
Marisa Merz – ohne Titel, 1977 /Tisch, Kupferdraht, Metallstäbe/ Sammlung Marinoni / © Foto: Mario Corti, Courtesy Sammlung Marinoni, Italien
© Ausstellung : Museum der Moderne Salzburg Foto: Rainer Iglar
In den vergangenen Monaten dachte ich, das Museum der Moderne präsentiert nur mehr Generali Foundation‘s Werke, die man schon zum X. Mal gesehen hat aber siehe da, es gibt auch noch eine andere Werkschau und diesmal eine wirklich gute. Es ist die Werkschau aus 5 Jahrzehnten der in Turin lebenden Künstlerin Marisa Merz. Lautend mit dem Titel „Der Himmel ist ein weiter Raum“. Der Besucher kann hier in eine interessante Ausstellung eintauchen, innehalten, überlegen, nachdenken und sich einfach mit der Kunst von Marisa Merz darauf einlassen.
Marisa Merz wurde 1926 in Turin geboren und lebt heute noch in Turin. 1960 heiratete sie den Künstler Mario Merz (*1925 in Mailand, gestorben 2003 in Turin) Von Mario befindet sich auch in Salzburg auf dem Mönchsberg eine Installation „Ziffern im Wald“, eine Konstruktion die überraschend und gleichzeitig geheimnisvoll wirkt.
Zurück zu Marisa Merz:
Für Mario und Marisa war die Wohnung in Turin > Wohn- und Arbeitsraum zugleich und dort entstanden auch viele interessante Arbeiten vom Marisa. Mitte der 1960er Jahre entstanden viele Arbeiten. So entstand auch die Arbeit „Living Sculpture“ (Lebende Skulptur) betrachtet man diese Skulptur im Raum, hat man das Gefühl, es hängen nicht nur Rohre und Schläuche von der Decke, sondern man sieht in dieser Skulptur auch Pilze oder wenn die Phantasie noch weiter ausholt, Lasagne Blätter, geformt aus Aluminium. Im Katalog (Katalog: Herausgegeben von Sabine Breitwieser für das Museum der Moderne) sieht man Fotos, wie diese Skulptur in der Wohnung installiert war und sich an den Raum schmiegt, man könnte es dann auch als feministischen Impuls verstehen. Diese Installation mit direktem Bezug zu alltäglichen häuslichen Aktivitäten. Das monumentale röhren-förmige Gebilde aus Aluminium, besitzt in gewisser Weise auch eine organische und geradezu körperliche Präsenz im Raum.

Maria Merz Living Sculpture (Lebende Skulptur), 1966 Aluminium, Tate: erworben durch Mittel eines anaonymen Spenders 2009, Foto: © Tate, London 2017
© Ausstellung : Museum der Moderne Salzburg Foto: Rainer Iglar
Die Grenzen zwischen funktionalen Objekten und künstlerischen Arbeiten sind bei Merz fließend. Sie strickt zB aus Nylonfaden die Buchstaben Bea (1968), die Abkürzung des Namens ihrer Tochter. Merz ist eine Künstlerin, die mit unterschiedlichen, alltäglichen Materialien arbeitet und daraus immer wieder neue, interessante Formen hervorbringt. Eine große Rolle spielt bei ihr auch der Kupferdraht, aus denen sie Objekte entwickelt und den Raum damit bespielt. Mit Paraffinwachs hat sie ihren Materialmix erweitert und hier sind die ersten Testine (kleine Köpfe) aus ungebranntem Ton und Wachs entstanden.
Das MdM hat einen Bogen beginnend mit den jüngsten Arbeiten über Gemälde, Zeichnungen und die emblematische Kopf- und Gesichtsskulpturen aus den 1990er- und 1980er Jahren, bis hin zu den künstlerischen Anfängen in den 1960er Jahren gespannt. Marisa Merz schaffte nicht nur Malereien, Skulpturen, sondern setzte sich auch mit der Sprache auseinander. Sie verfasste auch Gedichte:
Das Zeichen ist Transzendenz
ist mehr als Wille zur Macht
gesteigert in der autoritären Gebärde
der Hand,
knapp über Augenhöhe
im Streben des Gefühls
nach weitergespannter Kraft
die verbunden ist mit
der Linie auf der weißen Karte aus Papier
Ein Gefühl, das uns von der Angst befreit
und sich über komplexere Erwägungen erstreckt
erblickt und gefühlt in der Weite der
großen Talschaft: die Biegung ist der Saum
den die Hand
zwischen Daumen
und Zeigefinger fasst und umfasst
(Marisa Merz)
Weiteres befindet sich in der Ausstellungshalle auch eine Gemeinschaftsarbeit mit Mario Merz: ein großer spiralförmiger Tisch auf dem Kopfskulpturen von Marisa Merz platziert sind. Sie tritt somit in den Dialog mit einer Außenarbeit von Mario Merz am Mönchsberg welches einige Meter entfernt vom Museum ist. Inmitten von Bäumen hat Mario Merz in Begleitung von Marisa vor 15 Jahren einen Iglu installiert, dessen blaue Neonröhren in ausgeführten Ziffern der Fibonacci-Reihe in der Nacht über die Stadt leuchten.

Marisa Merz. II cielo è grande spazio / Der Himmel ist ein weiter Raum
© Ausstellung: Museum der Moderne Salzburg Foto: Rainer Iglar
Die „kreative Solidarität“ der beiden Künstler, Marisa und Mario Merz, von der Tommaso Trini schreibt, kulminiert in Salzburg in besonderer Form – als Dialog zwischen außerhalb und innerhalb des Museums.
Marisa Merz wurde 2013 mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk auf der 55. Biennale di Venezia ausgezeichnet.
Die Ausstellung läuft noch bis 04. November 2018
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