Salzburger Festspiele: Jedermann Generalprobe, Fackeltanz und Auftaktveranstaltung 2024

Kristina Hammer, Präsidentin der Salzburger Festspiele und Renate Stelzl, Organisatorin des Fests zur Festspieleröffnung © SF/Jan Friese

„Wenn das Haus durchsichtig wird, gehören die Sterne zum Fest“.

Mit diesem Zitat öffnen die Salzburger Festspiele die Pforten des Theaters und laden Bevölkerung und Gäste zu einem umfangreichen Programm ein. An drei Tagen werden in der Stadt Salzburg 76 Vorstellungen in 32 Spielstätten geboten.

Dr. Renate Stelzl erklärte: „Das zentrale Motiv des diesjährigen Festivals ist das Überschreiten von Grenzen. Die Musik von Johann Sebastian Bach begegnet modernsten Soundsystemen, Streichensembles treffen auf Pop und Loops, und die Band Neuschnee konfrontiert sich mit sommerlichen Temperaturen. Es sind diese vielfältigen spielerischen Möglichkeiten, die den Charme der Eröffnungsveranstaltung der Salzburger Festspiele ausmachen.“

Drei Tage lang können sich die Salzburgerinnen und Salzburger sowie die Gäste der Salzburger Festspiele beim Festspieleröffnungsfest auf den Festspielsommer einstimmen. Das Fest findet parallel zur konzertanten Ouverture spirituelle am 19., 20. und 26. Juli statt.

Das Programm reicht von der Generalprobe über Führungen, Workshops und Diskussionen bis hin zu Open-Air-Konzerten.

Anlässlich des Eröffnungsfestes des Festivals lädt die Kollegienkirche zu einer öffentlichen Generalprobe von ET EXSPECTO aus der Konzertreihe Ouverture spirituelle ein. Die Künstler des entsprechenden Konzerts haben zugestimmt, diese Probe für das Publikum zugänglich zu machen.

Seit 2008 bietet das Young Singers Project der Salzburger Festspiele jungen, talentierten Sängerinnen und Sängern aus aller Welt ein herausragendes Weiterbildungsprogramm im besonderen Rahmen der Festspiele. Ihren ersten öffentlichen Auftritt haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des YSP 2024 im Rahmen der Festspieleröffnung im Großen Saal des Mozarteums.

Die Neuinszenierung des Jedermann mit Philipp Hochmair in der Titelrolle und das Ensemble haben zugestimmt, die Generalprobe am 19. Juli für einen wohltätigen Zweck zu öffnen. Der Online-Verkauf für die Generalprobe des Jedermann zu ermäßigten Preisen startet am 9. Juli 2024 um 9:30 Uhr.

Interessante weitere Veranstaltungen sind: Salzburger Strassentheater Robin Hood im Innenhof der Alten Residenz. Die Autogrammstunde im Großen Festspielhaus – Eingangsfoyer. Konzert Thomas Gansch – Blasmusik Supergroup im Haus für Mozart

Am Freitag, dem 26. Juli 2024, werden in Salzburg viele Veranstaltungen geboten, darunter das Salzburger Turmblasen, Auftritte der Salzburger Bürgergarde, der Lessacher Alphornbläser, sowie Konzerte der Salzburger Polizeimusik und Militärmusik, D’Untersberger und des Salzburger Volksliedkreises.

Ein weiteres volkskulturelles Highlight ist der berühmte Salzburger Fackeltanz, dem ein eigener Tag gewidmet ist. Er findet am 26. Juli 2024 von 22.30 bis 23.20 Uhr statt. Rund 100 Paare der verschiedenen Brauchtumstanzgruppen aus Stadt und Land Salzburg zeichnen mit ihren Fackeln 13 verschiedene Figuren in die Nacht und lassen so den Tag ausklingen.

Das Fest zur Eröffnung der Festspiele markiert traditionell den Beginn des Festspielsommers: Es wird gefeiert, musiziert, getanzt und performt in der Altstadt. Genießen Sie die Kultur und das Ambiente der Salzburger Altstadt und feiern Sie gemeinsam mit uns.

https://www.salzburgerfestspiele.at/karten/kalender?season=143

Ein interessanter Hinweis: Ihre Festspielkarte dient auch als Busticket – kostenlos, bequem und umweltfreundlich zu den Salzburger Festspielen. Der Verein der Freunde der Salzburger Festspiele unterstützt auch dieses Jahr wieder die umweltfreundliche und kostenfreie Mobilität der Festspielbesucher zu den Veranstaltungen. Diese Vorteile sind bereits für das Eröffnungsfest der Festspiele gültig.

Gottfried Helnwein: Atemlos – Hyperrealistische Darstellungen und provokante Kunst

Gottfried Helnwein, der bereits im Frühjahr in Gmunden mit seinen großformatigen Bildern an der Fassade des Rathauses und des Stadttheaters für Aufsehen gesorgt hat, zeigt eine Einzelausstellung im Kammerhofmuseum in Gmunden/Oberösterreich.

Pressekonferenz am 13.06.2024 zur Ausstellung Gottfried Helnwein „Atemlos“ im Kammerhofmuseum Gmunden, Werk: „The Disasters of War 28“ und dem Künstler Gottfried Helnwein Foto: © Christa Linossi 2024

Gottfried Helnwein ist bekannt für seine provokanten und oft kontroversiellen Arbeiten, die sich mit Themen wie Schmerz, Verletzung und Gewalt auseinandersetzen.

Es ist eine beeindruckende Werkschau, die Helnweins hyperrealistische, oft düstere Darstellungen von Kindern zeigt.

Darunter sind auch die ikonischen Bilder des verletzten Kindes – großformatige Porträts, die einen erschütternden Blick in die Seele des Menschen werfen.

In seinen Werken verwendet er oft eine hyperrealistische Darstellungsweise, die eine fast fotografische Qualität erzeugt. Es sind fotorealistische Porträts, in denen jedes Detail akribisch ausgearbeitet ist, um eine intensive Wirkung zu erzielen. Helnwein bedient sich verschiedener Techniken, um seine künstlerischen Ziele zu erreichen und nicht, um mit vordergründigen Effekten zu verblüffen.

Pressekonferenz am 13.06.2024 zur Ausstellung Gottfried Helnwein „Atemlos“ im Kammerhofmuseum Gmunden, Werk: „The Disasters of War 28“ P Foto: © Salzkammergut Festwochen Gmunden 2024

Das Kind, vor allem das elfengleiche Mädchen, ist für Gottfried Helnwein eine Metapher der Menschlichkeit. Er ist ein zutiefst in der Gegenwart verankerter Künstler, dessen Malerei unsere Zeit zum Thema hat: Gewalt, Grausamkeit, Krieg, Unterdrückung.

„Das Porträt eines Mädchens mit geschlossenen Augen packt den Betrachter unmittelbar mit seiner intensiven Ausdruckskraft. Die linke Gesichtshälfte des Mädchens ist blutverschmiert, und auf ihrer Schulter zeichnet sich ein deutlicher Blutfleck ab. Dunkle Farbtöne und der starke Kontrast zwischen Licht und Schatten verleihen dem Bild eine düstere Stimmung, die den emotionalen Schmerz und die Verletzlichkeit der dargestellten Figur unterstreicht. Ihre geschlossenen Augen scheinen eine innere Resilienz widerzuspiegeln – ein stilles Ertragen des Schmerzes in der Hoffnung auf dessen Ende.

Das Kunstwerk fordert den Betrachter heraus, sich mit den tiefgründigen Themen von Gewalt und Leid auseinanderzusetzen und reflektiert zugleich über die Würde des Menschen. Die sorgfältige Komposition lenkt die Aufmerksamkeit gezielt auf die zentralen Elemente des Bildes und regt dazu an, über die Geschichte nachzudenken, die hinter dieser kraftvollen Darstellung steht.“

Ein anderes Werk, das einen Kopf darstellt, der mit einem weißen Verband umhüllt ist, während das Gesicht selbst mit weißer Farbe bedeckt wurde. An den Stellen, wo sich normalerweise die Augen befinden, zieht die brutale Anbringung von klammerartigen Objekten die Aufmerksamkeit auf sich. Diese Klammern, die durchbohren den Raum, wo die Augen sein sollten. Der Mund ist ebenfalls aufgespalten und mit einer ähnlichen Klammer, die an eine Brille erinnern, fixiert, was ein Gefühl von Gewalt und Zwang vermittelt.

Pressekonferenz am 13.06.2024 zur Ausstellung Gottfried Helnwein „Atemlos“ im Kammerhofmuseum Gmunden, Werk: „The Last Days of Pompeii“ Foto: © Christa Linossi 2024

Diese Darstellung ruft eine tiefe Abneigung gegen Grausamkeit hervor und konfrontiert den Betrachter mit einer verstörenden Vision von Entmenschlichung und Schmerz. Die Verwendung von Weiß könnte symbolisch für Unschuld oder Reinheit stehen, die durch die gewaltsamen Eingriffe kontrastiert und entweiht wird. Das Bild fordert dazu auf, über die Auswirkungen von Gewalt und die Verletzung der menschlichen Würde zu reflektieren.“

Das Werk präsentiert eine weinrote Pistole, die so positioniert ist, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit jedes Betretenden des Ausstellungsraums erzwingt. Diese Darstellung könnte als abschreckendes Beispiel dienen, das die allgegenwärtige Präsenz von Schusswaffen in unserem globalen Alltag hinterfragt. Warum wird das Instrument des Tötens so oft von Menschen benutzt, um Leben zu beenden? Die Fragen nach dem ‘Warum’ des Mordens und der menschlichen Neigung zur Gewalt werden eindringlich gestellt. Im Gegensatz zur Tierwelt, wo das Töten ein Akt des Überlebens ist, scheint der Mensch aus einer perversen Lust heraus zu handeln. Das Werk fordert uns auf, über unsere moralischen Werte und die Konsequenzen unserer Handlungen nachzudenken.

Pressekonferenz zur Ausstellung „Atemlos“ des österreichischen Künstlers Gottfried Helnwein, im Kammerhofmuseum in Gmunden, im Rahmen der Salzkammergut Festwochen Gmunden, am 13.06.2024. Das Bild zeigt den Künstlers Helnwein mit einem seiner Werke Foto: © Rudolf Gigler, Salzkammergut Festwochen Gmunden 2024

Das Foto von mir und dem renommierten Künstler Gottfried Helnwein vor seinem provokativen Werk dient als stilles, aber kraftvolles Statement gegen Gewalt. Es stellt eine Frage, die über das Bild hinausgeht und direkt an die Besucher gerichtet ist: „Muss Gewalt sein?“ Durch diese visuelle und persönliche Verbindung mit dem Kunstwerk lade ich die Betrachter ein, über die Präsenz und Auswirkungen von Gewalt in unserer Gesellschaft nachzudenken und zu hinterfragen, ob sie jemals gerechtfertigt sein kann.”

Pressekonferenz zur Ausstellung „Atemlos“ des österreichischen Künstlers Gottfried Helnwein, im Kammerhofmuseum in Gmunden, Künstler Gottfried Helnwein und Online Journalistin und Kunst-Bloggerin Christa Linossi Foto: © Christa Linossi 2024

Einer der bedeutendsten lebenden Künstler Österreichs ist Gottfried Helnwein. Er studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Rudolf Hausner, dem Vertreter des Phantastischen Realismus. Inspiriert durch performative Kunst auf der Straße und durch Fotoaktionen im Atelier und im öffentlichen Raum. Er sieht sich in der Tradition von Künstlern wie Goya und Picasso, die die Kriege ihrer Zeit in ihrer Kunst festhielten und sich mit den elementaren Fragen der menschlichen Existenz und ihren Abgründen auseinandersetzten.

Zitat von Gottfried Helnwein: „Durch die Kunst verliert der Tod seine Macht. Die Unentrinnbarkeit des Schreckens wird durch die Ästhetik transzendiert und relativiert“.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Juli 2024 im Kammerhofmuseum in Gmunden/Oberösterreich

Prädikat: Sehenswert

https://www.festwochen-gmunden.at/de/aktuelles-programm

https://www.festwochen-gmunden.at/de/festival/detail/gottfried-helnwein

Ai Weiwei:

Transcending Borders and Dialog with Hallstatt Culture

„Transcending Borders – Dialog mit der Hallstattkultur” Ai Weiwei in der Kaiservilla in Bad Ischl Foto: © Christa Linossi 2024
Künstler Ai Weiwei und wartet geduldig auf die Fragen der Journalisten (Kaiserpark) Foto: © Christa Linossi 2024

Die Ausstellung findet im Marmorschlössl und im Kaiserpark statt und bietet die einmalige Gelegenheit, die Werke von Ai Weiwei in Verbindung mit historischen Funden aus der Hallstattzeit zu erleben.

Ai Weiwei im Dialog mit der Hallstattkultur. Der Titel der Ausstellung lautet “Transcending Borders – Dialog mit der Hallstatt Kultur”.

Foto : © Christa Linossi 2024

Es ist eine Einladung von Ai Weiwei, über die Grenzen von Zeit, Kultur und Geschichte hinauszudenken.  

Der Künstler präsentiert Werke, die auf die frühesten chinesischen Dynastien Bezug nehmen und führt sie in einen Dialog mit wichtigen archäologischen Entdeckungen aus der Hallstattzeit. (800-450 v. Chr.).

Durch diesen Dialog schafft Ai Weiwei einen einzigartigen Raum, der die Verbindung zwischen Kunst und Geschichte betont und eine faszinierende Begegnung zweier Welten ermöglicht. Die Ausstellung soll zeigen, was unsere Kultur und Geschichte, mit der der frühen chinesischen Dynastien verbindet und was sie trennt.

Dabei geht es nicht nur um die Überwindung geografischer Grenzen, sondern auch um die Überwindung zeitlicher und kultureller Barrieren, um eine universelle Sprache der Kunst zu schaffen, die zum Nachdenken und Reflektieren anregt.

Ai Weiwei nutzt seine Kunst als Medium, um politische und gesellschaftliche Themen aufzugreifen und einen Diskurs über Freiheit, Menschenrechte und gemeinsame Menschlichkeit zu fördern.

Die Ausstellung umfasst 42 Werke von Ai Weiwei, die in einen Dialog mit der Hallstattkultur treten. Es entsteht ein faszinierender Austausch von Farben, Formen und unterschiedlichen Kulturen. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen

  • „With Wind“: Eine große, bunte Drachen-Installation, deren 30 Glieder für Länder stehen, in denen die Menschenrechte eingeschränkt werden.
  • „Weiße Helme“: Eine Installation aus 175 weißen Helmen, die an Wehrmachtshelme aus dem Zweiten Weltkrieg erinnern und von Ai Weiwei direkt in Gmunden aus weißer Gmundner Keramik gefertigt wurden.
  • “Zodiac Heads”:  Zwölf monumentale Tierkreisköpfe wurden rund um den Brunnen vor der Kaiservilla aufgestellt. Sie sind den im ersten Opiumkrieg zerstörten Tierkreisköpfen vor dem kaiserlichen Sommerpalast in Peking nachempfunden.

Es gibt jedoch noch einige Werke des Künstlers zu bewundern. Im Kaiserpark befinden sich noch die interessanten „Bubbles, 2008“, ein Kunstwerk, das noch in den alten Brennöfen von Jingdezhen, der historischen Hauptstadt der kaiserlichen Porzellanmanufaktur, hergestellt wurde.

Ai Weiwei „Bubbles, 2008“ Foto: © Christa Linossi 2024

„Coloured House, 2013“, ebenfalls im Park. Es handelt sich um ein fast 400 Jahre altes Haus, das zu Beginn der Qing-Dynastie (1644-1911) im Besitz einer wohlhabenden Familie aus der Provinz war. Es ist vollständig aus Holz gebaut und basiert auf einem traditionellen Pfosten-Riegel-System. Die meisten Häuser aus dieser Zeit wurden abgerissen, was dem Gebäude eine gespenstische Aura verleiht. Ai Weiwei hat das Haus mit Industriefarben gestrichen, was diesem scheinbar unwirklichen Überlebenden seiner Zeit eine zeitlose und zugleich moderne Ausstrahlung verleiht.

Ai Weiwei „Coulred House 2013“ Foto: © Rudi Gigler 2024

Im Marmorschlössl sind auch archaische Kunstwerke von Ai Weiwei zu sehen. In eigens von ihm angefertigten Vitrinen ergänzt er die Sammlung auf geniale Weise. So entsteht ein spannender Dialog, der Fragen nach Identität, Tradition und dem Erbe der Menschheit aufwirft.

Ai Weiweis Kunstverständnis wurde von verschiedenen Seiten geprägt. Da ist zum einen die traditionelle chinesische Kultur, mit der sich Ai Weiwei seit frühester Jugend auseinandersetzt – geprägt durch seinen Vater, den Dichter Ai Qing (1910-1996), und seinen zwölfjährigen Aufenthalt in Amerika. Dadaismus und Pop-Art prägten sein Kunstverständnis.

Der am 28. August 1957 in Peking geborene chinesische Konzeptkünstler, Bildhauer und Kurator Ai Weiwei ist auch als Menschenrechtsaktivist und Dissident bekannt und hat sich durch regierungskritische Äußerungen hervorgetan. Sein Engagement gilt den Menschenrechten, der Demokratie und insbesondere der Menschenwürde. Nach seiner Inhaftierung im Jahr 2011 unterlag er bis 2015 einem Reiseverbot. Danach verließ er China und lebte bis 2019 in Berlin, danach in England und seit 2021 in Portugal.

Er ist bekannt für seine vielfältigen Ausdrucksformen, darunter Malerei, Installation, Fotografie, Bildhauerei, Literatur, Musik und Film. Zu seinen wichtigsten Werken zählen der “Hocker”, die “Coca-Cola-Vase”, “Straight” und „S.A.C.R.E.D.“. Seine Werke wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Auch in Salzburg hat Ai Weiwei bereits ausgestellt, und zwar im Museum der Moderne Salzburg zur Ausstellung „Mahjong“ eine chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg. Auch in der Steiermark am Dachstein ist Ai Weiwei präsent. https://www.kultura-extra.de/kunst/feull/regionale10_ai_weiwei.php

Die Ausstellung trägt den Titel „Transcending Borders – Dialog mit der Hallstattkultur“ und ist ein Begleitprojekt der OÖ-Landes-Kultur GmbH zur Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024. Sie wurde am Mittwochabend im Beisein des Künstlers im Marmorschlössl eröffnet und dauert bis 27. Oktober 2024.

Wenn der Künstler Ai Weiwei und die Online Journalistin Linossi sich gegenseitig fotografieren Foto: © Christa Linossi 2024

Die Ausstellung ist absolut sehenswert, wenn Sie die Möglichkeit haben, dann machen Sie einen Abstecher nach Bad Ischl/Austria. Sie werden es nicht bereuen. http://www.ooekultur.at https://www.ooekultur.at/exhibition-detail/ai-weiwei

Salzburger Freilichtmuseum Großgmain/Salzburg : 40 Jahre Jubiläum mit Blick in die Vergangenheit und Zukunft

Unter dem Motto „damals – heute – morgen“ präsentierte sich das Salzburger Freilichtmuseum zu seinem 40. Geburtstag mit einem vielfältigen Programm.

Festakt 40 Jahre Salzburger Freilichtmuseum Großgmain Foto: Franz Neumayr 9.6.2024

In der Jubiläumssaison des Salzburger Freilichtmuseums steht nicht nur der Blick zurück, sondern auch der Blick nach vorne auf dem Programm.

Im Beisein von Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer feierte das Salzburger Freilichtmuseum am Sonntag, dem 9. Juni 2024, offiziell seinen 40. Geburtstag.

Festakt 40 Jahre Salzburger Freilichtmuseum Großgmain Foto: Franz Neumayr 9.6.2024

Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer ging in seiner Festrede auf die Geschichte des Salzburger Freilichtmuseums ein, die eigentlich schon vor 100 Jahren mit der Gründung des Volkskundemuseums im Monatsschlössl begann. Bis zur Eröffnung des Museums im Jahr 1984 war es noch ein weiter Weg. „Heute ist das Salzburger Freilichtmuseum eines der größten seiner Art in Österreich und schafft es auf vorbildliche Weise, die ländliche Alltagskultur von damals mit der Gegenwart zu verbinden“, zeigte sich der Landeshauptmann, der auch Vorsitzender des Museumskuratoriums ist, stolz. Peter Fritz, ab April 2024 Direktor des Salzburger Freilichtmuseums, ergänzt: Das Salzburger Freilichtmuseum ist ein Ort der Wissensvermittlung und der Erholung zugleich. Ein Juwel, in dem ich mich als Gast mit spannenden Fragen aus Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen, neue Ideen sammeln oder Kraft tanken kann“.

Die „Rainerkeusche“ aus Ramingstein/Winkl, um 1482

Rainerkeusche“, ein historisches Kleinbauernhaus, das 1482 erbaut wurde. Foto: © Freilichtmuseum 2024
Rainerkeusche“, ein historisches Kleinbauernhaus, das 1482 erbaut wurde. Foto: © Christa Linossi 2024

Bei einem Rundgang durch das Freilichtmuseum entdeckte ich eines der ältesten Häuser. Es handelt sich um die „Rainerkeusche“, ein historisches Kleinbauernhaus, das 1482 erbaut wurde. (Aufgrund der Holzbalken konnte das Alter anhand der Jahresringe sehr genau bestimmt werden). Die überwiegend aus Holz gebaute Keusche stammt aus dem späten Mittelalter. In der Rainerkeusche lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie die einfachen Menschen vor über 500 Jahren gelebt haben. Auf einer Grundfläche von 60 Quadratmetern lebten zeitweise bis zu zehn Personen mit Vieh. Im Inneren der Rainerkeusche befinden sich neben einfachen Möbeln, Schlafplätzen, einer Feuerstelle und landwirtschaftlichen Geräten auch Alltagsgegenstände wie Geschirr, Textilien und Werkzeuge. Sie geben einen Einblick in das Alltagsleben und die Handwerkskunst der damaligen Zeit. Die Rainerkeusche ist von einem kleinen Garten mit Nutzpflanzen und Kräutern umgeben. Dies veranschaulicht die Selbstversorgung der Bauernfamilien.

Das Gebäude wurde 2017/18 abgetragen und im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Es gilt als das älteste Wohngebäude des Museums und stellt vermutlich das älteste spätmittelalterliche Mittelflurhaus Europas dar. Als interdisziplinäres Projekt wurde das spätmittelalterliche Haus umfassend dokumentiert, die Forschungsergebnisse sind in einer thematisch breit angelegten Publikation nachzulesen.

Als ich so vor dem Haus stand und fotografierte, kam ein Vater mit seinen zwei Kindern im Alter von 5-6 Jahren aus dem Haus und die Kinder stellten folgende Fragen: „Wo ist der Fernseher, wo haben diese Menschen hier geschlafen? Warum gibt es kein Badezimmer? Hatten sie etwas zu essen? Konnten sie kochen, gab es einen Herd? Warum ist hier alles ganz anders als bei uns?

Für Kinder des 21. Jahrhunderts ist dieses Haus natürlich Steinzeit. Aber ich finde es gut, wenn Familien mit ihren Kindern in die Vergangenheit reisen, damit sie auch sehen, wie einfach die Menschen früher leben mussten. Es gab kein Spielzeug, kein Auto, kein iPad, kein Handy, keinen Fernseher, kein Radio und so weiter.

https://www.freilichtmuseum.com/de/besucherinfo.html

Eine Reise in die Vergangenheit lohnt sich immer. Man lernt unsere Zeit wieder zu schätzen und vielleicht auch wieder zufrieden zu sein.

GAIA Kunstinstallation in der Salzburger Kollegienkirche: Ein faszinierendes Erlebnis aus der Weltraumperspektive

Kunstwerk GAIA des britischen Künstlers Luke Jerram Salzburger Kollegienkirche/ Foto: © Christa Linossi 2024

Das beeindruckende Kunstwerk GAIA des britischen Künstlers Luke Jerram schwebt nun in der Salzburger Kollegienkirche.

Mit GAIA präsentiert die Sommerszene Salzburg erstmals in Österreich eine der aufsehenerregendsten Kunstinstallationen der letzten Jahre. Die zentrale Kuppel der Kollegienkirche ist die perfekte Bühne für das riesige dreidimensionale Abbild der Erdkugel.

Kunstwerk GAIA des britischen Künstlers Luke Jerram Salzburger Kollegienkirche/ Foto: © Christa Linossi 2024

Dabei handelt es sich um eine schwebende Kugel mit einem Durchmesser von sieben Metern, die sich langsam dreht und es den Besuchern ermöglicht, die Erde aus der Perspektive eines Astronauten zu sehen, so als befänden sie sich selbst im Weltraum. Gleichzeitig wird eine Tonspur mit echten Gesprächen zwischen Astronauten abgespielt.

Die Installation basiert auf detaillierten NASA-Aufnahmen der Erdoberfläche und vermittelt den so genannten „Overview Effect“. Dieses Phänomen beschreibt das tiefe Verständnis für die Vernetzung allen Lebens auf der Erde und die Verantwortung, die wir für unsere Umwelt tragen.

Was ist der Overview-Effekt? Der Overview-Effekt ist ein faszinierendes Phänomen, das von Astronauten beschrieben wird, die die Erde aus dem Weltraum betrachten. Dabei wird ihnen die Verbundenheit aller Lebewesen auf unserem Planeten und seine Zerbrechlichkeit bewusst.

Astronauten sehen keine politischen Grenzen, keine kulturellen Unterschiede und keine nationalen Konflikte, wenn sie die Erde von außerhalb der Atmosphäre betrachten. Stattdessen sehen sie einen blauen Planeten, der von einem dünnen Schleier aus Luft und Wasser umgeben ist. Diese Erfahrung verändert oft die Sicht auf das Leben und die Umwelt. Es erinnert sie daran, wie kostbar und einzigartig unser Planet ist und wie wichtig es ist, ihn zu schützen und zu bewahren.

Ein Besuch der Kollegienkirche (erbaut von Johann Fischer von Erlach) lohnt sich immer, und wer sie vom engen Universitätsplatz aus durch das Hauptportal betritt, ist beeindruckt. Unerwartet eröffnet sich dem Besucher eine Weite und Größe des Raumes, die befreiend wirkt. In 29 Metern Höhe überspannt das Tonnengewölbe den Raum. Zahlreiche Fenster durchbrechen das Mauerwerk und tauchen die Kirche zu jeder Tageszeit in kristallklares Licht, zu dem sich nun ein weiterer Augenschmaus gesellt: die Kunstinstallation GAIA von Luke Jerram.

Kurze Info zum Künstler: Luke Jerram ist ein britischer Installationskünstler, der sich mit Skulpturen, großen Kunstinstallationen und Live-Kunstprojekten beschäftigt. Seine multidisziplinäre Praxis hat Menschen auf der ganzen Welt begeistert und inspiriert.

Die Kunstinstallation in der Salzburger Kollegienkirche ist bis 16. Juni 2024 zu sehen.

Wo wird noch die Kunstinstallation GAIA auf Kunst- und Wissenschaftsausstellungen sowie Festivals auf der Welt präsentiert:

Borneo Cultures Museum, Malaysien        ab 24. Juni 2024

Kelburn Garden Party, Schottland UK       ab   4. Juli 2024 – 8. Juli 2024

Colchester Castle, UK,                           ab 19. Juli 2024 – 15. September 2024

Kendal Calling, UK                                ab 01. August 2024 – 04. August 2024

Stadtkirche Karlsruhe, Deutschland          ab 13. September 2024 – 06. Oktober 2024

Blumenthal Arts, Charlotte, USA             ab 20. September 2024 – 10.November 2024

The Myth of Normal: Körper und Gesellschaft in der Kunst

Der Salzburger Kunstverein beschreitet neue Wege mit dem Themenschwerpunkt People – Health – Mind – What’s Normal and What’s Not?

The Myth of Normal Foto: © Kunst-Dokumentation

Die Ausstellung „Der Mythos des Normalen, Chronische Widersprüche“ ist eine Gruppenausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hannover konzipiert wurde. Die Ausstellung steht in engem Zusammenhang mit der Schwesterausstellung im Kunstverein Hannover „Der Mythos des Normalen vom “Können und Gönnen“. Sie zeigt:

„Die Gruppenausstellung The Myth of Normal. Vom Können und Gönnen beleuchtet zentrale Fragen des Verhältnisses von Körper und Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der UEFA EURO 2024, die im Juni und Juli Hochleistungskörper in den sportlichen Wettkampf schickt, präsentiert der Kunstverein Hannover künstlerische Perspektiven zur Wahrnehmung und Erfahrung von Vulnerabilität, zu individuellen und kollektiven Traumata, zur Auseinandersetzung mit Schmerz, Krankheit und Therapie, zur Heilarbeit und – letztlich – Fürsorge und (Ver-)Teilung“. https://www.kunstverein-hannover.de/de/ausstellungen/4056-the-myth-of-normal-vom-knnen-und-gnnen

Zurück zum Kunstverein Salzburg:

Von Konkurrenz und Zugeständnissen untersuchen beide die Normen der „Normalität“ im Gesundheitswesen und die Erwartungen der Gesellschaft, inspiriert von den Erkenntnissen des renommierten Traumaforschers Dr. Gabar Maté. Ergänzend dazu erforscht die von beiden Kunstvereinen gemeinsam produzierte Performance-Reihe When the Body Says Yes (or Maybe) die Nuancen des Könnens.

Die erste Frage, die ich mir stellte, war: Wie wird der Besucher den Ausstellungsraum sehen? Erschrocken, irritiert oder gleichgültig, sich fragend, warum die Papierstapel, warum der Rollwagen, auf dem Gehirne liegen, oder die herabhängenden, seltsamen, nicht zuzuordnenden Säcke? Was ist die Botschaft, was wollen die Künstler damit ausdrücken?

The Myth of Normal (?San Daniel Schinken?) Foto: © Kunst-Dokumentation

Als ich den Ausstellungsraum betrat, erinnerte mich mein erster Blick auf die 20 hängenden Exponate an den berühmten San Daniele Schinken (italienisch Prosciutto di San Daniele). (Dieser luftgetrocknete italienische Schinken stammt aus der kleinen Stadt San Daniele in der Region Friaul im Nordosten Italiens.) Nein, es geht nicht um den berühmten Schinken, sondern darum, dass Formen mehrdeutig sein können. Diese Objekte des Künstlers Itamar Gov, deren Länge zwischen einhundert und einhundertachtzig Zentimetern variiert, evozieren einen Einblick in die intimen Kämpfe und Triumphe des Lebens mit der Krankheit und verwandeln es in einen Akt des Überlebens.

Ein weiteres Kunstobjekt desselben Künstlers fällt sofort ins Auge. Es handelt sich um 33 identische Gehirne aus Gips, die in Wachs getaucht auf einem metallenen Operationstisch präsentiert werden. Ihre Präsentation verbindet klinische Distanz mit kulinarischer Ästhetik. Obwohl die Gehirne optisch weich und fast durchscheinend erscheinen, sind sie in Wirklichkeit eher steinern. Govs Aneinanderreihung der Gehirne in dieser Installation verstärkt die Spannung zwischen dem Idealen und dem Realen, dem Organischen und dem Künstlichen.

Gleichzeitig spielt die Arbeit mit der Tatsache, dass das Gehirn als zentrales Denk- und Identitätsorgan im Gegensatz zu allen anderen Teilen des menschlichen Körpers nicht reproduziert oder ersetzt werden kann. Damit greift der Künstler Themen aus der Frankenstein-Geschichte und E.T.A. Hoffmanns „Sandmann“ auf, in dem die Figur der Olympia ein ebenso überzeugendes wie groteskes künstliches Ideal darstellt.

The Nursery und Olympia (CER.810), zwei Werke von Itamar Gov, untersuchen die Auswirkungen der Behandlung des menschlichen Körpers und Geistes als Bereiche technologischer Eroberung und Perfektion. Das Werk greift Themen aus der Frankenstein-Geschichte und E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ auf, in dem die Figur der Olympia ein ebenso überzeugendes wie groteskes künstliches Ideal darstellt.

The Myth of Normal Foto: © Kunst-Dokumentation

Auch die blaue Liege mit der sanften, aber überzeugenden Botschaft READY TO PUT MY FEET UP. REST HERE IF YOU AGREE im Ausstellungsraum lädt dazu ein, Stellung zu beziehen. Sind Sie bereit, sich hinzusetzen und sich neu zu positionieren? Dieses Element stammt von der Künstlerin Finnegan Shannon, die damit einen proaktiven Ansatz verfolgt, um das Problem der Verfügbarkeit von Ruheplätzen im öffentlichen Raum zu thematisieren. 

Die Ausstellung ist auf jeden Fall einen Besuch wert. https://salzburger-kunstverein.at/themythofnormal

Gregory Crewdson Retrospektive: Rätselhafte Inszenierungen der amerikanischen Fotografie

Gregory Crewdson
Untitled, From the series: Twilight, 1998-2002
Digital pigment print
The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection © Gregory Crewdson

Die Albertina präsentiert eine Retrospektive des amerikanischen Fotografen Gregory Crewdson (*1962, Brooklyn), der zu den international renommiertesten Fotografen zählt.

Vor der Kulisse amerikanischer Kleinstädte und auf Filmsets entwirft Crewdson seit Mitte der 1980er Jahre wie ein Regisseur technisch brillante und farblich reizvolle Inszenierungen, die menschliche Einsamkeit und gesellschaftliche Abgründe thematisieren. Die rätselhaften Szenen werfen selbstreflexiv die Frage nach der Grenze zwischen Fakt und Fiktion auf, lassen sich aber auch mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Verbindung bringen.

Der Rückblick in der ALBERTINA umfasst insgesamt neun Werkgruppen, die in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten entstanden und seriell angelegt sind.

Ich möchte Ihnen hier ein oder zwei Fotoarbeiten zeigen, die mich angesprochen haben und die ich so beschreibe, wie ich sie sehe. Vielleicht sehen Sie die Arbeit mit anderen Augen.

Gregory Crewdson
Untitled, From the series: Twilight, 1998-2002
Digital pigment print
The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection © Gregory Crewdson

Gregory Crewdson Untitled, From the series: Twilight, 1998-2002 zog mich sofort in seinen Bann, weil es eine Szene mit einem bizarren und ungewöhnlichen Ereignis zeigt. Der Lichtstrahl, der auf die Person vor der Haustür gerichtet ist, sieht übernatürlich aus und enthält vielleicht Anzeichen außerirdischen Lebens? Was bedeutet dieser Lichtstrahl, fragt sich die Person, die in diesem Licht gefangen ist? Sind Außerirdische hinter ihm her? Handelt es sich um ein neues Testverfahren mit futuristischer Technik, um in Zukunft von Raumstationen im All aus den Menschen auf der Erde zu überwachen? Fragen über Fragen stellen sich und man kann es nicht entschlüsseln. Oder hat die Person, die hier im Rampenlicht steht, eine Obsession? Was ist eine Obsession? In der Psychologie spricht man von einer Zwangsvorstellung oder einer Zwangshandlung, die mit Angst verbunden ist.

Allein dieses Bild wirft eine Frage nach der anderen auf. Das ist das Spannende an diesem Werk. Gregory Crewdson ist auch dafür bekannt, dass er hinter den Kulissen spektakuläre Beleuchtungs-, Rigging- und Set-Designs einsetzt, um den Eindruck von Realismus zu vermitteln, obwohl seine Bilder inszeniert sind. Die Twilight-Reihe hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und inspiriert weiterhin Künstler, Designer und Filmemacher auf der ganzen Welt.

Eine weitere Fotoarbeit, die ebenfalls viele Fragen aufwirft, ist die Arbeit STARKFIELD LANE aus der Serie „Eclipse of Moths“, zu der es auch einen Videoclip gibt. https://youtu.be/Gf0SR6Hnb_g (Video trägt zur Klärung bei)

Gregory Crewdson
Starkfield Lane, From the series: An Eclipse of Moths, 2018-2019
Digital pigment print
The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection © Gregory Crewdson

Was wir auf dem Bild sehen, ein offenes Auto, eine umgestürzte Straßenlaterne und den Lieferwagen mit den heruntergefallenen Computern im Hintergrund, könnte auf einen Verkehrsunfall oder einen Überfall auf den Lieferwagen hindeuten.  Der flüchtende Kombi?

Die offene Autotür könnte aber auch ein Hinweis darauf sein, dass der Mann gerade ausgestiegen ist, um die ungewöhnliche Szene zu beobachten. Er steht nun zwischen dem Auto und der Straßenlaterne und könnte ebenfalls ein Zeuge sein, oder der Mann und die Frau könnten unwissentlich in das Geschehen verwickelt sein. Die Frau im ersten Stock des Hauses könnte eine Zeugin sein, die beobachtet, was passiert. Was ist geschehen? Diese Szene gibt Rätsel auf.  

Es ist ein typisches Bild für den Künstler Gregory Crewdson. Er hat diese Szene neu inszeniert, um ein Bild zu schaffen, das Fragen aufwirft und den Betrachter in seinen Bann zieht. Vielleicht ist die Darstellung ein Spiegel des Unbewussten und der Psyche als sprachlicher Ausdruck verdrängter Ängste und Traumata.  

Gregory Crewdson zählt zu dem international renommiertesten Fotografen: innen der Gegenwart. Seit Mitte der 1980er Jahre inszeniert Crewdson wie ein Regisseur vor amerikanischen Kleinstadtkulissen und Filmsets rätselhafte Szenen, die als psychologische Vermessung der Gesellschaft verborgene Ängste, Sehnsüchte und Abgründe sichtbar machen.

Die Ausstellung in der ALBERTINA Wien läuft noch bis 08. September 2024

https://www.albertina.at/ausstellungen/gregory-crewdson/