Hidden thoughts

experimental photo work by © Christa Linossi 2024 From the series “ Psyche“ Hidden thoughts  

In einer Ruine ließ ich mich als Schatten nieder. Dabei dachte ich an die „verborgenen Gedanken“, die wir alle haben. Der Schatten ist das Unbewusste. Er liegt außerhalb unseres bewussten Denkens. Er verbirgt verdrängte oder unbekannte Persönlichkeitsanteile. Durch die Integration dieser Schatten gewinnen wir neue Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Es geht darum, die verborgenen Seiten unseres Selbst zu erforschen und anzunehmen. Es ist eine Reise ins Unbewusste.

I settled down as a shadow in a ruin. I thought of the ‘hidden thoughts’ that we all have. The shadow is the unconscious. It lies outside of our conscious thinking. It hides repressed or unknown parts of our personality. By integrating these shadows, we gain new resources and opportunities for action. It is about exploring and accepting the hidden sides of ourselves. It is a journey into the unconscious.

SALZ – KAMMER – GUT 2024 und STAUNE!

„WIE DER SKURREALISMUS IN DIE WELT KAM“

Kürzlich war ich wieder auf Pressetour für die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.

Steinbruch Karbach am Ostufer vom Traunsee in Traunkirchen Foto: © Christa Linossi 2024

Dieser Besuch fand am Traunsee in Traunkirchen statt. Es war eine interessante Kunstausstellung, die selbst mich überrascht hat. Das Kuratoren Team Paolo Bianchi und Martin Sturm (Martin Sturm und Paolo Bianchi kenne ich schon sehr lange, sie haben gemeinsam die wunderbaren Ausstellungen rund um den HÖHENRAUSCH in Linz kuratiert) haben hier wieder Ausstellungen in den Mittelpunkt gestellt, die so manches SICHTBAR machen.

Villa Karbach – „Wie der Skurrealismus in die Welt kam“ ist eine Kunst- und Naturexpedition am Traunsee mit dem Schiff von der Villa Pantschoulidzeff (Traunkirchen) zum Steinbruch Karbach am Ostufer. Das Projekt ist eine Kooperation mit der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024.

Es ist die Geburtsstunde des Skurrilen und eine in der Kunst beispiellose Geschichte, die sich an drei Orten gleichzeitig abspielt. In der Villa Pantschoulidzeff in Traunkirchen, auf dem Werksgelände des Steinbruchs Karbach am Ostufer und am Ortsplatz von Traunkirchen wird zeitgenössische Kunst ausgestellt. Die Ausstellung vereint rund 100 eigenwillige Werke von 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Disziplinen.

Die Villa Pantschoulidzeff wurde in VILLA KARBACH umbenannt und nun einige Hintergrundinformationen zur Villa Pantschoulidzeff oder „Russenvilla“, wie sie von den „Einheimischen“ genannt wird. Die „Russenvilla“ ist ein historisches Gebäude in Traunkichen, das zwischen 1850 und 1854 nach Plänen des berühmten Architekten Theophil Hansen erbaut wurde.

Villa Pantschoulidzeff oder „Russenvilla“ wurde in VILLA KARBACH für das Kunstprojekt Salzkammergut 2024 umbenannt Foto: © Christa Linossi 2024

Die Villa war das erste eigenständige Bauwerk des aus Dänemark stammenden Theophil Hansen, der später zu einem der bedeutendsten Architekten des Historismus in Wien wurde. Bauherrin der Villa war die hochgebildete und weitgereiste Sofie von Pantschulidzeff, die 1850 mit ihrer Schwester Ludmilla ins Salzkammergut kam. Die beiden Schwestern entstammten der georgischen Adelsfamilie Pantschulidzeff Dawydowitsch, die 1738 nach Russland ausgewandert war.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die „Russenvilla” zu einem beliebten Treffpunkt illustrer Gäste und Künstler aus aller Welt und zu einem Wahrzeichen Traunkirchens. Im Laufe der Jahre wechselte die Villa mehrmals den Besitzer, wurde umbenannt und umgebaut.

In der Villa Pantschoulidzeff findet derzeit eine Kunstausstellung zum Thema “Skurrilismus” statt, eine Wortschöpfung des verstorbenen Ebenseer Schriftstellers Walter Pilar. Die Ausstellung VILLA KARBACH zeigt, wo das Reale und das Bizarre aufeinandertreffen und der Surrealismus in die Welt kommt. Sie präsentiert Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler in der historischen Villa.

Ich greife einige interessante Künstler aus der Ausstellung heraus. Da ist zum Beispiel einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller und Künstler Österreichs. Walter Pilar, übrigens ein Ebenseer aus dem Salzkammergut, der leider 2018 verstorben ist. Sein Interesse galt dem Absurden“, dem, was nicht zusammengehört und doch eine Einheit bildet. Sein bildnerisches Hauptwerk, der „Karbacher Hochaltar“, ist ein Fensterstock mit dreiteiligen Sprossenfenstern (Innen- und Außenflügel), einer vorgehängten Blechwanne mit einem Fassungsvermögen von 330 Litern auf einem Tischgestell mit gedrechselten Beinen, die an Stopfholz erinnern. Mit diesem Kunstwerk hat Walter Pilar eine einzigartige Verbindung zwischen Architektur und bildender Kunst geschaffen. Der Altar ist ein faszinierendes Beispiel seiner künstlerischen Vision und Kreativität.

Villa Karbach, Künstler Walter Pilar (+2018) „Karbacher Hochaltar“ Foto: © Otto Saxinger, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Der Schweizer Künstler Jonas Burkhalter (*1983) lebt und arbeitet derzeit in Uhwiesen, Schweiz. In der Villa Karbach zeigt er eine mobile Skulptur, die schlafenden Pottwale mit ihrem ganz besonderen Schlafverhalten darstellt. Wussten Sie, dass Pottwale in aufrechter Position knapp unter der Wasseroberfläche schlafen? Die beeindruckenden Meeressäuger, die etwa die Größe eines Schulbusses haben, scheinen fast immer in Gruppen von fünf bis sechs Tieren im Wasser zu “stehen”. Eine Studie aus dem Jahr 2008 hat diese vertikale Schlafposition bei Pottwalen erstmals dokumentiert. Ich wusste es nicht und genau dieses THEMA greift der Künstler auf und verweist mit seiner Unterwasserarbeit auf Walter Pilars Vorstellung, was es bedeutet, über Wasser mit „Sprache“ zu arbeiten und sich vom Wassergrund aus mit den Grundfischen zu beschäftigen. 

Eine sehr interessante und skurrile Installation – Fische als Mobile.

Villa Karbach , mobile Skulptur, „Deep Sleep (2021)“ Schweizer Künstler Jonas Burkhalter Foto: © Christa Linossi 2024

Anita Gratzer (AT) ist eine Künstlerin, die sich auf transfigurative Arbeiten spezialisiert hat. Sie schuf unter anderem „Kopf-Körper-Kleid“ (2017-2024) und die beeindruckende Kopfbedeckung „Hald a Sun“ (2023), die an den Brauch des Glöcklerlaufens erinnert. Die Glöckler sind Figuren des Rauhnachtsbrauchtums im Salzkammergut und den angrenzenden Regionen. So korrespondieren ihre Skulpturen und Fotoarbeiten nicht nur mit Pilars Zeichnung „Hyperglöckler“ (1981). In ihren tragbaren Objekten, die oft Zufluchtsorte und geistige Prothesen sind, setzt sie sich auch mit der poetischen Anmut ihrer zweiten Heimat Japan auseinander.

Nun wechseln wir den Schauplatz!

Der Steinbruch Karbach ist ein spannender Ort im Salzkammergut, der im Rahmen des Kulturhauptstadtprojektes Salzkammergut 2024 „Villa Karbach“ eine wichtige Rolle spielt.

Mit dem Schiff geht es zum Steinbruch Karbach. Hier wurde von 1890 bis 2016 hochwertiger weißer Kalkstein abgebaut, „der Berg über den See transportiert“ (so Pilar). Der Steinbruch diente der Versorgung eines Sodawerkes mit hochwertigem Kalkstein, heute ist der Geschäftszweck der Abbau, die Aufbereitung und der Verkauf von Schotter- und Kalkprodukten.

Künstlerische Interventionen wie ein alchimistisches Labor, singende Steine und ein Alpenglühen unter Tage erwarten die Besucher im Steinbruch. Eine Symbiose von Natur, Kunst und Industriekultur. Romantisch, wild und skurril zugleich!

Der Künstler Siegfried A. Fruhauf (AT) beeindruckt mit seiner Installation „Alpenglühen Karbach“ (2024), die darauf basiert, das Kino neu und unendlich weiter zu denken. Der Künstler unternimmt den Versuch, die Sonne unter die Erde zu holen und in einem Tunnel den Sonnenaufgang zu inszenieren. Fruhaufs künstlerischer Ansatz, die Sonne von außen nach innen zu führen, sie nach unten zu holen, damit sie nach oben wirken kann. Ein faszinierendes Konzept, das die Grenzen zwischen Realität und Skurrilität verschwimmen lässt.

Künstler Siegfried A. Fruhauf „Alpenglühen Karbach“ 2024 Foto: © Otto Saxinger, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Thomas Feuerstein (AT) ist ein österreichischer Konzept- und Medienkünstler. Er hat sich nicht nur mit seinen Installationen im Grenzbereich von Kunst und Wissenschaft, sondern auch als Kunsttheoretiker und Netzkünstler einen Namen gemacht. Im ehemaligen Werkstattgebäude im Steinbruch Karbach zeigt er die neu entstandene mehrteilige Serie „ULTRAMARINA“.

Villa Karbach 103 Transultra 2024, Polyphore 2024 sowie Proben und Brennaugen vom Künstler Thomas Feuerstein Foto: © Otto Saxinger, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
Thomas Feuerstein, TRANSULTRA, 2024 © Thomas Feuerstein, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Die Arbeit TRANSULTRA 2024 Traunseeblau (seppi’sches Blau) ist eine Installation, die im Rahmen des Projektes Salzkammergut 2024 entstanden ist. Sie basiert auf einem speziellen „Traunseeblau“, das vom Biologen und Chemiker Thomas Seppi für das Projekt „ULTRAMARINA“ entwickelt wurde. Feuerstein verwendet dieses Blau auf Papier, um seine künstlerische Version zum Ausdruck zu bringen.

Dies war ein kleiner Einblick in das Projekt “Villa Karbach”: Dieses Kunstprojekt wurde vom Ebenseer Schriftsteller Walter Pilar ins Leben gerufen. Es verbindet Kunst, Natur und Industriekultur und führt den Besucher von der historischen Villa Pantschoulidzeff in Traunkirchen über den Traunsee bis zum Steinbruch Karbach am Ostufer. Er ist Teil der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 und ein unvergessliches Erlebnis mit interessanten Kunstwerken.

www.salzkammergut-2024.at