Chat-Interview mit dem Künstler Roman Pfeffer

Bei einer Vernissage Anfang September 2021 im Traklhaus Salzburg, lernte ich den Künstler Roman Pfeffer kennen. Es handelt sich hier um eine Ausstellung in Kooperation mit der MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung, Linz, nach Salzburg wird die Ausstellung in Linz gezeigt wird.

Roman Pfeffer, Ausstellungsansicht, Foto Rudolf Strobl

Zum Künstler Roman Pfeffer:

Die Arbeiten von Roman Pfeffer im Traklhaus und seine Arbeiten auf seiner Homepage sprachen mich sofort an und ich wusste, diesen Künstler muss ich interviewen und auf meinem Blog vorstellen.

Traklhaus – Roman Pfeffer / Foto: Christa Linossi

Linossiartstory: Deine Ausstellung im Traklhaus hat den „Schwerpunkt“: Maßnehmen, Dinge in Beziehung setzen – unter Umständen auch sich selbst – und dabei neue Parameter entdecken“. Was ist der Reiz darin?

Roman Pfeffer: Einmal sagte ich in einem Interview: Das Absolute macht mir eher Angst und das hat mit deiner Frage zu tun. Alles steht in Beziehung zueinander und kann sich jederzeit verändern. Ich nehme Dinge oder Themen des Alltags und beleuchte sie und so entsteht etwas Neues. Verschiebe ich eine Kleinigkeit, dann ist etwas, was vorher als absolut gegolten hat, danach nicht mehr richtig. Zum Beispiel im Falle der Gleichung 8 = 0, 176m2. Für diese Gleichung würde man in der Mathematikstunde eine 5 bekommen. Dadurch, dass, ich beim Kunstwerk andere Parameter heranziehe, ist diese Gleichung mathematisch richtig, obwohl das Ergebnis das Gleiche ist. Um das geht es immer wieder: Zusammenhänge verstehen und diese anzuwenden. Durch einen neuen Blickwinkel entdeckt man wieder etwas Neues.

Traklhaus – Roman Pfeffer / Foto: Christa Linossi

Linossiartstory:  Erzähl uns ein paar Worte über dich und was bewog dich Künstler zu werden.

Roman Pfeffer: Wenn ich zurückblicke, dann haben mich in meiner Kindheit immer wieder Listen begleitet. Ich habe Statistiken aufgestellt und fiktive Wettbewerbe abgehalten, bei denen ich durch Manipulation Einfluss genommen habe, wer am Ende auf Position 1,2,3… steht. Somit waren Zahlen, Mathematik und ihr Verschiebung relativ früh für mich interessant. Mit Kunst hatte das zu dieser Zeit nichts zu tun, aber mit Analyse und wie Verschiebungen durch Einflussnahme zustande kommen. Ich bin dann später in die Ortweinschule in Graz gegangen, wo ich einen Architekten als Lehrer hatte, der viel über Rhythmik, Reihung und Komposition gesprochen hatte und das interessierte mich. Dass ich dann an der Akademie der bildenden Künste gelandet bin, war am Ende eher die Neugierde an der Kunst. Eigentlich hatte ich am Beginn des Studiums wenig Ahnung, was zeitgenössische Kunst bedeuten kann. Darum passierte es auch, dass ich in der Malerei-Klasse von Gunter Damisch gelandet bin. Mit meinem aktuellen Wissen würde ich mich heute eher in einer Bildhauerei Klasse bewerben. Aber die Zeit im Studium ist auch dazu da, um herauszufinden, wohin der Weg gehen kann.     

Linossiartstory: Was beeinflusst dich und deine künstlerische Arbeit?

Roman Pfeffer: Kunstgeschichte, Dinge oder Inhalte, die uns umgeben, spielen bei meiner Arbeit eine Rolle. Manchmal finde ich ein Objekt, das lagert dann bei mir im Atelier und nach einer Weile entwickelt sich daraus ein Kunstwerk. Andere Arbeiten, wie die Mazzocchio Arbeiten, welche in der Ausstellung im Traklhaus zu sehen sind, knüpfen direkt an die Kunstgeschichte an.         

Linossiartstory:  Deine Arbeiten sind ausdrucksstark. Finden Deine Installationen auch im öffentlichen Raum oder nur in Galerien statt? Mit welchen Materialien arbeitest Du?

Roman Pfeffer: Am öffentlichen Raum habe ich großes Interesse, werde allerdings eher selten eingeladen dort etwas zu machen. Heuer stehen überraschenderweise gleich zwei Projekten an. Es gibt keine spezifischen Materialien, die ich verwende. Es verändert sich von Werk zu Werk und ist in Beziehung mit dem Inhalt der Arbeit zu sehen. Zum Beispiel bei den Arbeiten in der Ausstellung, bei denen ich die Linien eines Notenblattes herausgeschnitten habe, um eine Komposition entstehen zu lassen. Hier gibt die Arbeit schon das Material vor. Oder es gibt die kultivierten Zierpflanzen. Da habe ich die Blätter eines Gummibaums in eine Ahornform umgewandelt, indem ich die Blätter beschnitten habe. Da benötigt man die Fotografie, um diesen Eingriff weitertransportieren zu können.        

Linossiartstory: Interessant ist Deine Arbeit „Swip“, 2017, es ist wie ein Puzzlespiel, betrachtet man es genau, findet man Quadrate, Rhomben, Linien vor: was war hier dein Gedankenspiel dies zu kreieren?

Roman Pfeffer: Diese Arbeit hat als Ausgangspunkt eine Zeichnung des 16-teiligen Mazzocchio-Ringes mit achteckigem Querschnitt. Diese Zeichnung ist auf 32 Tafeln aufgemalt. Jede dieser Tafeln ist drehbar. Dreht man jetzt genau die Hälfte der Tafeln, so entsteht ein abstraktes Bild. Hier interessiert mich die Frage, ab wann etwas Reales abstrakt wird bzw. genügt Form und Farbe oder benötigen wir den Konex zur Abbildung. Ein weiterer Punkt ist das Wissen, das unsere Sehgewohnheiten prägt. Haben wir das Wissen, dass bei dieser Arbeit der 16teilige Ring die Grundlage ist, so vervollständigt unser Gehirn dieses Werk. 

Linossiartstory: In welchem Genre und Material fühlst du dich mehr zuhause?

Roman Pfeffer: Momentan ist es die konzeptuelle Bildhauerei, aber das kann sich schnell wieder ändern.

Linossiartstory: Gibt es Materialien, mit denen du besonders gerne arbeitest oder mit denen du zurzeit viel herumexperimentierst?

Roman Pfeffer: Holz hat den Vorteil, dass man sehr schnell ein Modell bauen kann, darum verwende ich das relativ oft.

Linossiartstory:  Nimmst du auch an Künstler-Symposien teil. Was bringt dies dem Künstler (Austausch, Erfahrung) 

Roman Pfeffer: Sehr selten bin ich bei Künstler-Symposien. Grundsätzlich ist das eine gute Erfahrung, aber ich bewerbe mich nie dafür, da ich im Atelier eher im Rückstand bin. Letztes Jahr wurde ich ins Silvrettatelier von Roland Haas für 2 Wochen ins Montafon eingeladen. Das war wunderbar und es ist auf 2000m Höhe einiges entstanden. Der Einfluss einer anderen Umgebung und das Zusammensein mit Kolleginnen, die man nicht kennt, hat natürlich etwas Reizvolles und bringt im Idealfall die Beteiligten einen Schritt weiter.

Linossiartstory:  Inwiefern ist die Vernetzung über Social Media heute für den Künstler wichtig?

Roman Pfeffer: Social Media ist mittlerweile ein Teil unserer Welt geworden und in dieser bewegt sich auch der Künstler Roman Pfeffer. Ob es lebenswichtig ist, das stelle ich in Frage, aber es ist eine Möglichkeit, die eigene Arbeit zu verbreiten. Was die schnelle Verbreitung aber auch mit sich bringt, ist, dass ähnliche Arbeiten von vernetzten Personen entstehen. 

Linossiartstory: Welches deiner Projekte ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben und weshalb?

Roman Pfeffer: Es gibt Projekte, die sich an der Kante des Scheiterns bewegen, und die bleiben am stärksten in Erinnerung. 2015 realisierte ich eine Videoarbeit, bei der ich ein 17m langes Sportruderboot am Kopf rotieren ließ. Das Ruderboot war um 180 Grad gedreht, mein Kopf steckte zur Gänze im Rumpf und dann drehte sich das Ruderboot. Ich stand drinnen und hatte Angst um mein Leben, da ein Windstoß alles aus der Balance bringen hätte können. Die Arbeit bekam während des Drehs den Titel „Braintwister“, da man von der Außenwelt abgeschottet ist und das Boot durch die Drehung die Gehirnwindung ankurbelt.

Linossiartstory: Was bedeutet für Dich Erfolg?

Roman Pfeffer: Wenn die Rahmenbedingung es zulassen, dass ich meine Arbeit weiterentwickeln kann, dann ist es für mich Erfolg.  

Linossiartstory: Der Virus COVID 19 hat auch die Kunstszene lahmgelegt, wie ist es Dir ergangen und wie sieht die Zukunft aus.

Roman Pfeffer: Ich hatte das Glück, dass ich in den Covid – Lücken Ausstellungen hatte. Manche wurden ein wenig verschoben, die anderen verlängert und wenige abgesagt. Ein Skulpturenprojekt in Sydney wird jetzt schon das 2 Mal verschoben, aber da ich vorhabe, noch eine Weile auf dieser Erde zu bleiben, wird sich das schon noch ausgehen.

Linossiartstory: Wo würdest Du am liebsten in Europa für immer Stationiert sein?

Roman Pfeffer: Ich lebe jetzt schon mehr als 25 Jahre in Wien und arbeite auch immer wieder in Attnang-Puchheim. Wien als Base ist gut und ich denke es wird auch so bleiben. Wenn ein Sponsor mein Studio vergrößern könnte, dann wäre das ein Wunsch, der auf meiner Liste steht. Bei meiner Kunst ist es weniger wichtig, wo ich angesiedelt bin, sondern die Rahmenbedingungen vor Ort spielen eine größere Rolle.    

Roman Pfeffer, „11 m“, 2013/17, Maßband, Farbe, Holz, Installationsansicht Raum mit Licht

Linossiartstory:  Roman es war nett mit dir diesen Chat zu führen. Es war ein offener ausführlicher Chat, mit vielen interessanten Einblicken in deine Kunst. Für die Zukunft wünsche ich dir noch viele atemberaubende und interessante Abenteuer auf deinem Weg zur öffentlichen Kunst.

Danke für das nette Chat-Gespräch und alles Gute für die Zukunft.

Lazy Mazzocchio, 2017 Bildrecht Foto: Josef Schauer Schmidinger 

Die Ausstellung von Roman Pfeffer ist im Traklhaus/Salzburg noch bis zum 16. Oktober 2021 zu sehen

http://www.romanpfeffer.com/

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