BRUNO GIRONCOLI – TONI SCHMALE zwei unterschiedliche BILDHAUER

Bruno Gironcoli Teller mit Kornähren, 2008 Aluminium 40 × 70 cm 
ALBERTINA, Wien – Sammlung Dagmar und Manfred Chobot
©Bruno Gironcoli
 
Toni Schmale fury, 2019 Sandgestrahlter Stahl, brüniert, geölt mit Castrol WX-30 100 × 30 × 70 cm
Installationsansicht Christine König Galerie, Wien, 2019
Foto: Philipp Friedrich Courtesy die Künstlerin
Bildrecht Wien, 2024

Die ALBERTINA MODERN präsentiert eine gemeinsame Ausstellung des österreichischen Künstlers Bruno Gironcoli (1936–2010) und der in Wien lebenden Bildhauerin Toni Schmale (*1980). Anlass der Schau ist eine umfangreiche Schenkung von Agnes Essl

Bruno Gironcoli (* 27. September 1936 in Villach, er starb Februar 2010 in Wien) war ein österreichischer Maler und Bildhauer. Er begann seine künstlerische Laufbahn mit einer Goldschmiedelehre in Innsbruck (1951-1956). Später studierte er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien (1957-1959 und 1961-1962). Als Inspirationsquelle diente ihm das Werk Alberto Giacomettis in Paris.

International bekannt wurde Gironcoli 2003 als offizieller Vertreter Österreichs auf der Biennale in Venedig. Seine Skulpturen sind inspiriert von Alltagsgegenständen, Naturzitaten und baby- bzw. embryonalen Formen, die organisch anmutenden Objekte werden wieder mit Maschinen in Verbindung gebracht.

In seinem Werk spielen die Themen der Mutter, der Geburt, der Suche nach Glück, aber auch des Scheiterns eine wichtige Rolle. Auch der Tod und der Faschismus wurden in seinen Skulpturen immer wieder thematisiert.

Um zu einem Ergebnis zu kommen, muss man sich als Betrachter/in Zeit nehmen und die Skulpturen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Manchmal gelingt das, manchmal nicht. Das ist das Besondere an Gironcolis Arbeiten.

Gironcolis Werke faszinieren die Betrachter/innen durch ihre gigantische Größe und beeindruckende Wirkung. Mit seiner eigenständigen Auffassung von Großplastik hat er die traditionelle Auffassung von Skulptur revolutioniert und die zeitgenössische Kunst in Österreich nachhaltig geprägt.

Die Albertina Modern zeigt jedoch einen anderen Gironcoli. Ausgangspunkt ist ein Zyklus von 155 Zeichnungen, gestiftet von Agnes Essl. Die in sich geschlossene Serie entstand in den 1980er Jahren über einen Zeitraum von sechs Jahren und zeigt den Künstler, wie wir ihn kaum kennen.

Die Farbstiftzeichnungen sind einzigartig. Sie unterscheiden sich deutlich von den bekannteren Werken Gironcolis. In feinster Ausführung strahlen sie eine unglaubliche Plastizität aus. Sie sind nicht einfach Entwürfe für zukünftige Skulpturen. Sie erforschen deren Mögliche und unmögliche Zustände und Funktionen – unabhängig von Zeit und Raum.

Bruno Gironcoli Ohne Titel, 1980-1985
Bleistift und Farbstift auf Papier 20 × 30 cm
ALBERTINA Wien – Schenkung von Agnes Essl
©Bruno Gironcoli
 
Bruno Gironcoli Ohne Titel, 1980-85 Bleistift und Farbstift auf Papier 30 × 40 cm
ALBERTINA, Wien – Schenkung von Agnes Essl 
© Bruno Gironcoli

Toni Schmale wurde 1980in Hamburg geboren. Nach einer Karriere als Profifußballerin von 1994 bis 2002 studierte sie zunächst Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 2009 wechselte sie an die Akademie der bildenden Künste Wien. Dort studierte sie bis 2013 Performative Kunst bei Carola Dertnig und Performative Skulptur bei Monica Bonvicini. Sie erhielt unter anderem den Msgr. Otto Mauer-Preis, den Baltic 6 Artists’ Award und den Outstanding Artist Award für Bildende Kunst. Ihre Skulpturen stehen in der Tradition der Minimal Art mit ihrer klaren Formensprache. Sie verbindet diese jedoch mit einer körperbetonten, leidenschaftlichen und humorvollen Herangehensweise. Heute lebt und arbeitet Toni Schmale in Wien. Auch die eindrucksvollen Arbeiten von Toni Schmale wecken Assoziationen über den Zweck und den Umgang mit ihnen. Die Intention der Künstlerin ist es, uns durch eigene Gedanken und Überlegungen an Inhalt und Bedeutung heranzuführen. Titel, Form und Material ihrer Skulpturen weisen meist in verschiedene Richtungen und suggerieren eine Handlung oder menschliche Interaktion – eine Interaktion, die bei Gironcoli bis zur Verschmelzung von Menschen und Technik reicht.

Toni Schmale waltraud, 2016      lap, 2013 Feuerverzinkter Stahl, pulverbeschichteter erhitzter und gewachster Stahl, Foto: Toni Schmale Courtesy die Künstlerin Bildrecht Wien, 2024

Auf den ersten Blick sieht diese Arbeit wie ein Stuhl aus, aber man kann viel mehr in sie hineininterpretieren. Es könnte auch eine Abstiegsvorrichtung sein, mit der Schiffe große Höhenunterschiede in Wasserstraßen überwinden können? Oder ein Rollentrainer, der mit einem Gewichtheber gekoppelt ist. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Was es wirklich ist, sagt die Künstlerin Nein, das verrät sie leider auch nicht. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien? Lauf, was immer Sie darin sehen. Spannend ist es auf jeden Fall, und der Blickwinkel macht es noch spannender. 

Toni Schmale          
Pulverbeschichteter Stahl RAL 9005,170 × 110 × 80 cm    Foto: Sofia Goscinsk        Courtesy die Künstlerin   Bildrecht Wien, 2024   
                                                                                      

In beiden künstlerischen Positionen werden Gegensätze – das Bekannte und das Erdachte, das Künstliche und das Lebendige – zu neuen Bedeutungsträgern verbunden. Die Werke entziehen sich einer konkreten Festlegung, einer eindeutigen Interpretation und werfen uns durch die Fragen, die wir an das Objekt stellen, letztlich auf uns selbst zurück.

Die Ausstellung ist bis 28. Juli 2024 in der ALBERTINA MODERN zu sehen.

https://www.albertina.at/en/albertina-modern/exhibitions/bruno-gironcoli-toni-schmale

ZAUNER UND BAD ISCHL

DER SÜSSE ZAUNER“ Geschichten und Rezepte aus der Ischler Sommerfrische

Foto: Christa Linossi

Ein Buch nach dem anderen erscheint über die Regio Salzkammergut Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl. Heute stelle ich IHNEN das Buch von Alfred Komarek vor, der unter dem Titel „Der süße Zauner“ eine Hommage an die Konditorei ZAUNER geschrieben hat.

Worum geht es in diesem Buch?

Ein Sommer ohne Bad Ischl war um 1900 in den Ländern der Monarchie und darüber hinaus verlorene Lebenszeit, eine Kur ohne Zauner erst recht.

Der Kaiser und alle Adeligen sowie viele berühmte Künstler, Literaten und Komponisten hielten sich in Bad Ischl auf. Legte das Salz den Grundstein für das blühende Ischler Kurwesen, so versüßte der nicht minder heilkräftige Zucker das gesunde Leben der Kurgäste.

Auf diese Weise entstand die Konditorei ZAUNER, die sich in dieser Zeit der kulturellen und gesellschaftlichen Blüte einen Namen gemacht hat. „Süßer kann Sommerfrische nicht sein“.

Alfred Komarek lässt in seinem Buch diese interessante Zeit wieder aufleben und integriert gleichzeitig die Entstehungsgeschichte der Konditorei Zauner. Entstanden ist ein Buch, das Ischl damals und heute in Bild und Text zeigt.

Es ist immer ein Zeichen großen Vertrauens, wenn ein Rezept weitergegeben wird. Vor allem, wenn es sich um ein Familienrezept handelt, das seit Generationen weitergegeben wird. Josef Zauner gewährt dem Autor Alfred Komarek Einblick in seine bestgehüteten Schätze: Traditionelle Rezepte, die behutsam weiterentwickelt und dem heutigen Geschmack angepasst zu köstlichen Desserts werden.

Aus einfachen bergbäuerlichen Verhältnissen stammend, schaffte es Josef Zauner in kürzester Zeit, sich über die Landesgrenzen hinaus einen Namen zu machen. Die wichtigsten Zutaten für den stetigen Ausbau der Konditorei zu einem florierenden Bad Ischler Fixstern waren neben Mut und Weitblick Fleiß, Bodenständigkeit, Qualitätsbewusstsein und unermüdlicher Schaffensdrang. Zauner ist Teil von Ischl und umgekehrt!

Einen solchen Familienbetrieb an die siebte Generation zu übergeben, erfordert ebenso großes Vertrauen wie die Weitergabe eines alten Familienrezepts. Mit großem Respekt vor der Tradition des Hauses und dem erfolgreichen Lebenswerk seines Vaters hat Philipp Zauner 2020 diese Aufgabe übernommen.

Dieses Buch ist es wert zu lesen?

Eine Hommage an die Sommerfrische in und um Ischl. 21 sommerliche Kaffee- und Kuchenrezepte von Josef Zauner sowie allerlei Anekdoten und Texte bekannter Persönlichkeiten.

Wer die Konditorei ZAUNER kennt und ein Kenner und Liebhaber von Mehlspeisen ist, wird dieses Buch sicher lesen wollen. Wer die Konditorei ZAUNER in Bad Ischl noch nicht kennt, sollte vielleicht zuerst das Buch lesen und dann einen Abstecher nach Bad Ischl machen, es lohnt sich.

AUTOR:

Alfred Komarek ist in Bad Aussee geboren. Er schrieb zahlreiche Romane (bekannt sind vor allem die Polt-Krimis) und Fernsehdrehbücher und war als Moderator (u.a. für »LiteraTOUR«/ServusTV) tätig. Für sein neues Buch hat er Texte von Schriftstellern wie Karl Kraus oder Adalbert Stifter zu einer Hommage an die Blütezeit von Ischl zusammengestellt.

Erschienen ist der Band im SERVUS VERLAG ISBN-13 9783710403774

Der süße Zauner – Backbuch | Servus am Marktplatz (servusmarktplatz.com)