
2019 wechselt das OK Kulturquartier vom HÖHENRAUSCH zum SINNESRAUSCH (hier geht es um Wahrnehmung)
Hauptaugenmerk liegt auf Punkte, Linien und sphärische Blasen, die sich bewegen, spannen und sich über ganze Räume stülpen. Ein Punkt geht spazieren, eine Linie gilt als Leitfaden, die Sphäre der Sinne und alles ist in Bewegung.
Das sind meine Highlights in dieser Ausstellung:
Der erste Raum dieser Ausstellung wird vom Künstler Achim Freyer bespielt und er bringt den Raum in seiner theatralen Installation „auf den Punkt“. Das Projekt nennt sich „Verschüttungen – die Dekade des Pythagoras, 2019“. Eine schwarze schräg gestellte Wand verweist auf Punkt-Elemente die auf die Namen Erde, Schwefel, Quecksilber, Mond, Feuer, Salz und Luft hinweisen. Inspiriert wurde er von Pythagoras (er befasste sich mit dem antiken griechischen Philosophen und Mathematiker), der mit zehn Punkten in Dreiecksformation sowohl das Dezimalsystem als auch die Welt hierarchisch-mathematisch definiert hat, inszeniert er räumliche „Verwehungen“ aus Punkt, Linie, Farbe und Täuschung. Auf die Frage hin ob die Erde (im Universum ebenfalls nur ein Punkt) für ihn als Ausgangspunkt für seine Arbeiten war. Exakt, es war der Ausgangspunkt für seine zahlreichen Arbeiten, die er immer weiterentwickelte.


Freyer wurde 1934 in Berlin geboren, studierte Grafik und war Meisterschüler für Bühnenbild von Bertold Brecht. Als bildender Künstler war er zweifacher documenta Teilnehmer und ist auf vielen internationalen Ausstellungen vertreten. Achim Freyer lebt und arbeitet in Berlin. https://www.achimfreyer.com/

Eine sehr interessante Videoinstallation ist die Arbeit von William Forsythe mit dem Titel „City of Abstracts, 200“ Der Künstler 1949 in New York geboren, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
William Forsthe konzipierte für das OK Kulturquartier eine interaktive Videoinstallation und nähert man sich der interaktiven Installation, so wird der Körper (BesucherInnen) auf eine Videowand projiziert und durch die Bewegung entsteht ein Tanz in Form von Linien und abstrakten Formen. Die Installation lädt dazu ein, mit ihr zu spielen und durch eigene Bewegungen des eigenen Körpers eine gemeinsame, spontane Choreografie zu schaffen.
William Forsythes gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Choreografen und Tänzer. „Choreografische Objekte“ nennt er seine interaktiven Skulpturen, welche die Grenzen zwischen den Disziplinen digitale Kunst, Installation, Plastik, Performance und Tanz verschwimmen lassen.
https://www.williamforsythe.com

Urgent.Agency „Common Clearings, 2019“
Für die OK hat das Designstudio eine eigenartige Installation geschaffen. Es handelt sich um rote Stoffbahnen die wie Vorhänge auf Trägern auf dem Dach der OK installiert wurden und so schafft es eine Komposition mit wehenden und sich optisch überlagernden Stoffbahnen eine Welt aus Farbe. Bewegt man sich selbst durch die Stoffbahnen, ergibt dies ein eigenartiges Gefühl einer gewissen Freiheit und doch wieder nicht. Man könnte auch darinnen verweilen, ein Buch lesen, seinen Gedanken nachhängen oder…? Es ist wie eine Kollektive Lichtung die sich auf die Suche nach einem gemeinsamen, freundlichen Ort, um sich im übertragenen, aber auch wörtlichen Sinn zu (ver-)sammeln.
Urgent.Agency arbeitet als interdisziplinäres Designstudio in Kopenhagen und Oslo. Zu den Projekten von Urgent.Agency gehören Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, Strategie, Stadtplanung, Markenindentität, Grafikdesign, Raumgestaltung, Bücher und Kommunikationsarbeit – oft auch in Kombination untereinander. www.urgent.agency.
Gianni Colombo Spazio Elastico, 1967-1968 Elastische Schnüre, Schwarzlicht, elektrische Motoren Dimensionen variabel

Ein eigenartiges Gefühl löst ein weiterer Raum beim Besucher aus, man betritt eine dunkle Kabine in der sich ein UV-Licht reflektierendes Raster aus Fäden, das mechanisch betrieben und bewegt wird, zwischen Wand, Boden und Decke, spannt. Dieses fluoreszierende Fadennetz verändert sich durch die Bewegung so dass dieser Raum selbst in Bewegung gerät und somit „elastisch“ wird.
Durch die stete Verformung dieses Netzes aus Lichtlinien tauchen die BetrachterInnen in einen sich unablässig neu definierenden Raum ein.
Gianni Colombo war einer der bedeutendsten Vertreter der kinetischen Kunst in Italien und Mitbegründer der Gruppo T deren Anliegen es war, tempo („T“), also die Zeit, aber auch das Publikum mittels Bewegung einzubinden. Mit seinem Ambiente – betretbaren Räumen mit schiefen Böden und Säulen -, Bariestesie (Treppen) oder den Spazi elastici konzentrierte sich Colombo ab 1964 zunehmend auf die räumliche Wahrnehmung. *1937 in Mailand/It, + 1993 in Melzo/I T, lebte und arbeitete in Mailand und Wien/AT http://www.archiviogiannicolombo.org/en/ Marino Apollonio Spazio ad Attivazione Cinetica, *1966 – + 2015
Ein überdimensionales optisches Phänomen, das aus nächster Nähe zu betrachten und zu nutzen ist, entfaltet seine optische Wirkung erst durch die unterschiedlichen Blickwinkel.


Op-ART ist die in den 1950er-Jahre entstandene Kunstrichtung, die optische Täuschungen durch musterähnliche Wiederholungen entstehen lassen. Marina Apollonio zählt zu den Pionierinnen der Op-Art. Für den Sinnesrausch wurde dieser konzentrische Kreis installiert, der die Perspektive von oben auf das Schwarz-Weiß GEHALTETE GRAFISCHE Muster den Sehsinn herausfordert.
Beim Betrachten geraten die schwarzen Linien vor der leuchtend weißen Grundfläche scheinbar in Bewegung. Die grafische Textur der Boden-Installation aktiviert sich ins Räumliche und wirkt wie eine fließende, elastische Welle.
Mit einfachen Mitteln schafft die Künstlerin auch hier Strukturen, die sich vor den Betrachterinnen in dynamische Bilder verwandeln. Schwarz-weiß flimmernd, gipfelt die physikalische Wirkung des Bewegtbilds in Nachbildern, die direkt auf das Bewusstsein einwirken. Die italienische Künstlerin entwickelt elementare Formen, die sich gegeneinander verschieben und überraschende Bewegungs- und 3D-Effekte somit auslösen. *1940 in Triest/IT, lebt und arbeitet in Venedig/IT https://arthive.com/artists/78084~Marina_Apollonio/works
NUMEN / FOR USE Tube Linz 2019
Begehbare Installation Auftragsarbeit OÖ Kulturquartier
Die BesucherInnen werden bei TUBE Linz zu Akteurinnen, die sich in einem Geflecht aus Linien neue Perspektiven erschließen und in der gemeinsamen Bewegung miteinander „vernetzen“.


Raumergreifend hat sich das Konstrukt aus Sicherheitsnetzen wie ein Parasit in der Stahlstruktur des voestalpine open space eingenistet und verwandelt ihn in ein sinnliches Erlebnis, das allerdings körperlichen Einsatz verlangt: Hier darf geklettert werden! Tunnelartige Gänge führen zu organisch anmutenden Kammern, Orten der Kontemplation, die das Gefühl des freien Schwebens suggerieren. Hoch hinauf führen die grobmaschigen Schläuche und eröffnen von dort wiederum unbekanntem, neuem Blickwinkel.

Numen/For Us ist ein Kollektiv, das in den Bereichen Konzeptkunst, Szenografie, Industrie- und Raumgestaltung sowie Kunst arbeitet. Seit 2008 konzentriert es sich auf die Konfiguration von Objekten und Konzepten ohne vordefinierte Funktion, was hybriden und experimentellen Arbeiten.
*1998 gegründet, Sven Jonke Berlin/DE; Christoph Katzler Wien/AT und Nikola Radeljkovic ZagrebK/HR http://www.numen.eu/
Beginnen sie mit dem Punkt und spazieren sie mit ihm zur Linie und diese Linie führt wiederum als Leitfaden durch die Ausstellung. Die Ausstellung ist auf alle Fälle SEHENSWERT, sie bereuen es nicht, wenn sie sich diesem SINNESRAUSCH hingeben.
Liebe Christa, mit Deiner story große Lust auf die Ausstellung gemacht! Super beschrieben. Liebe Grüße Monika
Von meinem iPad gesendet
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Hallo Monika, vielen Dank, die Ausstellung ist wirklich sehr interessant. Würde dir sicher auch gefallen. Wünsche dir noch einen schönen Abend, lg. Christa