bis 10. Mai 2020 in der Albertina in Wien
In der Albertina in Wien läuft die Ausstellung „Die frühe Radierung von Dürer bis Bruegel“.
Gezeigt werden 100 Exponaten in der Ausstellung die einen Einblick in die Frühzeit dieser faszinierenden Technik geben. Es werden nicht nur berühmte Werke gezeigt, sondern der Besucher bekommt auch einen Einblick auf die ganze Bandbreite der Radierung und die Experimentierfreudigkeit seiner Meister. Geätzte Rüstungsobjekte, Zeichnungen und Druckplatten machen die Raffinesse dieses Druckverfahrens anschaulich. Ein Einblick in die Frühzeit dieses Mediums, das die gesamte Kunstwelt revolutionierte.

Radierung © The-Metropolitan-Museum of Art, New York
Hopfers Werk „Tod und Teufel überraschen zwei Frauen“, hat den Touch eines Tatortes. Was hat der Tod und der Teufel vor? Eine Dame hochschwanger und die linke Dame hält ein Gefäß in der Hand. Etwas verbotenes? Eine makabrere Szene, aber in der Zeit des 16.Jhd. vielleicht nichts Ungewöhnliches, da die Sterberaten hoch waren. Hopfers Druckgrafiken waren sehr beliebt.
Daniel Hopfer war Mitglied der Schmiedezunft und eröffnete eine Werkstatt für Waffenätzungen. Angeblich gibt es jedoch nur zwei Ätzarbeiten, die nachweislich von Daniel Hopfer stammen und signiert wurden. Es handelt sich um ein Schwert, das sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet. Ein Turnierschild in der Armeria Real in Madrid.
Hopfer setzte diese Grundlagen der Technik, die sich in den Werkstätten von Waffenätzern entwickelte, nicht nur für Waffen- und Rüstungszier ein, sondern er begann damit auch das Anfertigen von Druckgrafikvorlagen. Diese eisernen Druckplatten waren länger verwendbar als die kupfernen. Hopfer war der Erfinder der Ätzradierung.
Unter den Pionieren des neuen Mediums sind einige der größten Künstler der Renaissance wie Albrecht Dürer, Parmigianino und Pieter Bruegel der Ältere.
Was bedeutet Radierung und was ist Radierung? Radierung (von lateinisch radere „kratzen, wegnehmen, entfernen“) bezeichnet ein grafisches Tiefdruckverfahren der künstlerischen Druckgrafik. Die Radierung ist eine Form des Tiefdrucks, die prinzipiell in zwei verschiedenen Techniken zur Anwendung kommt. Die Techniken der Kaltnadel- und Strichradierung umfassen noch viele Varianten, die insbesondere bei der Ausführung flächiger Farbaufträge zur Anwendung kommen.

Albrecht Altdorfer, um 1480 geboren vermutlich in Regensburg (genaue Aufzeichnungen sind nicht bekannt). Er war der Hauptmeister der „Donauschule“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Donauschule) an der Schwelle von der Gotik zur Renaissance. Er war ein Deutscher Maler, Kupferstecher, Holzschneider und Baumeister.
Als Albrecht Dürer um ca. 1520 die Technik der Radierung bereits wieder aufgegeben hatte, begann mit Albrecht Altdorfer (um 1485-1538) eine neue Generation von Künstlern in der Radierung zu arbeiten. In den Niederlanden hat man zu diesem Zeitpunkt bereits zu Kupferplatten gegriffen, die deutschen Radierer hielten jedoch an der Verwendung von Eisenplatten fest.
Es gelang ihnen jedoch, die Möglichkeiten der Radierung motivisch, stilistisch und technisch noch intensiver auszuschöpfen. So führte Altdorfer etwa mit der Landschaftsdarstellung ein neues Thema in die Druckgrafik ein – eine Gattung, die in ganz Europa eine enorme Nachfolge fand.
Altdorfers Radierung „Die kleine Fichte“ ein Meisterwerk der Radierung? Betrachtet man die Fichte etwas näher, sieht man eine alte verwitterte, aber keinesfalls kleine Fichte. Auf der rechten Seite, hängt auf einem Ast, ein kleines Bild. Handelt es sich hier um ein Heiligenbild? Altdorfer war bekannt für Heiligenbilder, aber in diesem Werk ging es ihm nicht um das Sichtbare, sondern einfach das Einfangen einer Stimmung.

Juste de Juste (*1505) war ein französisch-italienischer Bildhauer, Grafiker in Radierung. Er war ein Mitglied der Betti-Bildhauerfamilie aus der Nähe von Florenz, die in Frankreich als Juste-Familie (wanderten nach Frankreich aus) bekannt wurden.
Justes größere Serien von Radierungen sind die „Menschenpyramide“, insgesamt sind es siebzehn Radierungen nackter oder écorché (enthäuteter) männlicher Figuren. Siehe o.a. Bild: alle Figuren sind in einer Kletterposition, sind muskulös und ihre Gesichtsausdrücke zeigen verängstigte Grimassen. Die Körper und deren Muskulatur ist so exponiert, dass es den Anschein hat, als seien sie enthäutet.

Lucas von Leyden (* Ende Mai/Anfang Juni 1494 in Leiden) war ein niederländischer Maler und Kupferstecher der Renaissance. Die Beschäftigung mit der Radierung war nur ein kurzes Intermezzo.
In den Niederlanden wurde erstmals Kupfer als Material für Radierplatten verwendet. Kupfer ist für Rost und Korrosion weniger anfällig als Eisen. Der erste Künstler überhaupt, der in Kupfer radierte, war Lucas van Leyden.
Die Darstellung des Heiligen Römischen Kaisers Maximilian I., entstanden zum Gedenken an seinen Tod im Jahr 1519, gilt als technisch innovativstes Werk von Lucas van Leyden. Es zeigt, wie zum ersten Mal in Europa ein Künstler die Techniken des Ätzens und Gravierens kombinierte. Der Künstler gravierte Maximilians Gesicht mit sehr feinen, scharfen Linien, aber die weniger starren und etwas lebhafteren Striche im Rest der Komposition wurden geätzt.
Die Ausstellung in der ALBERTINA widmet sich der Radierung von ihren Anfängen in der Dürerzeit bis in die Epoche Bruegels, als in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Frankreich mit dieser Technik experimentiert wurde. Geätzte Rüstungsobjekte, Zeichnungen und Druckplatten machen die Raffinesse dieses Druckverfahrens anschaulich.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Metropolitan Museum in New York
Wer sich mit Grafik und deren Techniken gerne befasst, ist die Ausstellung fast ein MUSS.
https://www.albertina.at/ausstellungen/die-fruehe-radierung-von-duerer-bis-bruegel/
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