und die Literaturtage in Rauris 2023 sind schon wieder Geschichte!

Eine Fahrt ins Rauris Tal lohnt sich immer wieder, allein schon wegen seiner 20 schönsten Gipfel rund um Rauris.

Aber man fährt nicht nur wegen der schönen Landschaft, sondern auch einmal im Jahr wegen den Literaturtagen ins Rauris. Heuer fanden die 52. Literaturtage mit dem Thema „Aus dem Rahmen“ statt.
Es ist nichts „Aus dem Rahmen“ gefallen, diesmal gab es keine Beschränkungen, keine Pandemie und sonstige Nachteile. Es war wieder ein Zusammentreffen der Autoren und Autorinnen, der Veranstalter, des Publikums und der vielen Diskussionen rund um die Literatur.
Warum „Aus dem Rahmen“ das Motto für die Rauriser Literaturtage 2023? Aus der Sicht des Intendanten-Duo Ines Schütz und Manfred Mittermayer der beiden langjährigen Verantwortlichen für die Literaturtage wurden zuletzt viele Selbstverständlichkeiten durch Ereignisse wie die Pandemie und den Krieg in der Ukraine ins Wanken gebracht. Eine Motivation dazu, darüber nachzudenken, wie damit umzugehen ist, wenn einzelne Personen und Lebensmuster „aus dem Rahmen fallen“. Mentale und technologische Veränderungen unseres Zusammenlebens sind seit längerem im Gang und haben die Rahmenbedingungen für unsere Existenz erkennbar verschoben. Dazu gehören Phänomene wie die Globalisierung und die Digitalisierung, aber auch die Frage nach der Abgrenzbarkeit individueller Identität.
Die besten Gedanken dazu, hatte Bodo Hell, der es kurz und knackig in einer lustigen Anekdote – während dem Gespräch mit Mittermayer – dem Publikum präsentierte.

Für mich, war bei den heurigen Literaturtagen in Rauris, Schwerpunkt Bodo Hell, denn ich unbedingt, auch aus privaten Gründen, im Gespräch „sage und schreibe“ mit Manfred Mittermayer hören wollte. Es war ein Gespräch über Literatur. Kein Autor ist so sehr mit der Geschichte der Rauriser Literaturtage so verbunden wie Bodo Hell. Er war der erste Preisträger des Rauriser Literaturpreises 1972 und war insgesamt zehn Mal Gast bei den Literaturtagen. Anlass dieses Gespräches, war der 80. Geburtstags (15. März 2023) von Bodo Hell, der sehr viele interessante Details aus seinem Leben und seinem Kunstschaffen preisgab. Er gab Auskunft über die Literatur, die für sein eigenes Schreiben prägend gewesen sind. Es gab dann auch noch einen Ausschnitt aus einem neuen Dokumentarfilm von Carola Mair, die Bodo Hells Schaffen neu porträtierte.
Seine Literatur ist zeitgenössisch, er hinterfragt ständig die Geschichte der Religion und hat mit Landschaft und Berge sehr wenig zu tun. Obwohl er wieder im Sommer, es wird sein 45. Almsommer auf der Grafenbergalm im steirischen Dachsteingebiet. Wo er wieder als Halter und Senner Rinder, einige Pferde und Ziegen auf einer Almfläche von ca. 1300 Hektar betreuen wird. Als Senner produziert er auch in mühevoller Handarbeit einen begehrten Ziegenkäse. Er ist hier nicht nur Senner, sondern nebenbei ist er auch Schriftsteller und die vielen Gedanken, die ihm hier bei der Almarbeit durch den Kopf jagen, bringt er abends dann zu Papier. Diese Alm ist für ihn wichtig, hier kann er vom Großstadtgetriebe Abstand nehmen, seine Neugierde herausfordern und wieder neues entstehen lassen.
Bodo Hell ist ein vielseitiger Autor und Performer und mit seinen 80 Jahren kein bisschen leiser, im Gegenteil ein quicklebendiger, der körperlich und geistig gut drauf ist, wie ein Junger. Einfach beachtenswert. Aber seine Devise ist auch: „Beweglich bleiben im Geist und mit dem Körper, die Neugierde nicht verlieren und solange seine Schuhe gehen, wird auch er die nächsten 20 Jahre gehen“. Das nenne ich eine absolut gute Einstellung.
Bodo Hell geboren 1943 in Salzburg, lebt in Wien und am Dachstein
Prosa (intertextuell und der Faktizität verpflichtet), Radio, Theater, Schrift im öffentlichen Raum, Text-Musik-Performances, Essais zur bildenden Kunst, Fotos, Film, Ausstellungen, Almwirtschaft.
Sein neuestes Buch „Begabte Bäume“ hier bewegt man sich konkret durch Österreichs Natur- und Kulturräume. Seine Texte kommen flink und leichtfüßig daher; verknüpfen botanisches Wissen mit historischem und kulturgeschichtlichem. ISBN: 9783990591307 erschienen im Literaturverlag Droschl. https://www.droschl.com/
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