WENN DER BERG RUFT,    

dann brechen auch manchmal Künstler*innen in die Berge auf!

Patagonien Cerro Torre Foto: (C) Gregor Sieböck

29. Bergfilmfestival vom 8. – 19.11.2023 im Das Kino Salzburg

Wenn Sie sich fragen, was das Bergfestival in meinem Kunstblog zu suchen hat, dann muss ich Ihnen sagen, dass Kunst und Berge sich nicht ausschließen.

Auch Künstler*innen gehen gerne in und auf die Berge. Hier kann man abschalten, hier fließen neue Ideen und die Natur inspiriert einen sowieso...

Das Bergsteigerfilmfestival wird am 8. November 2023 in Hallein eröffnet. Am Eröffnungstag des Bergsteigerfilmfestivals – traditionell im Stadtkino Hallein – zu Gast ist diesmal Simon Messner.

Simon Messner im Karakorum Foto (C) Simon Messner

Im Mittelpunkt des Abends steht Simon Messner, Sohn des legendären Bergsteigers Reinhold Messner. Simon Messner wurde 1990 geboren und ist Molekularbiologe und ist Höhenbergsteiger. 2023 gelang ihm und Martin Sieberer die Erstbesteigung des 7163 Meter hohen Yermanendu Kangri im Karakorum. Er wird über abenteuerliche Erstbegehungen in den entlegensten Ecken der Welt sprechen.

Sein Statement: „Ich bin kein Sportkletterer und schon gar kein Profisportler. Ich sehe mich als Alpinist und damit einer langen Tradition verpflichtet. Bergsteigen ist in erster Linie Erlebnis und nicht messbar oder vergleichbar. Die Bergwelt ist ein Erfahrungsraum, den es zu bewahren gilt, und die Bergwelt ist bis heute ein großer Lehrmeister geblieben. Alle Fehler, die ich hier mache, mache nur ich. Dem Berg ist es egal, ob mich ein Stein trifft. Mir nicht“. Was für gute Argumente!

Die Laudatio auf Simon Messner hält Alexander Huber.

25 neue Bergfilme in 12 Programmen im brandneuen, generalsanierten DAS KINO am Giselakai. Außenstellen im Stadtkino Hallein und im OVAL, auf Tour in Radstadt und Lofer. Reparaturwerkstatt für Outdoor-Bekleidung in der brandneuen Bergbar des DAS KINO. Salzburgs erstem muskelbetriebenen Indoor-Fahrradkino bei der Salzburg AG und dazu werden Geschichten aus den heimischen Bergen erzählt. Huberbua Thomas Huber schlüpft in eine neue Rolle als Jäger, der Ramsauer Spitzensportler Anton Palzer wird vom Skibergsteiger zum Radprofi, Elisabeth Heugenhauser lässt uns an ihrem Alltag auf der Kammereggalm in Maishofen teilhaben und mit Trailprofi Anita Eckerstorfer laufen wir den legendären Schwarzachtrail. Wir sind lokal verankert und denken global: Himalaya-Chronistin Billi Bierling reflektiert die positiven und negativen Seiten des modernen Expeditionstourismus.

Victor de Le Rue in Alaska Foto: C) Christoph Thoresenj

Es werden beim Bergfestival nicht nur spannende Filme gezeigt, sondern es gibt auch wieder Themenbereiche wie zum Beispiel „Klima“, „Bergsteigen und Wettbewerbe“ oder der „Massenansturm auf K2“ usw. Es wird darüber gesprochen, gelesen, diskutiert und auch gefeiert. Einfach ein Allroundprogramm das Berg und Abenteuer betrifft.

Eine Vielfalt von Bergerlebnissen und -erfahrungen wird den Besucher*innen diesmal präsentiert.

https://www.daskino.at/festivals/29-bergfilmfestival-2023

So spannend wie Kunst, kann auch das Abenteuer Berg sein und es ist in beiden Bereichen immer wieder eine Gratwanderung.

Organisator des Bergfestivals sind wieder Martin Hasenöhrl, Thomas Neuhold, Bernhard Flieher

GOTTFRIED HELNWEIN         

ein HYPE?

Gottfried Helnwein, Ausstellung zum 75. Geburtstag, Realität und Fiktion, Albertina, Wien, © Manfred Siebinger 2023

Gottfried Helnwein steht derzeit im Mittelpunkt des Interesses und der Aufmerksamkeit anlässlich seines 75. Geburtstages, zu dem die ALBERTINA ihm eine umfassende Werkschau der letzten drei Jahrzehnte widmet.

Gottfried Helnwein, Exklusives Privatshooting, Realität und Fiktion, Albertina, Wien, © Manfred Siebinger 2023

Gottfried Helnwein ist in der Albertina alles andere als ein Unbekannter. Bereits in der Vergangenheit konnte er hier seine Werke präsentieren.

Die Auseinandersetzung mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt prägt das Werk des in Wien geborenen Künstlers Gottfried Helnwein.

Als zentrales Motiv dient ihm dabei die Figur des wehrlosen und verletzlichen Kindes, wobei es sich immer wieder um Mädchen handelt. Sie steht stellvertretend für alle seelischen und gesellschaftlichen Ängste.

Helnweins hyperrealistische Bilder, die stets auf fotografischen Vorlagen basieren, sind „bigger than life“ und beeindrucken durch ihre technische Perfektion. Durch die monumentalen Formate entzieht sich das Dargestellte einer greifbaren Realität.

Gottfried Helnwein The Murmur of the Innocents 22, 2011 Öl und Acryl auf Leinwand
© Collection Renate Helnwein, Ireland | Bildrecht Wien, 2023

Betrachtet man Helnweins Arbeiten – um in der Flut von Bildern, Werbung, Plakaten und Reklametafeln wahrgenommen zu werden, sind seine Werke größer geworden, um aufzufallen – wie zum Beispiel das Bild eines Mädchens, unschuldig in Weiß (Was assoziiert man mit der Farbe Weiß? Vollkommen, gut, klar, unschuldig, ehrlich) gekleidet ist und einen weißen Kopfverband trägt, der mit Blut getränkt ist. Die Schultern sind blutverschmiert. Auch die Hände sind blutig. Grotesk dabei ist auch vielleicht, man sieht keine Wunden oder signalisiert das Blut die seelischen Wunden? Das wirft Fragen auf! Wie konnte es zu dieser Misshandlung kommen? Eine Horrorszene, wie Kinder misshandelt und missbraucht werden? Auch Helnwein hatte – rückblickend – in seiner Kindheit Schreckliches erlebt und wählte die Kunst, um sein Trauma zu verarbeiten. Durch diese Kombination entsteht eine Mischung aus Groteske und Horror, die sowohl ein Gefühl der Beunruhigung als auch der Beklemmung hervorruft.

Gottfried Helnwein The Disasters of War 49, 2016 Öl und Acryl auf Leinwand
ALBERTINA, Wien © Dauerleihgabe von Gottfried und Renate Helnwein

Ein anderes Werk zeigt ein Mädchen mit einem Maschinengewehr. Ist es Rache, wie es im Krieg immer wieder vorkommt? Der Ausdruck des dargestellten Mädchens: „Wenn du mir zu nahekommst, weil du mich verletzen, missbrauchen oder misshandeln willst, dann erschieße ich dich einfach. Oder soll es darstellen, wie auch Kinder missbraucht werden und in den Krieg geschickt werden (Afrika zum Beispiel)

Gottfried Helnwein The Visit 4, 2021-2023 Öl und Acryl auf Leinwand
Privatsammlung © Gottfried Helnwein / Bildrecht, Wien 2023

Die hyperrealistische Malweise, von der einzelnen Wimper bis zum Blutstropfen, suggeriert eine atemberaubende Präzision, die nur der schockierenden Realität entspringen kann. Helnwein imitiert mit den Mitteln der Malerei die Unbestechlichkeit einer Kamera. Tatsächlich zieht der Künstler Fotografien als Vorlage heran und rückt damit der Realität noch näher. Doch ist es gerade die Malerei, die alle Darstellungen in das Reich der Fiktion verweisen. Die monumentalen Formate entziehen das Dargestellte einer erlebbaren Wirklichkeit.

Kunstwerke, Exponate, Gottfried Helnwein, Realität und Fiktion, Ausstellung zum 75. Geburtstag, Albertina, Wien, © Manfred Siebinger

Insofern sind Helnweins Werke zeitlose Statements gegen Vereinnahmung, Übergriffigkeit, Zerstörung und Gewalt.

Mit seiner Arbeit spricht er Bereiche an, über die die Gesellschaft gerne hinwegsieht. Er will sichtbar machen, was die Menschen lieber verdrängen und unsichtbar lassen. Sein Ziel ist es, die Menschen dazu zu bringen, hinzuschauen.

Biografie: Gottfried Helnwein wurde 1948 in Wien geboren.

Im Jahre 1969 nimmt Gottfried Helnwein sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien auf. Er wird Meisterschüler bei Rudolf Hausner, einem der bedeutendsten Vertreter der Bewegung „Phantastischer Realismus“. Helnwein erhält 1970 den Meisterschulpreis. Später folgen der Kardinal-König-Preis (1971) und der Theodor-Körner-Preis (1974). Auf die Arbeit Gottfried Helnweins hat die für Hausner typische technische Brillanz starken Einfluss. Bereits während seiner Studienzeit entstehen die ersten hyperrealistischen Gemälde von verwundeten und gequälten Kindern.

Gottfried Helnwein lebt abwechselnd in Irland und den USA.

https://www.helnwein.de/artist/biography/article_2-GOTTFRIED-HELNWEIN

Salty Dixie Ramblers

feierten ihr 30jähriges Jubiläum

30-jähriges Jubiläum in der Bachschmiede mit Stella Jones als Stargast „Salty Dixie Ramblers“ Foto: (c) Günther Freund

1993 wurden die SALTY DIXIE RAMBLERS von den Brüdern Erich und Wolfgang Greiner sowie dem Halleiner Trompeter Ludwig „Luggi“ Mayerhofer gegründet. 2023 feierten sie in der Bachschmiede Wals/Siezenheim ihr 30-jähriges Jubiläum!

Ein Grund zum Feiern, denn die Band hatte sich dem Stil der zwanziger und dreißiger Jahre, dem Swing der vierziger Jahre und natürlich dem legendären New-Orleans-Jazz verschrieben.

Zum 30-jährigen Jubiläum konnte mit der international bekannten Soul- und Jazzsängerin Stella Jones ein besonderer Stargast gewonnen werden. Stella Jones wurde 1971 in Berlin als Tochter des Bebop-Trompeters Carmell Jones und der Fluxus-Künstlerin und Blues-Sängerin Christine Jones geboren.

30-jähriges Jubiläum der Band „Salty Dixie Ramblers“ in der Bachschmiede mit Stella Jones als Stargast/ Foto: © Christa Linossi 2023

Stella Jones, die vor allem mit international bekannten Musikern auf den großen Bühnen steht, ist 2023 derzeit mit Andreas Gabalier „Dirndl-Wahnsinn- Hulapalu“ auf Tour in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Im Oktober dieses Jahres machte sie einen Zwischenstopp in Salzburg und durch Zufall kam es zu einer Begegnung mit der Band Salty Dixie Ramblers. Man kam ins Gespräch und Stella Jones sagte spontan zu, beim 30-jährigen Jubiläum der Band in der Bachschmiede aufztreten. (https://www.stelluna.com/)

So wurde das Jubiläumskonzert vor ausverkauftem Haus zu einem vollen Erfolg und zu einer Zeitreise mit der Band SALTY DIXIE RAMBLERS in die Geburtsstätte des Jazz, in den tiefen Süden der USA, in die Stadt am Mississippi. Es war ein Abend voller Rhythmus und Individualität von Dixieland, Swing & Blues.

Das Publikum in der Bachschmiede lebte mit diesen Rhythmen mit und Stella Jones mit ihrer Stimme trug das Ihre dazu bei.

Kurze Information zur Band: Die SALTY DIXIE RAMBLERS sind eine typische Dixielandband. Die im Frühjahr 1993 von den Salzburger Brüdern Erich und Wolfgang Greiner und dem Halleiner Trompeter Ludwig „Luggi“ Mayerhofer gegründete Dixieland-Band spielt hauptsächlich im traditionellen New Orleans-Stil der 20er und 30er Jahre, aber auch aus der Swing-Ära der 40er Jahre.  Die Band besteht aus drei Bläsern und drei Rhythmikern, darunter Bandleader Wolfgang Greiner aus Salzburg (Banjo und Gitarre). Bassist Lupo Lindtner aus der Steiermark (Sousaphon und Kontrabass). Siegfried Siller, ebenfalls aus Salzburg (Percussion). Daniel Reichl (Klarinette), der Trompeter Klemens Wimmer aus Bad Ischl/OÖ und Florian Schmitzberger (Handenberg/OÖ).

Auch neuere Kompositionen und andere Musikstile werden von ihnen im Dixieland-Stil umgesetzt. Als optisches Showelement gibt es eine original Marching Brass Parade. Zahlreiche Konzerte und Galas im In- und Ausland wurden in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg bestritten. (https://www.salty-dixie-ramblers.at/)

„Bachschmiede“ Museum und Kulturzentrum Foto: © Christa Linossi 2023

Kurze Information zur Bachschmiede: Die „Bachschmiede“ in Wals-Siezenheim/Salzburg wurde 1567 erstmals urkundlich erwähnt. Es wurde durchgehend bis 1970 geschmiedet und wird nun seit 2008 als Museum und Kulturzentrum geführt. Es ist ein Kulturhaus mit einem vielfältigen kulturellen Angebot. Die „Bachschmiede“ als regionales Museum, versteht sich als offener Ort für einen ständigen kulturellen Kommunikationsprozess der Bevölkerung, als ein „Ort der Begegnung und aktiven Auseinandersetzung“. (https://www.diebachschmiede.at/)

KNALLEFFEKT!

Für einen Paukenschlag sorgt bereits der Wechsel in der Schauspielleitung der Salzburger Festspiele im Oktober 2023!

Marina Davydova © SF/Neumayr/Leo

Die neue Schauspieldirektorin Marina Davydova greift hart durch und wird oder will das gesamte Jedermann-Ensemble austauschen! Auch Regisseur Michael Sturminger, der seit 2017 das Leben und Sterben des reichen Mannes am Domplatz inszenierte, muss gehen, ebenso Burgtheaterschauspieler Michael Maertens.

Jedermann-Ensemble-2023-c-sf-jan-friese-03

Marina Davydova hat sich zum Ziel gesetzt, den JEDERMANN völlig neu zu inszenieren. Die Entscheidung ist ihr nicht leichtgefallen, das kann man so oder so sehen. Aber heißt es nicht immer: „Mit neuen Besen kehrt man gut“? Man darf gespannt sein. Von der Direktion der Salzburger Festspiele gibt es noch keine Stellungnahme. Auch Festspielintendant Markus Hinterhäuser hat sich noch nicht geäußert.

Seit 1920 wird JEDERMANN schon gespielt und dies sollte Anlass genug sein, etwas NEUES zu wagen.

Zur Person Marina Davydova wurde in Baku, Aserbaidschan, geboren und studierte Theaterwissenschaften in Moskau. Sie ist Festivalleiterin und Theaterregisseurin sowie Theaterkritikerin und -historikerin. Davydova lehrte an verschiedenen Universitäten über die Geschichte des westeuropäischen Theaters und gab Kurse über Theaterkritik an der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften.

Auf zu neuen Ufern!

LESEN BILDET!

75. Frankfurter Buchmesse und schon ist sie Geschichte!

Frankfurter Buchmesse / Fotograf: Marc Jacquemin
Frankfurter Buchmesse 2023, Aktion auf dem Paulsplatz und dem Messegelände: 75 Stühle – 75 Geschichten

Die 75. Frankfurter Buchmesse (vom 18.-22. Oktober 2023) bot in ihrem Jubiläumsjahr ein kulturell wie politisch hochkarätiges Programm – als Forum der Literatur und der gesellschaftlichen Debatten.

Was 1949 mit rund 200 Verlagen in der Paulskirche begann, hat sich zur weltweit wichtigsten Branchenplattform für Inhalte und Ideen entwickelt. Heute ist die Geschichte der Frankfurter Buchmesse ein Teil der Geschichte der Stadt Frankfurt am Main, der Geschichte der deutschen Demokratie und der Geschichte der internationalen Medien- und Verlagsbranche.

Die Frankfurter Buchmesse ist die größte Medien- und Buchmesse der Welt. 

Die diesjährige Buchmesse stand ganz im Zeichen des Kampfes gegen Krieg und Gewalt, aktueller Debatten, der Begegnung mit Autor*innen aus aller Welt und des Ehrengastauftritts Sloweniens.

Eröffnet wurde das größte internationale Treffen der Verlagsbranche von der slowenischen Staatspräsidentin Nataša Pirc Musar. Der Autor und Philosoph Slavoj Žižek und die Dichterin und Publizistin Miljana Cunta hielten eine philosophische und eine literarische Eröffnungsrede.

Copyright Frankfurter Buchmesse / Fotograf: Marc Jacquemin
Redner Der Autor und Philosoph Slavoj Žižek
Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse 2023,

Zu starken Reaktionen im Publikum und den Medien führten die Ausführungen des slowenischen Philosophen Slavoj Žižek (slowenischer Philosoph) mit seiner Eröffnungsrede zum Nahostkonflikt „Kein Frieden ohne Lösung der Palästinafrage“, in der er sich auf Israel und Palästina bezog. Žižek verurteilte die Terroranschläge der Hamas gegen die israelische Bevölkerung, betonte aber, dass man auch den Palästinensern zuhören und ihren Hintergrund berücksichtigen müsse, wenn man den Konflikt verstehen wolle.

Copyright Frankfurter Buchmesse
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse
freier Fotograf : Jonas Ratermann

Statement von Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse zur aktuellen Situation in der Welt:

„Die Welt ist aus den Fugen geraten. Wir haben die Krise des Klimawandels und die Krise der westlichen Demokratien. Wir erleben seit über anderthalb Jahren Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Und seit dem 7. Oktober einen neuen, schrecklichen Höhepunkt der Gewalteskalation durch den Terrorkrieg der Hamas gegen Israel. Wir sind entsetzt. Bei der Frankfurter Buchmesse geht es immer um Menschlichkeit, im Zentrum steht die menschliche Begegnung. Diese Menschlichkeit ist am 7. Oktober durch den Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel abermals zerbrochen. Unser Mitgefühl gilt den Menschen, deren Angehörige Opfer dieses Gewaltexzesses wurden, und allen Menschen in Israel und Palästina, die unter dem Krieg leiden.”

In zahlreichen Veranstaltungen wurden während der fünf Messetage die drängendsten Themen (Klimawandel, Migrationsbewegungen und Kriege) aus Politik und Gesellschaft beleuchtet.

Die Aktion „75 Stühle – 75 Geschichten“ war ein besonderer Hingucker. 75 Stühle erzählten per QR-Code die Geschichten von Menschen und ihrer Verbindung zur Frankfurter Buchmesse.

Fans guter Geschichten und literarischer Live-Begegnungen erfreuten sich in diesem Jahr auf eine Menge Highlights.

Auch das Trendthema Künstliche Intelligenz wurde auf der Messe intensiv diskutiert. Das Spektrum reichte von praktischen Erfahrungen mit KI-gestützten Übersetzungstools bis hin zu urheberrechtlichen Aspekten.

Zu einer neuen Eventlocationfür Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Autor*innen und Fans wurde das Meet the Author Areal (Halle 4.1).

Der slowenische Gastland-Pavillon auf der Messe erwies sich durch mehr als 70 Veranstaltungen mit Autor*innen, Dichter*innen und Denker*innen aus Slowenien und dem internationalen Literaturbetrieb als absoluter Anziehungspunkt für die Messebesucher*innen.

Last not least war noch am letzten Tag der Buchmesse (22. Oktober 2023) die Überreichung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den Schriftsteller Salman Rushdie – für sein literarisches Schaffen und sein gesellschaftliches Engagement – in der Frankfurter Paulskirche.

Copyright Frankfurter Buchmesse
Fotograf: Marc Jacquemin
Frankfurter Buchmesse 2023, Pressegespräch mit Friedenspreisträger Salman Rushdie

Zur Person Sir Salman Ahmed Rushdie wurde am 19. Juni 1947 in Bombay (heute Mumbai, Indien) geboren. Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Romane, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden, verbinden oft magischen Realismus mit historischer Fiktion. Sie handeln von Verbindungen, Migrationen und Brüchen zwischen östlicher und westlicher Zivilisation und sind häufig auf dem indischen Subkontinent angesiedelt.

Mehr als 7.000 Medienvertreter*innen berichteten über die gut 2.600 Veranstaltungen an den Fach- und Publikumstagen. Rund 105.000 Fachbesucher*innen aus 130 Ländern und 110.000 Privatbesucher*innen besuchten die Buchmesse. „Ein starkes internationales Fachprogramm und über 4.000 Aussteller*innen aus der ganzen Welt machen die Attraktivität der Buchmesse für die Branche aus“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. 

Die kommende Frankfurter Buchmesse findet vom 16.-20. Oktober 2024 statt. Ehrengast ist Italien

Alle Videoaufzeichnungen von Veranstaltungen sind auf der #fb223 auf dem YouTube-Kanal https://www.youtube.com/buchmesse abrufbar.

European Capital of Culture

Bad Ischl Salzkammergut 2024 – The countdown is on!

https://www.salzkammergut-2024.at/

Ende September 2023 wurden im Lentos Kunstmuseum in Linz die letzten Einblicke in das Programm von Salzkammergut 2024 gewährt. Kooperationspartner ist das Lentos Kunstmuseum Linz.

14 – 23_09_29_PK_Lentos_1-18 © Salzkammergut 2024 – Edwin Husic

„Die Reise der Bilder“ ist das größte Kooperationsprojekt. Es handelt sich um eine Ausstellung, die Einblicke in Hitlers Kulturpolitik, den Kunsthandel, die Deportationen und die Bergungen im Salzkammergut während der NS-Zeit geben wird. Aufarbeitung der NS-Vergangenheit? Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger betonte die Wichtigkeit eines offenen Diskurses über das historische Erbe der NS-Vergangenheit sowohl in Linz als auch im Salzkammergut. Die Stadt Linz werde sich dieser Aufgabe auch im Kulturhauptstadtjahr stellen.

Bürgermeister Klaus Luger bei der Pressekonferenz am 23.09.2023 im Lentos_1-45 © Salzkammergut 2024 – Edwin Husic

Eine weitere Kooperation besteht mit dem Kammerhofmuseum Bad Aussee mit den Ausstellungen „Wolfgang Gurlitt (https://www.lexikon-provenienzforschung.org/gurlitt-wolfgang) Kunsthändler und Profiteur“ und im revitalisierten ehemaligen Marktrichterhaus in Lauffen „Das Leben der Dinge. Geraubt – verschleppt – gerettet“ (https://www.salzkammergut-2024.at/veranstaltungen/ausstellung-die-reise-der-bilder-lauffen-103/ ) im Salzkammergut.

Die Philosophie der Kulturhauptstadt basiert auf vier inhaltlich und thematisch definierten Programmlinien:

  • Macht und Tradition 6 Erinnerungskultur, Salzabbau, Monarchie, Nationalsozialismus Protestantismus, Widerstand, Sommerfrische, Jüdisches Leben, , Museen, Brauchtum
  • Kultur im Fluss Handwerkskunst, Bildende Kunst, Musik, Theater, Jugendkultur, Queer/Diversität
  • Sharing Salzkammergut Die Kunst des Reisens, Tourismus, Mobilität, Kulturbahnhöfe, Nebensaisonen, Regionalität, Wirtshauskultur
  • Globalokal – Building the New Baukultur, Bodenschutz, Klimawandel, Land, Ökologie, Stadt

Das Salzkammergut 2024 ist das erste Mal in der 39-jährigen Geschichte der Kulturhauptstädte Europas, dass sich 23 Gemeinden im ländlich geprägten inneralpinen Raum zu einer Kulturhauptstadt Europas zusammenschließen.

Motoi-Yamamoto©Mitchell Kearney

Damit ist der Grundstein für die flächenmäßig größte Kulturhauptstadt Europas im ländlichen Raum gelegt. Ein Mammutprojekt also, bei dem es auch Streit, Missverständnisse und sogar Wirtshausschlägereien gab, aber die Vorbereitungen gingen voran.  Und auch das gehört zur Tradition der Kulturhauptstädte Europas: Anders als bei der Produktion anderer Kulturgüter lassen sich die unvermeidlichen Geburtswehen des kreativen Prozesses nicht hinter den Kulissen verstecken.

Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 bietet vielfältige Möglichkeiten, Eigenheiten, Traditionen und Sichtweisen auszutauschen, zu hinterfragen und hoffentlich zu erweitern. https://www.salzkammergut-2024.at/

ZimmermitAussicht_1©lucyd

Die Kulturhauptstadt soll ein Ort der Begegnung und des Dialogs sein, an dem die Bewohner*innen ihre Zukunft in Europa und der Welt gemeinsam gestalten können.

Der Countdown läuft, die Eröffnung der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut findet am 20.01.2024 in ca. 2 Monaten statt. Ich halte Sie auf dem Laufenden!

Darüber hinaus werden Tartu und Bodø auch im Jahr 2024 die Kulturhauptstädte Europas sein.

  • Tartu zusammen mit Südestland https://tartu2024.ee/region Das künstlerische Konzept von Tartu 2024 ist „Arts of Surviaval“
  • Bodø und Nordland (Norwegen, EFTA/EWR-Land) https://www.bodo2024.no/  Bodø 2024 ist das größte Kulturprojekt in Norwegen seit über 10 Jahren und das größte jemals in Nordnorwegen.

BLACK EXHAUSTION

oder

Schwarze Erschöpfung?

Der Künstler Noel W Anderson mit seinem Werk (Hore) Rorschach (Downward Dog) (Dyptich) gespannter Baumwollteppich, courtesy of the artist, NWA Studios Zidoun-Bossuyt Gallery (Ausstellung Salzburger Kunstverein) Foto: © Christa Linossi

Eine Ausstellung, die zeigt, dass in unserer hochtechnisierten Welt die interessantesten Werke immer noch von Hand geschaffen werden, und die der künstlichen Intelligenz die Stirn bietet.

Denn im 21. Jahrhundert werden Bilder von intelligenten Algorithmen gemalt, Musikstücke komponiert und die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) geniale Kunstschöpferin oder nur ein weiteres Kunstwerkzeug ist, steht im Raum.

Wie dem auch sei, im Salzburger Kunstverein gibt es eine hochinteressante Ausstellung des Amerikaners Noel W Anderson, der seine eindrücklichen Arbeiten analog mit einem Webstuhl erarbeitet und das Ergebnis auch erst durch die Hängung im Raum erfahrbar macht.

Ausstellung von Noel W Anderson im Salzburger Kunstverein 2023 Foto: © Christa Linossi

Die Webarbeiten von Noel W Anderson basieren auf Fotografien, die er in verschiedenen Archiven gefunden hat. Einige sind bekannt, andere weniger. Sie veranschaulichen die Mechanismen, durch die schwarze männliche Körper auf der ganzen Welt als Repräsentanten einer Art schwarzer Performativität erscheinen, wenn sie auf Autoritäten oder andere Machtsysteme oder auf sich selbst treffen.

Auf diese Weise untersucht Anderson Systeme, die nicht nur dieses Subjekt konstruieren, sondern es auch umgeben, zusammen mit allen anderen Subjekten, die miteinander verbunden sind.

Der Künstler arbeitet etwa ein halbes bis ein Jahr an der Fertigstellung eines solchen Baumwollteppichs.

Anderson, der eben nach Fotos aus Archiven arbeitet, lässt diese Fotos zuerst weben, dann bearbeitet er sie Stück für Stück mit Textilfarben am Boden, dann werden diese großformatigen Webstücke zusammengesetzt und erst dann erkennt der Künstler, was aus dem Kunstwerk geworden ist. Es ist ein interessantes Schaffen, ohne vorher zu wissen, vielleicht schon das Bewusstsein als ausgestattetes, denkendes, erkennendes, handelndes Wesen zu haben und erst dann das Ergebnis wahrzunehmen. Der Moment der Aufhängung ist auch der Moment des Duchamp’schen infrathin, wenn das eine in das andere übergeht, aber noch nicht hinreichend definiert ist, um das andere zu sein.

So kompensiert Anderson Erschöpfung durch Sinn in Zeit und Raum. Unabhängig von der Frage, wer der andere ist, steht das Selbst immer in Beziehung zum anderen.

Werk von Noel W Anderson „Co-Loss-Us“ 2023, courtesy of the artist, hängender Baumwollteppich, NWA Studios, Zidoun-Bossuyt Gallery, Ausstellung im Salzburger Kunstverein Foto: © Christa Linossi
Werk von Noel W Anderson „Land Cavalier” 2023, courtesy of the artist, gespannter Baumwollteppich, NWA Studios, Zidoun-Bossuyt Gallery, Ausstellung im Salzburger Kunstverein Foto: © Christa Linossi

Zum Künstler: Noel W. Anderson (geb. in Louisville, KY) erhielt einen MFA von der Indiana University in Druckgrafik und einen MFA von der Yale University in Bildhauerei. Er ist außerdem Bereichsleiter für Druckgrafik am Steinhardt Department of Art and Art Profession der NYU (New York University)

Anderson nutzt Printmedien und kunstbasierte Forschung, um philosophische Untersuchungsmethoden zu erforschen. Er konzentriert sich vor allem auf die Vermittlung von sozial konstruierten Bildern zur Identitätsbildung in Bezug auf Schwarze Männlichkeit und Celebrity. Im Jahr 2018 wurde Noel mit dem NYFA Artist Fellowship Grant und dem renommierten Jerome Prize ausgezeichnet. Seine Einzelausstellung Blak Origin Moment feierte im Februar 2017 im Contemporary Arts Center (Cincinnati) Premiere und war im Oktober 2019 im Hunter Museum of American Art zu sehen. Vor kurzem ist auch seine erste Monografie Blak Origin Moment erschienen. (Quelle: Website des Künstlers)

https://www.dieudonne.org/noel-w-anderson

Die Ausstellung wurde noch von Séamus Kealy programmiert und kuratiert von Mirela Baciak.

MICHELANGELO UND DIE FOLGEN!

Sonderausstellung in der ALBERTINA

Michelangelo Buonarroti
Studien für die Libysche Sibylle, um 1510/11
Rötel
The Metropolitan Museum of Art, New York, Purchase, Joseph Pulitzer Bequest, 1924, inv. no. 24.197.2
Foto: © bpk / The Metropolitan Museum of Art

Die Ausstellung in der ALBERTINA ist einem der großen Meister der Renaissance gewidmet: Michelangelo, dem Maler, der mir am meisten am Herzen liegt.

Die Ausstellung MICHELANGELO UND SEINE FOLGEN beschäftigt sich mit der Entstehung und Wirkung eines Kanons („Kanon“ ist ein Kunstwerk, das allgemein als das einflussreichste seiner Epoche gilt), der für mehr als 300 Jahre zum Maßstab für jede Darstellung des männlichen Aktes wurde.

Michelangelo Buonarroti
Sitzender Jünglingsakt und zwei Armstudien, um 1510/11
Rötel, weiß gehöht
ALBERTINA, Wien
Michelangelo Buonarroti
Männlicher Rückenakt, um 1504
schwarze Kreide, weiß gehöht
ALBERTINA, Wien

Das Ideal des männlichen Aktes ist in Michelangelos Zeichnungen wie in seinen Skulpturen eine von innerer Spannung geprägte Darstellung, die weitgehend frei von erzählerischem Beiwerk ist.  Michelangelo entwickelt dieses Ideal des männlichen Aktes um 1500 im Spannungsfeld zwischen dem Studium der Natur und dem Vorbild der in der Renaissance wiederentdeckten antiken Monumentalskulptur.

Michelangelo ist der Meister der Renaissance. Er gehört zu den wenigen Künstlern, deren Ruhm seit Jahrhunderten ungebrochen ist. Seine Kunst und seine Ideale sind tief im Denken seiner Zeit verwurzelt. Dennoch wirkt seine Kunst bis in die Gegenwart.

Die Erschaffung Adams ist wohl das berühmteste und am häufigsten kopierte Gemälde der Schöpfungsgeschichte. Michelangelo beeinflusste auch die katholische Kirche mit Fresken in der Sixtinischen Kapelle.

Die Wiederentdeckung des antiken Körperideals zu Lebzeiten Michelangelos und die revolutionären Fortschritte in der Darstellung der menschlichen Anatomie werden in der Ausstellung gezeigt. Neben Michelangelo sind Raffael, Dürer, Rembrandt, Rubens, Mengs, Batoni, Klimt und Schiele zu sehen, die alle ihr eigenes Körperbild entwickelten, indem sie Michelangelos Ideal nachahmten, weiterentwickelten oder vehement ablehnten.

Gezeigt werden Kunstwerke, die die Darstellung des idealen Körpers im Laufe der Jahrhunderte untersuchen. Zu sehen sind Schlüsselwerke des Künstlers, darunter Zeichnungen, die im Zusammenhang mit dem nicht ausgeführten Fresko „Die Schlacht von Cascina“ entstanden sind, sowie berühmte Darstellungen wie der „Sitzende Jünglingsakt“ und Zeichnungen der Sixtinischen Kapelle.

Raffaels Rötelakte und Dürers Aktdarstellungen, die einem anderen Regelwerk als das Michelangelos folgen, sind ebenfalls Gegenstand der Ausstellung. Rembrandts ungeschminkter naturalistischer Körper wird ebenso zu sehen sein wie die Bronzestatue des Herkules Farnese als Vertreter eines eigenständig entwickelten Körpertyps. Die Darstellung des nackten weiblichen Körpers ist ebenfalls Gegenstand einer Sonderausstellung.

Raffaello Santi
Junger Mann, einen Alten auf dem Rücken tragend (Aeneas und Anchises), 1514
Rötel
ALBERTINA, Wien

Den Abschluss der Ausstellung bilden Werke von Klimt und Schiele. Sie zeigen den Niedergang der Darstellung des menschlichen Körpers, wie sie seit der Renaissance gelehrt wurde. Insgesamt spannt die Ausstellung einen Bogen vom Frühwerk Michelangelos bis zu den Künstlern des frühen 20. Sie zeigt, wie Michelangelo den Idealkörper des Michelangelos Buonarroti aufgreift, weiterentwickelt und schließlich dekonstruiert.

Die Ausstellung zeigt unter anderem bedeutende Leihgaben aus dem Metropolitan Museum New York, dem Louvre Paris und der fürstlichen Sammlung Liechtenstein.

Die Ausstellung ist in der ALBERTINA bis 14. Jänner 2024 zu sehen.

https://www.albertina.at/ausstellungen/michelangelo-und-die-folgen/

„Friendly Alien“ feierte seinen 20. Geburtstag

Das Kunsthaus Graz feierte sein 20-jähriges Bestehen mit einer differenzierten Reaktivierung seiner Geschichte, die sich sowohl auf die nicht exponierten und weniger sichtbaren Aspekte vergangener Projekte als auch auf spezifische neue künstlerische Produktionen und performative Interventionen konzentriert.

Kunsthaus Graz „Friendly Alien“ Foto: © Christa Linossi 2023

„Auf ins Ungewisse!“ – der Aufruf der Kunsthaus-Architekten Colin Fournier und Peter Cook – war und ist eine abenteuerliche Einladung, die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft auszuloten und der Nachfrage nach alternativen Ideen und Utopien nachzukommen.

Werfen wir einen Blick zurück ins Jahr 2003. Graz war Kulturhauptstadt 2003 und in diesem Jahr wurde auch das KUNSTHAUS GRAZ eröffnet. Diese biomorphe Architektur, die einer biologischen Form oder Gestalt ähnelt, wurde von den britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier eigens für die Kulturhauptstadt Graz entworfen. Sie wurde zum Markenzeichen und ist seit 20 Jahren ein wesentlicher Bestandteil der städtebaulichen Identität der Stadt Graz.

Das Besondere an diesem Kunsthaus ist auch, dass es auf dem 1848 vom Architekten Josef Benedict Witthalm errichteten „Eisernen Haus“ (auf-)gebaut wurde. Die Verbindung von Eisernem Haus“ und Friendly Alien“ verbindet historische und zeitgenössische Architektur auf jene Weise, für die Graz 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Eine 40 m lange gläserne Galerie verbindet die historische und denkmalgeschützte Bausubstanz mit dem neuen Kunsthaus und der „Blase“. Was ist die „Blase“? Es ist der blaue Körper des Kunsthauses Graz, der aus insgesamt 1288 blau eingefärbten, halbtransparenten Acrylglasplatten besteht. „Nozzle“ ist eine Struktur, die sich aus „Bubble“ mit 16 „Nozzels“ entwickelt. Sie können sinngemäß als Nasen, Trichter, Düsen oder auch als Schnorchel übersetzt werden. 15 Nozzels sind nach Norden ausgerichtet, nur einer blickt nach Osten, zum Uhrturm, dem traditionellen Wahrzeichen von Graz. So entstand ein Dialog zwischen altem und neuem Wahrzeichen der steirischen Landeshauptstadt.

abstract_light_animation_Kunsthaus Graz

Die Architektur besticht nicht nur durch ihr Äußeres, sondern auch durch ihre Räumlichkeiten. Sie unterscheidet sich radikal von herkömmlichen Ausstellungskontexten, die von der traditionellen Idee des „White Cube“ bestimmt sind. Kuratoren: innen und Künstler: innen wurden durch die spezifische räumliche Situation immer wieder neu herausgefordert, das Kunsthaus besteht aus den Räumen 01-04 und das Besondere daran ist, dass die Stockwerke nicht von unten nach oben gezählt werden, sondern umgekehrt, von oben nach unten.

Auch die Medienfassade BIX ist Teil des Gesamtkonzepts. Sie ist eine einzigartige Verschmelzung von Architektur und Medientechnik zur künstlerischen Kommunikation zwischen außen und innen und schafft so eine Verbindung.

https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/bix-medienfassade

Ein paar Fakten und Zahlen: 1227 Künstler: innen, 207 Ausstellungen, 333 neuproduzierte Werke, 122 BIX-Projekte, rund 700 (interne) Veranstaltungen, 98 Kataloge, 61 Begleithefte und ca. 1.500.000 Besucher: innen (Stand August 2023) fand bis dato statt.

In den letzten 20 Jahren hat das Kunsthaus unter der Leitung von Peter Pakesch (2003-2015), Barbara Steiner (2016-2021) und Katrin Bucher Trantow (Interimsleitung 2015/2022) wegweisende und international renommierte Künstlerinnen und Künstler gezeigt: Einzelausstellungen mit Sol LeWitt, Andy Warhol, Ai Weiwei, Bill Fontana, Katharina Grosse, Monika Bonvicini und Hito Steyerl, die sich oft spezifisch mit dem Raum auseinandersetzten. Darüber hinaus wurden in wichtigen Kooperationen thematische Gruppenausstellungen wie Roboterträume (2010), Landschaft in Bewegung (2015) oder Faking the Real (2021) erarbeitet, die wichtigen gesellschaftlichen Fragen am Puls der Zeit aufgreifen.

So feierte das Kunsthaus Graz „Friendly Alien“, wie es auch genannt wird, 4 Tage lang sein 20jähriges Bestehen. Mit verschiedenen Veranstaltungen, viel Prominenz und natürlich Ausstellungen.

Colin Fournier, Architekt des Kunsthauses, Andrea Mayer, Kultur-Staatssekretärin, Andreja Hribernik, Direktorin Kunsthaus Graz und Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin, v.l.,Foto: Kunsthaus Graz / J.J. Kucek
Judith Schwentner (Vice Mayor), Elke Kahr (Mayor), Christopher Drexler (Governor), Andreja Hribernik (Director), Günter Riegler (City Councilor), Katrin Bucher Trantow (Curator), Marko Mele & Josef Schrammel (Managing Director UMJ), from left,Photo: Kunsthaus Graz / J.J. Kucek
Foto Kunsthaus Graz sol-lewitt-detail-wall-graz-2004_1674141581

Sol LeWitts monumentale Arbeit WALL, die nach 20 Jahren wieder aufgestellt wird, tritt nun in einen Dialog mit der Gruppenausstellung THE OTHER, die sich mit den Themen Identität, Geschichte, Zugehörigkeit und Ausgrenzung auseinandersetzt. Der Begriff des „Anderen“ ist im allgemeinen Verständnis fast immer mit einer Abgrenzung, einer Trennung, einem Unterschied oder einer Unterscheidung von etwas oder jemandem verbunden. Der „Andere“ ist der, der nicht dazugehört, der nicht integriert ist. Aus westlicher Sicht wird das „Andere“ als der Osten, der Orient oder der exotische Süden definiert. Die Ausstellung verweilt bei der paradoxen Position des „Anderen“ als konstituierendes Element, aber auch als Störung. Diese Unterbrechung dient nicht nur der Differenzierung, sondern ist ein Impuls, diese Differenz als Öffnung für mögliche Zukunftsszenarien zu denken.

Weitere Aktionen im und um das Kunsthaus ergänzen das Jubiläumsprogramm:

https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/ausstellungen/ausstellungen/events/event/12098/sol-lewitt-s-wall-performed

https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/ihr-besuch/programm