Die Farben der Serenissima: Venezianische Meisterwerke in Salzburg

Francesco-Bassano-Gleichnis_Canaletto © KHM-Museumsverband

Kürzlich besuchte ich die Ausstellung „Die Farben der Serenissima. Venezianische Meisterwerke von Tizian bis Canaletto“ im DomQuartier in Salzburg.rg

Das Besondere an dieser Ausstellung sind die lebendigen Farben!

Bevor ich auf die Ausstellung eingehe, möchte ich kurz erläutern, was „La Serenissima“ ist. Ich möchte auch kurz auf seine Bedeutung eingehen. Der Ausdruck „La Serenissima“, der „die Allerheiligste“ bedeutet, entstand im 13. Jahrhundert und reflektiert den außergewöhnlichen Reichtum und die Macht der Republik Venedig. Die Stadt ist bekannt für ihre prächtigen historischen Gebäude. Als Lagunenstadt spielte sie eine führende Rolle im Handel. Sie konkurrierte insbesondere mit Städten wie Genua und Verona. Im Jahr 1911 wurde Venedig offiziell als „Serenissima“ anerkannt.

Der Doge, das gewählte Oberhaupt des Mittelalters und der frühen Neuzeit, war der vornehmste Vertreter der Republik. Er verkörperte die Macht und den Reichtum, die das venezianische Leben bestimmten. Der Ausdruck „Serenissima“ illustriert nicht allein den politischen Rang der Stadt. Er zeigt auch den kulturellen Schein, den Venedig über die Jahrhunderte hinweg verbreitete. So bleibt „La Serenissima“ eng verknüpft mit dem Wohlstand Venedigs und der Einzigartigkeit seiner kulturellen Identität.

Die Ausstellung „Die Farben der Serenissima“ präsentiert die strahlende Geschichte der venezianischen Malerei von der Renaissance bis zum Rokoko. Sie strukturiert sich in Genres und Themen, die zentrale Entwicklungen darstellen, und zeigt sowohl die Stadt Venedig als auch ihre umgebenden Landschaften. Die Schau beinhaltet mythologische Erzählungen, Porträts, religiöse Darstellungen und halbfigurige Historienbilder mit dramatischen Szenen. Ein hervorgehobenes Thema ist die Musik, die eine besondere Verbindung zwischen Salzburg und Venedig schafft. Zum Abschluss wird der Colorito alla veneziana (Färbung im venezianischen Stil) und die Farbgebung des 18. Jahrhunderts beleuchtet.

Die Verwendung kostbarer Farben war in der venezianischen Malerei dieser Zeit von essenzieller Bedeutung. Ebenso wichtig waren die neuartige, lockere Malweise. Auch die erstaunliche Kontinuität von typischen Motiven spielte eine zentrale Rolle. Diese Qualitäten charakterisieren über vierzig herausragende Werke von Tizian, Tintoretto und Veronesen. Die Werke Tizians und seiner Zeitgenossen fanden noch Jahrhunderte später Nachhall in der europäischen Malerei und Sammlungskultur.

Canaletto, Die Riva degli Schiavoni in Venedig, um 1724/30
© KHM-Museumsverband

Dieses Gemälde von Canaletto stellt die Riva degli Schiavoni in Venedig dar. Die Riva degli Schiavoni ist einer der bedeutendsten Kais der Stadt und verläuft vom Markusplatz ostwärts bis zu den Giardini. Das Bild zeigt den lebhaften Schiffsverkehr, der auf regen Handel schließen lässt. Die detailgetreuen Nachbildungen der Boote, Menschen und Häuser können als fotorealistisch angesehen werden. Die Maler bildeten die Szenen genau ab, lange bevor es die Fotografie gab.

Veronese, Judith mit dem Haupt des Holofernes, um 1582
 © KHM-Museumsverband

Bei genauer Betrachtung dieser Arbeit offenbaren sich viele kleine Details. Der Schmuck allein verdient Aufmerksamkeit. Eine Perlenkette schmiegt sich um den Hals. Schmuckketten ruhen auf den Schultern und scheinen mit dem Kleid zu kommunizieren. Am linken Oberarm trägt sie einen Armreif, besetzt mit Steinen und Perlen. In ihren Händen hält sie das Haupt des assyrischen Generals Holofernes. Judith enthauptete ihn mit seinem eigenen Schwert. Sie tat dies, um das Volk Israel zu retten. Judith und Holofernes sind Gestalten aus dem Buch Judith des Alten Testaments. Ihre Geschichte wurde in zahlreichen Variationen in der abendländischen Kunst, Musik und Literatur verewigt.

Tizian und Werkstatt, Mars, Venus und Amor,
um 1550
 © KHM-Museumsverband

„Venus, Mars und Amor“ ist ein Gemälde des italienischen Malers Tizian aus dessen Spätwerk. Im Zentrum des Bildes liegt die unbekleidete Göttin Venus auf dem Rücken. Sie umarmt und küsst mit ihrem rechten Arm den hinter ihr im linken Bilddrittel positionierten Mars. Im oberen rechten Bildteil fliegt Amor, der seinen Bogen und einen Pfeil hält und das Paar beobachtet. Die Szene entfaltet sich in einer offenen Landschaft mit einem hohen Baum im Hintergrund. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass Venus nackt ist, lediglich von einem Leintuch über einem Bein bedeckt. Mars trägt noch seine Uniform. Amor, der Engel, betrachtet das Geschehen – ob er den Liebespfeil abfeuern wird?

Venedig in Salzburg: eine alte Liebe

Es war unter anderem Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, der das italienische Flair nach Salzburg brachte. Seine Wertschätzung für die Malerei von Bassano und die Zeichenkunst von Veronesen spiegelte sich in seinen Sammlungsbeständen wider.

Die Ausstellung zeigt die „Himmlische Sinneslust“, wo im 16. Jahrhundert antike Schriften verbreitet wurden (bedeutender Verleger Aldus Manutius) und es zu einem Zentrum des Buchdrucks wurde. Vor diesem Hintergrund schuf Tizian, ausgehend von den Metamorphosen des Ovid, sensationelle Bilder, die von seinem Erfindungsreichtum zeugen. Der unmittelbare Erfolg schlug sich in zahlreichen Varianten nieder, die er in Zusammenarbeit mit seiner Werkstatt ausführte.

Dramatische Momente und innere Reflexion: Venezianische Maler:innen führten immer öfter spannungsgeladene Bilder aus. Sie inszenierten Handlungen mit lebensgroßen Halbfiguren in engen Bildausschnitten.

Nachhaltiger Erfolg bis ins 18. Jahrhundert: Die venezianische Renaissance gilt als eine der nachhaltigsten Bewegungen in der europäischen Kunstgeschichte. In Venedig entwickelte sich eine wohlhabende Schicht, die ihren Reichtum und Status durch Kunstwerke demonstrierte. Diese günstigen Umstände machten Venedig, auch Serenissima genannt, zu einem Anziehungspunkt für zahlreiche Künstler aus der Region. Bis ins 18. Jahrhundert ließen sich Künstler vom colorito alla veneziana und den Motiven des 16. Jahrhunderts inspirieren, während Kunstsammler danach strebten, venezianische Gemälde zu erwerben, um zeitgemäß zu wirken.

Für diese Ausstellung sollte man sich Zeit nehmen und sich auf die Werke einlassen. Nur so können Sie die Erfahrung machen, was mit dem Titel „Die Farben der Serenissima. Venezianische Meisterwerke von Tizian bis Canaletto“ gemeint ist. Ich genoss die Ausstellung und ließ die Gemälde auf mich wirken. Sie waren Werke großer Meister der Malerei.

Die Ausstellung läuft noch bis 6. Jänner 2025 im DomQuartier in Salzburg.