Wo die Musik überrascht – Jazzfestival Saalfelden 2025

JAZZFESTIVAL Saalfelden 2025 / Foto: MichaelGeißler

Die Zeit steht nicht still, und das Jazzfestival Saalfelden steht bereits in den Startlöchern. 2025 feiert das Festival seine 45. Ausgabe, die vom 21. bis 24. August stattfinden wird.

Es erwartet die Besucher:innen ein musikalisches Wochenende voller Überraschungen, Experimente und inspirierender Begegnungen mit 184 Künstler:innen aus 26 Nationen.

Beliebte Formate wie die bereits ausgebuchte „We Hike Jazz“-Wanderung unter der Leitung von Bassist Lukas Kranzelbinder, die experimentellen Shortcuts und die kostenlosen „City Tracks“ in der Stadt bleiben erhalten. Darüber hinaus dürfen sich Besucher:innen auf weitere außergewöhnliche Konzertorte freuen.

Ein besonderes Highlight ist erneut die Konzertwanderung zur stimmungsvollen Einsiedelei aus dem 17. Jahrhundert, hoch über Schloss Lichtenberg. Dieser magische Ort begeisterte bereits im Vorjahr und wird auch 2025 wieder ein Fixpunkt des Festivals sein.

Das Trio verspricht eine spannende musikalische Begegnung. Es besteht aus Kalle Kalima (finnischer Jazzgitarrist und Komponist), Leo Genovese (argentinischer Keyboarder) und Christian Lillinger (deutscher Schlagzeuger). „Abenteuerliche Nebenrouten sind oft fruchtbarer als die Autobahn“, so Kalima. Die Premiere dieses Projekts vereint Kalimas Kompositionen mit gemeinsamen Improvisationen von Genovese an Keyboards, Orgel, Rhodes und Moog. Lillingers spezieller Groove ergänzt diese Darbietungen. Man darf gespannt sein, ob diese drei elektrischen Allstars das magische rhythmische Plateau erreichen werden.

https://www.jazzsaalfelden.com/de/Festival

Das Festival bleibt auch 2025 eine Spielwiese für musikalische Begegnungen. In der Impro-Session trifft Teis Semey in der Buchbinderei Fuchs auf Kirke Karja. Er steht mit seinem großformatigen Projekt „EN MASSE!“ auf der Hauptbühne. Laura Jurd präsentiert nicht nur ihr neues Album, sondern ist auch in zwei ungewöhnlichen Duo-Formationen zu erleben – einmal in der Einsiedelei mit Jon Irabagon, ein weiteres Mal im Wald mit Nicolas Leirtrø. Zahlreiche Konstellationen feiern Premieren und loten die spannungsreiche Zone zwischen Improvisation und Komposition neu aus.

Auch österreichische Musiker:innen sind vertreten, darunter:

  • Chez Fria
  • „Nothing Causes Anything“von Vincent Pongracz
  • Lukas König im Duo mit Kasho Chualan
  • Alfred Vogel mit dem BEZAU BEATZ Orchestra of Good Hope
  • Trio „Eyes to the Sun“mit Leo Genovese und Camila Nebbia

Das Projekt „Der kürzeste Weg“ von Rosa Andraschek und Simon Nagy thematisiert den Widerstand des Eisenbahners Karl Reinthaler. Er setzte sich gegen das NS-Regime zur Wehr. Fünf fixe Hörstationen im öffentlichen Raum Saalfeldens erzählen seine Geschichte. Eine sechste Station im Urslaupark bringt ein Musikstück von Lukas Kranzelbinder und Sun-Mi Hong zu Gehör. Es ist ein Klangdenkmal für zehn weitere Widerstandskämpfer. Beim Festival wird dieses Werk an drei Tagen live von Kranzelbinder und Hong interpretiert. Weitere Bass-Schlagzeug-Duos schließen sich an. Dies geschieht exklusiv in der Buchbinderei Fuchs.

Auszeichnung für das Festival Das Jazzfestival Saalfelden wurde kürzlich mit dem EJN Programming Award 2025 ausgezeichnet. Diese Auszeichnung würdigt die künstlerische Handschrift von Mario Steidl. Er setzt konsequent auf Experimentierfreude und Innovation. Der Preis ist nicht nur eine Würdigung des bisher Geleisteten. Vielmehr ist er auch ein Auftrag, weiterzugehen. Musik überwindet Grenzen. Sie überrascht und öffnet neue Räume..

https://www.jazzsaalfelden.com/de/Festival

Im Sommer locken Wanderungen und Jazzklänge, im Winter übernehmen die Ski die Hauptrolle – Saalfelden bleibt das ganze Jahr über ein Hotspot für besondere Erlebnisse.

„Wenn der Tanz zum Ritual wird – LA TERRE EN TRANSE bei der SOMMER SZENE 2025“ in Salzburg

Taoufiq-Izeddiou_Cie-Anania-Danses_Sommerszene2025Foto: @Sommerszene_BernhardMueller

Der zweite Abend der SOMMER SZENE 2025. Ein dunkler Bühnenraum, ein Ensemble, das sich langsam formiert, ein Rhythmus, der die Luft zum Zittern bringt. In diesem Moment öffnete sich eine Tür zu einer anderen Welt – Taoufiq Izeddiou und seine zwölf Tänzer:innen entführten das SZENE Theater in eine vibrierende Sphäre aus Klang, Körper und Emotion.

Gespannt wartete ich darauf auf was ich mich hier eingelassen habe. Zu Beginn formierten sich die Tänzer in einer engen Gruppe, begleitet von einem geheimnisvollen Gesang – fremdartig und doch seltsam vertraut.

Taoufiq-Izeddiou_Cie-Anania-Danses_Sommerszene2025 Foto: @Sommerszene_BernhardMueller

Dies dauerte ca. 10 Minuten, bis die Gruppe auseinanderströmte und sich auf die Tanzfläche bewegte. Zuerst trat eine Tänzerin hervor, die den Rhythmus der Bewegungen vorgab. Besonders faszinierend war die Bühne: Links waren Lichtpaneele installiert, die wie Spiegel wirkten. Sie projizierten nicht nur den Schatten der Tänzerin auf die Rückwand des Theaters, sondern verliehen der Szene eine faszinierende Tiefe.

Taoufiq-Izeddiou_Cie-Anania-Danses_Sommerszene2025 Foto @Sommerszene_BernhardMueller

Die Musik spielte hier eine tragende Rolle, die Rhythmen, von den Gnawa-Schlägen des Südens (Gnawa-Musik ist weit mehr als eine oberflächliche Betrachtung eines Musikstils, der oft mit mystischen Welten, Magie oder touristischer Unterhaltung assoziiert wird. Sie ist vielmehr ein tiefer Einblick in eine vielschichtige Kunstform, die auf eine lange Geschichte zurückblickt. Diese Musikrichtung vereint kulturelle und religiöse Elemente. Sie umfasst auch soziale und psychologische Aspekte. Dies zeugt von ihrer Verwurzelung in einer reichen und komplexen Tradition der Volksmusik.Quelle: Gnaoua-Musik: Die Seele Afrikas in marokkanischen Rhythmen ) über tratitionelle italienische bis zum pulsierenden Techno-Beat bis hin zu traditionellen Klängen – die Musik trieb das Ensemble unaufhaltsam voran. Mit jedem Takt wurde der Rhythmus intensiver, die Bewegungen der Tänzer:innen wilder und ausdrucksstärker. Waren es Tiere? Mystische Gestalten? Die Fantasie des Publikums wurde herausgefordert.

Als Zuseher muss ich mich mit der Musik (lautstark, eigenartig und doch interessant) und dem Tanz arrangieren und ich lasse mich einfach reinfallen.

Auffallend für mich war auch, das Ensemble steigerte sich bis an den Rand der Erschöpfung, dies 70 Minuten lang und dies wiederum gab die Möglichkeit von Veränderung erkennen zu lassen.

Je mehr ich mich auf das Stück einließ, desto stärker wurde mein eigener Flow. Die Musik wirkte zunehmend vertraut, und die Figuren beflügelten meine Fantasie. Beim Rhythmus der Musik erahnt man und auch bei den Tänzern: innen, es könnte sich um eine alte Kultur arabischer oder afrikanischer Herkunft handeln.

Aber worum ging es dem Choreographen Taoufiq Izeddiou wirklich? Er erforschte in seinem aktuellen Stück die kreative Dimension der Trance und ihre spirituellen Wurzeln. Was ist mysteriöser als die Leere? Was ist schmerzhafter als das Loslassen? Was ist überraschender als eine Bewegung, die erst im Entstehen begriffen ist?

So betrachtet, schafft La Tere en Transe eine futuristische Welt voller neuer Empfindungen. Diese Welt ist reich an Spiritualität und Geschichten. Damit begeistert sie auch ihr Publikum als gnadenlosen intensiven Trip aus Musik und Tanz.

Das Publikum jubelte und belohnte das Ensemble mit tosendem Applaus. Doch damit war der Abend nicht vorbei – wie von der Musik selbst mitgerissen, stürmten die Zuschauer die Bühne und tanzten mit.

Ein Abend, der nicht nur die Bühne, sondern auch meine Vorstellungskraft zum Vibrieren brachte – eine faszinierende Reise in Bewegung, Musik und Emotion.