ALBERTINA WIEN präsentiert MICHELA GHISETTIS

(Albertina Platz 1, Wien)

AUSSTELLUNG LÄUFT BIS 20. März 2022

Einblick in die Ausstellungshalle der ALBERTINA I/ Foto: Robert Bodner

Eine hoch interessante Ausstellung zeigt zurzeit die ALBERTINA in Wien. Es ist eine Präsentation und die erste umfassende museale Retrospektive von Michela Ghisettis. Es handelt sich hier um Werke zwischen den Polen der Abstraktion und der Figuration. Des Weiteren fließen in die Arbeiten von Michela Ghisettis biografisch-emotionale und philosophisch-kunsttheoretische Elemente ineinander.

Es handelt sich um Kernthemen ihres facetteneichenen Oeuvres der Frau in unserer heutigen Gesellschaft zu Fragen wie Integration und Diversität.

Wer ist diese Künstlerin Michela Ghisettis?  Michela Ghisetti wurde 1966 in Bergamo geboren und lebt und arbeitet seit 1992 in Wien. Ghisetti studierte an der Accademia Carrara di Belle Arti (Bergamo) und an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Gunter Damisch.

Einblick in die Ausstellungshalle der ALBERTINA I/ Foto: Robert Bodner

Ihre Arbeiten reichen von abstrakten Gemälden bis zu großformatigen fotorealistischen Portraits und zu den unterschiedlichsten Skulpturen.

Die Arbeiten „Triptychon“ 1. Und 2. Teil, gefallen mir besonders gut. Es sind fotorealistische Portraits und bei schnellem Hinblick, vermutet man eine Fotografie. Dem ist es aber nicht so.

Michela Ghisetti 2012 AFUA (Triptycon/erster Teil) Albertina Foto: © Michela Ghisetti

Beim Betrachten der Arbeiten aber erkennt man, hier ist Malerei im Spiel oder doch nicht? Malerei ist hier nicht im Spiel, sondern die Portraits wurden mit Farbstiften gezeichnet. Jeder Strich mit dem Farbstift sitzt exakt und bringt das Gesicht sehr stark zum Ausdruck. Die Haare ebenfalls exakt gezeichnet und so gezeichnet, als würde es sich Strähne um Strähne handeln, die locker vom Kopf fallen. Etwas irritierend die weiße Hand. Aber es könnte ein Hinweis auf Integration und Migration deuten? Die hyperrealistischen Porträts könnten auch eine Hommage an Vermeer als Verbindung zu diesem großen Künstler sein.

Michela Ghisetti 2012 AFUA (Triptycon/erster Teil) Albertina Foto: © Michela Ghisetti

Die Skulptur „Unus Mundus“, die eine überdimensionale Halskette – bestehend aus zwei Ketten – darstellt ist eine spannende Arbeit. Sie ist ausgerichtet wie eine Perlenkette, eine aus schwarz und farbig getupften, die andere aus blasstürkisen Glaskugeln.

Dieses Objekt liegt wie auf einen Tisch drapiert, aber befindet sich jedoch nur als überdimensionale Halskette in der Ausstellung am Boden. Wie muss man sich fühlen, diese Skulptur, die einer Halskette ähnelt am Boden liegen zu sehen? Kommt man sich als Mensch, ganz klein vor und würde man in diesem Moment gerne ein Riese sein, um die Kette an sich nehmen zu können? Dieses Verhalten des Einzelnen könnte aber auch eine Auswirkung auf die Gesellschaft haben. Drücken die Perlen oder Glieder nicht auch einen Zusammenhalt für eine starke und vereinte Gemeinschaft der Gesellschaft aus oder deuten auf eine globale Welt hin?

© Michela Ghisetti UNUS MUNDUS 2019 Foto: Karin Hackl

Die Arbeit mit dem Titel „Magic Carpet Right Love“ finde ich auch ausdrucksstark. Was will die Künstlerin uns mit diesem Titel mitteilen?  Ich als Betrachterin dieser Arbeit würde eher an einen „Traumfänger“ denken. Warum „Traumfänger“? Beim „Traumfänger“ werden Federn verwendet und so sehe ich in dieser Arbeit auch Federn, die jedoch durch eine abstrakte Linie an beiden Enden sich wie ein Fächer (oder Feder) auseinander gehen, die Träumerisch mysteriös im Nichts scheinbar schweben. Die Vielfalt an Farben erübrigen ihr weiteres. Im Hintergrund die feinen Fäden, ebenfalls in einer Farbenvielfalt, die hier den Anschein vermitteln, als handle es sich um einen feinen Teppich aus Liniengeflecht, der sich an die Wand schmiegt.

Michela Ghisetti MAGIC CARPET RIGHT LOVE 2015 / Albertina Foto: © Michela Ghisetti

Diese Ausstellung ist sehenswert und die Künstlerin die stets neue Inhalte und mit unterschiedlichsten Materialien arbeitet, gibt den Betrachter: innen die Möglichkeit deren Grundlagen zu hinterfragen.

https://www.albertina.at/ausstellungen/michela-ghisetti/

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