
© Thierry Bal
im Lenbachhaus München vom 31. März 2020 – 26. Juli 2020
Dank der digitalen Welt ist es möglich eine Ausstellungseröffnung ohne Publikum – trotz der weltweiten Krise durch das Coronavirus – mit einer digitalen Begrüßung von Eva Huttenlauch der städtischen Galerie im Lenbachhaus zu erleben, .
Das Lenbachhaus zeigt die erste museale Einzelausstellung der indischen Künstlerin Sheela Gowda. Wer ist diese Künstlerin? Sie wurde 1957 in Bhadravati geboren, sie lebt und arbeitet in Bengaluru/Indien. Die Künstlerin ist weltweit bekannt, man kennt sie von der documenta 12 (diese war die weltweit bedeutendste documenta Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst), 2008 Biennale de Lyon, 2009 Serpentine Gallery, London 2011 Musée d’Art Contemporain, Lyon und 2011 Centre Georges-Pompidou. 2014 bei der Biennale in São Paulo vielen anderen wichtigen Kunstausstellungen in der Welt.
Das Lenbachhaus München zeigt Sheela Gowda erstmalig als Gesamtshow ihrer Werke in einer historischen Breite, die so noch nie zu sehen war.
Der Porträtfilm „Shedding Light“ gibt Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt der in Bengaluru, Indien, lebenden Künstlerin Sheela Gowda (*1957) und ihr über 30 Jahre währendes Schaffen. Warum benutzt sie Kuhdung als künstlerisches Material, was bedeutet Menschenhaar in ihrer Kunst? Wie denkt sie über Arbeitsbedingungen und Produktionsmechanismen und welcher Zusammenhang zwischen dem Lokalen und dem Globalen stellt sich durch ihre Werke her?
Arbeitsbedingungen, Produktionskreisläufe, urbane Infrastruktur, traditionelles und modernes Leben sind Themen in Sheela Gowdas Kunst. Sie spürt die Materialien auf, die diese Themen repräsentieren, und setzt sie in Werke mit narrativem und assoziativem Bezug um. Dabei erzählen die Materialien und ihr gestalterischer Einsatz Geschichten, die mit kultisch-spirituellem Gebrauch einerseits und mit dem wirtschaftlich-funktionalen Nutzen ihrer Verwertung anderseits zusammenhängen.

And…, 2007, Ausstellungsansicht / Installation view Lenbachhaus, 2020, Foto / photo: Lenbachhaus, Simone Gänsheimer
© Sheela Gowda
Das Alltagsleben der indischen Mittelschicht, Konflikte von Frauen im Arbeits- wie privaten Leben sowie über die Medien vermittelte Bilder politischer und sozialer Spannungen waren früh Gegenstand ihres gesellschaftskritischen Denkens. Ab 1992 setzte sie Kuhdung als gestalterisches Mittel zunächst für Bilder, dann auch räumlich-installativ ein, bevor sie sich anschließend neuen Materialien zuwendete, wie zum Beispiel Kumkum-Pulver, Kokosfasern, Haare, Nadeln, Fäden oder Steine.

Untitled (Cow dung), 1992-2012, Ausstellungsansicht / Installation view Lenbachhaus, 2020, Foto / photo: Lenbachhaus, Simone Gänsheimer
© Sheela Gowda
Kuhdung als künstlerisches Material? Die im hinduistischen Indien als heilig verehrte Kuh wird von der derzeitigen Regierung als Mittel der Stimmungsmache instrumentalisiert, um einem Hindu-Nationalismus neue Nahrung zu geben, der in den frühen 1990er Jahren die politische Bühne betrat. Gowda verleiht dem allgegenwärtigen Dung von Kühen durch ihren künstlerischen Einsatz neue Brisanz.

What Yet Remains, 2017, Ausstellungsansicht / Installation view Lenbachhaus, 2020, Foto / photo: Lenbachhaus, Simone Gänsheimer
© Sheela Gowda
Die Ausstellung findet in Verbindung mit dem Maria-Lassnig-Preiss statt, der 2019 an Sheela Gowda verliehen wurde.
Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit einer Bildauswahl von Sheela Gowda sowie Texten von Eva Huttenlauch und Janaki Nair (deutsch/englisch) im Steidl Verlag.
Wenn die Corona-Krise wieder vorbei ist – man kann nur hoffen, dass es nicht mehr allzu lange andauert, dann freue ich mich, die Ausstellung live vor Ort zu sehen.
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