…zu sehen in der Albertina Modern bis zum 18. August 2024

Privatsammlung
© Sungi Mlengeya, Foto: Courtesy of Afriart Gallery
Worum geht es in dieser Ausstellung?
The Beauty of Diversity bewegt sich im Spannungsfeld eines etablierten Kunstverständnisses und seiner Erneuerung. Die Ausstellung entfaltet ihre Dynamik in der Gegenüberstellung von renommierten KünstlerInnen, die den Kanon immer wieder herausfordern wollten und dennoch kanonisiert wurden, mit Neuentdeckungen und jenen, die Sehgewohnheiten irritieren, gegen den Strom schwimmen, an den Grundfesten der Hochkultur rütteln, die Norm brechen und damit eine Ästhetik der Vielfalt begründen.
Die Ausstellung Die Schönheit der Vielfalt oder The Beauty of Diversity zeigt die Vielfalt der Sammlungen der Albertina. Sie definiert den Reichtum einer Sammlung durch ihre Heterogenität. Zudem wird die Notwendigkeit unterstrichen, Frauen, LGBTQIA+ KünstlerInnen, People of Color, indigenen Positionen und AußenseiterInnen Sichtbarkeit zu verschaffen.
Zwei Werke aus der Ausstellung The Beauty of Diversity haben mich sehr fasziniert, das war zum einen die Arbeit von Sungi Mlengeya und Gelitin (Gelitin, bis Ende 2005 Gelatin).
Sungi Mlengeya wurde 1991 in Daressalam, Tansania, geboren. Sie ist Autodidaktin und arbeitet hauptsächlich mit Acryl auf Leinwand. Ihre Bilder sind frei, minimalistisch und zeigen einen originellen Umgang mit dem negativen Raum.
Das Faszinierende an ihren Arbeiten sind die dunklen, minimalistisch inszenierten Figuren. Sie erinnern an die Frauen, die sie umgeben.
Die meisten ihrer Werke bestehen aus dunklen Figuren in minimalen Schwarz- und Brauntönen vor einem makellos weißen Hintergrund, so auch das Werk, das die ALBERTINA MODERN von ihr zeigt. Ihre Figuren sind Andeutungen mit Gesichtern, Händen und Füßen. Mit dem richtigen Blickwinkel kann der Betrachter den Körper als Ganzes erkennen.

Privatsammlung © Sungi Mlengeya, Foto: Courtesy of Afriart Gallery
Sungi Mlengeya ist eine sehr interessante Künstlerin. Wegen der Ausstellung in der Albertina habe ich mir ihre Homepage angesehen. Homepage https://sungimlengeya.com/ https://sungimlengeya.com/2023 Im Jahr 2020 wurde Sungi von Apollo 40 Under 40 Africa (internationales Kunstmagazin), einer Auswahl der inspirierendsten jungen Künstler der afrikanischen Kunstwelt, geehrt.
Vier Künstler, die mir sofort aufgefallen sind, bilden die Gruppe Gelitin. Ich verfolge sie seit Jahren. Ihre Arbeit, die in der ALBERTINA MODERN zu sehen ist, MONA LISA (entstanden 2020 Plastilin, Paraffin, Bienenwachs und Pigmente auf Holz 70 × 45 × 10 cm) zeigt eine andere Mona Lisa (Gelitin Geheimnis und nicht das Geheimnis Leonardo da Vinci Mona Lisa) die entstellte Frau mit riesigen verkrüppelten Augen, die Nase entstellt und seitlich aus dem Kopf ragend, der Mund eine Öffnung wie der Eingang zu einem Tunnel.

Denn den Rest kann man sehen, wie man will. Es könnte auch ein Misthaufen sein, in dem die Mona Lisa steckt! Was hat sich die Gruppe Gelitin dabei gedacht? Müssen wir das wissen? Nein! Jeder soll sich selbst ein Bild machen.
Gelitin (Gelatine) ist dafür bekannt, dass es Aufsehen erregen kann. So wie 2003 in Salzburg: (Museumsdirektorin Agnes Husslein ließ 2003 den „Arc de Triomphe“ der Künstlergruppe Gelatin vor dem Rupertinum und dem benachbarten Festspielhaus errichten. Das erregte die Gemüter. Die Stadt Salzburg. Der Bürgermeister der Stadt Salzburg sah sich veranlasst, die Skulptur bis zu ihrem vollständigen Abbau schnellstmöglich zu verhüllen und einzuhausen.) Ein Akt der Verhüllung, zuerst das weiße Tuch, dann die leuchtend gelbe Bretterverschalung. Die Direktorin des Museums, Agnes Husslein, hatte am Ende das Nachsehen. Sie hatte den Mut, die Skulptur in Salzburg auszustellen. Sie scheiterte an der Stadt.)

Rupertinum, Salzburg, Austria 2003: Foto: © Rupertinum MdM Salzburg 2003
Auch wenn sie immer wieder für Aufregung sorgen, bleiben die Gelitin eine interessante Künstlergruppe. https://www.gelitin.net/projects
Darüber hinaus gliedert sich die Ausstellung in die im Folgenden beschriebenen Bereiche:
Raum 2 siehe PUPPENSPIELE: Puppen aus weichem Stoff, Spiel- und Bastelmaterialien wie Knete und Plastilin erinnern an das sichere, umsorgte und behütete Reich der Kindheit, an eine heile Welt.
Raum 3 Empowerment: Selbstbestimmung ist eine zentrale Forderung der feministischen Bewegung. Strategien der Selbstermächtigung, die es in der Kunst seit jeher gibt, fungieren als aktivistisches Sprachrohr, um die Bedingungen von Interessengemeinschaften und diskriminierten Gruppen zu verbessern.
Raum 4 Art brut: Die Vorstellung, dass Kunst Rückschlüsse auf die psychische Disposition der AutorInnen zulässt und dass Bilder etwas über die Gesundheit oder gar Krankheit derer aussagen, die sie produzieren, muss in Frage gestellt werden.
Raum 6 Black Art Matters Nach großen Unruhen formierte sich 2013 in den USA die Bewegung Black Lives Matter. Ein Jahr später erreichte sie weltweit ihren Höhepunkt. Anlass waren zahlreiche Demonstrationen gegen die Tötung von AfroamerikanerInnen, insbesondere durch weiße Polizeibeamte.
Raum 8 Obsessionen: Die Obsession kann als ein individueller Mythos verstanden werden, eine innere Kraft, die das Selbst immer wieder überrascht. Obsessive Kräfte führen zu triebhaften Ausbrüchen, ungeahnten Intensitäten und inneren Zwängen.
Groteske Figuren: Die Hochkultur hat sich vom Grotesken, Unreinen und Abgründigen abgewandt. Sie hat sich dem rechten Maß und der harmonischen Vollendung verschrieben und vermeidet Regellosigkeit und Abweichung von der Norm.
Raum 9 Hybride Formen: Hybridität ist der Schlüsselbegriff zur Beschreibung kultureller Vielfalt, Multimedialität und Heterogenität.
Raum 10 Traum und Trauma: Das Dunkle und Ungeordnete, das Formlose und Chaotische, so die Urmetapher der Kunst, steht am Anfang jeder ästhetischen Produktion.
Raum 13 Inklusion: Die Inklusion von KünstlerInnen aus Kontinenten wie Australien, Afrika, Asien und Südamerika nimmt in der Gegenwartskunst einen hohen Stellenwert ein und wird in den letzten Jahren verstärkt vorangetrieben.
Die Ausstellung entwickelt eine vielschichtige Ästhetik, die die Idealität eines klassischen Stil- und Formwillens konterkariert. Sie erkundet die Schönheit des Grotesken, des Unreinen und Verdrängten, des an den Rand Gedrängten und des von der Norm Abweichenden.
KünstlerInnen aus Australien, Afrika, Asien und Südamerika wird in der Schau ein hoher Stellenwert eingeräumt. Sie relativieren eurozentrisches Denken und Handeln bzw. westliche Kunst und Kultur. AutodidaktInnen zeigen einen ausgeprägten Willen zu dem, was sie tun müssen. Durch ihr Bekenntnis zur inneren Notwendigkeit der Kunst beweisen sie Authentizität.
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