Jaume Plensa verwandelt den Residenzplatz in Poesie – und lässt uns das Menschliche im Menschen spüren

Jaume Plensa, Stiftung Kunst, Bonn/ Foto: © Roberto Ruiz

Jaume Plensas Garten spricht die Sprache der Stille – und lehrt uns das Zuhören in einer Welt, die alles andere ist als still.“

Ein poetischer Essay über die neue Installation „Secret Garden“ von Jaume Plensa in Salzburg, ab 27. Juli 2025

„Secret Garden“ heißt die monumentale Skulptureninstallation von Jaume Plensa. Er ist jener Künstler, der bereits 2010 mit seiner geheimnisvollen „Awilda“ in der Dietrichsruh der Universität Salzburg ein Zeichen setzte. Das Werk ist ein Mädchenkopf aus schichtweisem aufgeschichtetem Marmor. Es ist durchscheinend und fast schwebend.

Jaume Plensa „„Awilda“ in der Dietrichsruh der Universität Salzburg 2010 / Foto: © Christa Linossi 2025

Nun kehrt Plensa in der Festspielzeit zurück – diesmal mit fünf überlebensgroßen Porträts junger Frauen, deren Augen geschlossen sind. Ihre Gesichter – Minna, Wilsis, Rose, Rui Rui und Soribel – stammen aus verschiedenen Kulturen und Lebensrealitäten. Dennoch sind sie verbunden. Sie teilen das Schweigen und die Hoffnung. Außerdem besitzen sie eine tief empfundene innere Würde.

Simulation-1030×656 Private Collection USA Courtesy of The Artist and GRAY Gallery/ Foto von Jaume Plensa am Residenzplatz freigegeben von Stiftung Kunst Bonn

Gemeinsam umringen sie den Residenzbrunnen, in der Anordnung eines pythagoreischen Sterns – Sinnbild für Harmonie, Perfektion und das Maß des Menschen.

Die stille Resonanz der Kunst

„Secret Garden“ ist mehr als eine Skulpturengruppe. Es ist ein Bekenntnis zur Kraft der Kunst in einer Welt, die sich neu erfinden muss. Während die Salzburger Festspiele Musik, Drama und Vision vereinen, antwortet Plensas Werk mit einer stillen Resonanz auf das, was uns verbindet: das Menschliche im Menschen.

Gerade im Zeitalter Künstlicher Intelligenz, in dem Maschinen beginnen, mit uns zu denken, zu sprechen – vielleicht sogar zu fühlen – stellt Plensa die entscheidende Frage: Was macht uns aus?

Seine Kunst erinnert uns daran, dass es keine Nebensache ist, darüber nachzudenken. Sie ist der Kern.

Und vielleicht ist genau das das wahre Geheimnis dieses Gartens: dass wir uns wieder erkennen – in einem Gesicht, das die Augen geschlossen hält, und doch alles sieht.