Ars Electronica Festival 20252025 – Das Beste des Festivals Beyond the Screens, City Digital Skin Art Festival (CDSA) / China Academy of Art Hangzhou (CN), Bauhaus-Universität Weimar (DE), Nanyang Technological University Singapore (SG)
Linz wird wieder zum globalen Resonanzraum für Kunst, Technologie und Gesellschaft. Vom 3. bis 7. September 2025 lädt Ars Electronica ein. Sie stellt die großen Fragen unserer Zeit nicht nur, sondern lädt dazu ein, sie künstlerisch zu durchleben: Wie gehen wir mit Krisen um? Was bedeutet Hoffnung im Zeitalter der KI? Und was passiert, wenn die POSTCITY zum letzten Mal ihre Tore öffnet?
Der Countdown läuft! Der Sommer verabschiedet sich langsam. Der Herbst steht bereits in den Startlöchern. Wie jedes Jahr beginnt der September mit einem Höhepunkt: dem ARS ELECTRONICA Festival. Linz beginnt zu leuchten – als Epizentrum für Kunst, Technologie und gesellschaftliche Visionen!
Die Ideenschmiede der Zukunft
Das Festival bringt kreative Köpfe aus aller Welt zusammen. Visionär:innen, Forscher:innen, Künstler:innen – sie alle präsentieren, was sie bewegt und was sie bewegt haben. Der diesjährige Titel lautet: PANIC yes/no!
Ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Die Ungewissheit im Schatten globaler Krisen. Doch was kann die Kunst zur Bewältigung beitragen?
Ich bin gespannt auf die neuen Errungenschaften, auf die digitalen Visionen, auf das, was Zukunftsdenker:innen bereits mit Künstlicher Intelligenz gestalten. In Ausstellungen, Performances, Konferenzen und Workshops greifen Kunst und Wissenschaft ineinander – ein Festivalprogramm, das umfassender kaum sein könnte.
Letzter Akt in der POSTCITY
2025 wird die POSTCITY zum letzten Mal zentraler Schauplatz des Festivals sein. Ab 2026 kehrt Ars Electronica zurück in die Linzer Innenstadt – ein Abschied mit Symbolkraft.
KRISEN ÜBERALL – UND MITTENDRIN: DIE KUNST
Ronald Reagan sagte einst: „Status quo“ – auf Deutsch: „Das Chaos, in dem wir stecken.“ Und dieses „Status quo“ trifft 2025 ins Mark:
Die politische Weltordnung ist ins Wanken geraten.
Trumps Rückkehr auf die Bühne hat globale Dynamiken verändert.
Der Konsens in Wirtschaft und Sicherheit scheint zu bröckeln.
Die rasante Entwicklung der KI stellt Fragen an Arbeit, Bildung und Ethik.
Und das Klima? Es kippt. Es fordert Leben, zerstört Existenzen, befeuert Konflikte und Migration.
Ungewissheit. Angst. PANIC.
Wie gehen wir mit dem Unbekannten um? Wie überwinden wir die Angst vor dem, was wir nicht kontrollieren können?
Ars Electronica 2025 plädiert dafür, von der Kunst zu lernen. Sie zeigt uns: Ungewissheit ist nicht nur Bedrohung – sie birgt Hoffnung. Denn sie bedeutet, dass unsere Zukunft noch nicht geschrieben ist. Dass alles möglich bleibt. Selbst wenn es genügend Gründe gäbe, in Panik zu verfallen.
FESTIVAL-HIGHLIGHTS
Ich werde bei der Eröffnung dieses Großereignisses dabei sein und für euch berichten:
Mittwoch, 3. September 2025, 19:30 UhrOrt: Mariendom Linz Mit inklusivem Chor, KI-Walzersymphonie und einer feierlichen Inszenierung des Mottos PANIC yes/no!
Linzer Klangwolke 2025 – „Urban Pulse“
Samstag, 6. September 2025, 20:30 UhrOrt: Donaupark Linz Eintritt frei Ein audiovisuelles Spektakel, präsentiert von Sparkasse OÖ & LINZ AG – ein urbaner Herzschlag, der die Stadt vibrieren lässt.
Gedanken zum Festival – was bedeutet PANIC yes/no für Sie? Lasst uns gemeinsam herausfinden, wie Kunst helfen kann, mit der Ungewissheit unserer Zeit umzugehen.
Manchmal braucht es keinen Plan, keine Route, keine Absicht – nur ein paar Schritte durch die Stadt. Salzburg zeigt sich dabei von seiner besten Seite: zwischen Literaturaktionen, Kunstabbau, Festspieltrubel und rotem Teppich entfaltet sich ein ganz eigenes Schauspiel. Ich war mittendrin – als stille Beobachterin, als Zaungast, als jemand, der einfach nur schlendern wollte. Und dabei mehr gesehen hat, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Kein Berg, keine Landschaft – heute hatte ich einfach Lust auf ein Schlendern. Und zwar mitten durch die Stadt Salzburg.
Vom Parkplatz in Nonntal aus ging ich Richtung Innenstadt. Am Residenzplatz angekommen, begegneten mir bereits zahlreiche Menschen: Touristen, Einheimische – es war lebendig, fast trubelig.
Am Mozartplatz machten es sich viele gemütlich: in Sitzsäcken, Liegestühlen, auf Bänken. Was war los? „Salzburg liest“ – ein charmantes Event, bei dem Bücherregale aufgestellt werden und Literatur zum Schmökern einlädt.
Mozart hatte alles im Blick. Es war ein buntes Treiben: Die einen relaxten, die anderen vertieft in Bücher oder stöberten neugierig durch die Regale.
Mich zog es weiter zum Residenzplatz. Auch hier: Menschen, Absperrungen, gezückte Handys. Was gab es zu sehen? Die monumentalen Skulpturen von Jaume Plensa wurden Stück für Stück abgebaut.
Die fünf gigantischen Frauenköpfe verlassen Salzburg. „Secret Garden“ ist Geschichte. Einen Monat lang waren die Werke des katalanischen Künstlers zu sehen – nun gehen sie zurück nach Spanien und weiter nach Mexiko. Ein Kunsthändler hat sie für rund 185 Millionen Euro erworben.
Mozart hat nun wieder freie Sicht auf den Residenzplatz – keine Skulpturen mehr, die ihm den Blick verstellen.
„Secret Garden“ wurde zum Publikumsliebling. Die Podeste blieben sauber, die Besucher achteten auf die Kunst. Die Skulpturen verliehen dem Platz eine besondere Atmosphäre – schade, dass sie gehen mussten.
Ein Stück weiter, kurz vor der Residenz: erneut eine Menschenschlange. Es war die vorletzte Aufführung des Jedermann. Zaungäste hofften, einen Promi zu erspähen.
Ich gesellte mich dazu, lauschte Gesprächen. Eine ältere Dame erzählte einer jüngeren, sie habe heuer eine Karte ergattert – zweite Reihe, € 200. Die Jüngere staunte: „Nicht mehr? Ich dachte, die kosten über € 500!“
Die ältere Dame meinte, man müsse sich zwei Jahre im Voraus Karten sichern – was natürlich übertrieben war. Aber die Szene war köstlich: Halbwissen und Begeisterung schaukelten sich gegenseitig hoch. Ein Theater vor dem Theater. Ich stand daneben und musste schmunzeln.
Dann marschierte die Tischgesellschaft am Seitenausgang vorbei, die Festspielpräsidentin begrüßte mich herzlich. Manch ein Zaungast war irritiert: Wer ist diese Frau, dass sie so begrüßt wird?
Im Hintergrund: die amfAR-Gala. Vor der Alten Residenz wurde der rote Teppich ausgerollt. Glamour in Salzburg – fast eine halbe Million Euro wurde für die AIDS-Forschung gespendet.
Ich aber blieb Zaungast. Keine Onlinejournalistin heute. Nur stille Beobachterin.
Mit all diesen Eindrücken schlenderte ich zurück zu meinem Auto. Im Kopf bereits die Idee: Ich werde über diesen Spaziergang schreiben.
Probieren Sie es auch einmal aus – einfach durch die Stadt schlendern, innehalten, beobachten. Es ist erstaunlich, wie viele kleine Details man entdecken kann.
Ich liebe es, zu schlendern. Meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Matthew David Burke, geboren 1972 in Sydney, Australien, ist Leadsänger, Songwriter und Gitarrist. Er studierte Informatik und Mathematik – doch mit einem Around-the-World-Ticket und seiner Gitarre im Gepäck zog es ihn hinaus in die Welt.
Seine Lebensreise ist geprägt von Höhen und Tiefen: Matt lebt mit der Diagnose Bipolare Störung. Seine Songs erzählen von dieser inneren Achterbahn, vom Reisen, Verlieren und Wiederfinden. Sie laden nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Nachdenken ein.
Seit zwei Jahrzehnten lebt er in Österreich. Aus seiner persönlichen Geschichte heraus setzt er sich mit Herzblut für die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen ein. Er tut dies als Musiker. Er ist auch Mitbegründer des Salzburger „Peer Center“. Zudem möchte er anderen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Seine Musik kennt keine Grenzen – sie berührt Menschen in Salzburg ebenso wie in Sydney, wo der Umgang mit mentaler Gesundheit oft offener ist als in Europa.
Matt, du lebst seit über 20 Jahren in Österreich und engagierst dich intensiv für psychische Gesundheit. Du selbst hast Erfahrungen mit einer bipolaren Störung gemacht – wie hat dich das persönlich und musikalisch geprägt?
Matt: Matt—Baseline— steht für Klang mit Haltung – für Mut, Heilung und Wahrhaftigkeit.
Linossiartstory:
Was hat dich dazu bewegt, eine Band zu gründen, die sich für psychische Gesundheit einsetzt? Gab es einen entscheidenden Schlüsselmoment?
Matt: Das war ein Prozess über viele Jahre. Ein Schlüsselmoment war, als mir Prof. Aichhorn, Primarius, die Möglichkeit gab, mit meiner Band dorthin zurückzukehren, wo ich selbst Heilung erfahren hatte – in die Christian-Doppler-Klinik Salzburg. Nicht als Patient, sondern als Musiker. Dieser Auftritt hat alles verändert: Aus Musik wurde Mission.
Dabei wurde ich auch von anderen Musikerinnen mit Fokus auf Mental Health inspiriert und unterstützt. Der Austausch mit Künstlerinnen, die ähnliche Wege gehen, hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam Tabus zu brechen und Hoffnung zu schenken.
Linossiartstory:
Welcher persönliche Bezug zur seelischen Belastung hat dich dazu gebracht, für psychisch Erkrankte zu spielen – und dich über Musik für das Thema stark zu machen?
Matt: Ich habe in Kliniken auf beiden Seiten gestanden – als Patient und als Musiker. Und ich weiß, wie tief der Wunsch ist, gesehen zu werden – nicht als Diagnose, sondern als Mensch. Musik ist für mich eine Brücke. Wenn ich spiele, geht es nicht darum, zu heilen, sondern da zu sein. Echt. Und das hat Kraft.
Linossiartstory:
2012 hast du begonnen, regelmäßig „unplugged“ Solo-Auftritte in der psychiatrischen Christian-Doppler-Klinik in Salzburg zu geben. Wie kam es dazu? Was hat dich damals motiviert?
Matt: Die Idee kam aus einem tiefen inneren Drang. Musik sollte nicht nur als Ausdruck dienen, sondern als echte Verbindung für Menschen mit ähnlichen inneren Kämpfen. Hoffnung schenken, einfach durch ehrliches, verletzliches Dasein mit Musik.
Damals tourte ich durch Österreich und Bayern, trat auch in einigen Kliniken in Australien auf. Rückblickend war meine Haltung noch nicht in Balance, ich war innerlich nicht wirklich bereit. Es war, als wäre das Projekt ein paar Schritte weiter als ich selbst war.
Ich trat in einem psychiatrischen Krankenhaus auf – und war am nächsten Tag selbst Patient dort. Das war ein klarer Bruch, ein Moment der Wahrheit. Ein langer Weg zurück in die Harmonie begann.
Der Neustart 2022 kam zur richtigen Zeit. Ich hatte mich selbst besser kennengelernt und mein Umfeld stabilisiert. Nun durfte ich gemeinsam mit wundervollen, liebevollen Musiker*innen auftreten. Dieses Miteinander ist ein Geschenk. Und gibt dem Projekt eine Kraft, die damals gefehlt hat.
Linossiartstory:
Was hat dich schließlich dazu bewegt, aus deinen Solo-Auftritten heraus eine Band zu formen? Was war dabei ausschlaggebend?
Matt: Es ging nicht mehr nur um mich – es ging darum, etwas Größeres gemeinsam entstehen zu lassen. Die Band bringt eine neue Energie, eine neue Art von Verbindung. Wir unterstützen uns gegenseitig – musikalisch, aber auch menschlich. Ich habe erlebt, wie wichtig ein tragfähiges Netzwerk ist. Gemeinsam auf der Bühne zu stehen, ist ein starkes Zeichen: Wir sind viele, und niemand muss seinen Weg allein gehen.
Linossiartstory:
Musik kann ein Ventil sein für Schmerz, Angst oder Einsamkeit. Hast du Beispiele aus deinen Liedern, die genau das aufgreifen?
Matt: Ja, viele meiner Songs sind genau daraus entstanden. „Surrender“ beschreibt den Moment, in dem man aufhört zu kämpfen – nicht aus Resignation, sondern um Frieden mit sich selbst zu schließen. Es geht darum, tief durchzuatmen und loszulassen, was man nicht kontrollieren kann. Oft zeigen sich gerade in dieser neuen Ruhe – getragen von Vertrauen ins Leben und ins Universum – ganz von selbst die nächsten Schritte. Lösungen, die man im inneren Sturm nie gesehen hätte, treten plötzlich klar hervor.
„Mud Swim“ beschreibt das Gefühl, wie durch zähen Schlamm zu schwimmen – jeder Zug mühsam, jeder Atemzug schwer. Doch im Kampf gegen das Feststecken liegt eine stille Kraft: der Wille, nicht aufzugeben. Es ist ein Schwimmen durch Widerstand, das langsam, aber sicher zurück ins Licht führt.
Linossiartstory:
Wie sorgt ihr als Band für euer eigenes mentales Wohlbefinden? Gibt es Rituale oder Pausen, die euch helfen, in Balance zu bleiben?
Matt: Wir nehmen uns bewusst Zeit zum Reden. Nicht nur über Musik, sondern über das Leben. Vor jedem Auftritt checken wir nicht nur den Sound – sondern auch, wie es jedem geht. Und: Niemand muss performen, wenn er oder sie gerade nicht kann. Das ist unsere Basis – Respekt und Selbstfürsorge.
Unser gemeinsamer Backstage-Gruppen-Hug ist jedes Mal ein Highlight. Er stärkt das Vertrauen in das, was wir hier tun, und fokussiert uns darauf, unseren gemeinsamen Zweck zu teilen – unsere physische und emotionale Verbindung zueinander und zur Musik.
Linossiartstory:
Gab es Begegnungen mit Zuhörer*innen, die euch erzählt haben, wie sehr eure Musik ihnen geholfen hat?
Matt: Ja, viele. Manche schreiben, andere kommen nach dem Konzert. Besonders bewegt hat mich einmal eine einfache Beobachtung. Eine junge Frau war sichtbar schwer depressiv in der Christian-Doppler-Klinik. Sie lag zu Beginn unseres Sets zusammengerollt und schlief. Doch mit der Zeit wachte sie langsam auf – und beim letzten Song tippte sie mit dem Finger im Takt. Es war nur eine kleine Geste, aber sie hatte eine unglaubliche Kraft. Solche Momente sind größer als jede Bühne.
Linossiartstory:
Was wünschst du dir im gesellschaftlichen und musikalischen Umgang mit psychischer Gesundheit? Wo siehst du Veränderungspotenzial?
Matt: Mehr Mut zur Ehrlichkeit – auch bei Künstler*innen. Nicht jeder muss seine Seele auf der Bühne ausbreiten, aber weniger Versteckspiel würde helfen. Und: Mental Health darf nicht länger ein Nischenthema sein. In jeder Branche, in jedem Genre muss klar sein – das betrifft uns alle.
Linossiartstory:
Gibt es Tabus, die ihr mit eurer Musik bewusst brechen wollt?
Matt: Ja. Wir wollen zeigen: Auch wer stationär war, wer Diagnosepapiere trägt, kann kraftvoll leben, lieben, schaffen. Auch das Schweigen über Suizidalität brechen wir bewusst. Unsere Musik ist roh, ehrlich und manchmal unbequem – genau das braucht es.
Und wir feiern etwas, das lange als Schwäche galt: sich Hilfe zu holen. Hilfe zu suchen ist kein Scheitern – es ist ein mutiger, selbstbestimmter Schritt. Diese Haltung wollen wir mit jeder Note mittragen.
Linossiartstory:
Wenn eure Musik ein Licht wäre – wo sollte es deiner Meinung nach als Erstes hinscheinen?
Matt: In die Zimmer, wo Menschen gerade glauben, dass sie zu viel sind. Zu gebrochen. Zu laut. Zu traurig. Unser Licht ist für sie. Für alle, die kämpfen – oft leise.
Der größte Schmerz ist oft der Zweifel am eigenen Wert. Wenn unsere Musik da ein kleines Licht sein kann, dann schafft sie das vielleicht, indem sie spürbar macht, was schon immer in einem war. Auch wenn es gerade verschwommen erscheint. Manchmal braucht es nur einen Moment, einen Klang, der daran erinnert.
Linossiartstory:
Was bedeutet „Baseline“ für dich?
Matt: „Baseline“ ist für mich viel mehr als nur ein musikalischer Begriff. Es ist ein Prinzip, das mir hilft, mit Bipolarität zu leben. In den Höhen und Tiefen erinnere ich mich immer wieder daran, dass mein Ziel der Baseline-Zustand ist – ein inneres Gleichgewicht, wo ich klar denken, kreativ sein und authentisch handeln kann. Wenn ich zu hoch oder zu tief rutsche, mache ich einen konkreten Plan, um wieder zur Baseline zurückzukommen. Es ist wie mein innerer Kompass – und der Name erinnert mich daran, dass Musik und Stabilität Hand in Hand gehen können.
Linossiartstory:
Was ist ROCK for Mental Health?
Matt: ROCK for Mental Health ist eine neue Konzertreihe, bei der Musik und gelebte Erfahrung mit psychischen Herausforderungen zusammenkommen. Wir bringen echte Geschichten auf die Bühne – laut, ehrlich und mit bewegender Stimme. “Music that Inspires, Heals and Connects.”
Das Ziel ist, Hoffnung zu geben, das Schweigen zu brechen und eine Gemeinschaft zu schaffen – für alle, die selbst kämpfen oder jemanden kennen, der es tut. Mental Health steht im Mittelpunkt – offen, mutig und menschlich.
Linossiartstory:
Wann und wo werdet ihr auftreten?
Matt: Los geht’s am 24. Oktober 2025 mit dem Launch-Konzert im MARK Salzburg – gemeinsam mit moving voices und —Matt—Baseline—. Das ist der Auftakt zu einem jährlichen Konzert in Salzburg – einer wachsenden Bewegung, die zeigt, wie viel Kraft in Musik und Ehrlichkeit steckt.
Matt, ich danke dir von Herzen für dieses ehrliche und tiefgründige Gespräch. Ich wünsche dir weiterhin Mut und Leuchtkraft – und dass deine Musik viele Seelen berührt, Hoffnung schenkt und Menschen daran erinnert, dass sie nicht allein sind.
Was bedeutet „bipolare Störung“? Menschen mit bipolarer Störung erleben extreme Stimmungsschwankungen – von tiefer Depression bis zu übersteigerter Euphorie. Diese Phasen beeinflussen Denken, Fühlen und Verhalten und sind für Außenstehende oft schwer zu verstehen. Matt spricht offen darüber – und genau solche Einblicke helfen, mehr Verständnis zu schaffen.
Zwei Ausstellungen, zwei künstlerische Stimmen – und ein gemeinsamer Aufschrei gegen die Oberflächlichkeit unserer Zeit. Im Salzburger Kunstverein treffen digitale Ekstase und politischer Widerstand aufeinander. Esben Weile Kjær und Laila Shawa präsentieren Werke. Diese Werke wollen nicht nur gesehen werden, sondern auch gespürt werden. Ein Besuch, der nachhallt.
Farbenrausch und digitale Dekadenz – Esben Weile Kjær im Salzburger Kunstverein
Beim Betreten des Ausstellungsraumes trifft es einen mit voller Wucht. Ein Farbenrausch aus bunten Teppichfliesen lenkt den Blick auf den Boden. Sie ziehen nicht nur durch ihre Farbigkeit, sondern auch durch die darauf abgebildeten Motive an.
Der Raum wirkt wie ein Befreiungsschlag – offen, grell, fast provokativ. Die spärlich platzierten Skulpturen sprechen eine eigene, eindringliche Sprache. Zwei übergroße, von der Decke pendelnde Skulpturen erinnern an Totenköpfe in Schwarz und Blau. Leben und Tod? Warnung oder Inszenierung?
Weile Kjær schafft ein visuell überwältigendes Szenario, das sich mit Ästhetiken der Selbstoptimierung, Hyper-Sichtbarkeit und dem Spektakel des zeitgenössischen Lebens auseinandersetzt. Rokoko-Dekadenz kollidiert mit digitaler Reizüberflutung – eine unheimliche Landschaft entsteht, in der der Körper zur Ware und zum Avatar wird.
Der Künstler stellt sich der neoliberalen Gegenwart, in der das kommerzialisierte Selbst endlos optimiert, spektakulär inszeniert und konsumierbar gemacht wird.
Zur Person: Esben Weile Kjær (*1992, Kopenhagen) arbeitet mit Skulptur, Video und Performance. Seine Werke greifen die Geschichte der Popkultur und Popmusik auf, um Themen wie Nostalgie, Authentizität und generationenbedingte Ängste zu untersuchen. Er beleuchtet die heutige Ereignisökonomie mit einer aufmerksamen, unkonventionellen Bildsprache. Dabei verwendet er die Ästhetik der Unterhaltungsindustrie und ihre Marketingstrategien.
Kuratiert von Mirela Baciak
Islamo-Pop und Widerstand – Laila Shawa im Studio des Salzburger Kunstvereins
Im kleineren Studio begegnet man den Arbeiten von Laila Shawa – vielschichtige Kapseln, geografisch weitreichend und stilistisch hybrid. Ihre unverwechselbare Bildsprache, oft als „Islamo-Pop“ bezeichnet, vereint islamische Ornamentik. Sie kombiniert byzantinische Kalligrafie und westliche Pop-Art. Dies führt zu einer kritischen Reflexion globaler Machtverhältnisse.
Ihr bevorzugtes Medium, die Druckgrafik, war für sie nicht nur ästhetisches Ausdrucksmittel. Es war auch eine Kommunikationsstrategie. Wiederholung, Reproduktion und öffentliche Sichtbarkeit wurden zu Werkzeugen des sozialen Engagements.
In der Ausstellung sind Skulpturen weiblicher Körper zu sehen – mit Ledermieder und beidseitig befestigten Sprengkörpern. Das Mieder selbst erinnert ebenfalls an eine Bombe. Was will die Künstlerin damit sagen? Gewalt gegen Frauen? Oder müssen sich Frauen selbst „in die Luft sprengen“, um wahrgenommen zu werden?
Es ist ein Aufschrei – ein Aufruf gegen die Brutalität, mit der Frauen weltweit konfrontiert sind. Frauen, die Leben gebären. Frauen, die in vielen Gesellschaften noch immer in der letzten Reihe stehen.
Angesichts der eskalierenden Gewalt seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir einen Zustand gesellschaftlicher und emotionaler Überforderung. Der öffentliche Diskurs ist polarisiert, schmerzhaft und von einem Mangel an Verständnis geprägt.
Die Ausstellung SCHOOL OF SEEING bietet eine retrospektive Auseinandersetzung mit dem Werk von Laila Shawa (1940–2022). Sie war eine Künstlerin, die aus palästinensischer Perspektive sprach. Jedoch ist sie vor der aktuellen Eskalation verstorben.
Zur Person: Laila Shawa (*1940, Gaza – †2022, London) erhielt ihre erste Ausbildung am Leonardo-da-Vinci-Kunstinstitut in Kairo (1957–1958), studierte bis 1964 an der Akademie der Bildenden Künste in Rom und verbrachte die Sommer an Oskar-Kokoschkas-SCHULE DES SEHENS in Salzburg. Nach ihrem Studium kehrte sie nach Gaza zurück, um für das UN-Hilfswerk Kunstunterricht in Flüchtlingslagern zu geben. Mit Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs siedelte sie nach London über, verbrachte jedoch weiterhin viel Zeit in Gaza. Bis zu ihrem Tod war sie in London künstlerisch aktiv.
Kuratiert von Jakub Gawkowski
Empfehlung
Ich empfehle Ihnen, diese Ausstellung zu besuchen. Sie regt zum Nachdenken an – über Kunst, Körper, Identität und die politische Gegenwart.
Ein Ort der Stille, der Kraft und der Kontemplation: Die Einsiedelei am Palfen thront seit dem 17. Jahrhundert auf einem Felsen oberhalb des Schlosses Lichtenberg. Als eine der letzten bewohnten Eremitagen Europas gilt sie als Rastplatz der Seele – mit Blick über das Saalfeldner Becken und einer spürbaren Energie, die viele berührt.
Seit 2024 ist dieser spirituelle Ort Teil des Jazzfestival Saalfelden. Am 22. August 2025 wurde die Kanzel im Felsen erneut zur Bühne für ein außergewöhnliches Konzert: Die britische Trompeterin Laura Jurd und der amerikanische Saxofonist Jon Irabagon spielten ein improvisiertes Intermezzo, das sich nahtlos in die Atmosphäre der Einsiedelei einfügte.
„Da die Tür zur Eremitage offenstand, warf ich einen Blick in den Wohnbereich des Einsiedlers. Eine schlichte Behausung, in Felsen geschlagen, die Wände weiß getüncht. Gleich beim Eingang hängen die Porträts der Männer, die hier lebten – zwei von ihnen waren über 25 Jahre Einsiedler.“
Laura Jurd (*1990, UK) verbindet Jazz mit Folk und klassischer Musik. Bekannt durch ihr Quartett Dinosaur, wurde sie mehrfach ausgezeichnet und komponierte u.a. für das BBC Concert Orchestra.
Jon Irabagon (*1979, USA) ist ein genreübergreifender Saxofonist mit philippinischen Wurzeln. Gewinner des Thelonious Monk Wettbewerbs, bekannt für seine virtuose Improvisation und kreative Vielseitigkeit.
Die Musik hallte zwischen den Felswänden, getragen von der Kanzel tief im Berg. Oberhalb lauschten die steinernen Heiligen mit Christus dem Konzert – eine Szenerie, surreal und berührend. Wanderer und Jazzliebhaber hatten sich auf den Weg gemacht, um diesen besonderen Moment zu erleben. Die Stimmung war still, konzentriert, fast meditativ.
Die drei Nischen der Einsiedelei – mit Kreuz, Grabnische und Kapelle – erzählen von christlicher Ikonografie. Doch der Eremitengedanke reicht weit über religiöse Grenzen hinaus. Bereits 1560 wurde hier ein Bildnis des Heiligen Georg verehrt. Der Franziskaner Thomas Pichler erhielt 1664 die Erlaubnis, sich hier als Einsiedler niederzulassen und errichtete mit seinen Brüdern die Klause, die bis heute Besucher in ihren Bann zieht.
Im Rückzug der Klause, wo Gedanken sich entkleiden,wächst Klang aus der Stille – wie Jazz, der nicht fragt, nur antwortet.Hier oben, wo der Wille Gottes leise spricht,verliert das Lautsein seine Dringlichkeit.Und doch: unten im Tal, ein Saxofon, das träumt –vom Alleinsein, das nicht einsam ist.
Der Palfen – mehr als ein Felsen
„Palfen“ bezeichnet ursprünglich einen überhängenden Felsen oder eine Höhle – ein Ort des Rückzugs und der Wandlung. Dass hier nun auch Jazz erklingt, ist eine poetische Erweiterung dieses Gedankens: Musik als spirituelle Erfahrung, als Brücke zwischen Welten.
Der Weg zur Einsiedelei beginnt nicht erst am Fuß des Berges – er beginnt im Inneren. Wir gingen falsch, standen vor Fels und Fall, mussten umkehren. Doch gerade das Umkehren war Teil der Befreiung. Denn wer den richtigen Pfad findet, findet nicht nur die Klause – sondern auch sich selbst in einer unscheinbaren Freiheit. Oben angekommen: kein Triumph, sondern Stille. Und in dieser Stille – ein Klang, der bleibt.
Die St. Andrä-Kirche am Mirabellplatz prägt mit ihren markanten Türmen das Stadtbild der rechten Altstadt Salzburgs. Schlichte, kräftige Formen des 20. Jahrhunderts kennzeichnen ihr Äußeres, während neugotische Grundstrukturen und Details aus der Erbauungszeit deutlich sichtbar bleiben.
Den einzigen bildnerischen Schmuck der Westfassade schuf Max Rieder: kubisch-flächige Steinstatuen der Salzburger Patrone Rupert und Erentrudis flankieren ein schlankes Mittelfenster. Der Innenraum der Kirche ist zurückhaltend gestaltet – er spiegelt eine abgewandelte Frömmigkeit der Gegenwart wider und kommt mit wenigen Akzenten aus. Im Kontrast dazu dominieren der Hochaltar, das Kreuz mit Christus, das Marienfenster und die Heiligenfenster den Raum.
Und genau diese Kirche hat sich nun entschlossen, Kunst zu zeigen – vielleicht sogar als Gegenspielerin zur Kollegienkirche. Künstliche Intelligenz in der Andräkirche!
Beim Betreten der Kirche werden Besucher:innen von einer großen LED-Wand empfangen, die den zentralen Bogen ausfüllt. Eine Leere in Form eines Kreuzes durchbricht die Fläche – eine Öffnung für Glauben oder Skepsis.
Auf dem Bildschirm wiederholen sich KI-generierte Visionen: Landschaften, die schmelzen und sich neu formen, Gesichter, die fast existieren. Das Digitale Erhabene tritt dort auf, wo einst das göttliche Drama inszeniert wurde. Doch dieses Spektakel ist nicht passiv – es scrollt, glitcht, verlangt danach, gleichzeitig gesehen und hinterfragt zu werden. Timischls Altar ist agnostisch, aber intim. Seine Botschaft: Etwas kann Bedeutung haben, auch wenn es von einer Maschine erschaffen wurde.
In den Seitengängen stehen freistehende LED-Skulpturen, kombiniert mit französischen Zierrahmen – ein deutlicher Verweis auf das private Wohnzimmer, platziert im öffentlichen, sakralen Raum. Auf den Bildschirmen laufen KI-generierte Sequenzen: fehlerhaft, unvollständig, manchmal schön, oft irritierend. Es ist keine göttliche Ordnung, sondern das Ergebnis algorithmischer Prozesse – maschinell erzeugt, aber nicht neutral.
Gezeigt werden auch Videos, in denen Tiere sich anders darstellen: ein Flusspferd mit Pfauenfedern auf dem Rücken, ein Dachs mit dem Körper einer Schildkröte, Fische mit Geweihen. Eine verrückte Welt, generiert durch KI – abhängig von den Vorgaben des Künstlers. Teils lustig, teils verstörend. Die Frage stellt sich: Wer ist der Schöpfer – der Künstler oder die KI? Klar ist: Der Künstler gibt der KI die Anweisungen.
In einer Seitenkapelle spielt sich stündlich eine Art Miniaturwunder ab: Auf den Screens erscheint eine Gruppe von Waschbären – ein Markenzeichen des Künstlers – umgeben von digitalen Kerzen. Sie singen Daphne Ahlers’ beruhigende Version von As Long As You Love Me. Danach verschwinden sie, und nur die flackernden Kerzen bleiben zurück. Es ist komisch. Es ist berührend. Es ist ein wenig albern. Und doch bleibt etwas hängen – eine Art Aufrichtigkeit, die sich nicht auflösen lässt.
Die Ausstellung mag auf den ersten Blick eigenartig wirken – irritierend, verspielt, schwer greifbar. Doch gerade darin liegt ihre Kraft. KI hält Einzug in die Kunst, nicht als Ersatz, sondern als Spiegel, als Werkzeug, als Provokation. Was wir hier sehen, ist nicht das Ende, sondern der Anfang – die Spitze eines Eisbergs, unter dem sich neue Formen, neue Fragen und neue Möglichkeiten verbergen. Immer mehr Künstler:innen werden sich bewusst oder intuitiv mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen – und dabei Räume betreten, die bisher niemand kannte.
KUNST trifft KI – und nichts bleibt, wie es war.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. August 2025.
Laurentius, Löffel und Leidenschaft – Ein Fest für die Kochkunst
Die Köche aus Bayern, Salzburg und Tirol versammeln sich in ihren weißen Jacken. Sie werden von einer Trachtenkapelle begleitet. Der Duft von Tradition liegt in der Luft. Dann ist klar: Der Schutzpatron der Köche, der heilige Laurentius, wird gefeiert. Jedes Jahr um den 10. August verwandelt sich die Stadt in eine Bühne für ein Ritual, das mehr ist als nur ein Fest – es ist ein stiller Protest gegen das Vergessen eines Handwerks, das einst als Kunst galt.
Ich war dabei. Ich habe mit Köchen gesprochen, die seit Jahrzehnten Teil dieser Tradition sind. Einer erzählte mir, wie dieses Treffen der Köche vor 38 Jahren ins Leben gerufen wurde – aus Liebe zum Beruf und zur Gemeinschaft.
„Damals waren wir noch viele – heute sind wir nur noch ein kleiner Kreis“, sagte er mit einem Blick, der zugleich stolz und melancholisch war.
Ein anderer sprach mit leiser Sorge über die Zukunft:
„In unserer Küche wird noch alles frisch gemacht. Aber ich weiß, dass viele Kollegen inzwischen mit Fertigprodukten arbeiten. Das tut weh.“
Die Zeremonie zum Laurentius-Tag war feierlich, die Musik der Trachtenkapelle hallte durch die Gassen, und doch lag etwas Nachdenkliches in der Luft. Wie in der Malerei, wo die Acrylfarbe die Öltechnik verdrängt hat, scheint auch in der Küche die Schnelligkeit über die Sorgfalt zu siegen.
Was bedeutet es, wenn ein Handwerk wie das Kochen an Bedeutung verliert? Wenn junge Menschen lieber Convenience-Produkte servieren als mit Hingabe zu kochen? Es ist ein kultureller Wandel – und ein Verlust an Sinnlichkeit, an Kunst, an Identität.
Ich habe an diesem Tag nicht nur Köche gesehen, sondern Künstler. Menschen, die mit Hitze, Zeit und Hingabe etwas schaffen, das verbindet. Vielleicht sind es weniger geworden – aber ihr Feuer brennt. Und das sollte nicht nur gefeiert, sondern bewahrt werden.
Der Laurentius-Tag ist mehr als ein Fest. Er ist ein Denkmal für eine Kunst, die schmeckt. Und ich bin froh, dass ich dabei war.
„Leider musste ich mich vor dem kulinarischen Finale verabschieden. Die Hitze hat mich zurück zum Auto gelotst. Auch die Sorge um meine Parkuhr trieb mich dorthin. Wie sich herausstellte: völlig unbegründet. Aber so ist das eben, wenn man mit einem halben Kopf schon wieder woanders ist.
„Danke an alle Köche, die mir ihre Gedanken und Geschichten anvertraut haben“.
Kennen SIE ihn schon?Nein? Dann erzähle ich Ihnen eine Geschichte über einen besonderen Hype in Salzburg.
Worum geht es eigentlich, fragen Sie sich? Berechtigte Frage!
Jedermann war gestern. Heute ist Hochmair. Was passiert, wenn ein Rockstar das Heiligtum der Salzburger Festspiele übernimmt? Willkommen im Jahr 2025 – wo Hofmannsthal auf Hochmair trifft und der Domplatz bebt.
Seit 2024 verkörpert Philipp Hochmair die Titelrolle des Jedermann bei den Salzburger Festspielen. In einem leidenschaftlichen Kraftakt schlüpft er in die klassische Rolle und verwandelt Hugo von Hofmannsthals Stück in das, was sich Regisseur Carsen erträumt hat.
Ich gebe es zu: Ich war skeptisch. Jedermann als Rockstar? Hochmair als apokalyptischer Performer? Doch dann stand ich auf dem Domplatz – und sah ihn in der klassischen Rolle. Kein Gitarrenlärm, keine Lichtshow – sondern Hochmair pur, in Hofmannsthals Text versunken.
Und morgen? Da spielt er „Jedermann Reloaded“ in Gmunden. Gestern war es Burg Clam, übermorgen vielleicht ein Festivalgelände. Zwei Bühnen, zwei Welten – und ein Schauspieler, der beide beherrscht.
Am Domplatz gibt er den traditionellen Jedermann – kraftvoll, konzentriert, ganz im Geist der Festspiele. Doch außerhalb Salzburgs verwandelt er das Mysterienspiel in ein apokalyptisches Sprech-Konzert. Getrieben von Gitarrenriffs und den experimentellen Sounds der Band Die Elektrohand Gottes spielt Hochmair alle Rollen selbst. Ein vielstimmiger Monolog, ein performativer Rausch – Jedermann auf Speed.
Philipp Hochmair ist einer der beliebtesten Schauspieler des Landes, gefeierter Jedermann bei den Salzburger Festspielen. 2025 ist der Hype um ihn endgültig ausgebrochen. Hochmair ist nicht nur Schauspieler, sondern ein performativer Wirbelwind-Rockstar, Provokateur, Jedermann und Jedermanns Gegenspieler zugleich.
Hochmair polarisiert – und genau das macht ihn spannend. Er ist nicht nur Künstler, sondern ein Spiegel unserer Sehnsucht nach charismatischen Einzelgängern. Er inszeniert sich selbst, erschafft seine Marke – und bleibt dabei überraschend nahbar. „Hochmair spielt nicht nur Jedermann – er spielt mit dem Format selbst.“
Vielleicht ist das der wahre Hype: ein Jedermann, der keiner sein will – und gerade deshalb alle fasziniert.
Er mischt sich unter das Volk, lässt sich mit Jederfrau-Jedermann fotografieren, ist auch gegen einen Smalltalk nicht abgeneigt. Pünktlich zu den Festspielen erschien auch seine Biografie „Hochmair, wo bist du?„, verfasst von Katharina von der Leyen.
Für mich stellt sich die Frage: Wie schafft er es, die Festspiele zu dominieren, obwohl sie voller Stars sind? Gerade weil er polarisiert, bleibt er im Gespräch – und das macht ihn zur Figur unserer Zeit.
Hochmair ist nicht nur Jedermann – er ist ein Ereignis. Er spielt mit Erwartungen, mit Formaten, mit sich selbst. Und vielleicht ist das der wahre Hype: ein Künstler, der sich nicht festlegen lässt – und gerade deshalb alle in seinen Bann zieht.
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