
Wer in der Schönau am Königssee spazieren geht, sollte nicht nur auf den Weg achten – sondern auch auf die Hecken. Denn dort sitzt er: der stille Späher, der schwarze Beobachter, der Fernrohr-Freak. Beim ersten Mal dachte ich, da sitzt wirklich jemand. Ich wollte schon grüßen – bis ich das Fernrohr sah und merkte: Der beobachtet uns alle, aber sagt kein Wort. Auf einem Holzspalier, das eigentlich Rosen tragen sollte, thront eine etwa meterhohe Tonfigur – männlich, wetterfest, mit Fernrohr vor den Augen. Sein Blick schweift über die Reiteralm – gelegen im Gebiet der Ramsau – vielleicht auch zur Villa auf der Wiese oder zu den Nachbarn beim Grillen.
Was er sucht? Man weiß es nicht. Vielleicht wartet er auf UFOs. Vielleicht auf den Bus. Vielleicht auf Leon – eine lokale Legende, die sich manchmal rarmacht. Aber eines ist sicher: Er tut es mit Hingabe.
Tag für Tag sitzt er da – unbeweglich, unbeeindruckt, unübersehbar. Ein stiller Held der Schönau, der beweist: Auch eine Tonfigur kann neugierig sein. „Die Schönau hat viele Gesichter – und eines davon trägt ein Fernrohr.“
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