nach Lichteinfall mal als abstrakte schwarze Flächen, oder die Gesichter in ihnen zeigen oder verbergen sich, je nach Standort des Betrachters und je nach Licht, dessen Einfall in die Galerieräume sich mit dem Tagesverlauf ständig ändert. Es ist, als würden diese Bilder die Identität ihres Gegenstandes nicht ganz freiwillig preisgeben und ihn bald wieder verschwinden lassen.

Ein weiteres Werk, bei dem der Künstler die jahrhundertealte Technik des Trompe-l’oeil anwendet. (Trompe-l’oeil ist eine künstlerische Technik, die darauf abzielt, das Auge zu täuschen, indem eine Illusion von Dreidimensionalität erzeugt wird).

Arbeit von Bertram Hasenauer in der Galerie Sophia Vonier in Salzburg Foto: © Christa Linossi 2024

Acrylbilder, die aussehen, als wären sie in der Mitte gefaltet – wie ein Bild, das man bei sich trägt, ein Zeitungsausschnitt, der Ausdruck eines Fotos vielleicht? Sie suggerieren, dass zwischen dem Malen, dem Transport und dem Aufhängen etwas mit ihnen geschehen ist.

Bertram Hasenauers Arbeiten in der Ausstellung „SILBER SAND“ thematisieren den von John Berger beschriebenen „Prozess der Sichtbarkeit, der so unfassbar, so sehr eine Form von Energie ist wie das Licht selbst“.

Wer war John Berger? (John Berger war ein britischer Schriftsteller, Kunstkritiker, Maler und Dichter, geboren am 5. November 1926 in London, gestorben am 2. Januar 2017 in Frankreich)

Bertram Hasenauer ist ein exzellenter Zeichner und Maler. Konsequent verfolgt er sein Ziel und inszeniert seine Werke immer wieder neu.

http://bertramhasenauer.com/

Die Ausstellung endet am 28. September 2024 in Salzburg.

Kurzes Info zur Galerie Sophia Vonier: Nach mehreren Jahren Erfahrung in der Kunstwelt eröffnete Sophia Vonier im Frühjahr 2019 ihre Galerie im Herzen Salzburgs. Mit einem Fokus auf österreichische und internationale zeitgenössische Kunst präsentiert die Galerie Sophia Vonier Ausstellungen aufstrebender Künstler: innen und Künstler. Ihr Ziel ist es, eine nachhaltige Struktur zu schaffen und vor allem Künstler: innen umfassend zu fördern.

https://www.galerievonier.com/

Liebe Grüße…oder Wohin das Leben fällt – Kinderstück bei den Salzburger Festspielen 2024

Das Stück „Liebe Grüße…oder Wohin das Leben fällt“ (Autor: Theo Fransz (*1958)) wird August 2024 im Rahmen der Salzburger Festspiele im Programm JUNG&JEDER Foto: © Christa Linossi 2024

Mit der neuen Sparte jung&jede*r setzen die Salzburger Festspiele ein starkes Zeichen im Kinder- und Jugendprogramm. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen die Welt des Theaters und der Musik näher zu bringen.

Das Stück „Liebe Grüße…oder Wohin das Leben fällt“ (Autor: Theo Fransz (*1958)) wird August 2024 im Rahmen der Salzburger Festspiele im Programm JUNG&JEDER uraufgeführt. Es handelt sich um ein Kinderstück, das von Andrea Kluitmann aus dem Niederländischen übersetzt wurde. Regie und Musik stammen von Carla Maria Schmutter. Es spielen Nina Stehlin (Mathilde), Rabea Egg (Fabienne) und Ben Engelgeer (Mo).

Ich habe das Stück vor kurzem gesehen und fand es sehr gut und interessant. Es zeigt die Bedeutung der Familie und die Verbindung zwischen den Generationen.

LIEBE GRÜSSE 2024: Rabea Egg (Fabienne), Nina Stehlin (Mathilde), Ben Engelgeer (Mo)
© Marco Borrelli

Worum geht es in dem Stück? Das Stück handelt von Mo, der mit seiner Mutter Fabienne und seiner Großmutter Mathilde in einer Wohnung lebt. Beim Aufräumen finden sie alte Postkarten, die Mos Großvater aus aller Welt an Mathilde geschickt hat. Dieser Fund führt Mo auf eine Zeitreise, auf der er plötzlich seiner zehnjährigen Mutter und einer jungen Mathilde begegnet. Mos Großvater ist abwesend und die Familie muss sich in der Vergangenheit neu kennen lernen und Geheimnisse lüften. Das Stück behandelt Themen wie Fürsorge, Liebe und den Umgang mit dem, was fehlt.

Die Entdeckung der alten Postkarten bringt die Familie näher zusammen. Mo sieht seine Mutter und Großmutter in einem neuen Licht.

LIEBE GRÜSSE 2024: Ben Engelgeer (Mo), Nina Stehlin (Mathilde)
© Marco Borrelli

Das Theaterstück unterstreicht die Wichtigkeit von Erinnerungen und der Vergangenheit. Mo entdeckt durch Zeitreisen, wie die Erlebnisse und Entscheidungen seiner Ahnen sein Leben formen. Liebe und Fürsorge werden ebenfalls hervorgehoben, indem gezeigt wird, wie diese Werte in einer Familie vererbt werden und das Leben jedes Mitglieds beeinflussen. Zudem wird der Umgang mit Verlusten und die Fortsetzung des Lebens trotz Veränderungen behandelt.

Diese Botschaften sind in einer kindgerechten und rührenden Geschichte verpackt, die sowohl junge als auch ältere Zuschauer anspricht.

Das Stück gehört zum angesehenen Programm „jung & jede*r“ der Salzburger Festspiele. Die Erwartungen sind groß, doch das Stück überzeugt durch seine hohe Qualität und die erneut sehr bewegende Inszenierung.

https://www.salzburgerfestspiele.at/jung-jeder

https://www.salzburgerfestspiele.at/karten/kalender?season=143

Peter Sellars Inszenierung: „Der Spieler“ bei den Salzburger Festspiele 2024

TerrassenTalk „Der Spieler“ 2024: Asmik Grigorian (Polina), Peter Sellars (Regie), Sean Panikkar (Alexej Iwanowitsch)© SF/Neumayr/Leo

Im Rahmen des Terrassen Talks am 5. August 2024 wurde heute die Neuinszenierung von „Der Spieler“ unter dem Motto „Durch Kunst Wunden heilen“ vorgestellt. Die Oper „Der Spieler“ von Sergej Prokofjew wird bei den Salzburger Festspielen 2024 in russischer Sprache und unter der Regie von Peter Sellars aufgeführt. Die Aufführung verspricht spannend zu werden, da Sellars bekannt dafür ist, klassische Stücke in einem modernen und oft provokativen Kontext zu inszenieren.

TerrassenTalk „Der Spieler“ 2024: Peter Sellars (Regie)
© SF/Neumayr/Leo

Der Spieler basiert auf dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski und erzählt die Geschichte von Alexej Iwanowitsch, einem Hauslehrer, der in die Welt des Glücksspiels und der Leidenschaft hineingezogen wird. Die Oper reflektiert die turbulente und unberechenbare Natur des Lebens, was sie auch heute noch sehr relevant macht.

Sergej Prokofjews erste Oper, gleichzeitig die erste Oper überhaupt nach einer literarischen Vorlage Dostojewskis, steht mit Der Spieler in diesem Sommer in Salzburg auf dem Programm. Sellars betont, dass die Oper die Energie einer neuen Generation einfängt und die Realität unserer Zeit widerspiegelt, in der Vermögen innerhalb von Sekunden gewonnen und verloren werden können. Die musikalische Leitung übernimmt Timur Zangiev, und die Bühne wird von George Tsypin gestaltet.

Eine Inszenierung jenseits aller Klischees mit zwei herausragenden Künstlern wie Asmik Grigorian und Sean Panikkar. Regisseur Peter Sellars: „Das Stück handelt von einer wütenden jungen Figur, die für eine Generation steht, die sich gegen das herrschende Establishment auflehnt und ein System in Frage stellt, in dem Regierung und Kapitalismus alles zerstören.“ All dies komme in Prokofjews Musik zum Ausdruck, die in ihrer Schnelligkeit und Direktheit am ehesten mit Mozarts Le nozze di Figaro vergleichbar sei. „Wie bei Mozart gibt es auch bei Prokofjew kaum Pausen: Ein Ereignis jagt das andere, Tragik und Komik, die Höhen und Tiefen des Lebens liegen dicht beieinander. Aber am Ende ist die Liebe das Einzige, was zählt“, sagt Sellars über das Werk und seine schnelle Szenenfolge mit ebenso schnell wechselnden Auftritten.

Warum wird Mozart oft in Zusammenhang mit Prokofjew und speziell mit Der Spieler gebracht? Beide Komponisten tauchen in ihren Werken tief in die menschliche Psyche ein und stellen somit komplexe Charaktere dar. Peter Sellars, der Regisseur der aktuellen Inszenierung, ist bekannt dafür, Verbindungen zwischen verschiedenen Epochen und Stilen herzustellen.

Sellars schätzt die Arbeitsbedingungen in Salzburg: „Von Anfang an startet man hier auf einem unglaublich hohen Niveau. Das ist der Grundstein für qualitativ hochwertige Arbeit und eröffnet zusätzliche künstlerische Freiheiten.“ Über das Werk sagt er: „Etwa 70 Jahre lang lag das Stück brach. Zu Zeiten der Sowjetunion fiel all das, was es an Kreativität, Erotik und wirtschaftlicher Kritik enthält, der Zensur anheim. All diese Aspekte können wir jetzt wieder frei atmen lassen.“ Den Generationenkonflikt mit den jungen Künstlern dieser Besetzung besonders überzeugend darstellen zu können, empfindet er als großes Privileg. Die Gewalt im Stück sei auch heute präsent. „Wir wollen damit aber keine Wunden aufreißen, sondern sie mit Kunst heilen“, stellt er klar.

„Salzburg ist nicht nur ein Ort der Kunst, sondern ein Ort, der Künstler inspiriert und ihnen ermöglicht, ihre Visionen in einer einzigartigen Atmosphäre zu verwirklichen.“

Premiere: Montag, 12. August 2024 in der Felsenreitschule

https://www.salzburgerfestspiele.at/

https://www.salzburgerfestspiele.at/karten/kalender?season=143

Die symbolische Bedeutung von Arno Lehmanns Skulptur ‚Der große Stier oder Mühe des Weges‘ in Salzburg

Enthüllung der Plastik von Arno Lehmann (1905-1973)

Der große Stier oder Mühe des Weges, Enthüllung der Plastik von Arno Lehmann , Festung Salzburg, 20240731 Foto: wildbild, Herbert Rohrer
Gruppenbild mit Stier (von li): Bgm. Bernhard Auinger, LP Brigitta Pallauf, Laudator Nikolaus Schaffer, Trude Kaindl-Hönig, LH Wilfried Haslauer, Direktor Martin Hochleitner. © Salzburg Museum/Herbert Rohrer

Das Salzburg Museum hat eine großzügige Schenkung aus Privatbesitz erhalten. Es handelt sich um die Skulptur von Arno Lehmann „Der große Stier oder Mühe des Weges“. Die Bronzeskulptur aus den 1950er Jahren wird künftig auf der Festung Hohensalzburg aufgestellt und zu sehen sein. An diesem prominenten Ort über den Dächern der Stadt soll sie an Lehmanns jahrzehntelanges Wirken auf der Festung erinnern. Hier hatte er 1949 Atelier und Wohnung bezogen und sein Lebenswerk geschaffen.

Direktor Martin Hochleitner mit der Plastik “Der große Stier oder Mühe des Weges” von Arno Lehmann (1905-1973) am neuen Standort im Burghof der Festung Hohensalzburg © Salzburg Museum/Herbert Rohrer

Wer war Arno Lehmann? Er wurde 1905 in Berlin geboren, trat nach dem Abitur als Volontär in eine Töpferei ein und wandte sich nach einer kurzen Banklehre dem Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in München zu, das er 1929 abschloss.

In einer eigenen kleinen Werkstatt fertigte er Kleinplastiken und keramische Schmuckketten an und konnte bereits 1934, als er für seine ungewöhnliche Tierplastik „Zebu-Stier“ im Staatlichen Museum Berlin den Großen Preis erhielt, diese Werkstatt erheblich erweitern und sogar Mitarbeiter einstellen.

Als ein Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg diese Werkstatt und damit seine Existenzgrundlage zerstörte, wagte Lehmann einen Neuanfang in Österreich. Seine Keramikwerkstatt in Bad Aussee, wo er mit seiner Familie in der Villa Alberti wohnte, produzierte Gebrauchskeramik, die zwar das Überleben sicherte, aber keine Reichtümer abwarf. Ein weiterer Schicksalsschlag, die Zwangsräumung der Villa, raubte ihm auch diese bescheidene Existenz.

In dieser bedrohlichen Situation stellte der Salzburger Landeshauptmann Josef Rehrl der Familie Lehmann 1949 Wohnung und Atelier in den Räumen der Salzburger Festung zur Verfügung.

In den 1950er Jahren entstanden auch zahlreiche erdfarbene Bilder, die figurative Darstellungen mit stark abstrahierenden Elementen verbinden, sowie großformatige Mosaike. Fritz Wotruba, Oskar Kokoschka und Clemens Holzmeister zählten zu seinen begeisterten Bewunderern und wussten um seine Bedeutung als Bindeglied zwischen der Kunst der zwanziger Jahre und der modernen Keramik – doch bedeutende öffentliche Aufträge in Salzburg blieben aus! Erst 1959 erhielt Lehmann in Salzburg von Clemens Holzmeister den Auftrag für „16 schwebende Plastiken nach einer Fuge von Bach“ für das Festspielhaus.

So begann er, unter widrigen Umständen auf der Festung fanatisch an keramischen Großprojekten zu arbeiten, die er zumeist in Gips modellierte und die zum Teil noch heute erhalten sind. In seinem Atelier auf der Festung arbeitete Arno Lehmann fernab der herrschenden Kunstströmungen. Er war nahezu isoliert und seine Erkenntnisse erreichten keine breiteren Kreise. Zu Lebzeiten und noch heute gilt sein Werk als das eines Außenseiters.

Über das Leben und den einzigartigen künstlerischen Werdegang von Arno Lehmann schreibt Dr. phil. Christa Svoboda (2005, ist Kunsthistorikerin mit dem Titel „Ethos und Form eines Leidenschaftlichen“.Kurzer Auszug: „Der namhafte und sicher bedeutendste Keramiker des 20. Jahrhunderts hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag zu feiern gehabt. Arno Lehmann war im eigentlichen Sinne ein Bildhauer-Keramiker und ein Voll-Künstler in jeder Hinsicht, der sich aus eigenem Antrieb nie darum bemühte, sich einen Platz im irdischen Künstler-Olymp zu sichern. Er lebte für und nicht von seiner Kunst. Ehrungen und Auszeichnungen sind ihm von internationalen Gremien und Kollegen zeitlebens zugekommen, Ausstellungen im Ausland ließ er zu oder lehnte sie ab, weil er dann weniger Zeit für seine Projekte gehabt hätte. Seit 1949 lebte Lehmann inmitten der Stadt Salzburg, man könnte sagen: er lebte über ihr! Denn seine Wohnung und seine Werkstatt befanden sich im „Hohen Stock“ auf der Festung Hohensalzburg, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1973 ganz Unglaubliches schuf. Es waren wesentliche Jahre seines Schaffens, die er in dieser „Stadt des Weltkulturerbes“ verbrachte – und doch ist sie ihm diese eine entsprechende Würdigung bis zum heutigen Tage schuldig geblieben.“

Arno Lehmann konnte aus der Not heraus in dieser Festung sowohl sein Atelier als auch seine Wohnung einrichten. Als Künstler hat er sich hier sicherlich wohlgefühlt, was zur Entstehung großer und faszinierender Werke führte. Die Festungsmauern, die viele Geschichten bergen, bieten dem Künstlerblick eine wunderbare Aussicht über die Stadt. 

Arno Lehmann Skulptur „Der große Stier oder die Mühsal des Weges“, betrachten Sie es genau und Sie können das Herz wahrnehmen Foto: © Christa Linossi 2024

Bei genauer Betrachtung seiner Skulptur „Der große Stier oder die Mühsal des Weges“ lässt sich ein Herz erkennen. Ob es nun bewusst oder unbewusst eingearbeitet wurde, könnte es als Symbol der Zuneigung zum Stier stehen und dessen Bedeutung für die Geschichte Salzburgs widerspiegeln, insbesondere während der Belagerung der Stadt durch ein Kriegsheer.

https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/salzburg/stadt_salzburg/stierwascher.html

Philipp Hochmair: Der aufstrebende Superstar der Salzburger Festspiele 2024

Philipp Hochmair Superstar JEDERMANN beim Treff in der Galerie Budja Salzburg, © Foto: Christa Linossi

Am 20. Juli 2024 war die Premiere bei den Salzburger Festspielen, des Neuinszenierten „JEDERMANN“ mit Philipp Hochmair in der Titelrolle.

Wie kam es zum Hype um Philipp Hochmair? „Der diesjährige ‚Jedermann‘ hat schon vor sechs Jahren in dieser Rolle geglänzt, als er als Ersatz einsprang. Diese Aktion scheint damals eine besondere Bedeutung für ihn gehabt zu haben.“

Es ist beeindruckend, wie sehr Philipp Hochmair seit der Premiere des neu inszenierten „Jedermann“ im Mittelpunkt steht. Sein Auftreten in Galerien, bei Lesungen, auf Partys und sogar im exklusiven Schloss Fuschl beweist, dass er nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens Anerkennung findet. Der ORF zeigt Filme, in denen Philipp Hochmair mitwirkt. Zum Beispiel in „Blind ermittelt“, wo er den blinden Ex-Chefinspektor Alexander Haller spielt. In der historischen Fernsehserie „Charité III“ übernimmt er die Rolle des Prof. Dr. Otto Prokop. Im Film „Wannseekonferenz“ stellt er Reinhard Heydrich dar, einen hochrangigen SS-Offizier. Die Handlung dieses Films gründet auf der historischen Konferenz, die am 20. Januar 1942 in einer Villa am Wannsee in Berlin abgehalten wurde.

Das Besondere an Philipp Hochmair ist sicherlich seine charmante und lockere Art. Seine Bereitschaft, sich unter die Leute zu mischen und unzählige Selfies mit Fans zu machen, hat seinen Bekanntheitsgrad zweifellos gesteigert. Vor allem die Damenwelt scheint von ihm fasziniert zu sein – vielleicht träumt die eine oder andere von einem privaten Rendezvous mit dem umschwärmten Superstar, bei dem sein Charme und seine Ausstrahlung eine große Rolle spielen.

Es ist wesentlich, die Bedeutung von Philipp Hochmair als herausragenden Schauspieler zu betonen. Seine Ausbildung unter Klaus Maria Brandauer war entscheidend, um in der heutigen Zeit Erfolge zu feiern. Ebenso gebührt dem Regisseur Robert Carsen Anerkennung. Mit seiner modernen Neuinszenierung des „Jedermann“ hat er eine Plattform für Hochmairs Talent geschaffen, die es ihm erlaubt, die Rolle auf eindrucksvolle Weise darzustellen.

Es ist die Kombination aus Hochmairs Talent und Charisma und Carsens visionärer Regie, die den diesjährigen „Jedermann“ zum Erfolg führt. Das Zusammenspiel von individuellen Fähigkeiten und kreativer Teamarbeit macht diese Produktion zu einem Höhepunkt der Salzburger Festspiele. Bemerkenswert ist auch, dass sich Carsen als Regisseur bewusst im Hintergrund hält, um den Fokus auf den Hauptdarsteller zu lenken.

Neben den Auftritten bei den Salzburger Festspielen, wo noch insgesamt zehn Vorstellungen auf dem Domplatz stattfinden, wird er am 2. August 2024 mit seiner Show „Schiller Balladen Rave – Philipp Hochmair & Die Elektrohand Gottes“ auch in Gmunden im Toscana Park zu sehen sein. Außerdem wird er am 9. August 2024 auf der Burg Glam auftreten. Dort tritt er mit seiner Band „JEDERMANN RELOADED“ auf. Diese zusätzlichen Auftritte unterstreichen seine Vielseitigkeit und Beliebtheit.

Es ist beeindruckend, wie er sich in einen Superstar verwandelt. Philipp Hochmair erweist sich als wahres Multitalent, das sowohl in der Schauspielerei als auch in der Musik erfolgreich ist. Man darf gespannt sein, wie lange dieser Hype noch anhält.

https://www.philipphochmair.com/

The Transformation of Infinity: Experimental Photo Work by Christa Linossi 2024

experimental photo work by © Christa Linossi 2024 from the series „Love is a Illusions“

So wie die Entfernungen mit zunehmendem Alter abnehmen, verliert die Welt ihre Unendlichkeit. Die kindliche Sehweise verwandelt sich in ein schätzbaren Maßstab. Bis sich der unendliche Kosmos wieder offenbart, werden unüberwindbare Entfernungen begehbar.

Liebe gleicht einer Wanderung über Stufen: Mal befindet man sich auf dem Gipfel, dann wieder im Tal. Sind es nicht die Distanzen, die schwinden, oder verliert sie ihre Unendlichkeit? Liegen nicht Liebe und Schmerz stets beieinander? Sie brennt wie Feuer!

Just as distances diminish with age, the world loses its infinity. The childlike way of seeing is transformed into an assessable scale. Until the infinite cosmos reveals itself again, insurmountable distances become accessible.

Love is like a hike over steps: Sometimes you’re on the summit, then back in the valley. Isn’t it the distances that dwindle, or does it lose its infinity? Aren’t love and pain always side by side? It burns like fire!

Jedermann bei den Salzburger Festspielen 2024: Philipp Hochmair in der Titelrolle

Philipp Hochmaier „Jedermann“ Darsteller, Foto: © Christa Linossi 2024

In der Vergangenheit, bevor die Premiere von JEDERMANN am Samstag, 20. Juli 2024, bei den Salzburger Festspielen als Eröffnung zur Festspielsaison 2024 vom „Sterben des reichen Mannes“ über die Bühne ging, ist bereits ein Hype um den neuen Jedermann-Darsteller Philipp Hochmair entbrannt.

Zum ersten Mal hatte ich das Vergnügen, am Montag, den 22. Juli 2024, leider nicht auf dem Domplatz – der Wettergott hatte kein Einsehen – das berühmte Schauspiel „Jedermann“ im Großen Festspielhaus in Salzburg zu sehen. Das Stück von Hugo von Hofmannsthal ist ein fixer Bestandteil der Salzburger Festspiele und wird – sofern das Wetter mitspielt – jedes Jahr vor der beeindruckenden Kulisse des Salzburger Doms aufgeführt.

Salzburger Festspiele Robert Carsen
Foto: Neumayr/Leopold

Die Übertragung des „Jedermann“ ins 21. Jahrhundert ist Robert Carsen mit seiner diesjährigen Neuinszenierung gelungen. Er verwandelte die Bühne mit dem Dom als Kulisse in ein beeindruckendes, modernes und zugleich zeitloses Bühnenbild. Der Einsatz von Licht und Schatten sowie die minimalistischen, aber effektvollen Szenerien unterstrichen die dramatischen Momente des Stückes perfekt. Besonders hervorzuheben ist die Szene, in der „Jedermann“ von seinen Reichtümern Abschied nimmt; das Bühnenbild verstärkte die emotionale Tiefe dieser Momente erheblich.

Salzburger Festspiele 2024/ Hugo von Hofmannsthal/ Jedrmann/ Premiere am 20.Juli 2024//
Robert Carsen: Regie/ Robert Carsen, Luis F. Carvalho: Bühne/ Luis F. Carvalho: Kostüme/ Robert Carsen, Giuseppe di Iorio: Licht/ Rebecca Howell:Choreografie/David Tushingham:Dramaturgie//
Philipp Hochmair:Jedermann, Deleila Piasko: Buhlschaft © SF/Monika Rittershaus

Die schauspielerische Leistung von Philipp Hochmair in der Titelrolle war von beeindruckender Intensität und Tiefe. Besonders berührend war seine Fähigkeit, die innere Zerrissenheit und schließlich Reue des „Jedermann“ darzustellen.

Jedermann 2024: Philipp Hochmair (Jedermann)
© SF/Monika Rittershaus

Auch Deleila Piasko als Buhlschaft überzeugte. Sie brachte eine Mischung aus Charme und Stärke in ihre Rolle, die perfekt zu der dynamischen Beziehung zwischen Jedermann und seiner Geliebten passte.


Jedermann 2024: Deleila Piasko (Buhlschaft), Philipp Hochmair (Jedermann)
© SF/Monika Rittershaus

Auch die Nebenrollen waren hervorragend besetzt. Die Darsteller des Todes, des Glaubens und anderer allegorischer Figuren verliehen der Aufführung eine zusätzliche Dimension. Ihre Darbietungen trugen dazu bei, die moralischen und spirituellen Themen des Stückes zu unterstreichen.

Jedermann 2024: Dominik Dos-Reis (Tod), Philipp Hochmair (Jedermann)
© SF/Monika Rittershaus

Beeindruckend ist auch, wie Carsen die Tischgesellschaft in eine Party, wie sie die Reichen und Schönen feiern, in eine Art Disco verwandelt. Ein Kellner, der Bote des Todes, schenkt Jedermann reinen Wein ein, und die Gesellschaft flieht, als Jedermann mitgeteilt wird, dass seine Zeit abgelaufen sei und er sich auf seine letzte Reise vorbereiten müsse. Verzweifelt versucht Jedermann, jemanden zu finden, der ihn auf dieser Reise begleitet, doch seine Freunde, seine Geliebte und sogar sein Reichtum verlassen ihn. Am Ende bleibt ihm nur der Glaube, der ihn auf seinem Weg begleitet und ihm hilft, seine Sünden zu bereuen. Durch diese Reue wird er schließlich von Gott begnadigt und findet Erlösung.

Jedermann 2024: Lukas Vogelsang (Dicker Vetter), Daniel Lommatzsch (Dünner Vetter), Ensemble
© SF/Monika Rittershaus

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die diesjährige Aufführung des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen ein beeindruckendes Erlebnis war. Die Kombination aus hervorragenden schauspielerischen Leistungen, einer modernen Inszenierung und der einzigartigen Kulisse des Salzburger Doms machten das Stück zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Premiere Jedermann 2024 Schlussapplaus: Rebecca Howell (Choreografie), Luis F. Carvalho (Kostüme), Robert Carsen (Regie), Giuseppe di Iorio (Licht), David Tushingham (Dramaturgie), Lukas Vogelsang (Dicker Vetter), Kristof Van Boven (Mammon), Dörte Lyssewski (Ein armer Nachbar / Werke), Deleila Piasko (Buhlschaft), Philipp Hochmair (Jedermann), Christoph Luser (Jedermanns guter Gesell/Teufel), Ensemble
© SF/Marco Borrelli

Aber um die volle Wirkung und die tiefen emotionalen und moralischen Botschaften des Stückes zu erleben, empfehle ich jedem, sich den „Jedermann“ selbst anzusehen. Es ist eine Aufführung, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und lange im Gedächtnis bleibt.

https://www.salzburgerfestspiele.at/karten/kalender

Salzburger Festspiele 2024: Sternstunden der Menschheit Inszenierung und Hintergrundinformationen

Sternstunden der Menschheit 2024: Barbara Melzl, Evelyne Gugolz, Steffen Höld
© SF/Sandra Then

Die Salzburger Festspiele, eines der angesehensten Kulturereignisse weltweit, feierten ihre Eröffnung mit der Premiere von „Jedermann“ am Samstag, den 20.07.2024, und dem Festspielauftaktfest 2024. Diese jährliche Veranstaltung lockt Künstler und Kulturliebhaber aus der ganzen Welt an und dient als Bühne für exzellente Darbietungen in Theater, Oper und Musik.

Derzeit folgt ein Terrassengespräch auf das nächste, und ich bin der Meinung, dass diese Gespräche einen ausgezeichneten Einstieg in die Darbietungen bieten. Sie liefern wertvolle Einblicke und Hintergrundinformationen, die das Verständnis und die Wertschätzung für die Aufführungen erhöhen.

Salzburger Festspiele TerrassenTalk in Salzburg „Sternstunden der Menschheit“ v.l.n.r. Mathias Weibel, Thom Lutz und Katrin Michaels
Foto: Neumayr/Leopold 19.07.2024

Hier ist ein kurzer Überblick über die Neuinszenierung von Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“, inszeniert von Thom Luz, musikalisch geleitet von Mathias Weibel und dramaturgisch begleitet von Katrin Michaels sowie Schauspieldirektorin Marina Davydova, präsentiert beim Terrassengespräch am 19. Juli 2024.

Wie kam es zu dieser Neuinszenierung?

Marina Davydova
© SF/Neumayr/Leo

Mit der Regisseurin und (jetzt Schauspieldirektorin) Marina Davydova hat Thom Luz schon früher zusammengearbeitet. So war er zu Gast bei ihrem Moskauer Festival. Davydova: „Thoms Theaterästhetik ist meiner sehr ähnlich. Seine Arbeiten erinnern mich an abstrakte Malerei. Als ich ihn für das diesjährige Schauspielprogramm anfragte, kam er mit der Idee der Sternstunden auf mich zu und ich war sofort begeistert.“ Den Schriftsteller Stefan Zweig lernte sie bereits zu Zeiten der ehemaligen Sowjetunion kennen, wo er im Gegensatz zu vielen anderen westlichen Autoren jenseits des „Eisernen Vorhangs“ Anerkennung fand.

Der Titel „Sternstunden der Menschheit“ schwebte der Dramaturgin Katrin Michaels schon vor Jahren vor, um auf die heutige Zeit zu verweisen, in der die Menschheit in vielerlei Hinsicht das Gegenteil einer Sternstunde erlebt. Das sieht auch Luz so: „Wir leben in einer Zeit, die unsere Welt wahrscheinlich für viele Jahre nachhaltig prägen wird. Thomas Mann spricht sehr treffend vom ‘Edelrost der Geschichte’, der über den Erzählungen Stefan Zweigs liegt.“

Salzburger Festspiele TerrassenTalk in Salzburg „Sternstunden der Menschheit“ v.l.n.r. Maria Therese Rudolph (Moderatorin), Mathias Weibel Musikalische Leitung, Thom Luz Regie und Sound Design, Katrin Michaels Dramaturgie und Marina Davydova Schauspieldirektorin Foto: © Christa Linossi 2024

Was macht den Text von Stefan Zweig so interessant?

Den Inhalt von Zweigs Text beschreibt Luz so: „Es sind 14 Miniaturen historischer Ereignisse, die Zweig ausgewählt hat, weil sich in ihnen in einem kurzen Augenblick die Welt schlagartig verändert. Zweig wählt etwa die Niederlage bei Waterloo, die Verlegung des ersten Tiefseekabels zwischen Europa und den USA, aber auch Goethes Schreibtisch – Momente oder Gegenstände, an denen etwas geschah, das unsere Welt – sei es politisch oder poetisch – nachhaltig prägt.“ Diese Momente sind oft Wendepunkte, die das Schicksal von Nationen und Menschen entscheidend beeinflusst haben.

Thom Luz, der sowohl Regie führt als auch für das Sounddesign verantwortlich ist, inszeniert diese Geschichten in einer modernen Version in einem Museumsdepot voller Statuen und Trümmer aus zweitausend Jahren europäischer Geschichte. Diese visuelle Kulisse dient als symbolischer Hintergrund für die historischen Miniaturen und unterstreicht die zeitlose Bedeutung der dargestellten Ereignisse.

In den vielen Verbindungen zwischen Zweig selbst, Salzburg, Brasilien, der Vergangenheit und der Gegenwart geht es letztlich darum, die Zeitlosigkeit der Themen erfahrbar zu machen. „In den Sternstunden sind eigentlich alle Themen enthalten, die uns als Menschen ausmachen“, sagt Luz und ergänzt: „Zweig träumt sehr oft auch sein eigenes Schicksal in die Sternstunden hinein. Eine seiner frühen Sternstunden wurde später zu seinem Schicksal: In der Cicero-Geschichte geht es um einen Mann, der ebenfalls vor politischen Unruhen ins Exil flieht und dort erkennt, dass der Weg in den Selbstmord für ihn der einzige Weg nach vorn ist. Genau das ist Zweigs eigene Geschichte geworden.“

In der Aufführung von „Sternstunden der Menschheit“ ist die Musik entscheidend, um die Stimmung und die emotionale Intensität der historischen Ereignisse zu unterstreichen. Mathias Weibel, zuständig für Komposition und musikalische Leitung, kooperiert eng mit Thom Luz, damit die Musik perfekt in das Stück integriert wird und die Handlung verstärkt.

Die visuelle Umsetzung von „Sternstunden der Menschheit“ verspricht eine beeindruckende und einzigartige Neuinszenierung zu werden. Thom Luz plant dafür den Bau einer ungewöhnlichen Bühne, die an ein Museumsdepot erinnert, voll mit Statuen und Ruinen aus zweitausend Jahren europäischer Geschichte. Diese Szenerie wird als symbolische Kulisse für Stefan Zweigs historische Miniaturen dienen und die zeitlose Relevanz der geschilderten Begebenheiten hervorheben.

Die Bedeutung von Zweig eigenem Buch über Brasilien mit dem Titel “Land der Zukunft” sei nicht zu unterschätzen, waren sich Weibel und Luz einig: Zweig habe sich das Land eher als einen die Realität verklärenden Ort vorgestellt. An seinem letzten Aufenthaltsort, einer eher ärmlichen Wohnung in Pétropolis, hätten sich Zweigs Hoffnungen wohl relativiert. Am Ende seiner von zunehmender Verzweiflung geprägten Reisen sei für ihn die Reise ins Nichts der letzte Fluchtpunkt gewesen.

Premiere: Landestheater Salzburg, Samstag, 27. Juli 2024

https://www.salzburgerfestspiele.at/karten/kalender

Siemens & Salzburger Festspiele: Virtuelle Akustik-Optimierung

Pressekonferenz Salzburger Festspiele & Siemens am 17.7.2024 „Welcome to Sound of Science“ Salzburger Festspiele Foto: © Christa Linossi

Am Anfang der Pressekonferenz war mir noch nicht klar, worum es hier ging. Es ging um Technik, aber um welche? Ich sprach mit Prof. Dr. Frucht und stellte die Frage, ob diese Technik ähnlich wie moderne Technologien in der Autoindustrie verwendet wird. Er antwortete, dass der Ansatz ähnlich sei, aber die Anwendung unterschiedlich. Meine nächste Frage war, ob es in Zukunft möglich sein könnte, sich direkt in Konzertsäle einzuschalten, mit einer Brille, die wie eine normale Brille aussieht. Dies verneinte er nicht.

Die „Sound of Science“ – App stellt Siemens ausgewählten Partnern aus der Kulturszene als Demonstrations-Anwendung kostenlos zur Verfügung. Die Simulationslösungen der Applikation gibt es zu kaufen. Das Große Festspielhaus in Salzburg dient als erstes Beispiel für die Anwendung eines digitalen Zwillings, der ein audiovisuelles Erlebnis digitaler Veranstaltungsräume ermöglicht. Siemens, ein langjähriger Partner der Salzburger Festspiele, erkennt die Vorteile solcher Innovationen. Diese Technologie, die speziell für das Große Festspielhaus entwickelt wurde, verbessert die Akustik und macht die Planung effizienter. Es ist vorstellbar, dass ähnliche Technologien zukünftig auch an anderen Veranstaltungsorten und in weiteren Bereichen der Musikproduktion zum Einsatz kommen.

Präsentation „Sound of Science“ by Siemens: Peter de Clerk (Senior Director Marketing, Simcenter Portfolio, Siemens), Kristina Hammer (Präsidentin der Salzburger Festspiele), Stephan Frucht (Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Programms), Edwin Pfanzagl-Cardone (Leitung Akustik, Salzburger Festspiele)
©Siemens Foto: Neumayr/Leopold 17.07.2024

Siemens entwickelte einen digitalen Zwilling für Veranstaltungshallen, der es ermöglicht, Akustik und Gebäudestruktur realitätsnah zu simulieren. Die Premiere dieser Technologie, genannt „Sound of Science“, findet im Großen Festspielhaus der Salzburger Festspiele statt. Mit diesem digitalen Zwilling kann die Akustik des Raumes genau simuliert und verbessert werden, was eine präzise Abstimmung der Positionierung von Musikern und Sängern erlaubt, um ein optimales Klangerlebnis zu gewährleisten.

Präsentation „Sound of Science“ by Siemens: Kristina Hammer (Präsidentin der Salzburger Festspiele), Stephan Frucht (Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Programms)
©Siemens

Außerdem können Orchesterarrangements vorab auf der Bühne getestet und arrangiert werden – noch bevor ein Ton in der realen Welt erklingt. Mit der Anwendung können Veranstaltungsbetreiber virtuell erkunden, wie sich die Akustik bei den unterschiedlichsten Saalkonfigurationen verändert, um das bestmögliche akustische Szenario auszuwählen – etwa, wie es sich auf das Hörerlebnis auswirkt, wenn man Akustikpaneele hinzufügt. Auch Bühnenproduktionen können künftig besser im Vorfeld akustisch simuliert und geplant werden. Ein weiterer bedeutender Punkt ist, dass man in Zukunft die Ausrichtung der Musiker und Sänger genau abstimmen kann, um das bestmögliche Klangerlebnis zu erzielen. Virtuell kann getestet werden, wie sich verschiedene Anordnungen auf die Akustik auswirken, um so die optimale Positionierung zu finden. Das spart Geld, Ressourcen und Zeit.

SO FUNKTIONIERT DIESES SYSTEM:

Der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen ist ein innovativer Aspekt dieser Technologie. Sie erlauben es Technikern und Eventplanern, Akustik und Raumkonfigurationen in einer immersiven Umgebung zu testen und zu verbessern, bevor tatsächliche Änderungen umgesetzt werden. Dies führt zu einer Zeit- und Kostenersparnis, da verschiedene Szenarien virtuell ausprobiert werden können, ohne den physischen Raum anpassen zu müssen.

Präsentation „Sound of Science“ by Siemens: Kristina Hammer (Präsidentin der Salzburger Festspiele)
© Siemens, 2024 in Salzburg, Austria.

Die Simulation eines digitalen Zwillings erfolgt durch die Erstellung eines detaillierten virtuellen Modells des physischen Objekts oder Systems. Folgende grundlegende Schritte wurden bei der Implementierung für das Große Festspielhaus angewendet:

  1. Datenerfassung: Zunächst werden umfangreiche Daten über das physische Objekt gesammelt. Dies umfasst architektonische Pläne, Materialien, akustische Eigenschaften und andere relevante Informationen des Festspielhauses.
  2. Modellierung: Diese Daten werden dann verwendet, um ein präzises 3D-Modell des Festspielhauses zu erstellen. Dieses Modell enthält alle strukturellen und akustischen Details, die für die Simulation notwendig sind.
  3. Simulation: Mit Hilfe spezieller Software wird das Verhalten des Modells unter verschiedenen Bedingungen simuliert. Im Fall der Akustik bedeutet dies, dass Schallwellen und ihre Interaktionen mit den Oberflächen des Modells berechnet werden. Dies ermöglicht es, verschiedene Szenarien zu testen, wie z.B. unterschiedliche Orchesteranordnungen oder die Platzierung von Akustikpaneelen.
  4. Analyse und Optimierung: Die Ergebnisse der Simulation werden analysiert, um zu verstehen, wie sich verschiedene Änderungen auf die Akustik auswirken. Basierend auf diesen Analysen können Optimierungen vorgenommen werden, um die bestmögliche Akustik zu erreichen.
  5. Implementierung: Schließlich können die gewonnenen Erkenntnisse in der realen Welt umgesetzt werden, um die Akustik des Festspielhauses zu verbessern.

Diese Methode erlaubt das Testen verschiedener Konfigurationen und Szenarien, ohne dass physische Anpassungen nötig sind, was sowohl Zeit als auch Kosten einspart.

In diesem Fall hat Siemens eine Anwendung namens „Sound of Science“ entwickelt, die die Akustik und Struktur des Festspielhauses realistisch nachbildet. Dies umfasst auch die Simulation von Orchesteranordnungen auf der Bühne und die Auswirkungen von Akustikpaneelen.

Mit „Sound of Science“ bilden wir die Zukunft: Digitale Zwillinge transformieren nicht nur den Alltag vieler Unternehmen, sondern schaffen auch neue Möglichkeiten für die Kultur- und Kreativbranche“, sagt Prof. Dr. Stephan Frucht, Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Programms. „So können wir Bühnenproduktionen künftig besser planen und im Vorfeld sogar akustisch simulieren. Wir freuen uns, dass wir mit den Salzburger Festspielen einen langjährigen Partner an unserer Seite haben, der die Chancen solcher Innovationen erkennt.“

Das Große Festspielhaus der Salzburger Festspiele steht als erster und bisher einziger Veranstaltungsort für „Sound of Science“ zur Verfügung. Siemens beabsichtigt, zusätzliche Säle digital zu erschließen, einschließlich Konzertsälen in Deutschland und England.

„Siemens und die Salzburger Festspiele teilen die gemeinsame Leidenschaft für Exzellenz und Innovation und wir freuen uns im Rahmen unserer jahrelangen engen und vertrauensvollen Partnerschaft an dieser zukunftsweisenden technologischen Entwicklung und Neuerung teilzuhaben“, sagt Dr. Kristina Hammer, Präsidentin der Salzburger Festspiele. „Wir sind gespannt darauf, welche vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sich in der Zukunft aus Sound of Science ergeben werden.“

Siemens arbeitet seit rund 30 Jahren eng mit den Salzburger Festspielen zusammen. Seit 1999 unterstützt das Unternehmen die Festspiele auch als Hauptsponsor. Zeitgleich mit den Salzburger Festspielen finden seit 2002 die Siemens Fest>Spiel>Nächte auf dem Kapitelplatz statt. Die Open-Air-Veranstaltung bietet seit Beginn mehr als einer Millionen Besuchern die Möglichkeit kostenlos historische und aktuelle Festspielproduktionen auf einer LED-Wand zu erleben. Darüber hinaus sind einige Spielstätten der Salzburger Festspiele mit Siemens-Technik in den Bereichen Gebäudeautomation, Sicherheit und Akustik ausgestattet.

Siemens demonstriert mit dieser innovativen Technologie das Potenzial digitaler Zwillinge, die Zukunft zu formen. Es ist faszinierend, dass solch fortschrittliche Lösungen Anwendung in der Industrie und ebenso in der Kultur- und Kreativwirtschaft finden. Ein auf regender Schritt in Richtung einer vielversprechenden Zukunft!

https://www.siemens.com/at/de/unternehmen/messen-events/festspielnaechte.html

https://www.siemens.com/de/de/unternehmen/themenfelder/partnerschaften/house-of-smart.html

Künstliche Intelligenz in Kunst und Kultur: Chancen und Herausforderungen 2024

Fokus: Künstliche Intelligenz

Forum Kultur FOKUS: KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Foto BMKÖSHBF Daniel TRIPPOLT

Kunst und Kultur spielen eine einzigartige Rolle in der Entwicklung unserer Gesellschaft. Sie fördern das Verständnis zwischen verschiedenen Gruppen und stärken demokratische Werte. Die Einbeziehung des Publikums ist in diesem Prozess von wesentlicher Bedeutung.

In seiner zweiten Ausgabe konzentrierte sich das Forum Kultur auf das hochaktuelle Thema der „Künstlichen Intelligenz“. Renommierte Experten aus Kunst, Kulturinstitutionen, Wirtschaft, Wissenschaft und Recht versammelten sich, um die zahlreichen Möglichkeiten und Herausforderungen zu diskutieren, die sich aus dem schnellen Fortschritt KI-gesteuerter Anwendungen für Kunst und Kultur ergeben.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Eröffnung Foto BMKÖSHBFDaniel TRIPPOLT

Etwa 400 Personen aus dem Kunst- und Kultursektor kamen in der Stiftung Mozarteum Salzburg zusammen, um sich über die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich für die Branche ergeben, auszutauschen. Die Veranstaltung, die am 27. Juni 2024 stattfand, bot Gelegenheit für Diskussionen über die Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Kunst, ästhetische Kriterien und den Einsatz neuer Technologien.

Neben Diskussionspunkten zu urheberrechtlichen Aspekten und deren Durchsetzungsmöglichkeiten gegenüber scheinbar übermächtigen internationalen Konzernen wurde auch grundsätzlich über den Begriff der Urheberschaft oder über gesamtgesellschaftliche Implikationen von KI sowie über praktische Anwendungsfelder dieser neuen Technologie diskutiert.

Im Bild Gerfried Stocker Ars Electronica Foto BMKÖSHBFD Trippolt

Die Ergebnisse des Forums Kultur, das sich mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ befasste, sind hier zusammengefasst:

  1. 1. Chancen und Herausforderungen:Die Veranstaltung konzentrierte sich auf die zahlreichen Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus der Entwicklung von KI-Anwendungen für Kunst und Kultur ergeben. Im Fokus der Diskussionen standen die Einflüsse der KI auf ästhetische Kriterien und den Umgang mit neuen Technologien.
  2. 2. Branchenperspektiven: Etwa 400 Akteure aus dem Kunst- und Kulturbereich diskutierten über die Zukunft ihrer Branche. Im Fokus der Debatte standen innovative Methoden zur Einbindung von Künstlicher Intelligenz in künstlerische Abläufe und die Entwicklung neuer Kunstformen.
  3. 3. Ethik und Verantwortung: Die Diskussion um Künstliche Intelligenz in der Kunstszene wirft ethische Fragen auf. Wie können wir gewährleisten, dass KI-Systeme kulturelle Vielfalt achten und frei von Vorurteilen sind?
  4. 4. Zusammenarbeit und Ausbildung: Im Verlauf der Veranstaltung wurde die Wichtigkeit der Kooperation zwischen Künstlern, Technologen und Kulturinstitutionen hervorgehoben. Ebenso wurden Bildungsinitiativen zur Förderung des Verständnisses von Künstlicher Intelligenz in der Kunst thematisiert.

Die Veranstaltung bot einen inspirierenden Raum für den Austausch von Ideen und die Erforschung der Zukunft der Kunst im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.

Fotos BMKÖSHBFD. Trippolt 3Im Bild (v.l.) Panel mit Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich, Schriftstellerin Nina George, Moderatorin Claudia Zettel

Künstliche Intelligenz hat kürzlich bedeutende Fortschritte erzielt und ist auch im Kunst- und Kultursektor zu einem zentralen Thema avanciert. Wie beeinflusst das neue Verhältnis zwischen Mensch und Maschine unsere Auffassung von Kunst und welche ästhetischen Kriterien sind damit verbunden? Wird KI zu einem Konkurrenten oder zu einem geschätzten Instrument für Künstler, Kulturinstitutionen und das Publikum? (“Forum Kultur – Fokus Künstliche Intelligenz”)

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer:
„Veranstaltungen wie diese sind Ausdruck der gelebten Demokratie.
Wir haben heute viele Inputs von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen gehört, die uns bei der Einordnung dieser neuen Technologie für die Kunst- und Kulturbranche helfen. Klar ist für mich, dass wir die Künstlerinnen und Künstler insbesondere in Bezug auf ihre Urheberrechte schützen müssen, gleichzeitig aber lernen müssen, die Chancen zu nützen.“

Ein Gesamtbudget von 1 Million Euro ist für Projektzuschüsse und Stipendien vorgesehen. Die Einreichung von Anträgen ist ab dem 1. Juli 2024 möglich.

Das Programm zielt darauf ab, sowohl die künstlerische Beschäftigung mit KI zu fördern als auch strukturelle Maßnahmen zu unterstützen, die den Umgang und die Anwendung von KI in Kunst und Kultur erleichtern. Ein zusätzlicher Fokus liegt auf der Aus- und Weiterbildung.

https://www.bmkoes.gv.at/kunst-und-kultur/schwerpunkte/digitalisierung.html

https://jungk-bibliothek.org/

Perspektive zu KI in Kunst und Kultur!

Im Mittelpunkt stehen neue Formen des künstlerischen Ausdrucks sowie die Potenziale in der Vermittlung und Verbreitung. Gleichzeitig werfen diese Entwicklungen Fragen bezüglich fairer Vergütungen, dem Schutz der kulturellen Vielfalt und der Datengerechtigkeit auf.

Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz unsere Wahrnehmung von Kunst?