Enthüllung der Plastik von Arno Lehmann (1905-1973)


Das Salzburg Museum hat eine großzügige Schenkung aus Privatbesitz erhalten. Es handelt sich um die Skulptur von Arno Lehmann „Der große Stier oder Mühe des Weges“. Die Bronzeskulptur aus den 1950er Jahren wird künftig auf der Festung Hohensalzburg aufgestellt und zu sehen sein. An diesem prominenten Ort über den Dächern der Stadt soll sie an Lehmanns jahrzehntelanges Wirken auf der Festung erinnern. Hier hatte er 1949 Atelier und Wohnung bezogen und sein Lebenswerk geschaffen.

Wer war Arno Lehmann? Er wurde 1905 in Berlin geboren, trat nach dem Abitur als Volontär in eine Töpferei ein und wandte sich nach einer kurzen Banklehre dem Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in München zu, das er 1929 abschloss.
In einer eigenen kleinen Werkstatt fertigte er Kleinplastiken und keramische Schmuckketten an und konnte bereits 1934, als er für seine ungewöhnliche Tierplastik „Zebu-Stier“ im Staatlichen Museum Berlin den Großen Preis erhielt, diese Werkstatt erheblich erweitern und sogar Mitarbeiter einstellen.
Als ein Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg diese Werkstatt und damit seine Existenzgrundlage zerstörte, wagte Lehmann einen Neuanfang in Österreich. Seine Keramikwerkstatt in Bad Aussee, wo er mit seiner Familie in der Villa Alberti wohnte, produzierte Gebrauchskeramik, die zwar das Überleben sicherte, aber keine Reichtümer abwarf. Ein weiterer Schicksalsschlag, die Zwangsräumung der Villa, raubte ihm auch diese bescheidene Existenz.
In dieser bedrohlichen Situation stellte der Salzburger Landeshauptmann Josef Rehrl der Familie Lehmann 1949 Wohnung und Atelier in den Räumen der Salzburger Festung zur Verfügung.
In den 1950er Jahren entstanden auch zahlreiche erdfarbene Bilder, die figurative Darstellungen mit stark abstrahierenden Elementen verbinden, sowie großformatige Mosaike. Fritz Wotruba, Oskar Kokoschka und Clemens Holzmeister zählten zu seinen begeisterten Bewunderern und wussten um seine Bedeutung als Bindeglied zwischen der Kunst der zwanziger Jahre und der modernen Keramik – doch bedeutende öffentliche Aufträge in Salzburg blieben aus! Erst 1959 erhielt Lehmann in Salzburg von Clemens Holzmeister den Auftrag für „16 schwebende Plastiken nach einer Fuge von Bach“ für das Festspielhaus.
So begann er, unter widrigen Umständen auf der Festung fanatisch an keramischen Großprojekten zu arbeiten, die er zumeist in Gips modellierte und die zum Teil noch heute erhalten sind. In seinem Atelier auf der Festung arbeitete Arno Lehmann fernab der herrschenden Kunstströmungen. Er war nahezu isoliert und seine Erkenntnisse erreichten keine breiteren Kreise. Zu Lebzeiten und noch heute gilt sein Werk als das eines Außenseiters.
Über das Leben und den einzigartigen künstlerischen Werdegang von Arno Lehmann schreibt Dr. phil. Christa Svoboda (2005, ist Kunsthistorikerin mit dem Titel „Ethos und Form eines Leidenschaftlichen“.Kurzer Auszug: „Der namhafte und sicher bedeutendste Keramiker des 20. Jahrhunderts hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag zu feiern gehabt. Arno Lehmann war im eigentlichen Sinne ein Bildhauer-Keramiker und ein Voll-Künstler in jeder Hinsicht, der sich aus eigenem Antrieb nie darum bemühte, sich einen Platz im irdischen Künstler-Olymp zu sichern. Er lebte für und nicht von seiner Kunst. Ehrungen und Auszeichnungen sind ihm von internationalen Gremien und Kollegen zeitlebens zugekommen, Ausstellungen im Ausland ließ er zu oder lehnte sie ab, weil er dann weniger Zeit für seine Projekte gehabt hätte. Seit 1949 lebte Lehmann inmitten der Stadt Salzburg, man könnte sagen: er lebte über ihr! Denn seine Wohnung und seine Werkstatt befanden sich im „Hohen Stock“ auf der Festung Hohensalzburg, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1973 ganz Unglaubliches schuf. Es waren wesentliche Jahre seines Schaffens, die er in dieser „Stadt des Weltkulturerbes“ verbrachte – und doch ist sie ihm diese eine entsprechende Würdigung bis zum heutigen Tage schuldig geblieben.“
Arno Lehmann konnte aus der Not heraus in dieser Festung sowohl sein Atelier als auch seine Wohnung einrichten. Als Künstler hat er sich hier sicherlich wohlgefühlt, was zur Entstehung großer und faszinierender Werke führte. Die Festungsmauern, die viele Geschichten bergen, bieten dem Künstlerblick eine wunderbare Aussicht über die Stadt.





Bei genauer Betrachtung seiner Skulptur „Der große Stier oder die Mühsal des Weges“ lässt sich ein Herz erkennen. Ob es nun bewusst oder unbewusst eingearbeitet wurde, könnte es als Symbol der Zuneigung zum Stier stehen und dessen Bedeutung für die Geschichte Salzburgs widerspiegeln, insbesondere während der Belagerung der Stadt durch ein Kriegsheer.
https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/salzburg/stadt_salzburg/stierwascher.html
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