OK.oskar

Gründer OSKAR KOKOSCHKA von der SCHULE DES SEHENS in Salzburg, feiert heuer sein 70-jähriges Jubiläum. Wer war Oskar Kokoschka? Er war ein österreichischer Graphiker, Bildhauer und Schriftsteller, geboren 1886 in Pöchlarn, verstorben 1980 in Montreux. (Österreich)

Er wurde als Sohn einer Prager Goldschmiedefamilie geboren. Er war der zweite Sohn des Kaufmanns Gustav Kokoschka und der Försters Tochter Maria Romana. Er besuchte zunächst die k.u.k. Staatsrealschule in Wien und ab 1905 die Wiener Kunstgewerbeschule. In dieser Zeit begann er mit der Ölmalerei und nahm 1909 erstmals an der Internationalen Wiener Kunstschau teil. Neben der Malerei betätigte er sich auch als Schriftsteller.
Kokoschkas Werk ist von einem psychologischen Expressionismus geprägt. 1953 gründete er die „Schule des Sehens“, die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg – die älteste ihrer Art in Europa – und ließ sich am Genfer See nieder. Neben Egon Schiele, Richard Gerstl und Max Oppenheimer zählt er zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus in Österreich.
Zurück ins 21. Jahrhundert und zur Internationalen Sommerakademie Salzburg, die sich heuer anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der „Schule des Sehens“ zum Ziel gesetzt hat, unter dem Thema OK.oskar von April bis September 2023 in der Galerie Kunst im Traklhaus internationale Künstler*innen auszustellen, die sich aus feministischer, queerer, nicht-binärer Perspektive dem SEHEN heute in einem erweiterten Bildverständnis annähern.
Bis jetzt habe ich drei Ausstellungen besucht, über die ich an dieser Stelle kurz berichten möchte.
Die Ausstellung wurde von Ad Minoliti (geb. 1980) aus Buenos Aires eröffnet. Sie verbindet Ideen aus Kunst und Subkultur, Wissenschaft und Ethik zu einer Reflexion über die moderne Weltgestaltung. Ad Minoliti findet visuelle Alternativen zu einer Welt, die in Gegensätzen codiert ist: Natur und Kultur, Mensch und Maschine, Mann und Frau. In Wandmalereien aus geometrischen Formen und in Gemälden, die an Weltraummissionen oder Kinderspielzeug erinnern. Die Ausstellung wird zum Spielbrett, auf dem sich die Bilder und ihre Bezüge wie Definitionen ständig verschieben.

Die Arbeiten von Ad Minoliti knüpfen an die Kritik des Malers Kokoschka an, mit einer Perspektive der „erweiterten Malerei“, die sich von der Fläche in den Raum ausdehnt. Ihre Werke sind expressiv und die kräftigen Farben betonen die Elemente, die sie in verschiedene quadratische und runde Formen verpackt.
Die zweite Ausstellung fand Mitte Mai statt. Sie wurde bis zum 11. Juni 2023 gezeigt. Es war die Ausstellung von Mette Sterres (*1983, Delft/Niederlande). Die Verflüssigung von Körpern und die Verbindung ihrer Erscheinung mit neuen Technologien, die sich kulturellen Vorstellungen widersetzen, ist bei ihr eine permanente Wiederaneignung und Aufwertung von Körpern in technisch-sozialen Kontexten.

Die Künstlerin greift auf Ideen des Post-/Transhumanismus, des Queer/Feminismus und der Science-Fiction zurück. Sie macht deutlich, dass Körper schon immer mehr waren als nur substanzielle Masse (Fleisch).

Voluminöse Ganzkörperanzüge, 3D-gedruckte Figuren und die Verschmelzung unterschiedlicher Materialien wie Plastik und Öl mit dem menschlichen Körper zeigen eine Welt, in der Körper mit ihrer Umwelt in Beziehung gesetzt werden. Sie verweisen auf eine Zukunft jenseits des Anthropozentrismus.
Karol Radziszewski ist der dritte Teil der Ausstellungsreihe, die ich mir angesehen habe. Worum geht es in seiner Ausstellung? Es ist eine Spurensuche nach Georg Trakl und seinem Gedicht SEBASTIAN IM TRAUM. In Trakls Geburtshaus (heute Forschungs- und Gedenkstätte) spekuliert der Künstler über mögliche Geschichten und fehlende Artefakte im Archiv des österreichischen Dichters.

Der Künstler rekontextualisiert seinen Film MS 101 (2012) über eine imaginäre (nur in der Vorstellung existierende, nicht reale) Begegnung des Dichters mit dem Philosophen Ludwig Wittgenstein und dessen Geliebten David Pinsent.
Der Philosoph Wittgenstein kam 1914 als österreichischer Soldat nach Krakau, wo er Trakl treffen wollte, der dort als Sanitätsleutnant stationiert war. Da dieser kurz vor seiner Ankunft im Lazarett starb, bleibt nur zu erahnen, welche Anziehungskraft der Begegnung zugrunde lag.
Bittere Vorwürfe machte sich Kokoschka auch selbst, als er vom Tod seines Freundes Trakl erfuhr, dass er ihm nicht öfter geschrieben hatte: „Ich weiß, dass es oft so eine kleine Stärkung ist, die einen Menschen, der am Rande seiner seelischen Kräfte ist, wieder aufrichtet und den Ausschlag geben kann, dass der Körper es noch aushält.

Die Porträts dieser erfundenen Ménage-à-trois bilden zusammen mit der Ikone der Queer-Bewegung. Radziszewskis Arbeiten zeigen eine gewisse homoerotische Sichtweise. Die Porträts weisen auf eine expressive Malerei hin, die in kräftigen Farben gehalten ist. Was der Künstler auch gut rüberbringt, sind die Gesichtsausdrücke.

Der Künstler Karol Radziszewski (*1980, Białystok) widmet sich in seinen Recherchen und Arbeiten queeren Persönlichkeiten mit dem Ziel der Identifizierung von Leerstellen und Brüchen in kanonisierten Erzählungen, insbesondere in Osteuropa. Er ist auch als Herausgeber des DIK Fagazine (seit 2005) und als Gründer des Queer Archives Institute in Warschau (2015) bekannt. Die Ausstellung Sebastian im Traum in der Galerie Kunst im Traklhaus zeigt seine Arbeiten erstmals in Österreich.
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