im Dialog mit sieben bedeutenden Künstlerinnen der Gegenwart
Edvard Munch – Im Dialog, so präsentiert die Albertina ihre große Frühlingsausstellung 2022.

Diese Schau ist in mehrere Hinsichten einzigartig: Warum? Es ist eine Gegenüberstellung mit sieben bedeutendem Künstler*innen der Gegenwart. Von Edvard Munch werden über 60 Werke des norwegischen Künstlers in einem beeindruckenden Œuvre gezeigt, die für die moderne und zeitgenössische Kunst wegweisend sind.
Albertina Museum
Munch der radikal der die sichtbare Wirklichkeit aufbrach und sich die verborgenen, unsichtbaren Verletzungen und Erschütterungen der Seele zuwandte, sich mit wiederkehrenden Themen wie Krankheit, Eifersucht und Angst auseinandersetzte und so die psychischen Narben von Erlittenem verarbeitete. Revolutionär ist auch seine technische Arbeitsweise die wie eine koloristische Übersteigerung seiner Gemälde, die Vereinfachung der Motive und die ikonenhafte Frontalität seiner Figuren bis hin zur scheinbaren Verflüssigung der Landschaft, die sich abzeichnen wie eine unberechenbare, bedrohliche Welt. Der Mensch wird zur Symbolfigur für das Sich-Verlieren des Einzelnen im Ganzen.
Es ist Munchs weitreichende Rezeption in der zeitgenössischen Kunst und sieben bedeutende KünstlerInnen der Gegenwart – allesamt Größen des 20. Jahrhunderts – treten somit mit Munch in den Dialog. Andy Warhol, Jasper Johns, Georg Baselitz, Miriam Cahn, Peter Doig, Marlene Dumas und Tracey Emin. Die ausgewählten Werkgruppen illustrieren eindrucksvoll den Einfluss, den Edvard Munchs Kunst bis heute auf nachfolgende Generationen ausübt.
Ich stelle nur drei Künstler hier vor, die in den Dialog mit dem Künstler Munch getreten sind.

Es ist zum einen der amerikanische Popart Künstler Andy Warhol. Andy Warhol hat sich an den berühmtesten druckgrafischen Werken von Munchs abgearbeitet. „Der Schrei“, „Madonna“ und Munchs „Selbstbildnis“ adaptierte diese Motive und setzte sie im Stil der Pop Art um. Warhol nimmt kaum Veränderungen an den ursprünglichen Kompositionen der Darstellung. Zum Einsatz jedoch kommen verschiedene grelle Farbkombinationen, um unterschiedliche Abwandlungen zu kreieren. Während Munchs Werk „Der Schrei“ nur blaue und gelbe Farben aufweist, arbeitete Warhol mit grellen rot, zarten grün und einem abweisenden tiefen Blau. Jedoch darf man aber auch nicht übersehen, dass Munch seinen „Schrei“ auch in anderen Farbkompositionen noch darstellte. Ebenso wird auch das Werk „Madonna“ und „Selbstbildnis“ in einer Farbkombination von Pink und Rot umgesetzt.

Auf diese Weise gelingt es ihm, Munchs Grafiken immer wieder neu zu entdecken, sie zu modifizieren und letztendlich zu eigenen Werken von differenzierter Ausdruckskraft umzuformen.
Während die Rezeption bei Georg Baselitz die Waldlandschaften und seine zum Teil auch indirekten Porträts des norwegischen Künstlers gehören. Der deutsche Künstler sieht in dem Norweger den an sich zweifelnden Maler und erkennt in dessen nächtlicher Einsamkeit das künstlerische Schicksal. Baselitz Gegenüberstellung zu Munchs Waldlandschaften, ist ein Werk, dass sich in eine innere Spannung auflöst und auch eine gewisse Unruhe in Fragmentische Teile wieder vereint.

Tracey Emins Gemälde und dessen multimedialen Arbeiten sind von traumatischen persönlichen Erfahrungen geprägt. Die ebenfalls an den autobiographischen Charakter in Munchs Schaffen anknüpfen. Die Engländerin bringt in ihrem Kunstschaffen, genauso wie Munch, eine starke persönliche Komponente zum Ausdruck. Der vorbildhafte Künstler Edvard Munch, ist für sie, der Künstler schlechthin, der dem psychischen Zerfall des modernen Menschen zum Ausdruck bringt.

Am Beispiel dieser bedeutenden Gegenwartskünstlerinnen und -künstler zeigt die Ausstellung Edvard Munch. Im Dialog die mannigfaltige Munch-Rezeption, von der Auseinandersetzung mit Munchs Motiven und Themen über das Aufgreifen stilistischer Merkmale bis hin zu einer intensiven Beschäftigung mit den tiefenpsychologischen Inhalten des großen norwegischen Symbolisten und Expressionisten.
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