„Bad Ischl 2024: Wo Tradition auf Zukunft trifft“

Seit 1985 ernennen wir Kulturhauptstädte Europas, um eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. Die Ernennung Athens zur ersten Kulturhauptstadt Europas ging auf die Initiative von Melina Mercouri und Jack Lang zurück.

Im Jahr 2024 hatten Bad Ischl Salzkammergut (Österreich), Bodø (Norwegen) und Tartu (Estland) die Ehre, diesen prestigeträchtigen Titel zu tragen.

Das Team der Kulturhauptstadt Europa Bad Ischl 2024 Foto: © Christa Linossi 2024

Am Freitag, den 22. November 2024, fand in Bad Ischl die Abschluss-Pressekonferenz zur Kulturhauptstadt Europas Salzkammergut 2024 statt. Es war ein faszinierender Rückblick, ein intensiver Einblick und ein spannender Ausblick in die Vergangenheit und Zukunft.

Rückblick:

Vor einem Jahr stand alles in den Startlöchern. Die Aufregung war groß: Wie würde der Start in das Jahr der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 gelingen? Der Beginn war zweifellos gelungen, auch wenn er mit negativen Schlagzeilen begleitet war. Zur Eröffnung gab es eine Performance der Choreografin Doris Uhlich und ihres Ensembles mit dem Thema „Pudertanz“. Nichts Ungewöhnliches an sich – wäre da nicht die Tatsache, dass bei -10 Grad „nackt“ auf der Bühne getanzt wurde.

Körper tanzten in Puderwolken, schlugen Wellen, vibrierten und ließen ihr Fett tanzen. Sie feierten die Vielfalt des Körpers und die individuelle Schönheit. Diese provokante Darbietung passte nicht in den traditionellen Rahmen des Kulturhauptstadtfestivals und sorgte für Aufsehen.

Doch ein holpriger Start bedeutet nicht, dass alles andere misslungen ist. Im Gegenteil! Es war eine große Herausforderung, das Salzkammergut mit seinen 23 Gemeinden zu vereinen. Die Salzkammergutler sind eine besondere Menschenrasse, geprägt von Gebirgen und Seen und einer rauen, schönen Landschaft. Diese einzigartige Umgebung formt die Menschen, die hier leben.

SALZ – Das neue Kunsterlebnis

SALZ wurde zum zentralen Thema gemacht, und es entwickelte sich zu einem beeindruckenden Kunsterlebnis. Es gab zahlreiche herausragende Kunstdarstellungen in der Region Salzkammergut. Hier sind einige Höhepunkte, die ich besonders hervorheben möchte:

MOTOI YAMAMOTO – Labyrinth im Sudhaus KUNST das neue SALZ Foto:  © Christa Linossi 202

Diese Kunstinstallationen waren meine persönlichen Favoriten und absolute Highlights.

Ausblick:

Im gemeinsamen Nachdenken, aufeinander Eingehen, Spielen und Experimentieren ging es darum, Zukunftsperspektiven auszuloten. Es ging darum, der Jugend ihren Raum zu geben. Auch Traditionen wurden daraufhin befragt, ob sie ein Klischee oder Wahrheit sind.

Was bleibt?

Die Kulturhauptstadt Europas hinterlässt in der Region etliche neubelebte Museen und revitalisierte Leerstände, die zu Kunstorten umfunktioniert wurden. Was wichtig war, sind die geistigen Konstrukte, die ein Jahr inklusiver Kulturbetrieb entstehen ließ.

Die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 war nie als punktuelles Event gedacht und ist kein abgeschlossenes Projekt. Sie hat zahlreiche Anstöße für die Urbanisierung einer ländlichen Region geliefert. Gleichzeitig hat sie darauf hingewiesen, wie die Schattenseiten einer Verstädterung vermieden werden können.

Nun stellt sich die Frage: Was nimmt das Salzkammergut 2024 in die Zukunft mit? Wie wird man in Zukunft mit dem Kulturerbe umgehen? Mehr Tourismus? Mehr Kunst und Kultur? Welche Lehren wurden gezogen? Wird es gelingen, das alte Kulturerbe mit zeitgenössischer Kunst zu verbinden, sodass beides ineinanderfließt? Wie wird das SALZ weiterhin vermittelt und vermarktet?

Fragen stellen sich viele, aber eines steht fest: Man muss dranbleiben. Städte wie Graz und Linz beweisen, dass es machbar ist, mit der Zeit zu gehen. Zudem bietet sich die Chance, kulturell zu reifen.

Was also kann Kunst?

Zum ersten Mal in einer ländlichen Gegend durchgeführt, hat es mehr Veranstaltungen als je zuvor hervorgebracht. Dies wirft Fragen nach dem Wert und den Möglichkeiten von Kunst und Kultur auf.

Es ist unbestritten, dass Kunst stets inspiriert und bisweilen provoziert. Sie ist eine schöpferische Macht, kein Vorrecht der Eliten, unersetzlich und von unschätzbarem Wert.Kunst ist die essenzielle Substanz, die für unser Überleben sorgt. Sie ist eine unabdingbare Investition in die Zukunft. Wir müssen daran festhalten, auch wenn die Entwicklungen Zweifel aufkommen lassen.

Last but not least!

Die europäischen Kulturhauptstädte und Regionen (European Capitals of Culture, kurz: ECoCs) haben im Jahr 2024 offiziell ihre Titel weitergereicht. Die Titel für das Jahr 2025 wurden an Chemnitz in Deutschland und Nova Gorica in Slowenien vergeben.

Übergabe des Titel Kulturhauptstädte Europas Bad Ischl 2024 findet im Rahmen einer Zeremonie in Bad Ischl statt. Die neuen Kulturhauptstädte Europas von 2025 sind Chemnitz (Deutschland) und Nova Gorica/Gorizia an der slowenisch-italienischen Grenze. Foto: © Rudi Gigler 2024

Bad Ischl Salzkammergut (Österreich), Bodø (Norwegen) und Tartu (Estland) gaben den Titel im Rahmen einer Zeremonie in Bad Ischl weiter. Die neuen Kulturhauptstädte Europas von 2025 sind Chemnitz (Deutschland) und Nova Gorica/Gorizia an der slowenisch-italienischen Grenze.

Wir leben in einer Zeit, in der demokratische und proeuropäische Kräfte einer Konzentration gesellschaftlichen Handelns bedürfen. Kulturhauptstädte Europas stehen für das Aufeinander-Zugehen. Sie fördern die Wertschätzung von Vielfalt. Beides sind Grundlagen, die eine Gesellschaft stark und resilient machen. Sie stehen auch für die Errungenschaft unserer demokratischen Gesellschaft. Diese hat sich aus altbewährten Traditionen hin zu einer offenen Gesellschaft entwickelt. Kunst fungiert als grundlegender Antrieb für Diversität, Reflexion und visionäres Denken. Sie stellt sicher, dass die Kultur der Erinnerung in der Gegenwart gepflegt und für die Zukunft gestaltet wird.

DAS WAR DIE KULTURHAUPTSTADT BAD ISCHL SALZKAMMERGUT 2024 sie blickt ZURÜCK und in die ZUKUNFT