Horror Patriae: Politische Kunst im Steirischen Herbst 2024

Der „steirische Herbst“, eines der wichtigsten Kunstereignisse in der Steiermark, hat seine Pforten bereits geöffnet. Das Jahr 2024, ein weltweit bemerkenswertes Wahljahr, auch in Österreich und insbesondere in der Steiermark mit den Landtagswahlen, bietet den Kontext für das politische Format „steirischer Herbst 2024“.

Yoshinori Niwa, Cleaning a Poster During the Election Period Until It Is No Longer Legible (2024), Dauerperfomance und Installation, Foto: steirischer herbst / Henrik Bergstedt

Heuer finden auf der ganzen Welt entscheidende Wahlen statt. Nicht nur die Präsidentschaftswahlen in den USA, auch eine Reihe von regionalen und nationalen Wahlen in Europa stehen in diesem Herbst an ­– und überall, auch in Österreich, ist die Rechte auf dem Vormarsch. Yoshinori Niwa antwortet auf das Superwahljahr mit einer Arbeit im öffentlichen Raum, der derzeit von Plakaten mit Porträts und Slogans übersät ist. Sie sollen einprägsam sein, sehen aber letztlich alle mehr oder weniger gleich aus.

Der steirische herbst hat sich im Laufe der Jahre zu einer Plattform entwickelt, die nicht nur Kunst und Kultur, sondern auch politische und gesellschaftliche Themen in den Fokus rückt und seine Programme integriert.

Horror Patriae Ausstellungsansicht steirischer herbst ’24 Neue Galerie Graz Foto: Universalmuseum Joanneum J.J. Kucek

Schwerpunkte:

Kritische Auseinandersetzung, viele der Kunstwerke und Performances setzen sich kritisch mit aktuellen politischen und sozialen Themen auseinander. Diese reichen von lokalen politischen Fragen bis hin zu globalen Herausforderungen.

Diskussionsforen und Debatten: Der steirische herbst bietet Raum für Künstler: innen, Intellektuelle und Aktivisten, um über politische Themen zu diskutieren. Diese Veranstaltungen fördern einen offenen Austausch und kritische Reflexion.

Interaktive Formate hier wird das Publikum aktiv in den Diskurs einbezogen. Dies fördert nicht nur das Bewusstsein für politische Themen, sondern auch die aktive Teilnahme und das Engagement der Besucher: innen.

Thematische Schwerpunkte: Jedes Jahr setzt das Festival thematische Schwerpunkte, die oft politische oder gesellschaftliche Relevanz haben. Diese ziehen sich durch das gesamte Programm und bieten eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den gewählten Themen.

Clara Ianni, Resurrection (2024), Performance, Foto: steirischer herbst / Sebastian Reiser

Die 57. Ausgabe des Steirischen Herbstes trägt den Titel „Horror Patriae“. Das diesjährige Festival zielt darauf ab, mit einem facettenreichen Programm die fragile Natur des Vaterlandes durch poetischen Witz und disruptiven Diskurs zu beleuchten. Mit über 400 Veranstaltungen hinterfragt der Steirische Herbst ’24 omnipräsente Erzählungen wie die der autochthonen Nation oder die vermeintliche Notwendigkeit von „Wurzeln“. Das Ziel ist es, das Künstliche im Authentischen und den hierarchischen Anspruch in den Grassroots-Bewegungen aufzudecken sowie den Nährboden zu analysieren, auf dem Nationalismus und andere -Ismen gedeihen.

Die Bevölkerung wird immer mehr nach ihrer Herkunft unterteilt: in jene, die „von hier“ sind und ein Recht auf Heimat haben, und jene, die es nicht sind. Der Philosoph Étienne Balibar hat dies bereits früh als neuen Rassismus bezeichnet, bei dem es nicht um Rasse, sondern um angebliche „kulturelle Unterschiede“ geht. Viele sehen diese Unterschiede heute als unveränderlich an.

Ausstellung Horror Patriae (20.9.24–16.2.25)

Ein zentrales Element des steirischen Herbstes ’24 ist die Ausstellung „Horror Patriae“, die in Zusammenarbeit mit der Neuen Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum entstanden ist. In den historischen Räumlichkeiten der Neuen Galerie Graz präsentiert sich ein alternatives Museum nationaler Komplexe und düsterer Fantasien. Die Ausstellung vereint Werke und Objekte aus den Sammlungen des Universalmuseums Joanneum mit zeitgenössischen Kreationen, einschließlich zahlreicher Auftragsarbeiten.

Horror Patriae Ausstellungsansicht steirischer herbst ’24 Neue Galerie Graz Foto: Universalmuseum Joanneum J.J. Kucek

In mehrere fiktiven Abteilungen gegliedert, erzählt die Ausstellung Geschichten, die von lokalen Mythen ausgehen und in die weite Welt hinausreichen. Sie untersucht, wie imperiale Gesten und volkstümliche Fetischisierung von Heimatländern das Narrativ des Vaterlandes weben.

Marta Navaridas, Once Upon a Time in the Flames / Our Firebird Ballet (2024), Performance, Foto: Elsa Okazaki

Weitere Schwerpunkte:

  • ORF musikprotokoll: Startet am Donnerstag, 3.10., unter dem Titel Spaces of Freedom. Bis 6.10. stehen Konzerte, Performances und Workshops im Fokus. Detaillierter Programmüberblick in der Pressekonferenz am 1.10. um 10:00 Uhr.
  • Out of Joint: Das Literaturfestival betrachtet Die Welt von gestern / Die Welt von Morgen und startet am 8.10. mit einem Vortrag von Robert Menasse im Literaturhaus Graz.
  • Ö1-Festivalpodcast: Ö1 begleitet den steirischen herbst wieder mit einem Podcast. Redakteur:innen berichten von Veranstaltungen, sprechen mit Künstler:innen und erkunden die Auswirkungen des Festivals auf Graz. Ausstrahlungstermine: 19.9., 23.9., 26.9., 30.9., 3.10., 7.10., 10.10., 14.10., um 17:09 Uhr im Kulturjournal und als Podcast auf sound.orf.at.

Werfen Sie einen Blick auf den Kalender:  

https://www.steirischerherbst.at/de/program/events/