
9.3. 2025 – 13. 10. 2025 | Nordoratorium
„Glauben Sie an das Paradies und die Folgen des Sündenfalls und haben Sie sich jemals gefragt, was das Paradies wirklich bedeutet – und welche Folgen der Sündenfall für uns alle hatte?“ Dann würde ich Ihnen empfehlen, die großartige Ausstellung im DomQuartier Nordoratorium anzusehen. Es bietet eine einmalige Gelegenheit, das gesamte Ensemble in allen Details aus nächster Nähe kennenzulernen.
Hintergrund der Tapisserien:
In der Brüsseler Manufaktur von Jan Aerts (tätig 1614–1635) entstanden die prachtvollen Tapisserien des Salzburger Doms. Er verwendete etwa 80 Jahre alte Bildvorlagen. Diese Vorlagen schuf der Maler Michiel Coxcie für die Tapisserien von Schloss Wawel in Krakau. Diese sechs Tapisserien wurden in langwieriger Handarbeit aus Wolle und Seide gewirkt. Sie zeigen Szenen zu Adam und Eva, Kain und Abel und gehören zum Domschatz. Ihre Qualität und kunstvolle Verarbeitung beeindrucken.

Die Tapisserien stellen Schlüsselszenen aus dem Leben von Adam und Eva sowie Kain und Abel dar:
1. Gott entlässt Adam ins Paradies
2. Die Erschaffung Evas und das Verbot vom Baum der Erkenntnis zu essen
3. Adams und Evas Arbeit nach dem Sündenfall
4. Das Opfer von Kain und Abel
5. Kain erschlägt Abel
6. Gott verflucht Kain oder Kain flieht vor dem Zorn Gottes
Vier von sechs Tapisserien des Doms handeln vom verlorenen Paradies.
Die Ausstellung:
Die Darstellungen vom Paradies und dem Leben nach dem Sündenfall faszinieren durch ihre fantasievolle Erzählung und Detailfülle. Nun sind die sechs Bildteppiche erstmals einer eigenen Ausstellung gewidmet und können aus nächster Nähe betrachtet werden.
Es ist beeindruckend, vor diesen riesigen Bildteppichen zu stehen, die vom Paradies und den Folgen des Sündenfalls erzählen. Die Fülle an Details, wie die Schlange, die Eva verführt und das Böse symbolisiert, regt immer wieder zum Nachdenken an. Der Adler wiederum verteidigt sein Nest gegen die Schlange und frisst sie. Er steht für Christus, den Überwinder von Sünde und Tod.

Die biblischen Geschichten von Adam und Eva und ihrer Söhne Kain und Abel erklären theologisch, warum die Schöpfung nicht nur gut und schön ist. Sie ist auch vom Kampf ums Überleben geprägt. Gewalt, Leid und Tod sind ebenfalls Teil davon. Was ist die Ursache dafür, wie kam das Böse in die Welt?


Die Früchte vom verbotenen Baum brachten Adam und Eva die Erkenntnis von Gut und Böse, aber auch die Sterblichkeit. Gott vertrieb das erste Menschenpaar aus dem Paradies, ehe ihm der zweite besondere Baum im Paradies, der Baum des Lebens, zur Unsterblichkeit verhelfen konnte.
Historischer Kontext:
Es gibt keine verlässliche Notiz, wann die Tapisserien in den Dom gelangt sind – vermutet wurde unter Fürsterzbischof Paris Lodron. Weder unter Schrattenbach noch Colloredo finden sich Erwähnungen der Tapisserien in Inventaren.
In der Vergangenheit wurden die Tapisserien nur zu besonderen Festlichkeiten im Langhaus des Doms aufgehängt, zuletzt auch anlässlich eines Konzerts der Salzburger Festspiele mit Nikolaus Harnoncourt 2012. Eine Hängung im Dom ist aus konservatorischen Gründen künftig nicht mehr vorgesehen.
Der Ausstellungstitel wurde dem berühmten, 1667 veröffentlichten epischen Gedicht des Engländers John Milton entlehnt. Der Dichter schildert ausführlich die dramatischen Ereignisse vom Erwachen Satans bis zur Vertreibung der Ureltern aus dem Paradies.
Fazit:
Mit ihrer unglaublichen Detailfülle und symbolischen Elementen – wie der Schlange als Verkörperung des Bösen und dem Adler als Symbol für Christus – regen die Tapisserien zu Reflexionen über die Ursachen von Leid und das Böse in der Welt an.
Die Tapisserien regen dazu an, über die Grundfragen der menschlichen Existenz und die Ursachen von Leid und Bösem nachzudenken.
Wenn Sie die Ausstellung auf sich wirken lassen, denken Sie an die unruhigen Zeiten, in denen wir leben. Taucht da nicht immer wieder die Frage auf: Was wäre aus der Menschheit und dem Paradies geworden, hätte Eva der Schlange nicht nachgegeben und Adam den Apfel gereicht?
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