DAS KIND UND DIE ZAUBERDINGE!

(L’Enfant et les sortilèges)

TerrassenTalk Das Kind und die Zauberdinge: v.l.n.r. Ursula Gessat, Giulia Giammona, Anna Handler, Foto: © Christa Linossi

Eine Oper für Kinder wird nun schon zum dritten Mal im Rahmen des Kinder- und Jugendprogramms der Salzburger Festspiele aufgeführt. Anna Handler (Musikalische Leitung) und Giulia Giammona (Regie) bringen in diesem Jahr diese besondere Oper auf die Bühne.

Ein kurzer Rückblick zeigt, wie kam es dazu, diese Oper zu wählen:

Es war ein Auftragswerk für die Pariser Oper, dass mitten im Ersten Weltkrieg entstand. Komponist der Oper war der französische Komponist Joseph-Maurice Ravel. Er war einer der Hauptvertreter des Impressionismus in der Musik. Die Oper, die 1925 uraufgeführt wurde, konnte sich nie so richtig durchsetzen, was sehr schade ist, denn das Werk fällt in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen.

Was die Musik betrifft, will Colette, die (das Libretto von Sidonie-Gabrielle Colette verfasst hat) nur Ravel als Komponisten will. Ravel setzte sich tatsächlich hin und schreibt, und zwar für großes Orchester, gemischten Chor, Kinderchor und acht Solisten. Da ist Musik drin. Und zwar alle. Stilmix von Bach bis Gerswin, von Barock bis Jazz, alles dabei, aber eben à la Ravel. Umwerfend charmant.

Terrasentalk der Salzburger Festspiele „Das Kind und die Zauberdinge“ mit Giulia Giammona, Anna Handler und Ursula Gessat Foto: Neumayr/Leopold 12.07.2023

Giulia Giammona war vor allem von der Musik dieser Oper fasziniert. Sie fand es auch spannend, die Reise des Kindes vom Nachmittag bis zum Morgen durch seine Augen mitzuerleben. Das Werk habe sehr viele wechselnde Nuancen und Stimmungen, man sei „vielen überraschenden Wendungen ausgeliefert. Dazu kommt ein besonderer musikalischer Reichtum mit Elementen aus Jazz, Varieté oder Walzer.

Als die Dirigentin Anna Handler von Ursula Gessat gefragt wurde, ob sie die musikalische Leitung dieser Oper übernehmen wolle, musste sie nicht lange überlegen. Anna Handler über Ravel: „Er war im Grunde ein hervorragender Instrumentator, was man zum Beispiel an seiner Orchestrierung von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung sehen kann.

Terrasentalk der Salzburger Festspiele „Das Kind und die Zauberdinge“ mit Giulia Giammona, Anna Handler und Ursula Gessat Foto: Neumayr/Leopold 12.07.2023

Angesichts der kleineren Besetzung in der vorliegenden Bearbeitung von Didier Puntos hat sie zwar zunächst „geschluckt“, ist sich aber sicher, dass sich der Farbenreichtum von Ravels Musik auch so erzeugen lässt, und sieht darin eine Chance, sich noch intensiver auf die Musik einzulassen: “Giulia Giammonas Bild einer Reise gefällt mir, weil das Stück auch musikalisch viele Metamorphosen durchläuft“.

Interessant sei auch, wie Ravel das Geschehen durch musikalische Intervalle symbolisiere: „So kehren wir am Ende zum Anfang zurück“. Das Werk, an dem Ravel fünf Jahre lang komponierte, zählt für sie zu den Höhepunkten seines Schaffens. Zur Spieldauer von nur 50 Minuten sagt sie: „Ich finde es großartig, dass er in so kurzer Zeit so viel sagen und auf den Punkt bringen kann.

Terrasentalk der Salzburger Festspiele „Das Kind und die Zauberdinge“ mit Giulia Giammona, Anna Handler und Ursula Gessat Foto: Neumayr/Leopold 12.07.2023

Worum geht es inhaltlich in dem Stück? Das Kind brütet missmutig über den Hausaufgaben, will lieber spielen. Die Mutter schimpft – ein Streit, knallende Türen, Hausarrest und ein wütender Tobsuchtsanfall. Erschöpft sinkt das Kind in den Sessel. Überraschend rutscht dieser zur Seite. Was tun, wenn sich Sessel und Stuhl plötzlich verbünden und mit der Standuhr um die Wette ticken? Was passiert, wenn man sich im eigenen Garten nicht mehr auskennt? Und wie kann man dem Spuk ein Ende bereiten? Zum Glück gibt es ein Zauberwort…

Auf die Frage von Ursula Gessat an die Regisseurin Giulia Giammona nach ihrer Herangehensweise an die Geschichte, ob sie im Hinblick auf die Wandlung des Kindes im Laufe der Geschichte von einem Stück mit einem überholten Erziehungsmodell sprechen würde, antwortet Giulia Giammona: „Es war die Auseinandersetzung mit den Charaktereigenschaften eines Kindes von heute. Worüber ich gestolpert bin, ist die Frage nach dem Wutausbruch des Kindes und der Zerstörung von Prestigeobjekten, die ein Stück auch die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit darstellen. Durch das Auftauchen der anderen Figuren, auch der Tiere, von denen es sich beschuldigt fühlt, beginnt das Kind zu verstehen, dass sein eigenes Handeln Auswirkungen auf andere hat. Seine Wut ist der Aufhänger für die Aufforderung: Seid mutig und geht auch mal raus!“

Für mich ist wichtig: Wie können wir den Stoff von damals aktuell machen, meint auch Anna Handler. Daher hat es mich sehr gefreut, dass der Text in diesem Sinne umgeschrieben wurde und zeigt: Das Kind hat Mut und tut Gutes. Zum Umgang mit dem Text bemerkt Giulia Giammona: Ausgehend vom französischen Wort ’sage‘ (artig) habe ich mich gefragt: Ist, dass das richtige Wort, denn „artig“ ist im Deutschen anders konnotiert“.

Der Konflikt mit den Eltern dauert schließlich lebenslang, reflektiert Anna Handler den Kern der Geschichte.

The disappearance of dreams!

experimental photo work by © Christa Linossi 2023 – From the series „Dreams“

What are wishes? What are dreams? Don’t we always get these things mixed up in reality? And if the wish, the dream does not come true? Then we are disappointed! But why are we disappointed? Because perhaps we don’t put the wish into action properly, the dream into words properly?