MUSEEN IN ÖSTERREICH AB 3. November 2020 wieder im LOCKDOWN

FIONA TAN „Mit der anderen Hand/ With the other hand“

Fiona Tan im Museum der Moderne Salzburg / Foto:  © Manfred Siebinger

Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg bis 21. Februar 2021

Sonntag, Allerheiligen, ein Tag zum Nachdenken. Ich begab mich – weil ich auf die vorhergehende Pressekonferenz (Ende Oktober 2020) keine Lust hatte – heute ins Museum der Moderne am Mönchsberg (Salzburg) um mir noch die Ausstellung von Fiona Tan anzusehen, da ab Dienstag 3.11.2020 wieder alle Museen aufgrund von CORONA (COVID-19) schließen müssen.

Betritt man die Ausstellung im dritten Obergeschoß, wird man von einer Zweikanal-High-definition Videoinstallation, die auf einer Bildleinwand 1,8 x 3,2 m präsentiert wird, aufgefordert Platz zu nehmen, um sich das Video anzusehen. Nehmen sie Platz, sie bereuen es nicht.  

Fiona Tan Disorient, 2019 Zweikanal-High-definition-Videoinstallation
High-definition-Video (Farbe, 5:1 Surroundsound) Filmstill  In Auftrag gegeben von Mondriaan Fund für den Niederländischen Pavillon, 53. Biennale von Venedig, IT  Mit Unterstützung von Mondriaan Fund, NL, Frith Street Gallery, London, GB, Peter Freeman, Inc., New York, NY, US © Courtesy die Künstlerin, Frith Street Gallery, London, Peter Freeman Inc., New York, Wako Works of Art, Tokyo
© Ausstellungsansicht Museum der Moderne Salzburg / Foto: Rainer Iglar

Der Ausgangspunkt der Videoinstallation DISORIENT, 2009“, ist die Beziehung zwischen Orient und Abendland, welches dieses thematisiert. Diese Videoinstallation wurde erstmalig im niederländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2009 gezeigt. Es handelt sich um Reiseerzählungen des Venezianers Marco Polo (1254-1324). Es ist ein Erinnern an Marco Polos Reisen und mit dokumentarisches Filmmaterial aus der Gegenwart hinterlegt. Durch den Kontrast von Text und Bild dekonstruiert Tan die gängigen Vorstellungen von „Orient“ und stellt die Modernisierung und Globalisierung dieser Auswirkungen gegenüber.

Tan stellt die Wechselwirkungen zwischen fotografischen und filmischen Bildern in Form von Dokumentation und Fiktion dar. Es geht ihr um Alterität (partielle interkulturelle Andersartigkeit, Verschiedenheit) und Identität, Erinnerung und Vergessen, die Ästhetik des Reisens und das Verhältnis von Mensch und Natur.

Die weitere Videoinstallation im Raum 2 ebenfalls mit einer großen Bildleinwand mit dem Thema „ASCENT, 2016“ widmet sich dem Fuji, dem höchsten Berg Japans, und der wichtigen Rolle, die der Vulkan im kollektiven Bewusstsein spielt. Es ist eine filmische Erzählung über den japanischen Berg Fuji, der hier als fotografisches Bild und als spirituelles Fanal (Ereignis, Tat, Handlung als weithin erkennbares Zeichen, das eine Veränderung, den Aufbruch zu etwas Neuem ankündigt) thematisiert. Fuji Berg und Vulkan zugleich, wird als stummer Zeitzeuge und als nationaler Mythos thematisiert. Diese Videoinstallation sich anzusehen, lohnt sich auf alle Fälle.

Fiono Tan Ascent, 2016 Installation, 2-teilig Raum 1: 16:10 Projektion (Farbe, 7:1 Surroundsound)
Raum 2: 150 Farbfotografien, montiert, Wandregal Filmstill
© Courtesy die Künstlerin, Frith Street Gallery, London, Peter Freeman Inc., New York, Wako Works of Art, Tokyo
Fiono Tan Ascent, 2016 Installation, 2-teilig Raum 1: 16:10 Projektion (Farbe, 7:1 Surroundsound)
Raum 2: 150 Farbfotografien, montiert, Wandregal Filmstill
© Courtesy die Künstlerin, Frith Street Gallery, London, Peter Freeman Inc., New York, Wako Works of Art, Tokyo
Fiona Tan “ Mit der anderen Hand/With the other hand“
© Ausstellungsansicht Museum der Moderne Salzburg / Foto: Rainer Iglar

Zur Info: Der Vulkan Fuji san (in der westlichen Welt wird er fälschlicher Weise als Fuji-yama bezeichnet) ist wohl der bekannteste Vulkan in Japan. Mit seinen 3776 m Höhe ist er der höchste Berg des Landes. Sein symmetrischer Kegel und die Nähe zur Metropole Tokyo machten ihn weltberühmt. Die letzte Eruption (Ausbruch vulkanischer Ausbruch von Lava, Asche, Gas, Dampf) fand am 16.12.1707 statt. Es handelt sich auf alle Fälle um einen aktiven Vulkan, der bloß seit 300 Jahren schläft und jederzeit wieder ausbrechen könnte. Dies hätte heute jedoch dramatische Folgen, da die Gegend sehr dicht besiedelt ist und je nach Windrichtung wäre auch die Hauptstadt Tokyo direkt betroffen.

„Gray Glass, 2020“ ist ein Werkauftrag des Museums der Moderne Salzburg an Fiona Tan. Fiona Tan drehte ein neues filmisches Werk in den Salzburger Alpen – auf den Gletschern des Hohen Sonnblicks und in der Eisriesenwelt in Werfen. Der Titel benannt nach dem englischen Dichter Thomas Gray (1716-1771) in dieser Zeit verwendeten Künstler_innen häufig ein „Grauglas“, einen schwarzen Spiegel im Taschenformat, dieser reduzierte die dunkle Oberfläche der Farbpalette, was die Widergabe der Landschaft als Bild erleichterte.

Fiona Tan Gray Glass, 2020 Dreikanal-Ultra-high-definition-Videoinstallation
Video (schwarz-weiß, Stereoton)Filmstill In Auftrag gegeben vom Museum der Moderne Salzburg
Mit Unterstützung von Mondriaan Fund, NL, Museum der Moderne Salzburg
© Courtesy die Künstlerin, Frith Street Gallery, London, Peter Freeman Inc., New York, Wako Works of Art, Tokyo

Die Künstlerin Fiona Tan (1966 Pekan Baru, Indonesien) lebt in Amsterdam. Sie nimmt seit den 1990er- Jahren eine zentrale Position (Video- und Filmkunst) innerhalb der zeitgenössischen Kunst ein. Ihre Arbeiten, sind auf zahlreichen Biennalen und in vielfältigen anderen internationalen Ausstellungskontexten gezeigt worden. In Fiona Tans künstlerischem Werk sind Erinnerung, Zeit und Geschichte wesentliche Faktoren, die sie mit den Medien Fotografie, Film und Video umsetzt. Sie gilt als führende Protagonistin einer auf Recherche, Dokumentation und Archivarbeit basierende Kunst.

Das Museum der Moderne Salzburg und die Kunsthalle Krems präsentieren mit zwei nahezu zeitgleich stattfindenden Ausstellungen Fiona Tans erste mid-career retrospektive, die ihr künstlerisches Werk der letzten zwanzig Jahre umspannt.

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