
In der Pfarrkirche St. Oswald in Anif/Salzburg am Palmsonntag, 10.4.2022
Es müssen nicht immer die großen Passionskonzerte in den großen Konzertsälen oder wie heuer im Brucknerhaus Linz sein.
Nein, auch im kleinen Rahmen wird beste Qualität geliefert. So geschehen in der Pfarrkirche St. Oswald in Anif.

In der Pfarrkirche wurde die Markus-Passion von Jenö Hajdu aufgeführt. Diese war ein Auftragswerk der Salzburger Dommusik und wurde 1999 von Jenö Hajdu komponiert; Teile des Werkes wurden im Markusjahr 2000 innerhalb der Karfreitagsliturgie des Salzburger Doms aufgeführt.
Gemäß den Vorgaben sollten Länge, Besetzung und Grundkonstruktion den Passionen Heinrich Schütz‘ entsprechen: Vierstimmiger gemischter Chor a-cappella mit Solisten (Evangelist, Jesus, Pilatus, Judas), in kurzen, ausdrucksstarken Turbachchören (Chorsätze) sind für das Werk charakteristisch. Der Text des Evangelisten ist als Rezitativgesang, in Neumennotation komponiert – ohne arienartige Teile oder Wiederholungen.
Dem großen Vorbild Heinrich Schütz als herausragenden Vertreter der „musikalischen Rhetorik“ folgend, hat Jenö Hajdu ein expressives Werk in klassisch-moderner Harmonik und Stimmführung vorgelegt.
Durch Anif.Kultur gelangte das Werk somit heuer in der Pfarrkirche Anif zur Uraufführung
Das Konzert war ein beindruckendes Ineinandergreifen von Chor und Sprechgesang.

Einige Worte zu Heinrich Schütz (1585-1672), welcher durchaus bei dem Werk Pate gestanden hat; dieser gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Frühbarocks; zunächst zum Organisten ausgebildet komponierte er nach frühen Madrigalen (das Madrigal ist die affektgeladene Vertonung weltlicher Lyrik) in italienischer Sprache vor allem geistliche Vokalmusik, teils zu lateinischen, vor allem aber zu deutschen Texten. Seine meisterhafte „Übersetzung“ deutscher Texte in Musik hat seit jeher sein Publikum fasziniert.
Die Zuhörer in der Anif Pfarrkirche waren von der Aufführung der Markus-Passion von Jenö Hajdu fasziniert und dankten den Sängern und dem Komponisten mit stehenden Ovationen.
Chorleiter Hans-Josef Knaust, der ein umfassendes Repertoire und profunde Werkkenntnis der historischen Aufführungspraxis sowie der Musik der Moderne und Gegenwart hat, konnte mir von den intensiven Proben berichten, wobei das Hauptaugenmerk auf die Intonation der komplexen Akkordtrauben gelegt werden musste.
Der Chor „Salzburg Vokal“ bestehend aus professionellen Sängern sowie Studenten des Mozarteums meisterte die hohen Anforderungen bravourös und mit Hingabe, so dass weitere Projekte mit Chormusik des ausgehenden 20.Jahrhunderts auf der Agenda stehen werden.

Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.