„Hirtenkinder im Höhenrausch – Proben, Kostüme und Gemeinschaft auf der Loferer Alm“

„Zwischen Kuhglocken und Kinderlachen: 75 Jahre Hirtenkinder auf der Loferer Alm – gelebte Tradition, Musik und ein Blick ins Herz.“

Zwei Mädchen, versunken im Klang der Violine, lauschen mit offenen Herzen – ein Moment der Konzentration und des Staunens. Daneben: Kühe auf der Alm, ruhig, präsent, Teil derselben Welt. Fotos: © Rudi Gigler 2025

Loferer Alm, September 2025 Ein Besuch bei den Hirtenkindern, die zwischen Almwiesen und Adventsklängen ihre Rollen fürs große Festspielhaus finden. Die Gondelfahrt hinauf zum Soder-Kaser war bereits ein Erlebnis für sich: strahlend blauer Himmel, herrlicher Sonnenschein – ein Auftakt, wie er schöner nicht sein könnte. Oben angekommen wartete die Pressekonferenz der „Hirtenkinder“, die heuer ihr 75-jähriges Jubiläum feiern.

Der Blick aus der Gondel – nach vorne gerichtet, mitten im Schweben. Die Landschaft öffnet sich wie ein Bühnenbild: Wälder, Felsen, Höhenluft. Die Fahrt zur Loferer Alm wird zum Erlebnis, zum stillen Auftakt einer Reise in gelebte Tradition. Ziel: der Soder Kaser, wo Musik, Natur und Kindheit sich begegnen. Foto: © Christa Linossi 2025

Probenarbeit mit Herz und Hingabe: Vier Tage lang verwandelte sich die urige Almhütte mit Matratzenlager in ein lebendiges Probenzentrum. Kinder aus dem Bundesland Salzburg bereiteten sich hier auf das große Salzburger Adventsingen vor, das im November und Dezember 2025 wieder im Großen Festspielhaus über die Bühne gehen wird.

Mit leuchtenden Augen und voller Konzentration spielen die Hirtenkinder den Ausseer Steirer – ein Stück, das in jedem Takt nach Heimat klingt. Die Finger fliegen über die Saiten und Tasten, während die Melodie sich über die Loferer Alm legt wie ein frischer Wind. Ein musikalischer Höhepunkt der Probenzeit, festgehalten in einem Bild voller Klang und Lebensfreude. Foto: © Christa Linossi 2025

Die Rollen für das kommende Hirtenspiel wurden vergeben, erste Kostüme anprobiert, und die Probenarbeit begann mit spürbarer Energie. Ich war nach sieben Jahren wieder dabei – und diesmal war etwas Besonderes in der Luft. Die Kinder waren aufgeregt, neugierig, voller Freude. Ihre Augen leuchteten, wenn wir Journalist:innen sie befragten oder um ein Foto baten. Es war, als würde die Bühne bereits in ihrem Herzen beginnen.

Mehr als Musik – Gemeinschaft und Tradition: Was hier entsteht, ist weit mehr als musikalische Vorbereitung. Es ist ein Miteinander, ein Wachsen, ein stilles Staunen über die Kraft der Gemeinschaft. Kein Smartphone, kein Fernseher stört die Atmosphäre. Nur Kinderlachen, manchmal auch ein paar Tränen – und Musik, die zum Hauptakteur wird.

Vom 1. bis 4. September reisten 6 Hiatabuam und 11 Hiatamadln im Alter zwischen 7 und 13 Jahren auf die Alm, um Texte und Lieder für ihre Auftritte einzustudieren. Die Proben gehen in Salzburg bis zur Aufführung weiter. Am Abschlusstag präsentierten die 17 Hirtenkinder, was sie gelernt hatten – darunter auch ein „Ausseer Steirer“ mit darauffolgender Schleunige und Pasch.

Inszenierung mit Tiefgang: Die diesjährige Inszenierung stellt den „blinden Hirten“ in den Mittelpunkt. Regisseurin Gerda Gratzer erklärt:

Mit einem sanften Lächeln und liebevollem Blick neigt sich Regisseurin Gerda Gratzer zu den Hirtenkindern. Ihre Anweisungen sind leise, aber klar – getragen von Erfahrung und Herzenswärme. In diesem Moment wird sichtbar, was hinter jeder Aufführung steht: Vertrauen, Zuwendung und die Kunst, junge Stimmen zum Klingen zu bringen. Foto: © Rudi Gigler 2025

„Der Fokus liegt heuer auf dem blinden Hirten und seinen Begleitern. Diese Gruppe ist von Anfang an dabei. Ich habe schon vorab geschaut, wer von den Kindern diese anspruchsvolle Rolle übernehmen kann.“

Der Schauspieler Edwin Hochmuth übernimmt die Rolle des blinden Hirten – nicht als gebrechlicher Alter, sondern als junger Mann mit innerer Vision.

„Allein mit seinen offenen, leeren Augen und seiner Körperhaltung kann er diese Beeinträchtigung glaubhaft darstellen. Die Verbindung von innen mit außen ist in diesen Szenen schön zu erleben.“

Tradition trifft Bühne – die Kostüme: Kostümbildnerin Brigitte Schiebler setzt auf Loden, Leinen und gewalkte Stoffe. Die Buben tragen Stutzen, feste Schnürschuhe, Hemd, Gilet und Joppe. Die Mädchen erscheinen in Leibrock, Bluse, Joppe, dicker Strumpfhose und festen Schuhen. Die Tracht wurde an die Kulisse des steinigen Dachsteinmassivs angepasst – eine Landschaft, die klimatisch an das biblische Judäa erinnert.

Zufrieden und voller innerer Ruhe stehen Kostümbildnerin Brigitte Schiebler und Regisseurin Gerda Gratzer vor der Kulisse der Loferer Alm. Ihr Blick verrät: Hier entsteht etwas Echtes. Zwischen Stoffbahnen und Regieplänen, zwischen Kuhglocken und Kinderlachen – ein stiller Moment der Verbundenheit und des Stolzes auf das gemeinsame Werk. Foto: © Christa Linossi 2025

Stimmen der Kinder – ein Blick ins Herz: Interview mit Valentina (10 Jahre, Abersee): „Ich bin das erste Mal dabei und es ist richtig guat! Mein Kostüm gefällt mir sehr, ich fühl mich wohl. Ich spiele seit drei Jahren Geige und freu mich riesig auf den Auftritt im Großen Festspielhaus.“

Mit feinem Bogenstrich und einem Schmunzeln im Gesicht spielt Hirtenkind Valentina auf ihrer Geige. Der Blick geht zum Fotografen – ein stiller Gruß, ein Moment der Verbundenheit mitten im Klang. Musik und Persönlichkeit verschmelzen, und die Loferer Alm wird zur Bühne für ein Lächeln, das bleibt. Foto: © Rudi Gigler 2025

Interview mit Valentin (9 Jahre, Salzburg): „Ich spiele seit zweieinhalb Jahren Trompete, Unterricht habe ich seit eineinhalb Jahren. Die Alm ist super, auch wenn ich am ersten Tag ein bisserl Heimweh hatte. Jetzt fühl ich mich richtig wohl. Ich bin schon zum zweiten Mal dabei und freu mich sehr auf den Auftritt.“

Mit schräg gehaltener Trompete und einem selbstbewussten Blick spielt Valentin, 9 Jahre alt, seine Melodie direkt in die Kamera. Der Blick geht zu Fotograf Rudi – charmant, stolz, fast herausfordernd. Ein Moment voller Energie und kindlicher Coolness, eingefangen auf der Loferer Alm zwischen Tradition und Talent. Foto: © Rudi Gigler 2025

Abschied und Ausblick: Hans Köhl, der seit 27 Jahren die Gesamtleitung innehat, wird 2027 die Leitung übergeben.

Hans Köhler, Intendant des Salzburger Adventsingens, vor der majestätischen Berglandschaft – der Blick Richtung Lofer Gondeln. Ein stiller Moment zwischen Rückblick und Neubeginn, der einen Gestalter des Adventsingens würdevoll porträtiert. Foto: © Christa Linossi 2025

„Es ist schön, wenn man selbst den Zeitpunkt bestimmen kann. Nach 27 Jahren bin ich dankbar für diese Zeit. 2026 feiern wir das 80-jährige Jubiläum und die 1.000. Aufführung im Großen Festspielhaus. Ab 2027 wird das Adventsingen in die Felsenreitschule übersiedeln.“

Mein persönlicher Eindruck: Diese Pressekonferenz war ein großartiges Erlebnis. Der Blick auf die Kinder, ihre Musikstücke, ihr Leuchten – all das zeigte: Hier brennt Herzblut. Viele Kinder sind bereits erfahrene Bühnenakteure, für einige wird es der erste große Auftritt. Das heurige Adventsingen ist eine Hommage: an den Dachstein, an unsere ländliche Kultur, an die Schönheit der Landschaft.

Und als stille Erinnerung wird auch Bodo Hell, der vor einem Jahr im Dachsteingebiet verschwand und jahrzehntelang als Senner auf der Grafenbergalm wirkte, in die Inszenierung eingebaut – ein Schriftsteller, ein Senner, ein Teil dieser Geschichte.

Ein letzter Blick auf die Hirtenkinder – zwischen Almwiesen und Adventsklängen, wo Musik zur Erinnerung wird und gelebte Tradition weit über die Bühne hinausstrahlt.

Fünf Hiatamadln und zwei Hiatabuam stehen beisammen – der Blick ist ruhig, fast ein wenig traurig. Die Tage auf der Loferer Alm sind vorbei, die Schule beginnt am Montag, 8. September 2025. Doch in ihren Augen liegt mehr als Abschied: Es ist die Erinnerung an Musik, Gemeinschaft und eine Zeit, die im Herzen weiterklingt. Foto: © Rudi Gigler 2025

Und während die Kinder schweigend Abschied nehmen, bleibt ihr Lachen im Wind, ihr Klang in den Bergen – wie ein Echo der Zeit, das weiterlebt.

Die Probenarbeiten auf der Loferer Alm fanden im Rahmen der Vorbereitung für das Salzburger Adventsingen 2025 im Großen Festspielhaus statt. Eine eigene Pressekonferenz zur Veranstaltung folgt in Kürze.