ein HYPE?

Gottfried Helnwein steht derzeit im Mittelpunkt des Interesses und der Aufmerksamkeit anlässlich seines 75. Geburtstages, zu dem die ALBERTINA ihm eine umfassende Werkschau der letzten drei Jahrzehnte widmet.

Gottfried Helnwein ist in der Albertina alles andere als ein Unbekannter. Bereits in der Vergangenheit konnte er hier seine Werke präsentieren.
Die Auseinandersetzung mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt prägt das Werk des in Wien geborenen Künstlers Gottfried Helnwein.
Als zentrales Motiv dient ihm dabei die Figur des wehrlosen und verletzlichen Kindes, wobei es sich immer wieder um Mädchen handelt. Sie steht stellvertretend für alle seelischen und gesellschaftlichen Ängste.
Helnweins hyperrealistische Bilder, die stets auf fotografischen Vorlagen basieren, sind „bigger than life“ und beeindrucken durch ihre technische Perfektion. Durch die monumentalen Formate entzieht sich das Dargestellte einer greifbaren Realität.

© Collection Renate Helnwein, Ireland | Bildrecht Wien, 2023
Betrachtet man Helnweins Arbeiten – um in der Flut von Bildern, Werbung, Plakaten und Reklametafeln wahrgenommen zu werden, sind seine Werke größer geworden, um aufzufallen – wie zum Beispiel das Bild eines Mädchens, unschuldig in Weiß (Was assoziiert man mit der Farbe Weiß? Vollkommen, gut, klar, unschuldig, ehrlich) gekleidet ist und einen weißen Kopfverband trägt, der mit Blut getränkt ist. Die Schultern sind blutverschmiert. Auch die Hände sind blutig. Grotesk dabei ist auch vielleicht, man sieht keine Wunden oder signalisiert das Blut die seelischen Wunden? Das wirft Fragen auf! Wie konnte es zu dieser Misshandlung kommen? Eine Horrorszene, wie Kinder misshandelt und missbraucht werden? Auch Helnwein hatte – rückblickend – in seiner Kindheit Schreckliches erlebt und wählte die Kunst, um sein Trauma zu verarbeiten. Durch diese Kombination entsteht eine Mischung aus Groteske und Horror, die sowohl ein Gefühl der Beunruhigung als auch der Beklemmung hervorruft.

ALBERTINA, Wien © Dauerleihgabe von Gottfried und Renate Helnwein
Ein anderes Werk zeigt ein Mädchen mit einem Maschinengewehr. Ist es Rache, wie es im Krieg immer wieder vorkommt? Der Ausdruck des dargestellten Mädchens: „Wenn du mir zu nahekommst, weil du mich verletzen, missbrauchen oder misshandeln willst, dann erschieße ich dich einfach. Oder soll es darstellen, wie auch Kinder missbraucht werden und in den Krieg geschickt werden (Afrika zum Beispiel)

Privatsammlung © Gottfried Helnwein / Bildrecht, Wien 2023
Die hyperrealistische Malweise, von der einzelnen Wimper bis zum Blutstropfen, suggeriert eine atemberaubende Präzision, die nur der schockierenden Realität entspringen kann. Helnwein imitiert mit den Mitteln der Malerei die Unbestechlichkeit einer Kamera. Tatsächlich zieht der Künstler Fotografien als Vorlage heran und rückt damit der Realität noch näher. Doch ist es gerade die Malerei, die alle Darstellungen in das Reich der Fiktion verweisen. Die monumentalen Formate entziehen das Dargestellte einer erlebbaren Wirklichkeit.

Insofern sind Helnweins Werke zeitlose Statements gegen Vereinnahmung, Übergriffigkeit, Zerstörung und Gewalt.
Mit seiner Arbeit spricht er Bereiche an, über die die Gesellschaft gerne hinwegsieht. Er will sichtbar machen, was die Menschen lieber verdrängen und unsichtbar lassen. Sein Ziel ist es, die Menschen dazu zu bringen, hinzuschauen.
Biografie: Gottfried Helnwein wurde 1948 in Wien geboren.
Im Jahre 1969 nimmt Gottfried Helnwein sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien auf. Er wird Meisterschüler bei Rudolf Hausner, einem der bedeutendsten Vertreter der Bewegung „Phantastischer Realismus“. Helnwein erhält 1970 den Meisterschulpreis. Später folgen der Kardinal-König-Preis (1971) und der Theodor-Körner-Preis (1974). Auf die Arbeit Gottfried Helnweins hat die für Hausner typische technische Brillanz starken Einfluss. Bereits während seiner Studienzeit entstehen die ersten hyperrealistischen Gemälde von verwundeten und gequälten Kindern.
Gottfried Helnwein lebt abwechselnd in Irland und den USA.
https://www.helnwein.de/artist/biography/article_2-GOTTFRIED-HELNWEIN
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