Gottfried Helnwein, der bereits im Frühjahr in Gmunden mit seinen großformatigen Bildern an der Fassade des Rathauses und des Stadttheaters für Aufsehen gesorgt hat, zeigt eine Einzelausstellung im Kammerhofmuseum in Gmunden/Oberösterreich.

Gottfried Helnwein ist bekannt für seine provokanten und oft kontroversiellen Arbeiten, die sich mit Themen wie Schmerz, Verletzung und Gewalt auseinandersetzen.
Es ist eine beeindruckende Werkschau, die Helnweins hyperrealistische, oft düstere Darstellungen von Kindern zeigt.
Darunter sind auch die ikonischen Bilder des verletzten Kindes – großformatige Porträts, die einen erschütternden Blick in die Seele des Menschen werfen.
In seinen Werken verwendet er oft eine hyperrealistische Darstellungsweise, die eine fast fotografische Qualität erzeugt. Es sind fotorealistische Porträts, in denen jedes Detail akribisch ausgearbeitet ist, um eine intensive Wirkung zu erzielen. Helnwein bedient sich verschiedener Techniken, um seine künstlerischen Ziele zu erreichen und nicht, um mit vordergründigen Effekten zu verblüffen.

Das Kind, vor allem das elfengleiche Mädchen, ist für Gottfried Helnwein eine Metapher der Menschlichkeit. Er ist ein zutiefst in der Gegenwart verankerter Künstler, dessen Malerei unsere Zeit zum Thema hat: Gewalt, Grausamkeit, Krieg, Unterdrückung.
„Das Porträt eines Mädchens mit geschlossenen Augen packt den Betrachter unmittelbar mit seiner intensiven Ausdruckskraft. Die linke Gesichtshälfte des Mädchens ist blutverschmiert, und auf ihrer Schulter zeichnet sich ein deutlicher Blutfleck ab. Dunkle Farbtöne und der starke Kontrast zwischen Licht und Schatten verleihen dem Bild eine düstere Stimmung, die den emotionalen Schmerz und die Verletzlichkeit der dargestellten Figur unterstreicht. Ihre geschlossenen Augen scheinen eine innere Resilienz widerzuspiegeln – ein stilles Ertragen des Schmerzes in der Hoffnung auf dessen Ende.
Das Kunstwerk fordert den Betrachter heraus, sich mit den tiefgründigen Themen von Gewalt und Leid auseinanderzusetzen und reflektiert zugleich über die Würde des Menschen. Die sorgfältige Komposition lenkt die Aufmerksamkeit gezielt auf die zentralen Elemente des Bildes und regt dazu an, über die Geschichte nachzudenken, die hinter dieser kraftvollen Darstellung steht.“
Ein anderes Werk, das einen Kopf darstellt, der mit einem weißen Verband umhüllt ist, während das Gesicht selbst mit weißer Farbe bedeckt wurde. An den Stellen, wo sich normalerweise die Augen befinden, zieht die brutale Anbringung von klammerartigen Objekten die Aufmerksamkeit auf sich. Diese Klammern, die durchbohren den Raum, wo die Augen sein sollten. Der Mund ist ebenfalls aufgespalten und mit einer ähnlichen Klammer, die an eine Brille erinnern, fixiert, was ein Gefühl von Gewalt und Zwang vermittelt.

Diese Darstellung ruft eine tiefe Abneigung gegen Grausamkeit hervor und konfrontiert den Betrachter mit einer verstörenden Vision von Entmenschlichung und Schmerz. Die Verwendung von Weiß könnte symbolisch für Unschuld oder Reinheit stehen, die durch die gewaltsamen Eingriffe kontrastiert und entweiht wird. Das Bild fordert dazu auf, über die Auswirkungen von Gewalt und die Verletzung der menschlichen Würde zu reflektieren.“
Das Werk präsentiert eine weinrote Pistole, die so positioniert ist, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit jedes Betretenden des Ausstellungsraums erzwingt. Diese Darstellung könnte als abschreckendes Beispiel dienen, das die allgegenwärtige Präsenz von Schusswaffen in unserem globalen Alltag hinterfragt. Warum wird das Instrument des Tötens so oft von Menschen benutzt, um Leben zu beenden? Die Fragen nach dem ‘Warum’ des Mordens und der menschlichen Neigung zur Gewalt werden eindringlich gestellt. Im Gegensatz zur Tierwelt, wo das Töten ein Akt des Überlebens ist, scheint der Mensch aus einer perversen Lust heraus zu handeln. Das Werk fordert uns auf, über unsere moralischen Werte und die Konsequenzen unserer Handlungen nachzudenken.

Das Foto von mir und dem renommierten Künstler Gottfried Helnwein vor seinem provokativen Werk dient als stilles, aber kraftvolles Statement gegen Gewalt. Es stellt eine Frage, die über das Bild hinausgeht und direkt an die Besucher gerichtet ist: „Muss Gewalt sein?“ Durch diese visuelle und persönliche Verbindung mit dem Kunstwerk lade ich die Betrachter ein, über die Präsenz und Auswirkungen von Gewalt in unserer Gesellschaft nachzudenken und zu hinterfragen, ob sie jemals gerechtfertigt sein kann.”

Einer der bedeutendsten lebenden Künstler Österreichs ist Gottfried Helnwein. Er studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Rudolf Hausner, dem Vertreter des Phantastischen Realismus. Inspiriert durch performative Kunst auf der Straße und durch Fotoaktionen im Atelier und im öffentlichen Raum. Er sieht sich in der Tradition von Künstlern wie Goya und Picasso, die die Kriege ihrer Zeit in ihrer Kunst festhielten und sich mit den elementaren Fragen der menschlichen Existenz und ihren Abgründen auseinandersetzten.
Zitat von Gottfried Helnwein: „Durch die Kunst verliert der Tod seine Macht. Die Unentrinnbarkeit des Schreckens wird durch die Ästhetik transzendiert und relativiert“.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Juli 2024 im Kammerhofmuseum in Gmunden/Oberösterreich
Prädikat: Sehenswert
https://www.festwochen-gmunden.at/de/aktuelles-programm
https://www.festwochen-gmunden.at/de/festival/detail/gottfried-helnwein
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.