RICHARD KRIESCHE im Museum der Moderne Salzburg

Das Museum der Moderne Salzburg, widmet Richard Kriesche dem Pionier der Medienkunst eine Ausstellung a solo exhibition: a solo presence.

Geboren wurde Kriesche 1940 in Wien, jedoch die Familie flüchtete 1944 ins Ennstal und ein Jahr später nach Feldbach. Von 1958-1962 studiert er an der Akademie der bildenden Künste in Wien Grafik und Malerei.
Richard Kriesche ist ein internationaler Pionier in der Medienkunst. Sein Interesse galt seit den 1960er-Jahren der Medien-, Informations- und Digitalisierung bis in die Gegenwart. Er analysierte und reflektierte und ging nebenbei der Frage nach dem Wesen der Kunst und deren Rolle und Funktion in der Gesellschaft und der Medienwelt. Für ihn sind Zusammenhänge von Wissenschaft, Forschung auch Allianzen zwischen Ökonomie und Politik.

Im Museum der Moderne wird der wichtigste Teil der Werkgruppen von 1963 bis 2022 gezeigt. Ausgehend von seiner kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien gibt die Ausstellung die Möglichkeit unterschiedliche soziotechnische Phasen und Umbrüche in den letzten sechs Jahrzehnten in den Blick zu nehmen.

Die Ausstellung ist so konzipiert, dass man mit dem 21. Jahrhundert (2022) beginnt und dann rückwärts bis in Jahr 1973 blicken kann. Beginnen wir gleich mit 2022, hier ist ein Kubus als Ausstellungsraum. Dieser Raum nennt sich self-space. Was bedeutet self-space? Man könnte dies auch so formulieren; es ist ein persönlicher Raum, die nur eine Person umgibt um dies als psychologisch zu betrachten. In diesem Raum wurde ein unsichtbarer Algorithmus installiert, auf den der Besucher oder die Besucherin treffen werden. So korrekt ist es auch wieder nicht, denn sie betreten den Raum, der dunkel ist und wenn sie den größeren Raum betreten, finden sie eine Art Fax- oder Kopiergerät vor, wo sich darin der Algorithmus vermutlich befindet. Den bei Knopfdruck erhalten sie eine Kopie Ausgabe, wo ihre persönliche hexadezimalzahl aus ihrer datenspur im self-space errechnet wurde.

Kurzes Statement zum self-space des Künstlers: „der mensch der moderne, der im individuum, in der Einzigartigkeit seiner Persönlichkeit zu sich selbst gefunden hat, wird in der digitalen moderne durch Digitalisierung und Datafizierung in seinem gesamten wesen einem radikalen transformationsprozess unterzogen. Die digitale Prozessierung des Menschen transformatiert das einstige individumm in ein dividuum, in eine doppelfigur – in ein materielles, biomorphes „mental_singuläres_selbst“ (m_s_s; ©rk.) und in ein immaterielles, zahlenbasiertes „digital_omnipräsentes_selbst“ (d_o_s; ©rk.) im Dividuum eskaliert der Konflikt zwischen der analogen Stabilisierung und der digitalen Prozessierung des Menschen.“
Es ist eine interessante Erfahrung diesen Raum zu betreten und man stellt sich viele Fragen danach und hält seine eigene Datenspur in der Hand und weiß im Moment nicht recht, wie man damit umgehen soll.
Auf ein weiteres Projekt von Richard Kriesche will ich eingehen. Es handelt sich um den Kunstspots für HUMANIC 1973-75/86. Ausgangspunkt für diesen Kunstspot war eine Performance des Künstlers am Trafalgar Squire in London. Die Schuhfirma HUMANIC wollte mit einem Künstler in Kooperation einen Werbefilm gestalten. Die Wahl des Künstlers fiel auf Richard Kriesche der jedoch sich aushandelte, es kommen keine Schuhe vor, es muss ein Kunstfilm sein und bleiben, der nur 30 Sekunden lang dauern darf. http://www.medienblock-richard-kriesche.at/Projekt19/
Gezeigt wird in diesem Kunstfilm der Künstler und die Tauben am Markusplatz in Venedig. „Der Künstler, in einen Maiskörneranzug gehüllt, wird selbst zum lebenden Objekt.“ (“Projekt19 – Medienblock Richard Kriesche”) Im Werbeblock des ORF wurde er schließlich ein halbes Jahr lang als „Humanic-Werbespot“ ausgestrahlt. Regie: Richard Kriesche, Kamera: Xaver Schwarzenberger, Text: Klaus Hoffer. (Anmerkung: weder wird ein Produkt des Unternehmens gezeigt – Schuhe –, noch scheint der Unternehmens Claim auf, allein das Logo „HUMANIC“ nimmt Bezug auf das Wirtschaftsunternehmen als sponsor avancierter Kunst.)

Es ist dem Joanneum 2013 gelungen, ein aus etwa 60 Werken bestehendes Kompendium direkt vom Künstler zu erwerben.
In einem anderen Ausstellungsraum befinden sich 5 Monitore, hier wird eine Frau die 5 Tage lang jeden Tag denselben Handgriff macht, durch Vidoaufnahmen sichtbar gemacht. Diese Aufnahmen stammen aus den seinerzeitigen Puchwerken (heute Magna) in Graz. Durch die Video-Nutzung ist es auch möglich, soziale, gesellschaftliche Themen oder mechanisierte Arbeit sichtbar zu machen.
Richard Kriesche war auch auf 3x auf 36. Biennale di Venezia 46. Biennale di Venezia und 49. Biennale di Venezia, in Venedig und 2x auf der Documenta 6, documenta 8, in Kassel vertreten.
Diese Ausstellung gibt auf alle Fälle einen Einblick in die Medien-, Informations- und Digitalisierungsrevolutionen von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart. Die Ausstellung ist sehenswert!
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