Was wäre, wenn….

…..Salzburg keine Festspiele hätte?

….es wäre eine kleine barocke Kleinstadt, umgeben von einer schönen Landschaft am Alpenrand. Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss (Gründer der Salzburger Festspiele) ist es zu verdanken, dass am 22. August 1920 die Geburtsstunde der „Salzburger Festspiele“ war.

Ein Friedensprojekt, dass bis ins 21. Jahrhundert reicht und für die nächsten Jahrhunderte hoffentlich auch noch existieren wird und kann.

Großes Welttheater_Außenansicht Salzburg Museum/ © Salzburg Museum/Melanie Wressnigg

Das Salzburg Museum widmet in Kooperation mit den Salzburger Festspielen eine Landesausstellung: „100 Jahre Salzburger Festspiele: Großes Welttheater“

Mit einer Landesausstellung werden ab 26. Juli 2020 im Salzburg Museum 100 Jahre Salzburger Festspiele gefeiert. Unter dem Titel „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“ ermöglicht die Ausstellung im Salzburg Museum Einblicke in die Geschichte der Salzburger Festspiele und verfolgt ihre Entwicklung bis in die Gegenwart. International renommierte Künstlerinnen und Künstler zeigen außerdem mit Rauminstallationen ihre eigene Sicht auf die Salzburger Festspiele.
© Salzburg Museum

Diese Ausstellung dokumentiert 100 Jahre Festspielgeschichte. Von den Gründungsvätern bereits als Weltkunstzentrale auf österreichischem Boden in Kriegszeiten ersonnen, ist es tatsächlich zum wirkungsmächtigsten Klassikfestival der Welt gewachsen.

Der österreichische Regisseur Max Reinhardt auf Schloß Leopoldskron. Um 1933. Photograph by Franz Xaver Setzer / © Archiv Setzer-Tschiedel/Imagno/picturedesk.com

„Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal wurde 1911 in Berlin uraufgeführt, war jedoch nicht erfolgreich. Für Salzburg war dieses Stück eine Verlegenheitslösung, denn das ursprünglich vorgesehene Auftragswerk war nicht fertig geworden. Max Reinhardt bat den Salzburger Erzbischof Ignatius Rieder, das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ vor dem Dom aufführen zu dürfen. So wurde  „Jedermann“ – Regie führte Max Reinhardt – im August 1920 erstmalig in Salzburg aufgeführt und aus der Verlegenheitslösung wurde es ein Jahrhundert Stück. Dies ist einmalig, denn es gab noch nie in der Kunstgeschichte, dass ein Stück so lange gespielt wurde wie „Jedermann“, nämlich fast 100 Jahre.

Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ zum ersten Mal auf dem Domplatz in Salzburg unter der Regie von Max Reinhardt. Salzburger Festspiele 1920. Photographie. 1920 © Archiv der Salzburger Festspiele/Foto Ellinger
Regiebuch mit handschriftlichen Eintragungen von Max Reinhardt zu Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“, 1911, 1920, 1927, 1930er-Jahre / Archiv der Salzburger Festspiele © Salzburg Museum/Luigi Caputo

Obwohl „Jedermann“ 8 Jahre lang in der Zeit von 1938 bis 1946 nicht gespielt wurde, Max Reinhardt ging 1937 nach New York und 1938 wurde das Stück von den Nationalsozialisten gestrichen.  Erst als 1946 Helene Thimig, die Witwe von Max Reinhardt, nach Salzburg/Österreich zurückkehrte – Max Reinhardt verstarb 1943 im amerikanischen Exil – steht seit 1946 das Stück Hofmannsthals JEDERMANN wieder auf dem Programm.

Zurück zur Landessausstellung, diese teilt sich in 4 Kapiteln und dokumentiert aufs Beste, was die Festspiele für die Stadt Salzburg, für Österreich und für die kunstinteressierte Welt bedeuten.

Raumausschnitt: Jedermann erwartet sich ein Fest…Festspiele in Salzburg – Wesen und Einmaligkeit © Salzburg Museum/Luigi Caputo

Im 1. Kapitel – „Großes Kino“ ist es eine filmische Annäherung, wo die Besucher*innen in der Säulenhalle filmisch willkommen geheißen und in die Geschichte der Salzburger Festspiele eingeführt werden.

Das 2. Kapitel – „Das Archiv“ – 100 Jahre Salzburger Festspiele in der Max Gandolph Bibliothek der Neuen Residenz verweist auf das Archiv der Salzburger Festspiele und damit auf die Sicherung, Dokumentation und Erforschung der eigenen Institutionsgeschichte hin. Dieses Kapitel erzählt 100 Jahre Festspielgeschichte von 1920 bis 2020.

Im 3. Kapitel – Im „Dialog“ den Salzburger Festspielen begegnen, umfasst das 3. Kapitel einen Rundgang, der im Dialog mit Institutionen wie dem Jüdischen Museum Wien, dem Theatermuseum Wien, dem Literaturarchiv Salzburg und den Wiener Philharmonikern sowie mit international renommierten Künstlerinnen und Künstlern (John Dock, Lionel Favre, Werner Feiersinger, Eva Schlegel, Yinka Shonibare) entstanden ist.

Raumausschnitt: Brüche – Eine Erzählung im Dialog mit dem Jüdischen Museum Wien © Salzburg Museum/Luigi Caputo
Yinka Shonibare CBE, The Bird Catcher’s Dilemma, 2019-2020 / Courtesy of the artist and Stephen Friedman Gallery, London, Photographer: Stephen White

Das letzte 4. Kapitel – On Stage: „Das Museum als Bühne“ hier verwandelt sich die Kunsthalle des Salzburg Museum in eine Bühne. Sie dient während der gesamten Laufzeit der Ausstellung und besonders im Festspielsommer 2021 als Aufführungsort und bietet in der Gesamtkonzeption der Kunsthalle gleichzeitig eine Bühne für Festspielgeschichte(n).

2020 ein Jahr, das aufgrund des Corona-Virus in die Geschichte eingehen wird und die Festspiele auf ein reduziertes Maß zurückgeschraubt hat, wäre es erwähnenswert, dass es dies bereits auch im Kriegsjahr 1940 der Salzburger Festspiele, nur ein Rumpfprogramm gegeben hat. Die Spielzeit dauerte im Juli 1940 nur 14 Tage und bestand ausschließlich nur aus einem Konzertzyklus der Wiener Philharmoniker.

Die Landesausstellung im „Salzburg Museum – Großes Welttheater“ ist auf alle Fälle sehenswert und bietet einen guten Einblick in 100 Jahre Salzburger Festspiele und läuft bis 31. Oktober 2021

Erschienen ist auch ein Buch: „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“ ISBN: 9783701735044 erschienen im Residenzverlag

Herausgeber des Buches:

Martin Hochleitner > ist Kunsthistoriker und seit 2012 Direktor des Salzburg Museum. Zuvor leitete er von 2000 bis 2012 die Landesgalerie Linz. Er unterrichtet seit den 1990er-Jahren an verschiedenen Universitäten und erhielt 2013 den Österreichischen Staatspreis ars docendi für exzellente Lehre

Margarethe Lasinger > studierte Germanistik sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und war als Redakteurin, Lektorin und Ausstellungskuratorin tätig. Seit 1997 ist sie den Salzburger Festspielen verbunden und leitet die Abteilung Dramaturgie und Publikationen.

https://www.salzburgmuseum.at/

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