„Temporäre Kunstinterventionen entlang der Großglockner Hochalpenstraße“ von 2020 – 2022

Die Großglockner-Hochalpenstrasse, an sich schon ein eigenes Kunstwerk verbindet sich mit zeitgenössischer Kunst. SERPENTINE – A TOUCH OF HEAVEN AND HELL, so der Titel dieses Kunstprojektes welches 2020 bereits gestartet ist und bis 2022 weitergeführt wird.
Dieses Kunstprojekt bezieht sich auf die mäandernde Fahrt über die vielen Kehren der Großglockner-Hochalpenstrasse und zeigt gleichzeitig die problematische Beziehung von Kunst Avantgarde und Massen-Tourismus. Den Massen-Tourismus findet auch auf der Großglockner Hochalpenstrasse statt.
Kritische Kunst beansprucht heute für sich, den Konsum und die Zirkulation der Bilder, wie sie von der Tourismuswirtschaft in Umlauf gebracht werden, mit ihren Interventionen „kritisch“ zu unterlaufen.
Kamera, Licht und Bildregie: Victor Jaschke
2. Kamera, Lichtassistenz und Setfotografie: Francesca Centonze
Field Recording: Victoria Ferreri, Thomas Hörl
Ausstattung, Kostüm und Make-up: Thomas Hörl, Peter Kozek
Ausstattungsassistenz: Vito Baumüller
Produktionsassistenz: Victoria Ferreri
Schnitt, Postproduktion: Victor Jaschke
Sound Design: Alexander Martinz
Performer*innen: Vito Baumüller, Francesca Centonze, Victoria Ferreri, Flame, Gisli, Christina Gruber, Thomas Hörl, Victor Jaschke, Peter Kozec
Ich will aber im speziellen auf das Künstlerduo Peter Kozek & Thomas Hörl eingehen. Mich faszinierte der inszenierte Film LICHTHÖHE. In diesem Kurzfilm werden die Schichten eines architektonisch-tektonischen Gesamtgebildes, in dem sich Erd- und Menschheitsgeschichte, Ehrfurcht und Konsum, Tradition und Ausnahmezustand überlagern, gezeigt. Die Überlegung war, wie kann man sich hier in ein skulpturales Projekt einschreiben? Es entstand daraus die Idee, einen Film zu drehen, der aufgrund des Straßenverlaufes selbst mit den verschiedenen signifikanten Orten in Verbindung tritt. Die Künstler befassten sich auch mit der Geschichte der Großglockner Hochalpenstrasse, wo sie verschiedene Ebenen entdeckten, unter anderem die Ursprünge der Tauern. Tauern heißt „Hoher Alpenübergang“ und vor 3.500 Jahren wagten bereits die Menschen den Weg über das 2.504 m hohe Hochtor. Kelten und Römer nützten die kürzeste Nord-Süd-Verbindung vorwiegend, um Handel zu treiben. Das war auch die Grundlage für den Film, wo Säumer und Pferde in dem Film vorkommen sollten, aber auch der moderne Verkehr. Gleichzeitig kommt aber auch die Beschäftigung mit Mythen, Sagen und Bräuchen nicht zu kurz. In Zusammenarbeit mit dem Kameraman Viktor Jaschke wurde 10 Tage lang am Großglockner gedreht. Der Film wurde teilweise am Tag und in der Nacht gedreht und künstlich wiederum in die Nacht versetzt. Warum? Man wollte den konventionellen schönen Werbeaufnahmen, die Jedermann/frau kennt, entgegenhalten. Des Weiteren kommt in dem Film, auch eine Performance vor, wo Darsteller*innen in bunten großen Reifröcken sich präsentieren.

Der Hintergrund stammt aus der Geschichte, wo die vornehmen Damen aus der Stadt, auch ihre Reifröcke auf dem Großglockner trugen. Irgendwie absurd, Reifrock am Großglockner Hochalpengebirge, aber zum damaligen Zeitpunkt war es eben anders.
Dies war auch ein Grund, diese Szene in den Film einzubauen. So entstand ein interessanter Film zwischen inszenierter Natur und Ingenieurskunst, mit der ästhetischen Erfahrung, in dem Vertrautem fremd und Fremdes vertraut wird.
LICHTHÖHE, der Titel der Arbeit ist ein Wortspiel, das Höhe mit Leichtigkeit verbindet.
Auch die anderen mitwirkenden Künstler brachten sich an diesen Orten mit ihren performativen Inszenierungen in Historischen und zeitgenössischen Rituale ein.
So zum Beispiel der Künstler Ralo Mayer der sich mit den Testfahrzeugen zukünftiger Modelle von namhaften Automobil-Konzernen auseinandersetzte. Es handelt sich um die sogenannten Erlkönige, wo zukünftige Modelle von namhaften Auto-Konzernen in den Extremsituationen der Großglockner Hochalpenstrasse auf ihre Alltagstauglichkeit geprüft werden. Diese Modelle tragen eine spezielle Tarn-Tracht. Deren Muster sollen sie nicht in Unsichtbarkeit verstecken, sondern in aller Auffälligkeit zeigen: Die aufgeklebte Folie dient als Ablenkungsmanöver, das die konkreten Umrisse verschwimmen lässt.


Auf diesen Ansatz passierte Ralo Mayers Projekt. Er stellte (Beginn 2020) zuerst entlang der Straße, ein Lager mit gebrauchten Autoteilen dieser „Erlkönige“ auf. 2021 wendet er jedoch das Prinzip auf einer blauen Rotations-Schneefräse „System Wallack“ an. Diese Schneefräse wurde vom Erbauer Ing. Wallack entwickelt und 1053/54 in Betrieb genommen. Diese Schneefräse der Naturbeherrschung durch Technik, der „Eisbändiger“, wird zum Erlkönig, deren Muster er aus ausgewählten historischen und aktuellen Abbildungen dieser Straße collagiert und in der Tarn-Tracht versteckt sind.

Die Künstlerin Anna Meyer setzt sich mit den Landschaftsmalern des frühen 19. Jahrhunderts auseinander, die mit ihren idealisierten Darstellungen der Alpen maßgeblich dazu beigetragen haben den Berg-Tourismus ins Leben zu rufen. Anna Meyer bringt ebenso schöne Landschafts-Ölbilder auf den ersten Blick hervor, jedoch integriert sie mit ihren Original-Gemälden die typischen touristischen Display-Techniken entlang dieser Erlebnislandschaft mit ein. Der Aspekt der Angst kehrt mit diesen Bildern wieder in die Alpen zurück: Nicht mehr Dämonen lösen die Angst aus, sondern die Fahrt aufnehmenden Folgen der menschlichen Eingriffe in die Natur.

Iris Andraschek und Hubert Lobnig stellen gebrauchte Autos entlang der Straße ab, die durch den spezifischen Standort und die liebevolle individuelle Gestaltung ihres Innen- und Außenraums Einblicke in Welten eröffnen, die die Künstlerin und der Künstler in der touristischen Erlebniswelt als verdrängt empfinden.

Das Projekt thematisiert die durch die Straßenführung inszenierte Landschaft als „Schwellensituation“, in der „Mobilität“ einerseits und „Bühne“ andererseits. Kunst im öffentlichen Raum, auf einer der beliebtesten Hochalpenstraße, eben der Großglockner-Hochalpenstrasse bis auf 3.700 m zu erleben, hat das gewisse ETWAS.
Mitwirkende Künstler*innen an diesem Kunstprojekt sind: Iris Andreaschek & Hubert Lobnig, Peter Kozek & Thomas Hörl, Ralo Mayer, Anna Meyer und Hannes Zebeding.
Kurator: Michael Zinganel.
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