„ANDERE ENGEL“ HÖHENRAUSCH 2016 in Linz

HÖHENRAUSCH 2016 ANDERE ENGEL

bis 16. Oktober 2016

Die Erfolgsgeschichte Höhen­rausch 2016 in Linz ist eröffnet.

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Henri DONO „Flying Angels“ / Foto: Christa Linossi

Nach dem „Geheimnis der Vögel“ widmet sich der Höhen­rausch 2016 einem kulturphilosophischem Thema, das mit den Vögeln verwandt ist,  seine Protagonisten ebenfalls in der Höhe sucht aber gleichzeitig die weit über sie hinausführt: den Engeln.

Engel werden in der Regel als ambivalente „Zwischen Wesen“ gesehen, die keiner Welt wirklich angehören, weder der Welt der Geister und Götter, noch der Welt der lebenden Menschen. Je nach Kulturkreis werden sie mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen – sie treten als Schützende ebenso auf wie als Wachposten und Soldaten, kosmische Handwerker und Be­amte des Himmels, als Reisebegleiter und Boten. Sie sind freundlich und segenbringenden, können aber, zum Beispiel als gefallene Engel, auch böse sein.

Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke schrieb folgendes Gedicht: „Ich ließ meinen Engel lange nicht los, und er verarmte mir in den Armen und wurde klein, und ich wurde groß: und auf einmal war ich das Erbarmen, und er eine zitternde Bitte bloß. Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, – und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; er lernte das Schweben, ich lernte das Leben, und wir haben langsam einander erkannt…“             Rainer Maria Rilke, 22.2.1898, Berlin-Wilmersdorf

Sie vermitteln zwischen oben und unten, sind nur in unseren Gedanken zu Hause, haben keinen Platz in der Welt und sind doch auch mit sehr realen Zügen ausgestattet. Sie sind Vermittler, Boten, Beschützer, Wächter oder Krieger und haben in allen Kulturen einen wichtigen Platz eingenommen. Die Wurzeln der Engelsvorstellung lassen sich auch auf unser Selbstverhältnis zurückführen.

Künstlerisch gesehen, ist der Höhenrausch 2016 der intensivste seit 2009. 60 Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich am Höhenrausch und es ist ein großes Festival für internationale Gegenwartskunst. Der Parcours wurde heuer erweitert und ist der bisher längste. Einbezogen ist das Dachgeschoss des Ursulinenhofes als auch die Ursulinenkirche. Gegliedert wurde der Parcours in folgendes: Engelamt, Spiegel, Engelgarten, Musikalische Engel, Klanggarten, Engelkino, Fremde Engel, Biblische Engel und last not least Flying Fox.

Höhenrausch Engel Plan

Übersichtsplan Höhenrausch 2016

NIKE die Nachbildung der antiken Siegesgöttin „Nike von Samothrake“ /Foto: Christa Linossi

NIKE die Nachbildung der antiken Siegesgöttin „Nike von Samothrake“ /Foto: Christa Linossi

Zurückgekehrt ist auch NIKE die Nachbildung der antiken Siegesgöttin „Nike von Samothrake“ nach fast 40 Jahren der Architektengruppe Haus-Rucker-Co. Sie löste 1977 den größten Kunstskandal in Oberösterreich aus. Der 15m lange Kragarm der Aluminium-Plastik ist am Glockenturm der Ursulinenkirche montiert. So schwebt die Nike weithin sichtbar über der Landstraße. Als kopflose, geflügelte Nachbildung der „Nike von Samothrake“ . Sie erzählt über die heidnischen Vor-Bilder der biblischen Engel, woher sie kamen und wie sie sich verwandelt haben. Der „Fetzenvogel“, wie sie damals genannt wurde, dient nicht als nostalgisches Erinnerungsstück, sondern erhält eine neue, präzise Bedeutung bei der Suche nach anderen En­geln und feiert als Vorbild beim Höhenrausch 2016 vieler Engeldarstellungen nun seine vorübergehende Heimkehr.

Das wohl spektakulärste Projekt des heurigen Höhenrausch ist die Installation des Künstler Georg Nussbaumer „Flügelengel, 2013/2016“. Er lässt zwei Klaviere (hängend

Georg Nussbaumer „Flügelengel" / Foto: Christa Linossi

Georg Nussbaumer „Flügelengel“ / Foto: Christa Linossi

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Georg Nussbaumer „Flügelengel“ / Foto: Christa Linossi

über den Boden) mit den Flügeln schlagen. Denn das Klavier wird im deutschen Sprachraum auch „Flügel“ genannt. Diese Doppelbedeutung inspirierte den österreichischen Komponisten Georg Nussbaumer zu einer schwerelosen Betrachtung des Musikinstrumentes. Diese beiden Klaviere, einem schwerfälligen Engel gleich, hebt es sich von Hand gezogen in die Lüfte. Ein echter Flügelengel eben.

 

Interessant ist auch die Installation „For Whom, 2012/2016“ des belgischen Künstler Kris Martin, der sich mit der Vergänglichkeit, Zeit und Unsterblichkeit beschäftigte, lässt eine stählerne, 1951 in Bochum angefertigte Glocke über den Dächern der Stahlstadt hin und her schwingen. Allerdings stumm, da ihr ein entscheidendes Detail, der Klöppel, fehlt. Der Glockenklang wird somit der Vorstellungskraft überlassen.

Der Bildhauer Josef Baier wiederum versieht kinetische Skulpturen mit Elementen von Musikinstrumenten und lädt so zu einer Benutzung der Klangerlebnisse und Sinneseindrücke ein. Josef Baier hat in Kooperation mit der Anton Bruckner Universität einen Klanggarten angelegt, welcher aus einer Bogenharfe mit 16 Klaviersaiten sowie drei sphärischen Kuppeln im Stil von R. Buckminster Fuller (US-amerikanischer Architekt, Konstrukteur, Visionär, Designer, Philosoph) besteht. Ausgestattet sind die Skulpturen mit Klangplatten, Klaviersaiten und Orgelpfeifen. Zu diesen Objekten wird auch ein Kinder-Workshop: Bewegungszirkus „Wolkenklang und Schattenreich“ angeboten. Konzipiert von Studierenden und Lehrenden der Privatuniversität Anton Bruckner und des Instituts für Musikpädagogik.

Josef Baier Klanggarten / Foto: Saxinger

Josef Baier Klanggarten / Foto: Otto Saxinger

Musikprotokoll Steirischer Herbst "Himmelsleiter" / Foto: Otto Saxinger

Klanggarten / Foto: Otto Saxinger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit dabei ist auch heuer wieder das ORF MUSIKPROTOKOLL IM STEIRISCHEN HERBST „Die Logik der Engel: Himmelsleiter“. Sieben zeitgenössische Komponistinnen wurden eingeladen, kurze Vokalstücke für das Projekt Die Logik der Engel zu schreiben. Das Vokalen Ensemble NOVA hat diese im ORF Studio eingesungen und mit Musik aus dem 13. und 14. Jahrhundert erweitert. Diese Tonaufnahmen befinden sich in der Klangkapsel, die sich vertikal entlang des 30 Meter hohen Keine Sorgen Turm bewegt und so sind die Musikaufnahmen von nah und fern bzw. von oben und unten hörbar. Sie bilden so zu sagen die Himmelsleiter. Die Klangkapsel wird zu einer Art technisches Pseudowesen.

ORF Musikprotokoll Steirischer Herbst "Himmelsleiter" / Foto: Otto Saxinger

ORF Musikprotokoll Steirischer Herbst „Himmelsleiter“ / Foto: Otto Saxinger

Ein Highlight dürfte auch der HÖHENRAUSCH FLYING FOX werden. Eine Zipline wird über dem OK Platz engelsgleiche Gefühle hervorrufen. Von dem Dach des Passage aus schweben die BesucherInnen des Höhenrausch 2016 wie Zwischen Wesen, jedenfalls zwischen Himmel und Erde, bis zu 20 Meter über dem OK Platz, und die Luft und passieren dabei Ilya und Emilia Kabakovs Installation „How to Meet An Angel“.

Flying Fox + Ilja Emilia Kabakov / Foto: OK Kulturquatier

Flying Fox + Ilja Emilia Kabakov / Foto: OK Kulturquatier

Flying Fox + Ilja Emilia Kabakov / Foto: OK Kulturquatier

Flying Fox + Ilja Emilia Kabakov / Foto: OK Kulturquatier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe die interessantesten Projekte herausgepickt und ihnen vorgestellt. Mein Statement zum diesjährigen HÖHENRAUSCH: es ist an der Zeit das Projekt HÖHENRAUSCH abzuschließen und in zwei Jahren wieder etwas Neues auf die Beine zu stellen. 6x HÖHENRAUSCH finde ich, ist genug.

 

 

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