
Halle für Kunst in Graz, hatte sich zum Ziel gesetzt, dem fantastischen Surrealismus erneut Raum zu geben.
Gezeigt werden folgende Künstler*innen die sich mit dem Phantastischen Surrealismus auseinandersetzten: Eva Aeppli, Walter Behrens, Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Helmut Leherb, Anton Lehmden, Kurt Regschek, Curt Stenvert

Figur in Samtkleid mit Holzstuhl
126 × 52 × 136 cm
Courtesy / Foto © mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, ehemals Sammlung Hahn, Köln, erworben 1978
Ein neuer Blick auf das Phantastische und seine verdrängten Welten in der Ausstellung „Fantastic Surrealists“.
Der Phantastischen Realismus ist neben dem Wiener Aktionismus der wohl bekannteste genuine Beitrag Österreichs zum internationalen Kunstgeschehen der letzten Jahrzehnte, die sich beide aus ganz unterschiedlichen Gründen gegenläufig zur gleichzeitig wirkungsmächtigsten Entwicklung, dem Abstrakten Expressionismus, entwickelt haben.
Um den Phantastischen Realismus ist es vergleichsweise ruhig geworden, während der Surrealismus und seine diversen Nachwirkungen – vor allem nach der letzten Biennale in Venedig – wieder stärker in den Blickpunkt gerückt sind.
Dies zeigt sich wohl am deutlichsten an der informellen Gruppe der Phantastisch-Realistischen Realisten, deren Schaffensperiode in etwa von den 50er bis in die 80er Jahre reicht, in denen sie nicht nur den Diskurs der Zeit maßgeblich prägten, sondern auch viele Schlüsselpositionen in den kulturellen Institutionen des Landes einnahmen und auch in vielen Sammlungen des Landes vertreten sind.
Die Bezeichnung Phantastischer Realismus geht auf den Kunstkritiker Johann Muschik zurück, der sie als Unterscheidung und Betonung einer Eigenart der Wiener Strömung im Gegensatz zum internationalen französischen Surrealismus einführte.
Neben den Begründern der Phantastischen Realisten, Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und anfangs Helmut Leherb, werden bisher nicht oder nur teilweise in diesem Kontext wahrgenommene Künstler*innen berücksichtigt.

© Christa Linossi
Beim Betreten des Ausstellungsraumes stößt man sofort auf eine große Tischvitrine, in der acht Blätter aus dem Zyklus „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Hutter, einem der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, ausgestellt sind. Ursprünglich war Hutter 1970 mit dem Entwurf eines Bühnenbildes für Mozarts „Zauberflöte“ an der Oper Graz beauftragt worden. Da dieser Entwurf das Budget gesprengt hätte, konnte er nicht realisiert werden.

© Christa Linossi
Darüber hinaus ist im Hintergrund eine Figur in einem Samtkleid mit einem Holzstuhl zu sehen. Die Figur deutet in gewisser Weise ein Skelett an. Diese Skulptur stammt von der 2015 verstorbenen Künstlerin Eva Aeppli, die der Nachwelt ein vielschichtiges Werk hinterlassen hat, das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist und Figuren in unterschiedlichen medialen Umsetzungen in den Mittelpunkt stellt. Der seelische Abgrund, der den Einzelnen im Krieg und seinen Folgen erfasste, findet sich bei Aeppli ebenso wie bei den Phantasten.

Sehr interessant ist auch ein Werk von Ernst Fuchs, bei dem es sich um ein Ölgemälde handelt, das sich durch eine sehr eigenwillige Farbgebung auszeichnet. Ein übernatürliches Wesen, das in den abrahamitischen Religionen als Diener oder Begleiter Gottes in verschiedenen Erscheinungsformen auftritt, ist sein „Cherub zwischen Tag und Nacht“ (1974).

Courtesy Ernst Fuchs, Privatstiftung, Wien, © Ernst Fuchs Werkvermittlung
Mit dem Bild „Der Abend, 1960“ ist auch mein Lieblingsmaler Rudolf Hausner vertreten. Rudolf Hausner ist eine der zentralen Figuren der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Die Arbeit „Der Abend“ befindet sich heute im Besitz der Artothek des Bundes. Sie ist als Leihgabe im Mumok Museum der Modernen Stiftung Ludwig Wien zu sehen. Das Werk zeigt vier geometrische Körper vor einem blau-rot-orangen Hintergrund, der durch eine Horizontlinie in zwei Flächen geteilt wird. Das gesamte Werk wirkt wie eine Lichtstudie des Künstlers. Er greift damit einen der klassischen Topoi (feste Formel, festes Schema) der Malerei auf.

Tempera, Harzölfarbe auf Papier auf Holz
52 × 92 cm
Courtesy / Foto © mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leihgabe der Artothek des Bundes seit 1962
Arik Brauer, der zum Kern der Phantastischen Realisten gehört, war schon vorher als gegenständlicher Maler tätig. Typisch für Brauer ist sein Werk „Equilibrist, 1973“. Brauer suchte das „Phantastische“ in seinen Motiven oft, aber nicht ausschließlich in der Darstellung des Natürlichen oder in der Verschränkung von Natur und Kultur. Die Gouache „Equilibrist, 1973“ bezeichnet einen Gleichgewichtskünstler im Allgemeinen und einen Seiltänzer im Besonderen. Der Zirkus als Halbwelt der Illusion.

Gouache auf Papier
18,7 × 14,8 cm
Courtesy Sylvia Kovacek GmbH, Wien
In den Anfangsjahren und beim großen Durchbruch der Phantasten war auch Helmut Leherb (ursprünglich Leherbauer) aktiv beteiligt. Aus den Pariser Jahren stammt auch die Arbeit „Taubenpalast“ von 1970. Im Zentrum des Bildes steht ein weiblich anmutendes Gesicht, dessen Stirn zu den Seiten in ausgebreitete Flügel und nach oben in einen Vogelkopf übergeht. Auf dem Vogelkopf thront eine Thora mit einem Kreuz, das wie ein Wesen geflochten ist. Das Kreuz ist in der Tat von rosafarbenen, organisch anmutenden Fetzen umgeben, die zum Teil an die Lebewesen des Meeres erinnern.

© Christa Linossi
Das Ambiente dieser Ausstellung, die in Rot mit violetten Vorhängen an den Rändern gehalten ist, ist ebenfalls interessant. Es ist als eine Art Bühne gedacht.
Die Ausstellung ist sehenswert!




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