di cuoio come forma artistica? Leder als Kunstform ?

Ein Interview mit dem Künstler Markus Damini

Den Südtiroler Künstler Markus Damini lernte ich durch Zufall in Brixen kennen. Mir fiel sein Atelier auf und in der Auslage wurden wunderschöne Lederarbeiten präsentiert. Neugierig wie ich nun bin, ging ich in das Atelier und fing mit dem Künstler ein Gespräch an. Wir sprachen über seine Arbeiten und so entschloss ich mich, dieses Jahr bei meinen Brixen Besuch ein Interview zu starten.

Der Künstler / Foto: © Markus Damini

Foto: © Künstler Markus Damini

Linossiartstory: Sie sind geborener Südtiroler und leben und arbeiten in Brixen. Lt. meinen Recherchen haben sie die Staatliche Kunstschule in Trient absolviert und sich dann in den 70er Jahren das Kunsthandwerk der Lederverarbeitung Autodidakt beigebracht.

Markus Damini: Das stimmt nicht ganz, ich habe nach einem Jahr das Studium unterbrochen; denn das Studium war generell nicht unbedingt meines. Ich war damals ein Rebell und tat so ziemlich das Gegenteil von dem was die etablierte Gesellschaft predigte. Ich mietete eine Wohnung in Trient und arbeitete zusammen mit einem älteren Freund (dieser hatte bereits Familie). Wir gründeten so eine Art Hippie- Kommune. Ich arbeitete als Lederhandwerker und spielte auch in einer Musikband.

Linossiartstory: Wer oder was hat sie dazu inspiriert sich mit Leder auseinander zu setzen?

Markus Damini: Leder begleitete mich seit meiner frühen Jugend. Hier wurde bereits der Grundstein für etwas kreatives Handwerkliches gelegt, die Richtung ging ins Lederhandwerk. Das Leder durch seine immense Gestaltungsmöglichkeiten, war der Ausgangspunkt und ein ideales Material, wo auch Kreativität gefragt war.

Auschnitt_Lederbild

Foto: © Markus Damini

Linossiartstory: Nach weiteren Recherchen konnte ich herausfinden, dass Ihre Motive, immer aus der Natur entnommen werden. Wie können so psychologische und philosophische Überlegungen und Assoziationen entstehen?  Warum eigentlich?

Markus Damini: Ganz einfach: weil wir selbst aus der Natur stammen und ich glaube, dass alles (uns inbegriffen) Eins ist.

Linossiartstory: Wie sieht ihr Arbeitsplatz aus und welche Werkzeuge bzw. welches Equipment benützen sie bei ihren Arbeiten?

Markus Damini: Ich habe einen uralten Weinkeller in Brixen gemietet, welcher gleichzeitig als Atelier und als Ausstellungsraum dient. Ich verwende verschiedenes Werkzeug da ich unterschiedliche Techniken anwende. Z.B. für die Lederverarbeitung verwende ich hauptsächlich einen Punzen.

Linossiartstory: Ein Punzen ist doch ein Schlagstempel zur Metall- und Lederverarbeitung. Das Wort kommt doch aus dem lat. punctio; „das Stechen“?

Markus Damini: Es ist ein leicht abgerundeter Eisenstift mit einem Holzgriff mit dem ich meine Zeichnungen im Leder eindrücke. Weiteres verwende ich auch selbst hergestellte Farben.

Linossiartstory: Wie tasten sie sich an neue Projekte heran und was sind ihre ersten Schritte? Ideen, Inspiration, Umsetzung etc.?

Markus Damini: Ich lasse mir Zeit und arbeite vorerst an Proben. Die Werke sollen organisch entstehen. Streng technische Ausführungen und Zufall können sich in einer spannenden Wechselwirkung gegenseitig befruchten. Das Bild ist ja im Grunde ein Spiegelbild, ein Mikrokosmos meines selbst der somit auch Ordnung und Chaos enthält.

Linossiartstory: Die 0 bzw.oder die Buchstaben IO spielen in ihren Arbeiten eine große Rolle! Warum eigentlich? Sind es mathematische Hintergründe oder weil Mathematik eng mit der Kunst verbunden ist? Wie z.B. in der Musik?

Markus Damini: Die 1 und die 0 sind elementare Zahlen, die für mich die Polarität in der ich und wir alle leben, ausdrücken. Das Spiel der Kontraste ist die Art der Wahrnehmung unserer Welt und somit auch meine bewusste Ausdrucksform. In dieser „Welle“ zwischen 1 und 0 oder – Voll und Leer – bewegt sich ein immenses Spektrum der Farbnuancen und Formen, das man sich wie ein Tanz von unendlich vielen Einsern und Nullen vorstellen kann. Die Eins und Null hat aber noch eine große Ähnlichkeit mit den Majuskelbuchstaben IO. Im italienischen heißt ich „io“. Die Polarität und das ich ist als eine untrennbare Einheit zu sehen. Das Werk – das Bild bin ich; das „Ich“ ist ja eine geistige Entität. Die Wahrnehmung der Farbpigmente oder der Formen entsteht durch elektromagnetische Wellen , die als ein Spektrum von Einser und Nullen oder von Plus und Minus übersetzt werden können. Die Größenordnung der Kraft, die die 1 und 0 in sich birgt, beweist die heutige Zeit, in der eine komplett neue komplexe Welt erschaffen wird. Durch Maschinen die aus der Übersetzung von 1 und 0 Worte Bilder und auch Formen entstehen lassen. Die Technik kopiert die Natur. Man versucht den Computer wie das Gehirn zu machen; aber noch kein Wissenschaftler hat je einen einfachen Grashalm erschaffen. Für mich bleibt immer noch die primäre Natur das Vorbild des Absoluten.

Linossiartstory: Sie arbeiten auch an wunderschönen Lederaccessoires wie z.B. Taschen und Gürteln! Hier gefallen mir ihre Gürtel sehr gut. Was war die Inspiration Taschen und Gürteln zu kreieren?

Foto: © Markus Damini

Foto: © Markus Damini

Markus Damini: Die vielseitige Anwendungsmöglichkeit des Leders ermöglichen es mir, verschiedene Gegenstände herzustellen. Das Leder ist ein edles Material und ich sehe meine Lederaccessoires als Schmuckstücke die auch praktisch sind und sogar, mit der Zeit eine andere – “durchlebte” Schönheit erhalten. Das Handwerk ist im Grunde eine andere Form der Kunst. Meine Taschen entstehen auf folgende Weise: ich zeichne und bemale große Lederteile,   zerschneide diese Bilder nachträglich mittels Schablonen zu Taschenteilen, die ich dann variabel zusammennähe. Auf diese Art entstehen interessante und unvorhergesehene Resultate.

Tasche_Bild

Foto: © Markus Damini

Linossiartstory: Sie stellen nicht nur Bilder als Ledereinlegearbeiten her, sondern arbeiten auch mit Öl- und Acryl, wobei sie hier Rindsleder bemalen.

Markus Damini: Die Materie ist mein Spielfeld, Materialien wie Leder, Glas, Metall, Sand oder Wachs haben ganz besondere Wirkungen; sie sind aber auch schwierig zu verarbeiten, da jedes Material anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Z. B. das Wachs ist besonders schwierig da es in der Bearbeitung extrem sensibel auf Wärme reagiert. Alle diese Werke mit Materialien bezeichne ich mit dem zweideutigen Titel : „durch die Materie“.
Linossiartstory: Ihre Werke signieren sie mit den Majuskelbuchstaben IO warum und was bedeutet dieser Majuskelbuchstabe für sie überhaupt? In der Typografie handelt es sich um einen Fachbegriff für die Großbuchstaben des Alphabets und im italienischen heißt „ ich“ IO.

Markus Damini: Das IO (italienisch), auf Deutsch „Ich“ ist wie ein geistiger Spiegel: jeder nennt sich mit diesem Namen und meint aber nur sich selbst und am besten…wenn man ins eigene Spiegelbild schaut.

 Linossiartstory: Die Arbeit „Der Betrachter und das Betrachtete“, ( Rindsleder bemalt ) ist auch sehr interessant. sind es Augen, die den Betrachter anblicken?

Der Betrachter

Der Betrachter / Foto: © Markus Damini

Markus Damini: Das Bild ist ja auch ein „Spiegel“ indem der jeweilige Betrachter eine Resonanz oder eine Abstoßung entdeckt findet er/sie eine Zuneigung oder eine Abneigung zum Werk. Die linearen Zeichen die ich einsetze, können vielseitig gesehen werden; mit Bildern kann man eben mehr andeuten, als mit Worten.

Linossiartstory: Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?

Markus Damini: Seit Kurzem arbeite ich mit einer neu eröffneten Kunstgalerie zusammen, die Galeria Salvatore in Hall in Tirol.

Linossiartstory:  Ich bedanke mich für das nette offene Gespräch und wünsche alles Gute für die Zukunft.

Lieber Leser, sollten sie noch mehr über Markus Damini‘s Kunst erfahren wollen, dann klicken sie einfach auf die Website von Damini http://www.io-damini.it/    Es lohnt sich, seine Website anzusehen.

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