
Auch im KUNST HAUS WIEN ist der Klimawandel angekommen und man geht der Frage in der Ausstellung MINING PHOTOGRAPHY nach: „Was trägt die Produktion von Fotografien zum menschengemachten Klimawandel bei“? Es wirft auch die Frage auf, wie nachhaltig ist der „ewige Moment“?
Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion beleuchtet aus Perspektiven der Kunst und der Wissenschaft die Gewinnung zentraler Rohstoffe der Fotografie: die Genese ihres Abbaus, ihre Entsorgung und den verursachten Einfluss auf unsere Umwelt. Es ist eine Geschichte des Materials in fünf Akten!
Das KUNST HAUS WIEN, welches sich als Grünes Museum präsentiert, wird mit der Ausstellung „Mining Photography“ einmal mehr seiner Rolle als Schnittstelle von Ökologie, Nachhaltigkeit und Kunst gerecht und die Ausstellung vollzieht einen spannenden Perspektivenwechsel. Die Ausstellung stellt die Fotografie nicht als Medium zur Abbildung, Dokumentation und Vermittlung des Klimawandels in den Mittelpunkt. Nein, sie fragt vielmehr danach, was uns die Kunstform über eine Zukunft jenseits des Klimawechsel sagen kann – nicht in ihrer Funktion der abgebildeten Fotos, sondern zeigt auf, wie grundlegend sich die Natur verändert hat. In diesem selbstreflexiven Moment liegt die besondere Stärke der Ausstellung.

KHW_MINING_PHOTOGRAPHY_UnbekanntSilberbarren_im_Tresor_1945_KodakCollectio © Courtesy: Rare Books, Special Collections and Preservation, University of Rochester
Kuratorin Esther Ruefls erläutert die Ausstellung: „Bei der Ausstellung ging es nicht darum, die ‚böse‘ Fotografie anzuklagen, sondern darum, am Beispiel der Fotografie, erst mal vor der eigenen Tür zu kehren. Es gibt eine Vielzahl von Projekten über den Klimawandel, der uns alle so beschäftigt. Fotografie hat meistens die Rolle, die Auswirkungen zu dokumentieren – die Dürren und Überschwemmungen aufzuzeichnen. In der Ausstellung hingegen wollten wir die Verwicklung von der Erfindung der Fotografie und der Industrialisierung aufzeigen und darlegen wie ihr Aufstieg als Massenmedium mit der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen verknüpft ist.“

Seit es Fotografie gibt, ist die Herstellung von Fotos auch von der Gewinnung und Ausbeutung natürlicher Rohstoffe abhängig. Im 19. Jahrhundert wurden Salz, Kupfer und Silber für die ersten Abbildungen auf Kupferplatten und für Salzpapierabzüge genutzt und nach Aufkommen der Silbergelatineabzüge entwickelte sich die Fotoindustrie im späten 20. Jahrhundert zur wichtigsten Abnehmerin für Silber. Im Zeitalter digitaler Fotografien und Smartphones ist die Bildproduktion auf Seltenen Erden und Metalle wie Koltan, Kobalt und Europium angewiesen. Die Speicherung der Bilder und ihre Distribution produzieren zudem große Mengen an CO2.

Auch hier setzt die Ausstellung MININ PHOTOGRAPHY an und begibt sich auf die Spuren einzelner Handels- und Produktionsketten. Die Ausstellung macht einem auch bewusst, dass auch die Fotografie in dem Teufelskreis KLIMA miteingebunden ist. Für das bloße Auge oftmals nicht erkennbare, wie sich auch hier die Materialität von Fotografien im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.
Es handelt sich um Materialien, die in der fotografischen Produktion Verwendung finden: Kupfer, Kohle, Silber, Papier und *Seltene Erden: die verwendet werden als Trägermedium, in Druckverfahren oder in der digitalen Fotografie. Kupfer für die Daguerreotypien; fossile Brennstoffe wie Kohle und Bitumen im Fotodruck; Silber für die weitverbreiteten Silbergelatineabzüge des 20. Jahrhunderts; Papier als Trägermaterial und Seltene Erden für die immer kleiner werdenden Kameras und Smartphones.
Die Ausstellung MINING PHOTOGRAPHY macht hier sichtbar, was uns noch gar nicht so bewusst war. Ich stelle mir hier die Frage: Müssen wir auch in Zukunft die Fotografie verändern? Wie soll dies funktionieren, wo wir doch im 21. Jahrhundert hauptsächlich von der Bildersprache leben? Was ist die Alternative und wie kann sich die Fotografie aufgrund anderer Materialien weiterentwickeln?
In dieser Ausstellung widmen sich die Künstler: innen mit den unterschiedlichsten Materialien und Verfahren und nähern sich der Thematik verschiedener Formen der Bildproduktion aus teils sehr unterschiedlichen Perspektiven. Es gibt auch Interviews von Experten: Innen die aus verschiedenen Gesichtspunkten der Forschung und Wissenschaft den ökologischen Fußabdruck von Materialien und ihrer Gewinnung Einblick gewähren.
Eine Ausstellung die jedem von uns etwas angeht.
*Seltene Erden sind relativ weiche Metalle mit einer steinigen bis silbrigen Farbe. Die ersten dieser Metalle wurden Ende des 18. Jahrhunderts in Schweden entdeckt. Sie kommen in seltenen Mineralien vor und wurden in Form ihrer Oxide – Sauerstoffverbindungen, die früher auch „Erden“ genannt wurden – isoliert.
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