Tannhäuser

Osterfestspiele Salzburg 2023

Richard Wagner (1813–1883)
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
Romantische Oper in drei Akten
Dichtung vom Komponisten

»Tannhäuser« – Tänzerinnen und Tänzer von BODHI PROJECT und SEAD Salzburg © Monika Rittershaus

Ich hatte die Gelegenheit bei den Proben von „Tannhäuser“ dabei zu sein. Ich schreibe über Opern sehr selten, ich bin keine Opernexpertin. Aber was reizte mich, eine der schwierigsten Opern von Richard Wagner, doch anzusehen und bei den Proben dabei zu sein? Es war das Bühnenbild und die Inszenierung, die mich in den Bann zogen.

„Tannhäuser“ Foto: © Wilfried Hösl

Das Bühnenbild setzte der Italiener Romeo Castellucci so großartig in Szene, dass er es schaffte, Bühne, Kostüme und Licht in einen Kontext zur Musik von Wagner zu stellen und die Leichtigkeit des Italieners spürbar machte.

Welche Gedanken machte sich Castellucci zum „Tannhäuser“? Seines Erachtens liegt Tannhäuser zwischen zwei Dimensionen, weil er keine eigene Dimension hat. Tannhäuser Dimension ist ein Irrtum, und sein Merkmal: Er ist immer zur falschen Zeit am falschen Ort und mit dieser Erkenntnis arbeitet Castellucci an Bildern, die universell sind und die sich jeder Erklärung entziehen. Tannhäuser ist ein getriebener Mann, Jemand, der es allen recht machen will und am Ende niemanden gefällt.

Andris Nelsons-Gewandhausorchester Foto: © Gert-Mothes

Mit feierlichen Tönen wird die Ouvertüre eröffnet und es beginnt mit dem Einzug der „Amazonen“ (könnten aber auch Bacchantinnen oder Nymphen sein?) ausgestattet mit Pfeil und Bogen. Damit ist schon die eine Kraft des Werkes vorgestellt, der die Welt der Venus gegenübertritt. Als Bühnenbild dient im Hintergrund ein als Videoeingespielter riesengroßer Kreis, in der Mitte ein Auge, dass auf die Amazonen blickt. Dieser groß eingeblendete Kreis – ändert immer wieder den Bildinhalt – und ist ein Wechselspiel zum Inneren des Venusberges.

LM0A1891 Tannhäuser@Bayerische Staatsoper Foto ©: Wilfried Hösl

Als weiteres Bühnenbild erschließt sich das Innere, wo sich Körper ineinander verschlungen, versuchen sich zu bewegen und die Stimme der Venus und des Tannhäuser erklingen lassen („Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen, gesungen laut sei nur dein Preis von mir!“

„Tannhäuser“ Emma Bell (Venus) Foto: © Monika Rittershaus

Das Bühnenbild ist auch Wechselspiel, zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen seidigen Vorhängen mit der Choreinlage „Freudig begrüßen wir die edle Halle, wo Kunst und Frieden immer nur verweile‘…“

Jonas Kaufmann (Tannhäuser), Marlis Petersen (Elisabeth) Tänzerinnen und Tänzer von BODHI PROJECT und Seat / Foto: © Monika Rittershaus

Es ist vermutlich das Vorspiel, in dem noch einmal das Fluch Motiv der Venus aufklingt und in die Sängerhalle der Wartburg führt.

Das Bühnenbild im dritten Akt, ebenso schlicht gehalten, ein sichtbarer Pfeil, und am Ende sieht man den Zerfall des Körpers, den Prozess der Zersetzung.

Tannhäuser „Zerfall des Körpers“ Foto: Foto: © Rudi Gigler

Hier wurde immer wieder der Text mit Beginn „Hier vergehen ein Jahr“…usw bis zum Schluss „Hier vergehen eine Milliarde Milliarden Milliarden Milliarden Jahre“ eingeblendet.

Tannhäuser „Ebene in Atome umgewandelt“ Foto: Foto: © Rudi Gigler

Somit kann man hier die biologische Uhr sehen, die uns die Zeit aufzwingt, die aber auch die Zeit transzendiert. Erst wenn die Ebene in Atome umgewandelt ist, ist eine Begegnung möglich. Auch hier spürte man die Tiefenwirkung des Bühnenbild von Romeo Castellucci.

“ Der Staub des Tannhäuser und der Staub der Elisabeth können sich endlich umarmen und eins werden.“ Foto: © Rudi Gigler

Statement von: ANDRIS NELSONS (Musikalische Leitung)

„Liebe und Opfer sind die höchsten menschlichen Taten. Elisabeth opfert sich für Tannhäuser. Diese Chance, dass einem vergeben wird, rückt Tannhäuser für mich sehr nah an die christliche Religion.  Da ich katholisch erzogen und aufgewachsen bin spielen solche Gedanken wie Sünde und Vergebung, Oper und Liebe und all diese Gegensätze eine große Rolle. Und all das ist sehr präsent in TANNHÄUSER“

Statement von: JONAS KAUFMANN(Tannhäuser)

„Diese Tannhäuser-Expedition ist etwas, das man vielleicht als vorbereitende Besteigung des Mount Everest bezeichnen sollte. Es ist nicht der letzte, höchste Gipfel, aber natürlich ist es nicht weit davon entfernt.“

Statement von: ROMEO CASTELLUCCI (Bühnenbild)

„Die Verbindungen zwischen Italien und Deutschland sind sehr alt. Ich denke, dass man in gewisser Weise ein italienisches Herz braucht, um Wagner aufzuführen, ich meine im Allgemeinen, nicht mich, ich denke, eine italienische Mentalität macht Wagner etwas weicher. Diese Kombination kann also sehr gut sein.“

https://osterfestspiele.at/programm/2023/tannhaeuser

Rückblick zu Richard Wagner „TANNHÄUSER und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ Wagner wurde 1841 mit dem Stoff bekannt und schrieb am Textbuch bis 1843. Im April 1845 war die Komposition beendet, und die Oper konnte am 19. Oktober 1845 in Dresden uraufgeführt werden. Immer wieder hat Wagner an dem Werk gearbeitet. Zur Aufführung in Paris (1861) hatte er sogar eine Balletteinlage geschrieben, die allerdings wesentliche Umarbeitungen erforderlich machte. Mit dem „Tannhäuser“ schritt Wagner den Weg zum Musikdrama konsequent weiter. Die Szenen gehen ineinander über. Dem sinfonischen Gesamtstil fügt sich der deklamatorische Gesang ein. Mit den feierlichen Tönen des Pilgerchores wird die Ouvertüre eröffnet. Damit ist schon die eine Kraft des Werkes vorgestellt, der die Welt der Venus gegenübertritt. Doch der Glaube an das Gute trägt den Sieg davon: mit der Ausbreitung des Pilgerthemas schließt das Vorspiel

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