Plakate der Jahrhundertwende zwischen Kunst und Werbung

Museum der Moderne zeigt die Ausstellung:

AFFICHOMANIE

Toulouse-Lautrec und das Plakat um 1900

Henri Toulouse-Lautrec Divan Japonais/Foto: Sprengel Museum Hannover

Henri Toulouse-Lautrec Divan Japonais/Foto: Sprengel Museum Hannover

 

Das Museum der Moderne setzt zwischendurch auf bildende bzw. graphische Kunst. Mit der Ausstellung AFFICHOMANIE Toulouse-Lautrec und das Plakat um 1900 wird sie mit Sicherheit mehr Besucher ins Museum (speziell in Salzburg) locken können als mit Video-Kunst.

 

Affichomanie/ Foto: Rainer Iglar

Affichomanie/ Foto: Rainer Iglar

Was bedeutet Affichomanie? Abgeleitet von Affiche, welches aus dem französischen kommt und so viel wie Aushangzettel bzw. Plakat heißt. Es handelt sich um ein Plakat, dass allgemein im öffentlichen Raum zu sehen ist, gedruckt auf Papier, Stoff oder Kunststoff, Größe individuell.

So wurde um die Jahrhundertwende Werbung für Produkte gemacht. Natürlich in einer anderen Form als heute. (Schon 2000 Jahre vor Christus haben die Ägypter öffentliche Nachrichten in Stahl gemeißelt, um der Bevölkerung etwas mitzuteilen) Die Plakate um die Jahrhundertwende wurden von Künstlern gestaltet, sie bewegen sich zwischen Kunst und Werbung. Meister dieser Plakatkultur war Henri de Toulouse-Lautrec und Jules Chéret.

Affichomanie/ Foto: Rainer Iglar

Affichomanie/ Foto: Rainer Iglar

Um 1900 galt das Plakat nicht nur als wirksames Werbemittel, sondern war auch eine Art neue Kunstform. Die Entstehung zahlreicher Plakatkunst-Vereine zeugte von der „affichomanie“, dem Plakatwahn, der zu dieser Zeit um sich griff. Künstler entwarfen Plakate als Werbung für Produkte jeglicher Art: von Kaffee, Tabak und Automobilien über Ausstellungen bis hin zu Zeitschriften und Veranstaltungen in Kabaretts.

Der wohl bekannteste Meister dieser Kunst war Henri de Toulouse-Lautrec auf den ich hier kurz eingehen will: Henri Toulouse-Lautrec (1864-1901) war ein fabelhafter Historiker des Pariser Nachtlebens und kannte das Leben rund dem Montmartre wie seine Westentasche. Er konnte wie kein anderer Stil, Stimmung, Charaktere zeichnen und zeigte so die Pariser Salons der späten 1800er Jahre, Rotwein, Unterhaltung, Kabaretts, Tänzer, Dekadenz und das freie Leben der Boheme.

Mit dem Aufschwung der industriellen Produktion Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch die Reklame immer wichtiger. Nichts eignete sich besser als das Plakat, um auf Produkte und Veranstaltungen hinzuweisen.

So baten die Inhaber der Cabarets am Montmartre Toulouse-Lautrec um Plakate für die Ankündigung ihrer Vorstellungen, was Lautrec sehr begeisterte, der er in seinen langen Nächten ohnehin alles zeichnete was er sah. Seine großen „lauten“ Plakaten für die Vergnügungslokale des Montmartre brachten ihm sozusagen Rum und finanzielle Sicherheit.

Sein erstes Werbeplakat (1891), die Illustration der Tänzerin La Goulue im Varieté Moulin Rouge, machte Henri Toulouse-Lautrec über Nacht berühmt. La Goulue war eine der wichtigsten Tänzerin des Etablissements. Ein weiteres bekanntes Plakat welches Toulouse-Lautrec 1892 malte, war das Plakat für den Sänger Aristide Bruant. Es wirbt für Bruants Auftritte im Café-Concert Les Ambassadeurs und zeigt den Sänger in seinem Bühnenkostüm mit dunklem Mantel, Hut, rotem Schal und grobem Stock, wie er gerade die Bühne betritt. Toulouse-Lautrecs Plakate sind mehr Kunst als Reklame.

Die Ausstellung Museum der Moderne zeigt über hundert Werke. Es werden Entwurfszeichnungen, Farblithografien in Magazinen sowie großformatige Plakate gezeigt. Die Exponate stammen von Künstlern wie Henri de Toulouse-Lautrec, Jules Chéret, Théophile-Alexandre Steinlen, Alfons Mucha, Franz Marc, Gustav Klimt, Franz von Stuck, Egon Schiele und Oskar Kokoschka.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover. Das Sprengel Museum Hannover zeigte bereits 2015 eine große Werkschau mit dem Titel PLAKATIV Toulouse-Lautrec und das Plakat um 1900 . Ein Großteil dieser Plakate ist  jetzt im MdM zu sehen.

Die Ausstellung ist auf alle Fälle sehenswert und läuft noch bis 3. Juli 2016

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