
Die Werke von Esther Stocker sind ab sofort in den Stallungen der Kaiservilla zu sehen. Foto © plamberger fotografie GesbR
Die Kaiservilla ist ein berühmtes Wahrzeichen von Bad Ischl und die Stallungen zählen zu den Nebengebäuden der Villa. Der Name „Stallungen“ deutet bereits auf die historische Nutzung des Gebäudes hin. Denn damals waren dort Pferde untergebracht, auch die Lieblingspferde der Kaiserin Elisabeth.
Seit dem 21. Jahrhundert dienen die Stallungen als Veranstaltungsort, insbesondere für Kunstausstellungen. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2024 des Salzkammerguts stellte Ai Weiwei seine Werke ‚With Wind‘ und ‚Weiße Helme‘ in den Stallungen aus. Er ist einer der bedeutendsten Künstler der zeitgenössischen Kunstszene. (Ai Weiwei: | linossiartstory)
2025 zeigt die Galerie Petra Seiser die international bekannte Künstlerin Esther Stocker mit ihren zerknitterten, abstrakten Objekten in den Stallungen der Kaiservilla in Bad Ischl.


Das Statement der Künstlerin zu ihren Arbeiten in den Stallungen: „Der Kontrast zwischen dem historischen Raum und Kunst aus der Gegenwart ist spannend. Dieser Gegensatz zieht besondere Aufmerksamkeit auf sich. Die unterschiedlichen Größen der Werke sorgen durch ihre ähnliche Optik für Spannung und Einheit zugleich – eine klassische Hierarchie fehlt. Alle Arbeiten liegen am Boden, als wären sie scheinbar zufällig in den Raum hineingerollt oder hineingeworfen worden.“
Esther Stocker ist Meisterin der Geometrie. Ihre Werke zeichnen sich durch abstrake Geometrien in Schwarz-Weiß aus, die bewusst Brüche aufweisen. Die Werke in den Stallungen wurden extra für diesen Raum geschaffen und wurden bewusst mit zerknitterter Optik und Raster bestimmt. Sie sollen ein Zusammenspiel aus Kontrolle und Kontrollverlust symbolisieren – ein rationales System gegen ein irrationales „zerknittertes“.

Beim Betreten des Raums erschließt sich die Bedeutung der Objekte nicht sofort. Man muss sich mit dem Raum und den Skulpturen auseinandersetzen. Mein erster Eindruck war ein Wirrwarr unterschiedlich großer, zerknitterter Skulpturen – bis ich erkannte, dass es in Wirklichkeit um Wahrnehmung und Beziehungen ging. Die Beziehung zwischen Wahrnehmung und Oberfläche wird aufgehoben und veränderte den Raum.
Der Raum umhüllt den Betrachter, fordert ihn heraus und spielt so mit seinen Erwartungen. Die Pferdehalterungen an den Wänden irritieren zunächst – einst dienten sie den dort untergebrachten Pferden, heute bilden sie einen unerwarteten Bezug zu den Objekten am Boden. Es geht auch um Gravitation, sie ist vorhanden oder auch nicht? Was ist Gravitation? Die Gravitation, auch Massenanziehung oder Gravitationskraft, ist eine der vier Grundkräfte der Physik. Sie äußert sich in der gegenzeitigen Anziehung von Massen und nimmt mit zunehmender Entfernung der Massen wieder ab.
Esther Stocker gilt als Meisterin der Geometrie. Sie setzt diese gezielt in ihren Werken ein.
Stockers Werke zeichnen sich durch abstrakte Geometrien in Schwarz-Weiß aus, die bewusst Brüche aufweisen. Auch die Werke in den Stallungen werden durch zerknitterte Optik und Raster bestimmt. Sie sollen ein Zusammenspiel aus Kontrolle und Kontrollverlust symbolisieren – ein rationales System gegen ein irrationales „zerknittertes“.
Die Illusion der Zweidimensionalität gehört ebenso wie Raster und Strukturen zum grundlegenden künstlerischen Repertoire von Esther Stocker.
Sie spielen sowohl in ihren Bildern als auch in ihren räumlichen Arbeiten eine essenzielle Rolle. Oberflächenstrukturen sind auch für die menschliche Raumwahrnehmung von großer Bedeutung. Menschen sind dreidimensionale Wesen, die in einer dreidimensionalen Umgebung leben und sich in ihr bewegen. Alles, was wir sehen, wird vom menschlichen Wahrnehmungssystem stets einer räumlichen Deutung unterzogen.
Esther Stocker geboren 1974 in Silandro, Italien. Studium von 1994 bis 1997 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Im Jahr 1996, studierte sie an der Accademia di Belle Arti di Brera in Milano. Von 1990 bis 2000 besuchte sie das Art Center College of Design in Pasadena, California. Ein weiterer längerer Auslandsaufenthalt war 2002/03 in Chicago, Illinois. Esther Stocker lebt und arbeitet in Wien.
Die Ausstellung in den Stallungen der Kaiservilla in Bad Ischl läuft noch bis 27.04.2025.
Die Kaiservilla bleibt ein faszinierender Schauplatz für zeitgenössische Kunst. Nach Esther Stockers eindrucksvoller Ausstellung wird ab Mai der renommierte Künstler Erwin Wurm mit seinen Werken zu sehen sein. Seine Werke werden sowohl im Park der Kaiservilla als auch in ausgewählten Gebäuden präsentiert.
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