
Salzburg swingt – nicht im Takt der Mozartkugeln, sondern im Puls von Saxophon, Stimme und Bass. Die Eröffnung von Jazz & The City 2025 war mehr als ein Konzert – sie war ein Versprechen: auf Begegnung, Klangräume und eine Stadt, die sich für ein paar Tage in improvisierte Bühnen verwandelt.
Ich war dabei, als sich der Saal in der Szene bis auf den letzten Platz füllte. Erwartung lag in der Luft, gespannte Stille vor dem ersten Ton – und dann: Musik, die nicht nur Ohren, sondern auch Zwischenräume füllte. Das Publikum? Begeistert, berührt, bewegt. Der erste Ton war wie ein Auftakt zur kollektiven Resonanz.

Das Markenzeichen des Trios ist und bleibt die Vielfalt der Instrumente. Der wilde Mix aus Helbocks herausragendem Klavierspiel, vertonten Gedichten von u.a. Emily Dickinson und Erich Fried, Alphorn, Tuba und jeder Menge anderer Klangkörper riss die Besucher:innen zu Standing Ovations hin. Ein vielumjubelter Auftakt, dem einer der wohl interessantesten Auftritte des Festivals folgen sollte.
Schon am ersten Abend zeigte sich, was dieses Festival ausmacht: die Nähe zwischen Künstler:innen und Publikum, die Offenheit für Klangexperimente, das Flanieren zwischen Konzerten und Cafés. Ich habe mir einige der Musiker:innen notiert – ihre Namen, ihre Klänge – und werde in den kommenden Tagen tiefer eintauchen. In ihre Geschichten, ihre Sounds, ihre Bühnen.


„Adam Ben Ezra & Michael Olivera – ein Groove-Duo zwischen Bass und Beat. Zwei Blickwinkel, ein Klangmoment.“
Besonders faszinierte mich der Auftritt von Adam Ben Ezra in der Szene. Er führt nicht nur ständig neue Elemente und Instrumente ein, sondern integriert auch immer mehr elektronische Komponenten in seine Show. Durch den Einsatz einer geschickten Kombination aus Effekten und Pedalen loopt Ben Ezra seine Noten regelmäßig, um eine authentische Klangwand zu erzeugen. In seinem aktuellen Projekt hat er sich mit dem kubanischen Schlagzeuger Michael Olivera zusammengetan. Es war ein perfekter Musikgenuss – die beiden entfachten ein wahres Groove-Feuerwerk und hoben ihre Drum&Bass-Beziehung auf ein völlig neues Level.

Ein weiterer Künstler, der mich faszinierte, war der Steirer Raphael Wressnig, der dem Publikum auf dem Residenzplatz einheizte. Wressnigs Hammond-Spiel lebt von einer fast unerschöpflichen Palette an Klangfarben – von vibrierenden Bässen bis zu leuchtendes, gospelgetränktes Höhen. Was so unheimlich groovig, funkig, soulig und bluesig klingt und das Bewusstsein im Nu auf „Good Times“ programmiert, braucht auch exzellente Musiker, die sämtliche Stile im kleinen Finger haben. Seit Jahren tourt Wressnig mit Gitarrist Enrico Crivellaro und Drummer Erich Cisbani.

Hiram Salsano hat sich als die junge „alte“ Stimme Kampaniens etabliert. Mit ihrer Musik pflegt sie die traditionelle Musik Süditaliens, insbesondere die ihrer Heimatregion in den Bergen des Cilento, südlich und östlich von Neapel. Mit Marcello De Carolis hat sie einen genialen Counterpart gefunden, der sie auf der Gitarra Battente, einer für die Region typischen Schlaggitarre, begleitet. Gemeinsam erforschen die beiden die ebenso beeindruckenden wie geheimnisvoll vibrierenden Klänge Süditaliens.

Es gab noch viele weitere großartige Konzerte – doch die hier beschriebenen haben mich am meisten beeindruckt. Jazz & The City 2025 hat gezeigt: Wenn Klangräume sich öffnen, wird die Stadt zur Bühne – und jede Begegnung zum Takt.

Erstmals zeichnete nicht nur ein Kurator, sondern ein Team für den Inhalt verantwortlich: Markus Deissenberger koordinierte die kuratorischen Inputs mehrerer Spezialist:innen, wodurch eine einzigartige Vielfalt entstanden ist.

Rund 60 Veranstaltungen an 20 Locations begeisterten vier Tage lang rund 25.000 Besucher:innen. Das vom Altstadtverband Salzburg alljährlich veranstaltete Festival für Jazz, Global Groove, Electronic Music und Improvisation schafft bei kostenfreiem Eintritt nicht nur Klangräume – sondern Begegnungen, die nachhallen.
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