Oper von Bohuslav Martinů

Bohuslav Martinůs Oper The greek Passion wird in diesem Jahr erstmals bei den Salzburger Festspielen aufgeführt. In seiner dritten Salzburger Inszenierung nach Aribert Reimanns Lear und Luigi Cherubinis Medea wagt sich Simon Stone an dieses laut Intendant Markus Hinterhäuser „große musikalische Meisterwerk“. Sein Debüt am Pult der Wiener Philharmoniker gibt Maxime Pascal, der mit seinen Salzburger Dirigaten von Wolfgang Rihms Jakob Lenz und Arthur Honeggers Jeanne d’Arc au bûcher in den Fokus von Markus Hinterhäuser rückt.

Maxime Pascal beschreibt seinen Zugang zum Werk Martinůs folgendermaßen: „Meine erste Begegnung mit Martinů hatte ich während meines Studiums am Pariser Konservatorium. Da erinnerte ich mich, dass ich als Student viel mit Martinůs Kammermusik zu tun hatte. Denn die wird in Frankreich oft für das Studium herangezogen.“ Intendant Markus Hinterhäuser schlug ihm Martinůs Oper The Greek Passion vor. „Es ist merkwürdig, Markus hat immer ein Gespür dafür, was zu mir passt. Er muss ein besonderes Gespür haben“.
Die musikalische Vielfalt, in der tschechische, byzantinische und orthodoxe Hymnen anklingen, beschreibt Maxime Pascal: „In dieser Oper spielt Martinůs Interesse an Spiritualität und Träumen eine zentrale Rolle. Dies spiegelt sich auch in der Musik wider, die sowohl westlich-christliche als auch anatolische Melodien und traumhafte Elemente enthält, die Assoziationen wecken“.

© SF/Jan Friese
Zum Inhalt des Stücks sagt Simon Stone: „Wichtig für das Verständnis ist auch, dass Martinů selbst ein Flüchtling war und seine eigenen künstlerischen Möglichkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg stark eingeschränkt waren. Er musste selbst Asyl suchen – man hört in der Musik, wie wichtig für ihn der Stoff von Kazantzakis war, der sich seinerseits auch stark mit den Themen Staaten- und Heimatlosigkeit beschäftigt hat. So ist ein Stück entstanden, das zeitlos und modern zugleich ist. Deshalb ist es auch für uns heute relevant. Was Kazantzakis geschrieben hat, hat Martinů durch seine Musik, die archetypische und moderne Formen verbindet, noch verstärkt. Das ist eine Botschaft an uns alle“.
Simon Stone hält den religiösen Hintergrund des Librettos für wichtig: „Die Figuren des Manolios und des Grigoris zeigen den Gegensatz zwischen der Macht der Religion auf der einen Seite und der Macht eines einzelnen Menschen in der Person des Priesters – insbesondere innerhalb dörflicher Strukturen – auf der anderen Seite“. Gleichzeitig gehe es um das Ausloten von Grenzen und die Diskrepanz zwischen politisch verordneter Unterdrückung von Großzügigkeit und menschlich intuitiver Hilfsbereitschaft in der heutigen Zeit. „Martinůs Musik widersetzt sich diesem Unterdrückungsversuch – sie ist ein Plädoyer für Menschlichkeit“.
Die Premiere findet am 13. August 2023 in der Felsenreitschule Salzburger Festspiele 2023 statt.
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