KUNST ins Land eini schau ‘n….

Manfred Daringer Zeichnung / Foto: Christa Linossi

Einmal den Blick von den großen Kunstmessen, Galerien, Museen in den Metropolen abwenden und einmal in kleine Dörfer schauen. Sich auf Spurensuche von Künstlern, die nicht das GELD vor Augen haben, sondern nur Kunst machen wollen, dafür bin ich immer gerne unterwegs, um ein verstecktes Juwel ausfindig zu machen. Es gibt sie, diese Künstler, und sie können durchaus mit den berühmtesten in der Welt konkurrieren.

Auf meiner Querfeldein-Reise durch das Innviertel in Oberösterreich entdeckte ich eine Künstlerfamilie. Die Daringer, drei Generationen von Malern und Bildhauern haben den Ort Aspach geprägt, ein 2000-Seelen-Dorf und bildende Kunst ist untrennbar hier mit dem Namen DARINGER verbunden. https://www.daringer.at/aspachbesuchen  

So entdeckte ich das DARINGER Kunstmuseum in Aspach. Ausgestellt sind Skulpturen, Zeichnungen des Bildhauer Manfred DARINGER. Manfred Daringer, war ein waschechter Aspacher, der nur für seine Kunst lebte (leider verstarb er 2009 an Lungenkrebs) Seine Leidenschaft zur Kunst wiederspiegelt sich auch in seinen Arbeiten.

Manfred Daringer Der Bildhauer/ Foto: Kunstmuseum DARINGER
Foto: Kunstmuseum DARINGER

Manfred Daringer stammt eben auch aus der Künstlerfamilie und hier ein kurzer Rückblick: Begonnen hat alles mit Prof. Engelbert Daringer (1882-1966) einem akademischen Kunstmaler, der zu den Gründern der Innviertler Künstlergilde zählte und sich vor allem als Kirchen- und Freskomaler einen Namen machte. Das wichtigste Profanwerk Daringers ist der Hochzeitsfries am ehemaligen Braugasthof Hofmann in Aspach aus dem Jahr 1926 – eine einzigartige malerische Schöpfung.

Foto: Kunstmuseum DARINGER

Sein Neffe Franz Daringer (1908-1999) ging bei Engelbert Daringer in die Lehre und wurde ebenfalls ein bekannter Kirchenmaler und Restaurator. Er restaurierte mit seinen Mitarbeitern über 150 Kirchen und Kapellen in Ober- und Niederösterreich sowie Salzburg.

Foto: Kunstmuseum DARINGER

Der dritte im Bunde war Franz Daringers jüngerer Bruder Otto Daringer (1913 – 1998). Er übernahm seinerzeit die väterliche Fassbinderei im alten Schloss von Wildenau, doch auch er war der Kunst verfallen. Sein Schwerpunkt: er war Holzbildhauer aus Leidenschaft und schuf zahlreiche Kruzifixe, u.a. das große Friedenskreuz an der Pfarrkirche Aspach, Madonnen und Heiligenfiguren.

Foto: Kunstmuseum DARINGER

Der letzte im Bunde der DARINGER‘S war der Sohn von Otto Daringer, Mag. Manfred Daringer (*1942 und + 2009 ) . Dieser machte die Kunst zur Profession. Er besuchte er die Bundesfachschule Hallein, Abteilung Bildhauerei, anschließend die Kunstschule Linz (Bildhauerei) und danach studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Fritz Wotruba. 1975 erhielt er den Wotruba-Preis. https://www.daringer.at/wotruba-preis

Manfred Daringer war einer der außergewöhnlichsten Bildhauer des Landes und arbeitete mit Holz und Stein in verschiedenen Varianten. Die großen Themen für Manfred Daringer waren Liebe, Leid und Tod. Daringer gelingt es in einer klaren Formensprache diese Themen in seinen Skulpturen sichtbar zu machen. Er verstand es auch, aus einem Stück Mamor, einen geformten Körper mit den sanft hügeligen Landschaften des Innviertels ineinander zu verschmelzen.

Körper-Landschaften Marmor Manfred Daringer / Foto: Christa Linossi

Ein weiteres Highlight ist ein weiblicher Torso – aufgeschnitten – aus Marmor, in dem sich das „werdendes Leben“ – gefasst in Blattgold – sichtbar wird. Diese Skulptur regt zum Nachdenken an. Wir sehen den weiblichen Körper immer nur als Kunstakt oder als Objekt der Begierde. Aber haben wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass dieser Körper das Leben auf Erden hervorbrachte und es auch weiterhin tut? Dies ist, was mich an dem Künstler Daringer fasziniert, seine Skulpturen sind nicht nur Objekt, sondern sie sind tiefgründig und das macht für mich den eigentlichen Künstler aus.

weiblicher Torso Marmor Manfred Daringer „Werdendes Leben“ / Foto: Christa Linossi

Es gibt viele interessante Arbeiten im Kunstmuseum zu sehen, aber alle aufzuzählen, wäre zu viel. Jedoch an diesem Objekt halte ich noch fest, eine aus Terrakotta gefertigte Figur. Ein sitzender Mensch, der gerade über sich und die Welt wahrscheinlich nachdenkt. (Auch der Titel ist getroffen DENKER) Sitzen wir den nicht oft so, in Gedanken versunken, um den Sinn des Lebens zu erfassen, oder einfach Nachdenken über vieles, Lösungen finden wollen?

DENKER Terrakotta Manfred Daringer / Foto: Christa Linossi

Manfred Daringer war ein wahrer Künstler, der nicht für die Geldmaschinerie am Kunstmarkt tätig sein wollte, obwohl er sicher viele Kunstsammler hatte, aber im war Aspach wichtig und am wichtigsten sein Atelier, wo er seine Ideen und sein inneres Empfinden herausarbeiten konnte.

MENSCH IN LANDSCHAFT Marmor Manfred Daringer / Foto: Christa Linossi

In der heutigen Kunstszene geht es hauptsächlich darum, wer die beste Marketingschiene hat, die beste Galerie, den besten Förderer oder Lobbyist, spielt im 21. Jahrhundert in der Szene mit, ob nun Kunst gleich Kunst ist, sollte außerdem einmal hinterfragt werden.

Manfred Daringer’s letztes Statement zu seiner Kunst: „Das Einzige, was ich zu hinterlassen habe, ist eine geistige Haltung, die weiterwirkt – erfahrbar durch das Gemachte“.  

(Der Künstler verstarb 2009 leider an Lungenkrebs)

Ich werde mich weiterhin auf Spurensuche begeben…

https://www.daringer.at/lebensweg

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