„Wenn der Tanz zum Ritual wird – LA TERRE EN TRANSE bei der SOMMER SZENE 2025“ in Salzburg

Taoufiq-Izeddiou_Cie-Anania-Danses_Sommerszene2025Foto: @Sommerszene_BernhardMueller

Der zweite Abend der SOMMER SZENE 2025. Ein dunkler Bühnenraum, ein Ensemble, das sich langsam formiert, ein Rhythmus, der die Luft zum Zittern bringt. In diesem Moment öffnete sich eine Tür zu einer anderen Welt – Taoufiq Izeddiou und seine zwölf Tänzer:innen entführten das SZENE Theater in eine vibrierende Sphäre aus Klang, Körper und Emotion.

Gespannt wartete ich darauf auf was ich mich hier eingelassen habe. Zu Beginn formierten sich die Tänzer in einer engen Gruppe, begleitet von einem geheimnisvollen Gesang – fremdartig und doch seltsam vertraut.

Taoufiq-Izeddiou_Cie-Anania-Danses_Sommerszene2025 Foto: @Sommerszene_BernhardMueller

Dies dauerte ca. 10 Minuten, bis die Gruppe auseinanderströmte und sich auf die Tanzfläche bewegte. Zuerst trat eine Tänzerin hervor, die den Rhythmus der Bewegungen vorgab. Besonders faszinierend war die Bühne: Links waren Lichtpaneele installiert, die wie Spiegel wirkten. Sie projizierten nicht nur den Schatten der Tänzerin auf die Rückwand des Theaters, sondern verliehen der Szene eine faszinierende Tiefe.

Taoufiq-Izeddiou_Cie-Anania-Danses_Sommerszene2025 Foto @Sommerszene_BernhardMueller

Die Musik spielte hier eine tragende Rolle, die Rhythmen, von den Gnawa-Schlägen des Südens (Gnawa-Musik ist weit mehr als eine oberflächliche Betrachtung eines Musikstils, der oft mit mystischen Welten, Magie oder touristischer Unterhaltung assoziiert wird. Sie ist vielmehr ein tiefer Einblick in eine vielschichtige Kunstform, die auf eine lange Geschichte zurückblickt. Diese Musikrichtung vereint kulturelle und religiöse Elemente. Sie umfasst auch soziale und psychologische Aspekte. Dies zeugt von ihrer Verwurzelung in einer reichen und komplexen Tradition der Volksmusik.Quelle: Gnaoua-Musik: Die Seele Afrikas in marokkanischen Rhythmen ) über tratitionelle italienische bis zum pulsierenden Techno-Beat bis hin zu traditionellen Klängen – die Musik trieb das Ensemble unaufhaltsam voran. Mit jedem Takt wurde der Rhythmus intensiver, die Bewegungen der Tänzer:innen wilder und ausdrucksstärker. Waren es Tiere? Mystische Gestalten? Die Fantasie des Publikums wurde herausgefordert.

Als Zuseher muss ich mich mit der Musik (lautstark, eigenartig und doch interessant) und dem Tanz arrangieren und ich lasse mich einfach reinfallen.

Auffallend für mich war auch, das Ensemble steigerte sich bis an den Rand der Erschöpfung, dies 70 Minuten lang und dies wiederum gab die Möglichkeit von Veränderung erkennen zu lassen.

Je mehr ich mich auf das Stück einließ, desto stärker wurde mein eigener Flow. Die Musik wirkte zunehmend vertraut, und die Figuren beflügelten meine Fantasie. Beim Rhythmus der Musik erahnt man und auch bei den Tänzern: innen, es könnte sich um eine alte Kultur arabischer oder afrikanischer Herkunft handeln.

Aber worum ging es dem Choreographen Taoufiq Izeddiou wirklich? Er erforschte in seinem aktuellen Stück die kreative Dimension der Trance und ihre spirituellen Wurzeln. Was ist mysteriöser als die Leere? Was ist schmerzhafter als das Loslassen? Was ist überraschender als eine Bewegung, die erst im Entstehen begriffen ist?

So betrachtet, schafft La Tere en Transe eine futuristische Welt voller neuer Empfindungen. Diese Welt ist reich an Spiritualität und Geschichten. Damit begeistert sie auch ihr Publikum als gnadenlosen intensiven Trip aus Musik und Tanz.

Das Publikum jubelte und belohnte das Ensemble mit tosendem Applaus. Doch damit war der Abend nicht vorbei – wie von der Musik selbst mitgerissen, stürmten die Zuschauer die Bühne und tanzten mit.

Ein Abend, der nicht nur die Bühne, sondern auch meine Vorstellungskraft zum Vibrieren brachte – eine faszinierende Reise in Bewegung, Musik und Emotion.